01.09.2023
Mein erster Urlaubstag beginnt am Stall. :-)
Am Spätnachmittag gehts dann mit meinen beiden Jungs für 1,5 Stunden ins Gelände - Amor begleitet Willi und mich als Handpferd. Den steilen Anstieg am Anfang des Ausritts meistern beide vorbildlich. Sie sind halt einfach fit. *freu* Dafür werden wir oben wie immer mit einem gransiosen Ausblick Richtung Schwarzwald belohnt.
Unterwegs träbeln wir ein paarmal und galoppieren auch einmal kurz, so daß wir insgesamt 8,5 km unter die Hufe nehmen.
Dafür gibts für den Schwarzen am Stall wieder eine Dusche. Das Mörchen hat kaum geschwitzt.
02.09.2023
Claudia geht mit Willi 1,5 Stunden ins Gelände.
Die Pferde haben sich an die neue Futtersituation schnell gewöhnt: tagsüber haben sie Zugang zu Weide Nr. 1 mit viel frischem Grün, nachts über dürfen sie auf Weide Nr. 3 noch Reste knabbern und haben an verschiedenen Stellen Zugang zu Heu ad libidum.
Ich hoffe, daß uns das trockene Wetter nun einige Zeit erhalten bleibt, damit wir alle Weiden nochmals schön beweiden können.
03.09.2023
Am Vormittag gehts mit zwei munteren Rössern ins Gelände: Willi läuft artig vor der Kutsche, Amor begleitet uns als Handpferd.
Da die Temperaturen im Wald sehr angenehm sind, traben wir heute sehr, sehr viel. Insgesamt über die gesamten 1 3/4 Stunden rund 30 Minuten, quasi alle längeren Strecken, wo das Geläuf entsprechend taugt. Da kommt der Schwarze zwar ziemlich ins Schwitzen, hat aber gleichzeitig ein gutes Training auf den heutigen stark 10 km.
Ich muß heute nur mal wieder recht häufig von der Kutsche springen und mich mit dem Mörchen hinter ihr einordnen, weil doch recht viele Spaziergänger und Radler unterwegs sind.
Leider verlieren wir irgendwo unterwegs eine Hufglocke, die Willi an den Hinterbeinen über den Hufschuhen trägt, damit er dort nicht allzu viele Steinchen einsammelt. Also drehen wir am Rittnerthof vorbei eine kleine Runde und fahren den nahezu identischen Weg zurück - zum Glück: da liegt die Hufglocke. :-)
Wieder am Stall gibts für den Schwarzen wieder viel nasses Naß, damit der Schweiß aus dem Fell gewaschen wird. Dann entfleuchen die Pferde auf die Weide.
Wir nehmen uns heute das Kütschchen und Willis Geschirr vor: die Kutsche bekommt einen Vollwaschgang, wird komplett abgespritzt und trockengewienert, dann gibts von Gerret einen neuen Farbanstrich, der das Holz schön imprägniert. So ist sie fit für die nasse Jahreszeit. Ich mache mich derweil über das Geschirr her, wasche es ab, beseitige alle Schweißflecken und lasse alles schön mit viel Lederöl ein.
04.09.2023
Sarah D geht mit dem Mörchen am Abend eine Stunde spazieren.
05.09.2023
Das Schwarztier wird am Abend eine halbe Stunde lang von Claudia an der Longe bespaßt.
06.09.2023
Heute möchte ich mal ausprobieren, wie sich der Schwarze auf Stange reiten läßt. Ich ziehe ihm seine Postkandare an, die ich normalerweise immer zum Abschleppen der Weide nutze.
Das Aufwärmen an der Hand und die großen gebogenen Linien unter dem Sattel funktionieren wie immer. Bei aufgenommenem Zügel frage ich die Schlangenlinien durch die ganze Bahn mit Volten ab und achte sehr genau auf die korrekte Stellung und Biegung und freue mich, daß ich sooo viel und gut spüren kann, was sich da so unter mir tut. Wenn ich da so an frühere Jahre zurückdenke... ;-)
Der Trab ist etwas lose, weil mir Willis Energie in der Hinterhand fehlt. Deshalb baue ich viele, viele Halt-Rückwärts-Antreten-, Schritt-Trab- und letzten Endes dann auch Trab-Galopp-Übergänge ein. Das macht das Schwarztier etwas munterer und geschmeidiger. Allerdings habe ich nach wie vor das Gefühl, daß da irgendwas hakt und Willi schon mal besser im Flow war. Der Rechtsgalopp fühlt sich insoweit nämlich gut an, der Linksgalopp gar nicht. Hier hebt er sich deutlich heraus, wuchtet sich mit dem Unterhals vorwärts und tut sich gaaanz schwer. Mmmh...
Als Physio-Therapie frage ich ein wenig die Seitengänge Schulterherein und Travers auf beiden Händen ab, die auch - mit Stange - einhändig geritten, gut gelingen. Aber auch danach ist der Linksgalopp nicht wirklich besser. Also, nach wie vor: ich bin froh, wenn die Osteo endlich aus dem Urlaub zurück ist.
Einen großartigen Unterschied zwischen Stange und der sonst genutzten einfach gebrochenen Knebeltrense kann ich nicht feststellen.
Auf Wunsch von Gerret bekommen wir am heutigen Vormittag 6 qbm 0,8er Sand-/Kies-Gemisch geliefert, damit der Paddock noch vor dem Winter gut aufgefüllt ist. Bei knapp 30° schippeln und schippeln und schippeln wir...
Zwischendrin mache ich mal Pause und rechne nach, wie viele Tonnen das eigentlich sind. Und stelle fest, daß ich das eigentlich gar nicht so genau wissen will... ;-) Ok: es sind 10 t.
Und wie das immer so ist, wenn man sich gut um die Unterbringung seiner Rösser kümmern möchte: man sieht es einfach nicht:
07.09.2023
Während Gerret letzte Hand ans Gärtchen legt und nochmals den Rasen mäht, habe ich endlich, endlich, endlich mal wieder eine Reitstunde bei Annette. Ich habe heute mal wieder die Baucher-Trense eingeschnallt, weil Willi mit dieser immer gerne viel kaut und sich somit Verspannungen besser lösen könnten.
Ich bin schon frühzeitig auf der Reitwiese, wärme den Schwarzen an der Hand auf und lasse ihn sich gemütlich unter dem Sattel warmschritteln. Als Annette kommt, wiehert ihr Willi freudig entgegen. :-) Wie nett! :-)
Wir beginnen mit der Arbeit auf dem Zirkel. Ich soll Willi etwas mehr schließen, die Hinterhand herantreiben und ihn vorne aufnehmen. Recht schnell hat Annette unsere aktuellen Probleme erfaßt: das Schwarztier fällt immens auf die rechte Schulter, ich zupple wie verrückt am linken Zügel. Also wenden wir uns vielen verschiedenen Lektionen zu, die das etwas mildern können: z. B. Zirkelverkleinern und wieder -vergrößern, Viereckverkleinern und wieder -vergrößern, Schenkelweichen entlang der Bande oder auf halben Volten (eine halbe Volte schaut das Pferd in die Volte, eine halbe Volte nach außen). Dadurch verbessert sich Willis Gang enorm, was gut für mich fühlbar ist. Zudem befeuert mich Annette mit immens vielen Sitzkorrekturen.
Zum Abschluß schauen wir uns noch den Galopp an. Der könnte mehr nach vorne und nicht nur in die Höhe gesprungen sein. Nach dem Rechts- ist der Linksgalopp dran. Und nach einer Runde und Annettes trockenem Kommentar, daß ich halt auch mal den linken Zügel loslassen muß, damit das Pferd vorwärts kann........ - kann Willi auch ohne Probleme links galoppieren. Hach ja. ;-)
So, und damit sind wir erst mal weg und im Urlaub.
08.09.-16.09.2023
Wir machen Urlaub in Südtirol.
Vorab gehts für eine Nacht nach Verona, weil wir uns dort in der Arena die Oper Aida anschauen. Naja, die Akkustik hat deutlich zu wünschen übrig gelassen. Der Gesang war ganz gut - wenn man ihn denn einmal gehört hat. Das Bühnenbild war gruselig modern und somit nahezu nicht vorhanden. Und den Triumphmarsch hat man aufgrund des vielen Fußgetrappels auf der Bühne kaum gehört. Soifzt. Fazit: brauche ich nicht nochmal. Da lohnen sich die Bregenzer Festspiele deutlich mehr.
In Südtirol haben wir zwei der Messner Mountain Museums besucht. Gleich am ersten Tag unseres Urlaubs gings auf den Kronplatz und zum dortigen "Corones", das dem Thema Bergsteigen gewidmet ist. Das Museum fügt sich durch seine Architektur wunderbar in die Landschaft ein und stört so nicht. Trotzdem hat man von innen tolle Aus- und Einblicke.
Nachdem es mit der Seilbahn auf dem Kronplatz hinauf ging, sind wir den Abstieg per pedes angegangen - 1.351 Höhenmeter abwärts. Uff. Knie und Oberschenkel waren deutlich zu spüren...
Am nächsten Tag ging es wieder hoch hinaus: auf die gut 2.500 m hohe Seceda. Dort sind wir einen Tag lang knapp 500 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter gewandert, haben wunderherrliche Ausblicke bei bestem Wanderwetter auf die Seiseralm, den Lang- und Plattkofel, und die Sella-Gruppe genossen.
Da uns das gute Wetter dann etwas verlassen hat, ging es am nächsten Tag nach Bozen, wo wir das Firmian, das nächste Messner Mountain Museum, besucht haben, das sich in Burg Sigmundskron befindet und die Beziehung Berg-Mensch thematisiert.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich diese Museen in Ruhe anzuschauen. Sie sind mit soviel Wissen und Liebe zum Detail eingerichtet und strahlen eine ganz eigene Stimmung aus, so daß man dort wesentlich länger zubringen möchte.
Obwohl das Wetter am nächsten Tag nicht so gut vorhergesagt war, waren wir mutig und haben dennoch den Aufstieg direkt von unserem Urlaubsort Barbian hinauf zu Dreikirchen gewagt. Es blieb trocken, und so konnten wir nach einem anstrengenden Aufstieg gemütlich zu den Barbianer Wasserfällen wandern und von dort wieder hinab nach Barbian absteigen.
Vor allem der Abstieg war nicht einfach - es war durchaus gute Trittsicherheit notwendig.
Aber alles hat gut geklappt, und so konnten wir dann auch am nächsten Tag zur letzten Wanderung aufbrechen. Diesmal ging es wieder in Richtung Bozen, allerdings hinauf auf den Santner und über die dortige Alm über Jenesien.
Dort kamen uns auch die ersten Haflinger mit Fohlen entgegen galoppiert, die dort oben den Sommer genießen. Zwischen den vielen Wiesen ging es zur Kirche St. Jakob und zur Einkehr beim Langfenn, wo es endlich Knödel-Tris zum Essen gab.
Zurück über den Gschnoferstall hatten wir dann nochmals viele schöne Ausblicke nach Bozen, wenngleich das Wetter sich dann doch ziemlich zugezogen hatte.
Am Reitstall Edelweis haben wir dann endlich auch zwei Noriker zu Gesicht bekommen und uns lange mit dem Besitzer unterhalten.
Dann ging es wieder nach Hause.
Amor und Willi wurden derweil prima von Claudia und Hannah versorgt.
17.09.2023
Die Jungs haben die Zeit ohne uns recht gechillt mit 24-stündigem Weidegang verbracht.
Heute gehts dann also mal wieder los: der Schwarze wird vor die Kutsche gespannt, das Mörchen begleitet ihn als Handpferd. So sind wir am späten vormittag starke zwei Stunden unterwegs und nehmen dabei 12,5 km unter die Hufe.
Willi trägt heute erstmals die endlich passenden Hufglocken über den Hufschuhen an den Hinterbeinen, so daß er sich dort keine Steinchen mehr einfangen kann. Prima, zumindest dieses Problem ist mal gelöst. :-) Außerdem ist er richtig fit und zieht auch am steileren Berg richtig an. Das Mörchen hält super mit.
18.09.2023
Ab sofort haben wir mehr Power auf dem Dach: die Schlagkraft unserer Solaranlage wurde von bisher 200 W auf 400 W verdoppelt. Damit dürften wir auch über den Winter ausreichend mit genügend Strom versorgt sein. Zuletzt wurde es auf die Wintersonnenwende immer doch etwas knapp, wenn man nicht nur Licht für die Stallarbeit, sondern auch für etwas Bespaßung der Pferde nutzten wollte.
Sind wir mal gespannt. :-)
19.09.2023
So hat der Urlaub angefangen, so endet er auch: nach der Stallarbeit und einem gemütlichen Frühstück im Gärtchen schwinge ich mich aufs Schwarztier und nehme das Mörchen wieder als Handpferd mit. Ich will heute eine mir empfohlene Galoppstrecke beim Rittnerthof erkunden.
Die Jungs sind munter und zuckeln fröhlich dahin. Nach einem ersten Anstieg von gut 80 Höhenmetern kommen wir an einer Kuhherde vom Nachbarn vorbei - das erzeugt in mir etwas Südtirol-Feeling. ;-)
Auf dem Weg zu besagter Galoppstrecke bin ich mal wieder stolz auf meine zwei coolen Rösser: als ich gerade mein Handy wegstecken will, auf dem ich nach dem Weg geschaut habe, und simultan bemerke, daß sich der Führstrick vom Mörchen gerade unter meinem Steigbügel verheddert hat, knackt und rauscht es direkt neben uns im Wald: da ist wohl ein kleinerer Baum umgestürzt. Während Amor das überhaupt nicht juckt, nimmt der Schwarze nur den Kopf hoch, horcht aufmerksam, läuft aber auch artig weiter. Uff. :-)
Die von mir auf der Karte ausgeguckte Galoppstrecke entpuppt sich anschließend als Schotterweg. :-( Ich vermute allerdings, daß damit ein Parallelweg weiter gemeint war. Also gut, den werden wir das nächste Mal probieren.
Als wir am Rittnerthof vorbei kommen, sind einige Wege gesperrt: der Forst BW bemüht sich angeblich um eine "Ertüchtigung" des von Erholungssuchenden viel genutzten Weges Richtung Thomashof, so die ausgeschriebene Erklärung. Jooo - wäre mir als diese Wege ständig nutzende Erholungssuchende noch nie wirklich aufgefallen, daß da die Asphaltschicht erneuert werden müsste... Außerdem sieht das eher danach aus, als solle der Weg dazu auch noch deutlich verbreitert werden. Wozu? Damit vier Radler nebeneinander fahren können...? Also wird der Wald wieder einmal mehr versiegelt, damit - wie von mir eher vermutet - die Forstwirtschaft bessere An- und Abfahrtsmöglichkeiten hat. In Zeiten des viel medial hochgespielten Klimawandels mal wieder ein Fingerzeig in Richtung Baumplantage anstatt Pflege eines natürlichen Waldes. :-(
Wir zuckeln weiter, freuen uns zu dritt über die Ruhe und das Vogelgezwitscher und kommen nach stark 1,5 Stunden wieder am Stall an.
Am Abend grillen wir am Lagerfeuer Würstle. :-) Wie schöööön!
20.09.2023
Nach dem ersten Arbeitstag bin ich froh, am Spätnachmittag zum Stall zu kommen - schönes Wetter, blauer Himmel, ruhige Pferde.
Gerret und ich gehen als erstes mit Willi und dem Mörchen für eine halbe Stunde auf die Reitwiese. Wir machen Bodenarbeit und haben uns dazu vier Pylonen in einer Reihe für den Slalom aufgestellt, ein Cavaletti auf niedrigster Einstellung und ein Stangen-L hingelegt.
Nachdem wir einige Runden zum Aufwärmen gelaufen sind und dabei Anhalten und Rückwärtsrichten auf Körpersprache und das seitliche Übertreten abgefragt haben, gehts an die Hindernisse.
Ich nehme mir mit dem Schwarzen zuerst das Cavaletti vor, zunächst an der Hand im Schritt, dann frei im Trab und - jippieh! - zum Schluß auch im Galopp. Willi ist wie immer artig, bleibt auch frei bei mir und trabt schön übers Hindernis. Beim Galopp muß ich ihn zwar etwas anfeuern, aber dann gibt er auch mal richtig Gas und hüpft! Mein 800 kg-Streitross! :-)
Der Slalom in den Pylonen ist auch kein großes Problem. Auch hier starten wir zunächst an der Hand, und ich laufe den Slalom auch noch mit. Anschließend geht das auch frei und auf Körpersprache von mir, so daß ich nur eine Gerade neben den Pylonen herlaufe, während Willi sie in mehr oder weniger großen Bögen umrundet.
Zum Abschluß gehts ans Stangen-L. Da ich mit Willi am Rückwärts meistens seitlich neben ihm stehend arbeite, indem ich meinen Oberkörper zurück lehne, haben wir zunächst ein wenig Verständigungsschwierigkeiten, als ich frontal vor ihm stehe und er so zurück auf Fingerzeig zurück gehen soll. Aber das ist schnell geregelt, und so können wir vorwärts und rückwärts, zum Schluß zwar nicht komplett frei, aber zumindest nicht ständig am Strick korrigierend durch das Stangen-L schreiten. Dann lasse ich ihn noch seitwärts und übers Eck über die Stangen treten, bevor wir Feierabend machen.
Gerret absolviert die Übungen ähnlich mit dem Mörchen, muß ihn aber am Strick behalten, weil das Gras doch zu sehr lockt.
Auch heute grillen wir nochmals gemütlich überm Lagerfeuer.
22.09.2023
In der wettermäßig zwar etwas schwülen, aber ansonsten schöne Mittagspause schwinge ich mich nach dem obligatorischen Aufwärmen an der Hand in den Sattel von Willi und lasse ihn sich mit vielen großen gebogenen Linien lösen.
Der erst Trag gefällt mir gleich recht gut, er ist schon im Vorwärts und fleißig. Allerdings zeigt Willi nach wie vor wenig Bereitschaft, im Genick besser nachzugeben - ich bin auf die Behandlung durch die Osteopathin nächste Woche gespannt.
Ich lasse den Schwarzen im Trab auf jeder Hand mehrmals den Zirkel verkleinern und wieder vergrößern und galoppiere hieraus auch an, was gut gelingt.
Nach einer kurzen Pause am hingegebenen Zügel gehts dann erneut an unsere aktuelle Übung: Schlangenlinien durch die ganze Bahn in drei, später auch in vier Bögen mit zusätzlichen Volten in den Bögen - zunächst im Schritt und dann - juhuuu!!! - klappt es auch erstmals im Trab. Das hört sich zwar recht einfach an, aber da ich auf korrekte Stellung und Biegung achte, daß Willi schön in der Spur und die Hinterhand immer "on" bleibt, ist das eben doch knifflig. Sehr schön!
Zum Abschluß frage ich dann nur noch etwas Schulterherein ab, aus dem wir dann aus der Biegung der Vorhand auf gerader Linie antraben.
Eine sehr schöne, harmonische Einheit!
22.09.2023
Ab morgen haben die Rösser nur noch tagsüber Zugang auf Weide Nr. 2, die wieder schön nachgewachsen ist. Sie dürfen heute Abend schon mal vorfühlen. ;-)
Noch vor dem anstehenden Regenguß gehe ich mit dem Mörchen auf die Reitwiese zum Longieren. Ich wärme ihn an der Hand mit Übertreten und anschließend an der Longe mit vielen wandernden Volten entlang der ganzen Bahn auf, dann wechseln wir auf den kleinen Zirkel zum Trab: Amor stellt und biegt sich sofort vorbildlich - der alte Hase weiß, was von ihm verlangt wird. Es hat einfach was, wenn man schon so lange mit einem Pferd zusammen arbeitet und nun ganz locker die Früchte jahrelanger Arbeit einsammeln und genießen kann!
Eigentlich war mein Plan, aus dieser sehr ruhigen und gechillten Stimmung zur Galopparbeit über zu gehen und an einem ruhigen Einsprung in den Galopp zu arbeiten - da wird das Mörchen plötzlich unruhig und guckig. Aha: Gerret und Willi sind im Anmarsch. Als dann auch noch die ersten Regentropfen des anschließend recht heftig ausfallenden Regengusses fallen, brechen wir ab und wandern zurück zum Stall.
23.09.2023
Am Vormittag bin ich mit Claudia zu einer Runde im Gelände verabredet. Wir bummeln mit den Jungs gemütliche 1,5 Stunden durch den Wald und vertratschen uns. ;-)
24.09.2023
Heute nehmen wir endlich in Angriff, was wir in den letzten Wochen schon ein ums andere Mal, meist wegen des Wetters, verschoben haben: eine Tagestour mit der Kutsche. Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an, daß wir länger als sonst mit Willi und dem Kütschchen unterwegs sind. Vielmehr geht es darum zu testen, wie Willi sich eigenständig vor der Kutsche in eher fremder Umgebung zu behaupten weiß. Die von mir geplante Strecke kennt er zwar schon von einigen Ausritten. Aber ich denke, daß es für ein Pferd dennoch etwas anderes ist, wenn es seinen Reiter nicht auf seinem Rücken, sondern den Kutscher ein gutes Stück hinter sich auf der Kutsche weiß und somit eher in der Lage sein muß, mutig voran zu gehen und Situationen zu meistern. Dementsprechend habe ich die Tour auch für das erste Mal sehr konservativ geplant, weshalb sie dann doch relativ viel Geläuf auf Beton ausgewiesen hat. Aber für das erste Mal gab es auch so schon genug Neues zu entdecken.
Los geht es heute also um 10.30 Uhr. Mit dabei haben wir einen Picknickkorb, der auch ein Leckerli für das Schwarztier enthält, und eine Picknickdecke für die Mittagspause.
Zunächst ist natürlich Söllingen zu durchqueren. Es geht hinunter ins Dorf. Obwohl wir extra einen Sonntag Vormittag für den Start ins Grüne ausgesucht und mit wenig(er) Verkehr gerechnet haben, müssen wir uns schon auf den ersten 500 m recht oft rechts zwischen geparkten Autos wartend einreihen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Willi macht das vorbildlich, parkt artig vorwärts ein, hält an und geht auf Geheiß wieder an. Es kommt auch endlich mal der Misteimer mit Kehrschaufel und Kehrbesen zum Einsatz, den wir immer dabei haben, als Willi auf die Straße äppelt (was gem. Straßenverkehrsordnung ja beseitigt werden muß). Auch hier bleibt er artig stehen, während ich zwischen seinen Hinterbeinen umher kehre. Deshalb ist auch die erste rote Ampel, an der wir halten müssen, gar kein Problem.
Wir zuckeln weiter durchs Dort, müssen erneut einige Male rechts anhalten und passieren schließlich die Bahnunterführung - natürlich donnert genau dann ein Zug über uns hinweg, was das Schwarztier aber nur mit einem Zucken im Ohr quittiert. Nach Durchfahrt durchs Neubaugebiet haben wir es dann erst einmal geschafft und sind draußen im Grünen.
Die Wege werden etwas besser, oftmals gibt es nun auch einen Grasstreifen in der Mitte des Weges und links und rechts eine geschotterte oder betonierte Spur, so daß wir auch einmal traben können.
Nach der Umfahrung von Söllingen biegen wir in den Wald ab und halten uns in Richtung Trais bzw. Königsbach. Zum Glück ist es einigermaßen ruhig und wir begegnen nur wenigen Spaziergängern oder Radlern.
Als wir den - am Vormittag im Schatten dort recht frischen - Wald wieder verlassen, haben wir einen wunderschönen Ausblick über die Ebene in Richtung Schwarzwald.
Nach gut zwei Stunden unterwegs fahren wir deshalb nun auch unseren Pausenplatz an, eine Wiese neben dem Wanderparkplatz "Bärenhütte", wo wir weiter den Ausblick genießen können.
Was auch heute auf dem Programm steht: den Schwarzen während der Mittagspause auch teilweise abschirren, gut 30 Minuten grasen lassen und dann anbinden, so daß auch wir uns gemütlich hinsetzen können. Willi hat doch ordentlich geschwitzt; ihm tut die Pause gut.
Im Schatten kann Willi sich erholen, während wir picknicken und den mitgebrachten Tee und das Vesper verputzen. Dann bekommt auch das Pony einen Apfel als Energiebooster.
Nach einer guten Stunde Pause schirren wir Willi wieder an und machen uns auf den Heimweg, der uns zunächst an einem Pensionsstall mit vielen Isländern vorbei führt. Die springen aufgeregt auf der Weide herum, als sie die Kutsche entdecken, so daß Willi zwar erstaunt schaut und lieber etwas Abstand halten mag, aber trotzdem artig weiter läuft. Hier entdecke ich, daß wir zwar auch den ein oder anderen Grasweg hätten entlang fahren können, aber das heben wir uns dann fürs nächste Mal auf. Außerdem stelle ich fest, daß die in Outdooractive dargestellten Wege hin und wieder nicht wirklich dem Geläuf entsprechen, als das sie ausgezeichnet sind: ein angeblich betonierter Waldweg entpuppt sich als recht schmaler Schotterstreifen. Aber auch das ist für den gelassenen Willi kein Problem. Unten angekommen gehts über eine steile Haarnadelkurve entlang der Pfinz dann auch schon in Richtung Kleinsteinbach. Dort traben wir nochmals, was einfach herrlich ist!
In Kleinsteinbach am Festplatz angekommen steige ich dann doch das erste und einzige Mal ab, um bei Willi kurz vorne mitzulaufen: wir müssen eine Brücke überqueren, die zwar für Lasten bis zu 6 t (für uns also kein Problem) freigegeben, allerdings mit einer Breite von nur 2 m recht schmal ist. Der Schwarze stapft aber gleich munter voran und zeigt keinerlei Vorbehalte. Das gibt viel, viel Lob und einen Keks. :-)
Es stehen aber noch zwei interessante Hindernisse an: zunächst müssen wir in Kleinsteinbach den Bahnübergang queren und haben Glück, daß gerade kein Zug kommt. Direkt hiernach gehts durch den Kreisel, einen Teil der B10, durch Kleinsteinbach. Hier macht Gerret Willi ein wenig zu viel Druck, weil er gerne durch den Kreisel traben möchte, so daß Willi etwas überrascht den Kopf hochnimmt und den Rücken wegdrückt. Ich greife sofort mit ruhiger Stimme ein, unterstütze beide, daß wir hier auch trotz einiger Autos ruhig im Schritt durch den Kreisel schreiten können und entzerre die Situation.
Durchs Wohngebiet gehts dann schon in Richtung Söllinger Wald. Allerdings auch hier: da ist ein eigentlich auf der Karte als betoniert eingezeichneter Weg quasi nur ein Trampelpfad! Nachdem wir allerdings schon abgebogen sind und sich keine Möglichkeit zum Umdrehen mehr bietet, fahren wir ihn nolens volens entlang. Willi zieht munter an und hat überhaupt keine Probleme, obwohl ich es doch schon ein wenig eng finde.
Nach 15,5 km und vier Stunden mit einer reinen Fahrzeit von drei Stunden kommen wir wieder am Stall an und werden freudig vom Haflinger begrüßt.
Willi bekommt noch eine Dusche, um den Bäbbs aus seinem Fell zu waschen, dann darf er mit Amor auf die Weide, während wir Geschirr und Kutsche säubern. Gerret schmiert heute auch noch alle Schmiernippel nach, so daß wir für den Winter gut gerüstet sind.
Fazit: Woooooow!!! Natürlich wissen wir, was für ein tolles und ruhiges Pferdchen Willi ist. Aber daß er die heutige Tour mit allen Hindernissen so gechillt unter die Hufe genommen hat, das hätte sogar ich nicht erwartet. Ein großes Lob geht auch an Gerret, der in fast allen Situationen ebenso souverän auf dem Kutschbock saß und mit dem Schwarzen ein wunderbar eingespieltes Team bildet! ❤️
25.09.2023
Am Abend bespaße ich das Mörchen mit ein wenig Pferdepilates: Handarbeit.
Auf der Reitwiese wärme ich ihn zuerst mit Übertreten auf, frage dann Antreten, Anhalten und Rückwärtsrichten ab, wobei es anfangs ein paar Verständigungsschwierigkeiten gibt, weil der Senior zu sehr an Piaffe denkt. ;-) Als das geklärt ist, zeigt er auf jeder Hand ein paar sehr schöne Wechsel zwischen Geradeaus, Rückwärtsrichten, Geradeaus, Volte und hieraus Schulterherein. Dann gibts eine Pause am hingegebenen Zügel, damit er in Ruhe seinen Keks kauen kann, was ihm mit Gebiß im Maul zwischenzeitlich zwar nicht schwer fällt, aber eben länger dauert.
Daraus entwickeln wir dann die Abfolge Schenkelweichen, Hinterhandwendung, zurück zur Bande im Travers, auf dem Hufschlag Schulterherein mit Wechsel zum Renvers. Sehr schön! Ich bin überrascht, daß das nach einer relativ langen Pause gleich so schön klappt. Auch hiernach gibts eine Pause zum Kekskauen. Auf dem kleinen Zirkel lasse ich Amor hiernach immer wieder kurz antraben - er trägt sich einigermaßen schön selbst, ohne auf die Hand zu drücken.
Zum Abschluß gehts dann auf jeder Hand einmal durch die ganze Bahn im Travers, bevor er zu Belohnung 10 Minuten grasen darf.