01.07.2023
Aufgrund der kurzen Nacht sind Gerret und ich heute erst relativ spät am Stall. Über die Stallkamera konnte ich aber schon sehen, daß es dem Mörchen gut geht und alles in Ordnung ist.
Sein Frühstück schlabbert er problemlos und ist auch entsprechend munter. Dennoch bleibt er heute am Stall, als wir mit dem Schwarztier zu einer 1,5-stündigen Kutschfahrt aufbrechen.
Das Wetter ist prima: warm, aber nicht heiß, und es weht ein frisches Lüftchen. Willi ist gut drauf und läuft munter vorwärts - mind. 5 km/h sind nun immer drin. Wir traben zwei längere Strecken und galoppieren auch einmal. Dabei kann ich von hinten sehen, daß Willi einen wirklich sehr schön gerade gesprungenen Galopp zeigt.
Unterwegs gebe ich Gerret wieder ein wenig Fahrunterricht, korrigiere seine Körperhaltung und seine Leinenführung, wir sprechen über den Unterschied von halber und ganzer Parade und üben das leichte Aufnehmen des Pferdes durch Aktivieren der Hinterhand, Annehmen und Nachgeben in den Leinen, so daß Willi im Unterkiefer immer wieder schön nachgibt, das Genick hergibt und sich ein wenig besser aufrichtet. Gerret stellt erstaunt fest, um wieviel kürzer er sodann vorsichtig die Leinen aufnehmen kann, ohne ins Ziehen zu kommen und wieviel flotter der Schwarze dabei nochmals läuft. Prima! :-) 9 km waren wir heute unterwegs.
02.07.2023
Am Morgen bin ich um 07.00 Uhr mit Sarah N am Stall verabredet. Wir erledigen die Stallarbeit und putzen die Pferde. Derweil kommt Gerret von der Arbeit und hängt den Pferdeanhänger an. Auf gehts zum Baggersee nach Grötzingen! Amor, dem es unverändert gut geht, und Willi steigen eigenständig in den Hänger und sind während der kurzen Fahrt sehr artig.
Wie beim letzten Mal auch parken wir nicht direkt am Baggersee, sondern auf einem Parkplatz im Wald gegenüber der Bundesstraße, weil dort weniger Andrang herrscht. Zum Baggersee sind es ja dann auch nur fünf Minuten. Wir warten noch auf Birgit und Artali, die auch gleich nach uns ankommen. Am Baggersee sind wir dann noch mit Lea und Milo und Simone und Fengur verabredet, die von ihren Ställen aus jeweils zum Baggersee angeritten kommen.
Als wir am Parkplatz direkt am Baggersee angelaufen kommen, kommt uns ein herrenloses Pferd entgegen, das aber schnell wieder von seinem Besitzer eingefangen werden kann. Diese Truppe mit zwei Pferden folgt uns. Da wir zuerst am See ankommen, schlüpfen wir gleich aus unseren Klamotten und führen die Pferde ans Wasser. Amor und Willi müssen erst einmal saufen, und saufen, und saufen... ;-) Dann gehts ins tiefere Wasser. Amor mag bekanntlich ja nicht gerne ganz hinein - muß er auch nicht. Alles kann, nix muß. Willi ist da schon eher der Kandidat, der auch mal ganz abtaucht.
Da die nachfolgende Truppe mit ihren beiden Pferden nicht gewillt ist, sich anzustellen und zu warten, bis wir mit Amor, Willi und Artali geplantscht haben, kommt es zu einem kurzen Zwischenfall. Das eine Pferde möchte nicht so wirklich ins tiefe Wasser, geht im Wasser durch, spurtet im Kreis und kommt mir und Willi gefährlich nahe. Urgs. Das ist nochmals gut gegangen. Da ich jedoch kein weiteres Risiko eingehen möchte, räumen wir mit unseren drei Jungs zunächst einmal den Platz, wobei ich allerdings schon deutlich mache, was ich von solchen doch recht gedankenlosen Aktionen halte.
Etwas später stoßen Simone mit Fengur und Lea mit Milo zu uns, und so plantschen wir immer wieder abwechselnd im recht warmen Wasser.
Da die Schnaken langsam auf uns aufmerksam werden und es in den Badesachen doch auch etwas frisch wird, wandern wir alle zurück zum Parkplatz. Dort ziehen wir uns kurz um, Willi und Artali werden noch gesattelt, und dann gehts auf in Richtung Simones Stall, wo wir mit ihrem Mann und der Stallbetreiberin auf einen Kaffee verabredet sind. Sarah N macht sich derweil wieder auf den Heimweg, da Gerret mit Amor mitlaufen wird.
Die knapp 5 km Strecke bummeln wir gemütlich durch den Wald und gehen einige schöne Trampelpfade entlang. Natürlich gibts dabei wieder ettliches zu bequasseln. ;-) Mich freut, daß Amor wieder total happy zu sein scheint, daß er dabei ist. Munter stapft er neben Gerret her und schaut immer sehr interessiert durch die Gegend.
Bei Simone angekommen dürfen wir die Pferde auf eine große Weide lassen. Wir satteln ab, ich lasse Amor und Willi die Hufschuhe und (Wanderreit-)Halfter jedoch an. Wie erhofft gibt es keine Aufregung. Willi ist zwar damit beschäftigt, "seinen" Haflinger von den anderen fern zu halten, wenn Amor doch zu kontaktfreudig wird. Aber alles bleibt ruhig. Wir sitzen derweil im Schatten, knabbern Leckereien und schlürfen Kaffee.
Nach gut einer Stunde machen wir uns wieder abrittfertig. Ich übernehme die Rittführung zurück zum Parkplatz, so daß wir letzten Endes eine schöne Runde von gut 11 km unterwegs waren. Auf dem Heimweg gibts auch nochmals etwas "Abenteuer", als sich ein abwärts verlaufender Trampelpfad kurz vor dem Ausstieg als ziemlich zugewachsen herausstellt. Aber der beste Ehemann von allen haut mit einem Ast alle Brombeerranken herunter und bahnt uns den Weg durchs Gestrüpp. Kurz vor Weingarten trennen wir uns von Lea und Milo, die sich wieder auf den Heimweg nach Blankenloch machen. Die Heimfahrt verläuft gewohnt ruhig. Zu Hause angekommen machen sie die Jungs gleich auf zur Weide. Dort muß man sich auch erst mal wälzen.
Schön wars! :-)
03.07.2023
Amor wird am Abend von Sarah D eine halbe Stunde an der Longe gearbeitet.
Heute auch eine Empfehlung: auf Youtube gibt es den einzigartigen Film von Günter Wamser und Sonja Endlweber - s. auch www.abenteuerreiter.de - zu sehen! Wow!
04.07.2023
Am Abend gehen Claudia auf Amor und ich auf Willi eine starke Stunde ins Gelände. Wir traben eine sehr lange Strecke und galoppieren im Anschluß noch. Amor ist sowas von fit! :-) Danach steigt Claudia zwar die obligatorischen 15 Minuten ab und führt, aber auch anschließend läuft er sehr munter vorwärts.
Da steht unserem verlängerten Wochenende in der Pfalz in den kommenden Tagen also nichts im Wege.
Anschließend füllen wir am Stall noch unsere Wasservorräte wieder auf und genießen bei einer Pizza die seit Jahren ENDLICH wieder eingekehrte Ruhe am Stall, da sich ein überlautes, unkoordiniertes und nicht sehr freundliches Problem in der Nachbarschaft in Luft aufgelöst hat.
05.07.2023
Am Abend gebe ich Sarah N zunächst mit Willi und anschließend auch mit Amor jeweils eine knappe halbe Stunde eine Unterrichtsstunde in Handarbeit. Für Sarah ist das neu, und deshalb schauen wir uns nur die Basics an:
- Grundhaltung
- Geschlossenes Stehen
- Antreten
- Volten
- Übertretenlassen
- Schenkelweichen
Das hat vom Fleck weg schon ganz gut ausgesehen. :-)
06.07.2023
Ich habe eine Woche Urlaub - und die nutzen wir gleich für ein verlängertes Wochenende im Pfälzer Wald. Am Vormittag erledigen wir gemütlich die Stallarbeit und sitzen dann noch längere Zeit im Schatten am Stall, bevor wir alle Sachen ins Auto packen, die Pferde nochmals überputzen, den Pferdeanhänger anhängen und die Jungs verladen. Auf gehts zur rund 60 km entfernten Saigenranch am Rand des Pfälzer Waldes.
Die Anfahrt verläuft völlig unproblematisch. Die Saigenranch liegt weit außerhalb von Pleisweiler-Oberhofen direkt am Waldrand in völliger Alleinlage. Die Jungs beziehen einen tollen Offenstall mit einem schönen Baumbestand - wichtig für die nächsten Tage, denn es wird richtig heiß. Gerret und ich beziehen derweil das direkt nebenan liegende Tiny-House. Das ist ein liebevoll umgebauter Bauwagen mit netter Sitzecke, einer kleinen Küche, zwei Stockbetten und ein paar Schränken. Direkt davor gibt es einen kleinen Freisitz, auf dem wir frühstücken oder am Abend noch gemütlich bei einer Flasche Wein und Kerzenlicht sitzen können,.
Willi ist gleich ganz begeistert, denn im Offenstall gibt es Heu satt aus einem mit einem Heunetz überspannten Rundballen. Auch das Mörchen macht sich gleich darüber her, bekommt aber natürlich morgens und abends immer seine Heucobs. Am späten Nachmittag kommen die pferdischen Nachbarn der Jungs von ihrer heutigen Tour zurück: drei Araber (zwei Wallache und eine Stute). Amor ist da gerade so intensiv mit seinen Heucobs beschäftigt, daß ihm das zuerst gar nicht auffällt und er richtig erschrickt und kurz aufgeregt durch den Paddock läuft, als er fertig geschlabbert hat. *grins* Willi schaut nur einmal nach dem Rechten, positioniert sich kurz zwischen den Arabern und "seinem" Haflinger. Das wars aber auch schon, kein Gequietsche, nichts.
Wir nutzen den Nachmittag, um uns einzurichten und einfach anzukommen: schnell liegen wir neben der Pferdekoppel im Schatten und genießen den Blick auf die Pferde und den weiten Ausblick in die Rheinebene. Perfekt zum Kopflüften! Am Abend gehts dann in die Weinstube "Tims Fuchsbau" in Klingenmünster - meeeega-lecker und sehr zu empfehlen!
07.07.2023
Der etwas andere Hochzeitstag: heute sind Gerret und ich 16 Jahre lang verheiratet. Einer der Gründe, warum wir dieses Wochenende gerne sehr gechillt mit den Pferden verbringen möchten.
Die Nacht im Tiny-House war überraschend gut. Auch die Pferde haben sich abgelegt; Willi sogar in der für ihn doch etwas kleinen Box im Offenstall. Während Amor abgetrennt seine Heucobs schlabbert, misten wir und füllen die Wasserbottiche auf. Dann gibts auch für uns Frühstück auf der kleinen Veranda vor dem Tiny-House.
Um 09.45 Uhr sind wir abrittfertig, bzw.: es kann los gehen. Denn Gerret wird mit Amor ja alle Strecken laufen. Beide Buben tragen vorne Hufschuhe. An Willis Sattel habe ich nur zwei kleine Vorderpacktaschen angebracht, da Gerret seinen Rucksack mitnimmt.
Die heutige Tour habe ich für uns vorab über Outdooractive geplant. Sie führt uns auf den 486 m hohen Abtskopf und anschließend rund um Blankenborn wird zurück zur Saigenranch.
Schon auf dem Hinweg kommen wir an einer Großbaustelle im Wald vorbei: hier werden noch immer Gasleitungen quer durch den Wald verlegt. Das kennen wir ja schon von unserem Aufenthalt im März auf dem Schönbachhof. Wohl verbotenerweise queren wir die Baustelle und kraxeln einen riesigen Hang aus rotem Sand hinauf - für Pferde und Gerret ziemlich anstrengend, da der Sand recht tief ist. Mein eigentlich geplanter Weg würde weiter die Baustelle entlang führen, aber dazu haben wir dann wirklich keine Lust. So planen wir um und gelangen über einige Trampelpfade oben auf dem Abtskopf an, wo wir erst einmal eine Pause einlegen und den schönen Ausblick auf Silz genießen.
Nach dem Abstieg vom Abtskopf gelangen wir über wunderschöne Waldwege auf einmal über eine Hochwiese unterhalb des Steinkopfs, die allerdings schon völlig verdorrt ist. Zum Glück ist ein Wegstreifen gemäht, so daß wir problemlos unseren um den Steinkopf herum führenden Waldweg erreichen. Dort finden wir sogar eine Wasserstelle und lassen die Pferde ausgiebig saufen.
Da wir heute keine Einkehrmöglichkeit haben, machen wir an einer Hütte Rast. Zunächst dürfen die Pferde 20 Minuten grasen - und wir sind derweil wie schon den ganzen Vormittag nur damit beschäftigt, bis zu 3 cm große Pferdebremsen zu verscheuchen oder zu erschlagen... *urgs* Überhaupt ist mein wichtigstes Utensil für die nächsten Tage immer ein Ästchen, an dessen Ende sich noch einige Blätter befinden. Damit kann ich rund um den Schwarzen witschen und wedeln und ihn so gegen diese lästigen Viecher verteidigen. Nach dem Grasen verziehen wir uns zu viert in das Hüttchen und haben für eine knappe halbe Stunde Ruhe im Schatten.
Nach der Pause steht uns ein längerer Anstieg bevor, dem umgehend ein längerer Abstieg folgt. Ich führe das Schwarztier grundsätzlich alle längeren Abstiege hinunter. Unten kommen wir am Sauhausbrunnen vorbei uns lassen auch hier die Pferde nochmals saufen. Der Schwarze läßt es sich auch nicht nehmen, gleich mal in den "Brunnen", eher eine gemauerte Stelle im Bach, reinzustehen.
Nach 14,4 km mit 550 Höhenmetern und 4,5 Stunden kommen wir wieder an den Saigenranch an. Die reine Reitzeit lag bei 3 1/4 Stunden.
Die Pferde bekommen eine Dusche und wir anschließend ein kühles Bier, welches wir auf den Sonnenliegen im Schatten genießen.
Am Abend besuchen Gerret und ich zur Feier des Tages die Weinstube Muskatellerhof und schlemme uns durch die Speisekarte. Anschließend sitzen wir wieder gemütlich vor dem Tiny-House, beobachten die Pferde und schauen verträumt ins Tal.
08.07.2023
Ab heute wird es knackig heiß - es sind Temperaturen bis zu 33 Grad vorhergesagt. Oben auf der Saigenranch weht allerdings ein nettes Lüftchen und im Wald ist es angenehm.
Nachdem die Pferde am morgen versorgt sind und auch wir wieder draußen im freien gefrühstückt haben, gehts pünktlich um 09.45 Uhr los. Heute steht als Ziel das Cramerhaus unterhalb der Ruine Lindelbrunn auf dem Plan, eine von Moni geplante Tour, die ich heute über Komot navigiere. Ich wähle die Strecke so, daß wir den etwas längeren Anritt, dafür den kürzeren Heimritt haben.
Recht schnell wird klar: hier gehen wir Wege, die wir so vermutlich gar nicht gefunden hätten, die Moni als Ortskundige aber eben kennt. Immer wieder sind deshalb heute auch etwas exponierte Stellen dabei. Ich steige immer wieder ab und führe den Schwarzen. Ein Weg ist eigentlich auch schon gar kein Weg mehr, denn nach einigen Metern sieht es so aus, als sei dieser schon ewig nicht mehr benutzt worden. Da ich auf der Karte keine gute Alternative finde, beschließen wir, uns einfach weiter durch zu schlagen. Ein wenig komme ich mir wie Günther und Sonja in den Rockies vor... *grins* Wir steigen über etliche querliegende Äste, müssen einige Male in den Wald ausweichen, Äste beiseite räumen oder heruntertreten. Die Pferde folgen uns vertrauensvoll, bleiben stehen, wenn man es ihnen sagt oder kommen ruhig nach. Toll!
Ziemlich erleichtert kommen wir an der Silzer Linde an und machen am dortigen Hüttchen erst einmal eine kurze Pause. Ab hier steht uns ein etwas längerer Abstieg auf einem betonierten Waldweg bevor - was allerdings der einzige innerhalb unserer dreitägigen Touren bleibt. Unten angekommen geht es schon wieder weiter auf Trampenpfaden durch den Wald, die das Schwarztier gerade immer so passieren kann. Dann passieren wir kurz die L493.
Am Vogelskopf angekommen gibt es dann nochmals eine wirklich knifflige Situation: Amor möchte einen vom Waldweg abzweigenden Trampelpfad nicht hochlaufen. Komisch. Hat er gespürt, daß da etwas ist? Als er sich nämlich von Gerret endlich dazu überreden läßt und hinter ihm und vor mir und Willi aufsteigt, wird mit schnell klar, was los ist: der Boden ist sandig und nicht gerade trittsicher! Ich sehe, wie Amor mit der Hinterhand dreimal hinten etwas wegrutscht und den Boden wegtritt! Da links von uns nur Hang, rechts von uns nichts ist und Willi ja fast das Doppelte vom Mörchen wiegt, rufe ich Gerret zu, daß wir hier schnellstens weiter müssen. Willi sackt einmal kurz vorne ein, rappelt sich aber auf und geht stur weiter. Dann wird der Weg wieder besser. Uff. Das hätte auch ins Auge gehen können!
Nochmals einen steilen Trampelpfad aufwärts und ein gemütliches Stück abwärts, dann kommt Lindelbrunn in Sicht! Geschafft! Genau richtig zum Mittagessen. ;-)
Die Pferde dürfen zunächst am Brunnen ausgiebig saufen. Dann führen wir sie zum Pferde-Anbindeplatz des Cramerhauses. Der befindet sich auf einer großen, abgemähten Koppel und besteht aus einem langen Anbindebalken unter vielen schönen Nußbäumen. Da wir die einzigen pferdischen Gäste um die Mittagszeit sind, fragen wir, ob wir die Pferde auch frei auf dem gut eingezäunten Grundstück laufen lassen dürfen. Ja, dürfen wir - sofern die Pferde die dort ebenso freilaufenden Schafe in Ruhe lassen. Die hatten wir noch gar nicht bemerkt, da diese im Schatten in ihrem Hüttchen liegen. Aber das dürfte kein Problem sein. Also sattle ich den Schwarzen ab. Beide Jungs suchen sich im Schatten ihr Gras oder naschen von die Blätter von den Nußbäumen. Wir kehren derweil im Cramerhaus ein und essen lecker Wurstsalat.
Die anschließende Pause verbringen wir im Schatten bei den Pferden, und Gerret macht auch ein Nickerchen.
Nach einer starken Stunde machen wir uns wieder abrittfertig. Da das Thermometer zwischenzeitlich 33 Grad anzeigt, lassen wir den Aufstieg zur Ruine ausfallen. Das ist zwar schade, denn gerade heute hätte man von dort oben sicherlich einen phantastischen Ausblick. Aber es stehen auch jede Menge Autos auf dem Parkplatz, so daß wir nicht riskieren wollen, dort auf allzu viele Besucher zu treffen.
Im Wald ist es immer noch wesentlich kühler als in der prallen Sonne. Dennoch machen sich die Temperaturen langsam bemerkbar. Und auf dem zwar kürzeren Heimweg steht uns doch auch noch der Anstieg in Richtung Abtskopf bevor.
Zunächst bummeln wir aber gemütlich in Richtung Silz und queren dort erneut die L493. Dann gehts aufwärts. Und aufwärts. Und aufwärts... Uff. Zugegeben: ich habs ja recht einfach, denn ich bleibe da auf dem Schwarzen sitzen. Aber Hochachtung vor dem Mörchen, Willi und vor allem Gerret! Recht abgekämpft kommen die drei oben an, weshalb wir erst einmal eine kurze Pause einlegen.
Dann ist es jedoch geschafft, und weitgehend ohne weitere nennenswerte Höhenmeter geht es Richtung Saigenranch.
Sogar das Mörchen hat heute mal etwas geschwitzt. Dafür gibts natürlich eine ausgiebige Dusche.
In knapp sieben Stunden waren wir auf 22,1 km mit 610 Höhenmetern unterwegs, die reine Reitzeit lag bei knapp 5,5 Stunden. Puh! Was für eine Leistung!
Nachdem die Pferde versorgt und auch wir mal unter die kühle Dusche gesprungen sind, gehts zur Weinstube Brendel in Pleisweiler-Oberhofen, wo ich das erste Mal in meinem Leben Pfälzer Saumagen esse. Mmmmh, lecker! :-) Wir nehmen auch gleich drei Flaschen eines äußerst süffigen Weißweins mit.
An unserem letzten Abend liegen wir noch lange auf den Sonnenliegen vor dem Tiny-House und schauen ins Tal.
09.07.2023
Schon bricht unser letzter Tag an. Da wir am Nachmittag in Ruhe nach Hause fahren wollen und ohnehin nochmals 34 Grad angesagt sind, unternehmen wir am Vormittag nur eine kleine Tour. Amor ist zwar noch wirklich fit, aber der Schwarze zeigt schon deutlich an, daß ihm das eigentlich zu warm ist und er keine große Lust mehr hat.
Unterhalb des Steinköpfchens führt uns der Erlensuhlweg auf fast schon mediterran anmutenden Wegen wieder zum Karlsplatz, der Gaspipeline-Baustelle. Während Gerret für Willi und mich kurz eine Absperrung zur Seite räumt und Amor eigentlich gesagt hat, daß er bittschön kurz warten soll, macht der sich selbständig: ich geh dann schon mal vor! Ganz selbstverständlich läuft er weiter, schaut zwar hin und wieder mal zurück, ob wir kommen, und ist ansonsten sehr zufrieden mit sich und der Welt. *lach*
Vom Karlsplatz aus biegen wir in Richtung Hoher Tanne ab. Dort angekommen bietet sich uns zunächst ein wunderschöner Blick in Richtung der Ruine Landeck. Keine 50 m weiter passieren wir dann den Wasgaublick. Von dort aus können wir in der Ferne die Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg entdecken. Wir schön! Am Wasgaublick kommen wir auch an der für dieses Wochenende einzigen kleinen Felsformation vorbei.
Wir müssen auch kurz warten, bevor wir uns gegenseitig dort ablichten können. Denn im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen, an denen wir vollkommen alleine unterwegs waren, sind heute trotz der Temperaturen einige Wanderer und Radler unterwegs.
Auf einem schmalen Trampelpfad muß ich dann unterwegs nochmals kurz vom Pferd springen: da hängen die Äste so tief, daß Willi gerade so unten durch passt. ;-)
Schon wieder auf dem Heimweg machen wir nochmals kurz am Sauhausbrunnen Halt, um die Pferde saufen zu lassen. Willi hat allerdings keine große Lust mehr - im Gegensatz zum Senior: der plantscht nochmals freudig im Wasser herum.
Nach nicht einmal 2,5 Stunden auf 8,6 km mit nur noch 250 Höhenmetern und einer reinen Reitzeit von knapp zwei Stunden kommen wir wieder auf der Saigenranch an. Die Ponys haben sich nochmals eine Dusche verdient, das Mörchen bekommt sogar eine Extra-Portion Heucobs. Dann dürfen sie sich im Schatten erholen, während wir nach einer Verschnaufspause unsere Sachen ins Auto räumen und den Pferdeanhänger anhängen.
Wir verabschieden uns von Moni und danken ihr für ein tolles Wochenende. Die Unterbringung der Pferde war mega, und auch wir haben uns im Tiny-House sehr, sehr wohl gefühlt. Auf der Saigenranch kommt man an und ist sofort im Chill-Modus. Ein perfekter Ort für Pferde und Reiter, um zur Ruhe zu kommen, aber auch tolle Touren auf schönen Wegen zu unternehmen. Wir kommen gerne wieder!
Die Heimfahrt verläuft wie immer ruhig. Zu Hause angekommen verziehen sich die Jungs nach einer kurzen Weideinspektion allerdings lieber in den Stall. Nachdem wir unsere Sachen verräumt haben, gibts eine Stärkung für die Pferde in Form von Kraftfutter. Und wir machen uns später noch einen schönen Abend auf dem Balkon mit Pfälzer Wein.
Ein tolles Wochenende!
11.07.2023
Da waren wir doch gerade happy, daß der Senior so fit ist...
Bei meinem morgendlichen Check-Blick in die Stallkamera sehe ich schon: oh weh, überall wieder Schleimkleckse auf dem Boden. Also schwinge ich mich schnell auf den Roller. Das Mörchen steht ruhig mit Willi vor dem Stall. Aus Nase und Maul tropft wieder unheimlich viel Spucke. Ich taste seinen Hals ab. Zumindest würgt und hustet er nicht so wie vor elf Tagen. Aber es hilft ja nix: ich rufe wieder die Tierklinik an. Da ein Tierarzt gerade ganz in der Nähe ist, kann er nach knapp 20 Minuten bei uns sein.
Wieder bekommt Amor Buscopan zur Entkrampfung gespritzt und eine leichte Sedierung. Denn klar: es muß wieder die Nasen-Schlund-Sonde gesetzt werden. Da er beim Einführen des Schlauchs in das rechte Nasenloch doch etwas zappelt, verletzt er sich in der Nasenhöhle etwas, es fließt Blut. Aber lt. Tierarzt ist das nicht besorgniserregend. Da macht mir der Umstand, daß der Schlauch zunächst nicht wirklich sonderlich weit eingeführt werden kann, schon mehr Sorgen. Nach gut zehn Minuten ist es aber geschafft: es kommen einige kleine Apfelstückchen aus dem Schlauch und endlich kann Wasser nachgespült werden.
Der Tierarzt empfiehlt bei zukünftig ähnlichen Vorkommnissen leichte Bewegung, weil diese oft auch beim weiteren Abschlucken hilft. Ich wäre dennoch froh, wenn es kein weiteres Mal gibt. Deshalb sperren wir auf der Trailwegerweiterung und Weide Nr. 4 die beiden kleinen Apfelbäume ab, so daß Amor keine Möglichkeit mehr hat, an die kleinen Äpfel heran zu kommen. Wo er doch ohnehin eigentlich keine Äpfel mag...?!
Der Senior bleibt noch eine Stunde separiert, dann darf er seine Heucobs fressen. Wir bleiben noch eine weitere Stunde am Stall, um ihn zu beobachten, aber alles bleibt ruhig.
Am Abend erhalte ich dann allerdings eine beunruhigende Nachricht von Claudia: Amor mag seine Heucobs nicht fressen. Außerdem habe er wieder Schaum in Mund und Nase, wobei sich letzteres als Fehlinformation herausstellt, da Amor damit wohl nur auf die vom Tierarzt verordnete orale Schmerzmittelgabe reagiert hat. Ich beschließe, bis zum nächsten Morgen zu warten, ob er wieder Appetit hat. Sicherlich kann zur Fressunlust auch eine durch die Nasen-Schlund-Sonde gereizte Speiseröhre beitragen.
12.07.2023
Das Mörchen ist leider noch nicht überm Berg. Die abendliche Heucobsration hat er nicht gefressen, und auch eine frisch angesetzte mag er nicht anrühren. Ich beschließe, Mash zu kaufen und möchte vor einer weiteren Konsultation des Tierarztes probieren, ob ich ihm das Futter damit schmackhaft machen kann. Anfangs schlabbert er zwar ein wenig daran herum, läßt es dann aber wieder stehen.
Also ordere ich wieder jemanden aus der Tierklinik herbei. Außerdem wird es mir unheimlich, da Amor seit der letzten Nacht nur zweimal geäppelt hat und auf der linken Seite kaum Darmgeräusche zu hören sind. Nach einer halben Stunde kommt die Tierärztin. Da auch sie eine verminderte Darmtätigkeit feststellt, sich im Enddarm kein Kot mehr befindet bzw. die drei letzten dort vorhandenen Äppel sehr hart sind und somit eine Kolik vorliegt, soll nochmals eine Nasen-Schlund-Sonde gelegt werden, damit Paraffin-Öl eingeflößt werden kann. Gleichzeitig können wir damit feststellen, ob sich nicht doch noch etwas in der Speiseröhre befindet.
Puh, aber da haben wir nicht mit dem Widerstand des Haflingers gerechnet. Der hat nämlich sprichwörtlich die Nase voll, findet das meeega-ätzend und ist nur wenig zur Mitarbeit zu bewegen. Es dauert ewig, bis die Nasen-Schlund-Sonde gesetzt ist. Er hat deshalb auch wieder heftiges Nasenbluten, so daß ich, die die Nasenbremse hält, auch dementsprechend beklekst aussehe. Der arme Kerl! Als schließlich das Öl verabreicht ist, soll er noch eine halbe Stunde separiert bleiben und dann viel, viel Mash-Suppe schlabbern. Der Appetit sollte gleich wieder da sein.
Also warte ich und biete Amor dann etwas an. Er schlabbert zwar anfangs darin herum, mag aber nicht mehr weiterfressen. Ich beschließe, eine halbe Stunde mit ihm spazieren zu gehen, wobei sich heraus stellt, daß er gerne Gras fressen mag. Nach 1,5 Stunden rufe ich nochmals die Tierärztin an, um mit ihr weiteres zu besprechen: wenn er nicht fressen mag, muß er in die Klinik. :-( Ich beschließe, ihn erst einmal mit Willi auf die schon wieder schön grün nachgewachsene Weide Nr. 1 zu stellen und bis zum Abend abzuwarten.
Um 18 Uhr treffe ich mich mit Sarah D am Stall. Amor frißt noch immer Gras, hat aber nicht geäppelt, rührt die Heucobs auch immer nur zögerlich an. Da sich das auch nach einem nochmaligen Spaziergang nicht bessert, hilft halt alles nix: wir fahren in die Klinik. Puh, zumindest hat er während der Hängerfahrt endlich einmal gemistet! Dort wird er nochmals rektal untersucht und die Bauchhöhle geultraschallt. Das sieht nicht schlecht aus. Es wird Blut genommen, wobei Entzündungswerte festgestellt werden. Während ich Amors Aufnahme in die Klinik manage, bekommt er etwas Mash zu fressen, was er überraschend gleich nimmt. Da Sarah und ich nichts weiter tun können, parken wir den Pferdeanhänger (einziges Erfolgserlebnis heute: ich parke den Hänger in einem Schwung perfekt rückwärts ein) und fahren wieder zurück zu Willi. Der steht etwas betröppelt am Eingang und wartet auf seinen Amor.
Um 22.40 Uhr trifft mich fast der Schlag, als das Telefon nochmals klingelt. Aber die Tierärztin gibt nur Bescheid, daß die noch durchgeführte Gastroskopie gut verlaufen ist, Amor zwar eine Verletzung in der Speiseröhre hat, die aber nur die obere Schleimschicht angekratzt hat und er ansonsten stabil ist. Da seine Herzfrequenz allerdings mit 52 Schlägen in Ruhe noch immer recht hoch ist, möchte sie ihm höherdosierte Schmerzmittel geben. Da diese mit einer eventuellen Kolik-OP korrelieren, muß ich die Entscheidung treffen: würde ich Amor operieren lassen? *schluck* Nein. Er ist fast 30 Jahre alt. Die daraus resultierende und für so ein altes Pferd nur schwer zu verkraftende Rekonvaleszenz möchte ich ihm nicht zumuten. Es schmerzt, so eine Entscheidung treffen zu müssen.
13.07.2023
Am Vormittag erhalte ich das erste Feedback von der Pferdeklinik: sie möchten nochmals eine Gastroskopie machen, um zu schauen, wie das Futter aus Amors Magen weiter verteilt wird. Wenn das gut aussieht, werden sie ihn anfüttern.
Am Nachmittag teilt die Tierärztin mit, daß sich in Amors Magen noch überraschend viel Heu - wohl noch vom Wochenende in der Pfalz! - befindet. Sie werden nochmals eine Nasen-Schlund-Sonde legen, um Paraffin-Öl nachzuschieben. Außerdem bekommt er weitere Medis, die den Magen und den Darm etwas anregen.
Als ich das Mörchen am Abend besuchen komme, steht er völlig aufgelöst mit einem Maulkorb in seiner Box. Er hat wohl Hunger und hat deshalb schon angefangen, seine Einstreu (Späne) zu fressen. Er tigert in der Box rundum und ist ziemlich nervös. Ich nehme ihn mit auf einen knapp halbstündigen Spaziergang, auf dem er zwar sehr, sehr zügig, aber artig neben mir herläuft, wenngleich sein Gemütszustand nur langsam runterfährt.
Nachdem wir wieder zurück in der Klinik sind, ist die Tierärztin nochmals da, um ihn erneut rektal zu untersuchen. Es muß geprüft werden, ob er nun endlich Kot nachschiebt. Da er zu zappelig ist, muß er dazu in den Zwangsstand, läßt sich da auch sehr schnell hineinführen und hält leidlich still. Ich kann ihn ja echt verstehen: seit Tagen wir von vorne und von hinten an ihm rumgezuppelt... :-( Aber es schaut gut aus: da kommt Kot. Wenn sich das weiter so entwickelt, darf ich ihn morgen vermutlich nach Hause holen.
Willi wird am Abend von Claudia eine halbe Stunde an der Longe bespaßt.
14.07.2023
Sarah N geht am Vormittag mit Willi eine Stunde ins Gelände.
Um die Mittagszeit erhalte ich die erlösende Mitteilung von der Tierärztin, daß es Amor gut geht, er Kot nachschiebt und heute abgeholt werden kann. Ich werde einen Fütterungs-Aufbau-Plan erhalten. Wir besprechen auch, daß er noch einige Medis zur Vermeidung von Magen-/Darmgeschwüren für die nächsten Tage bekommt.
Als ich am Nachmittag in der Pferdeklinik ankomme, bin ich allerdings nicht wirklich zufrieden: das Mörchen ist zwar ruhiger wie gestern, aber immer noch etwas nervös. Das ginge ja noch. Vielmehr bin ich gleich besorgt, weil in seiner Box eine nicht wirklich leer gefressene Portion Mash steht. Die Praktikatin, die gerade Fieber miß (mit 37,3° zum Glück normal) berichtet auch, daß er nicht wirklich fressen mag. Ja, wie nun...?
Da ich aber auf die Einschätzung der Tierärztin vertraue, die leider nicht mehr anwesend ist, und mir erhoffe, daß Amor zu Hause wesentlich besser zur Ruhe kommt, packe ich das Mörchen und all die vielen Medis ein, die er die nächsten Tage bekommen soll und fahre mit ihm nach Hause. Die Fahrt im Pferdeanhänger ist äußerst turbulent: Herr Hafi randaliert.
Zu Hause angekommen freuen sich beide Jungs, daß sie sich wieder haben und entschwinden auf Weide Nr. 1. Amor fängt sofort an zu grasen - was mich zumindest mal etwas beruhigt.
Als alles wieder aufgeräumt ist, rufe ich ihn von der Weide und biete ihm eine erste Portion Heucobs mit Mash an. Er schlabbert anfangs los, läßt aber nach zehn Minuten schon wieder davon ab. Na, gut, vielleicht ist er auch einfach noch zu aufgeregt und möchte lieber aufs Gras. Ich versuche es später nochmals, sperre ihn vorübergehend auch mal im Weidezelt ein, worauf er aber nur Heu frißt - und dabei natürlich viel wickelt. Mist. Wieso mag er seine Heucobs nicht mehr...?
Nachdem ja alles nichts hilft und es so auch keinen Sinn macht, daß ich später nochmals komme, entlasse ich ihn wieder mit Willi auf die Weide, stelle ihm aber im Weidezelt eine frische Portion Heucobs mit Mash bereit.
15.07.2023
Hinter mir liegt eine schlaflose Nacht... Immer wieder habe ich in die Kamera geschaut und bis zur Dunkelheit auch beoachten können, wie Amor mit Willi zusammen über die Weide bummelt und grast. Immerhin etwas. Trotzdem mache ich mir Sorgen, daß er die doch dringend zum Erhalt benötigten Heucobs plötzlich nicht mehr fressen mag.
Nachdem ich seit 02.30 Uhr ohnehin wach bin, springe ich um 06.00 Uhr aus dem Bett und fahre zum Stall. Amor und Willi stehen in der Box und dösen. Seine Ration Heucobs der letzten Nacht hat Amor nicht einmal angerührt. Ich biete ihm im Weidezelt die gestern Abend bereits vorgerichtete Heucobs-Mash-Portion mit allen Medis an. Er schlabbert los, hat nach zehn Minuten aber schon wieder genug. Oh, Mann!!! Wo ist der verfressene Hafi? Ich sperre ihn im Weidezelt ein, setze eine reine Portion Mash an und gehe erst mal Abmisten. Auf der Weide finde ich vier Haufen von Amor. Puh, zumindest etwas! Drei sind fladig, einer schon etwas fester.
Allerdings möchte er auch das Mash nicht wirklich fressen. Also bleibt mir zunächst mal nichts anderes übrig, als alle Medis nochmals in Wasser aufzulösen und ihm per Spritze ins Maul zu geben. Dabei kommt es zu einem Zwischenfall: als ich gerade wieder zum Auffüllen der Spritze zum Stall gehe, geht der Hafi doch einfach durch die Absperrung vom Weidezelt. Frechdachs! Ich laufe zurück, sage daß das so halt wirklich nicht geht und will mit ihm wieder zum Weidezelt, da zieht er zurück, steigt plötzlich und reißt mich um. Na, prima! Dabei verstauche ich mir auch noch das linke Handgelenk... Vielen Dank! :-() Er hat wirklich seine eigenen Ansichten, wie das alles zu laufen hat.
Nun gut. Was will ich machen? Ich kann ihn ja nicht zum Fressen zwingen. Über das restliche medi-freie Mash freut sich der Schwarze, der Haflinger bummelt raus auf die Weide. Wieso frißt er Gras und Heu, aber keine Heucobs oder Mash...???
Wir fahren am Vormittag los und kaufen nochmals ein anderes Mash. Vielleicht hilft das? Um die Mittagszeit kommen wir zum Stall. Ich biete Amor zunächst ein Kilo der am Morgen schon eingeweichten Heucobs an: er kommt gleich von der Weide und frißt! Juhu! Zwar nicht alles, aber weitgehend, so daß Willi etwas betröppelt dreinschaut, als er den Eimer leerfuttern will, während wir mit dem Mörchen zu einem kurzen Spaziergang aufbrechen. Unterwegs darf er noch etwas grasen. Wieder am Stall bekommt er das vorhin angesetzte Kilo des neuen Mash vorgesetzt - und das frißt er komplett leer! Uff! Ich bin wirklich erleichtert.
Bevor ich mich auf zum Konzert mit den Hollywood Vampires nach Stuttgart mache (Johnny Depp an der Gitarre muß man schließlich mal gesehen haben 😝), gibts für das Mörchen nochmals eine Portion Heucobs und Mash. Das wird vervespert.
Sarah N reported mir am Abend, daß Amor seine Heucobs zumindest halbwegs leergefressen hat. Sie geht mit ihm und auch mit Willi jeweils spazieren. Allerdings hat er tagsüber nur zweimal geäppelt, was ich nun etwas wenig finde.
16.07.2023
In der letzten Nacht hat es durch ein heftiges Gewitter endlich mal wieder ordentlich geregnet; es kamen 25 l/qm herunter. Am Stall ist alles in Ordnung. Der Sand ist auch mal wieder gut naß geworden und staubt nicht mehr.
Leider hat Amor auch in der letzten Nacht nur zweimal geäppelt.
Bisheriges Fazit am heutigen Vormittag:
Alte Pferde wissen was sie wollen und vor allem: was sie nicht wollen. 🙄🙄🙄
Amor will Gras und Heu.
Amor will Alpen-Mash.
Amor will keine Heucobs pur.
Da bringt auch drunter gemischter Apfelkompott nix.
Aber Amor will Heucobs mit Leinsamentrester, Mineralfutter und etwas Soja...
Also: bekommt er eben sein Krippenfutter untergemischt, und siehe da: er verputzt gleich mal ein Kilo eingeweichte Heucobs.
Eigentlich war von der Pferdeklinik vorgeschrieben, daß er kein Kraftfutter bekommen soll. Da für mich aber Leinsamentrester nicht unter Kraftfutter fällt, denke ich paßt das. Jedenfalls besser, wie wenn der Senior die dringend zum magenfüllenden Erhalt und Aufbau notwendigen Heucobs nicht frißt. Da er das Alpen-Mash schön frißt, können auch dort seine Medis untergemischt werden, was das ganze doch ziemlich vereinfacht.
Am Vormittag gehe ich wieder ein wenig mit ihm spazieren. Auch da frißt er begeistert Gras und ist munter.
Am Abend entschließe ich mich dann, den Patienten als Handpferd mit auf einen einstündigen Ausritt auf Willi mitzunehmen. Leichte Bewegung, auch im Trab, kann ihm nur gut tun. So bummeln wir 5,5 km durch den schön kühlen Wald und traben dabei auch zweimal auf einer Strecke von insgesamt mehr als einem Kilometer. Amor hält problemlos mit, ist lauffreudig und hat sogar immer noch Zeit und Muße, um nach Blättern und Ästen zu hapsen. Auf dem Heimweg äppelt er auch. Gut! Das könnte zwar noch etwas mehr sein (heute nur ingesamt drei Haufen tagsüber), aber wenn er aufgrund seiner selbst gemachten Vorgaben nun mehr frißt, wird sich das auch wieder geben.
17.07.2023
Erfreulich: der Haferschlinger war in der Nacht in seinem Separee im Weidezelt und hat den in seiner abgeteilten Ecke stehenden Hocker, auf den wir immer seine Futterbottiche stellen, umgeworfen und dort offensichtlich nach Fressbarem gesucht. Sehr gut! Das hat er ja bis zur Kolik sonst auch immer gemacht.
Zum Frühstück gibts am Morgen zunächst die von der Tierklinik verordnete Gastrogard-Paste, dann Mash mit den Medis und anschließend einen weiteren Bottich mit Heucobs und seinem Krippenfutter. Als ich in der Mittagspause komme, um ihm eine weitere Portion anzubieten, steht er gerade im Weidezelt und schlabbert den Rest. Und auch am Abend haut er endlich wieder wie zuvor rein. Prima!
Damit seine Bewegung nicht zu kurz kommt, wird er am Abend von Sarah D eine halbe Stunde auf der Reitwiese longiert.
Ich reite derweil ein dressurmäßig etwas eingerostetes Schwarztier. Das Aufwärmen mit vielen Handwechseln aus dem Sitz heraus klappt gut, auch 1/4-Hinterhandwendungen. Der erste Trab ist gut und trotz der wieder warmen Temperaturen wirklich flott, so daß ich gleich mal ein wenig den Galopp mit einbaue. Der gelingt, immer auf die Galopphilfe mit dem äußeren Schenkel gegeben, sehr schön. Nach einer kurzen Pause am hingegebenen Zügel ist dann aber zu merken, daß die Geschmeidigkeit in den Seitengängen doch etwas verloren gegangen ist. Deshalb bleibe ich auf dem Zirkel geritten ruhig dran, frage immer wieder Wechsel zwischen Schulterherein und Travers ab und trabe hieraus an. Insoweit läßt sich Willi heute auch nicht so sehr in Aufrichtung reiten, wie er das zuletzt gezeigt hat. Hier baue ich deshalb etwas mehr Trab mit Einstellung des Mauls auf Buggelenkhöhe ein und lasse den Schwarzen schön aus der Hinterhand nach vorne traben. Das macht er sehr schön. So beschließen wir dann auch die Einheit. Nichts, was man nicht problemlos durch einen kleinen Rückschritt und Training an den Basics wieder aufarbeiten könnte.
18.07.2023
Amor bekommt bis Ende dieser Woche dreimal täglich Heucobs und zusätzlich morgens und abends ein Mash mit seinen Medis angeboten, was er alles mit erneuter Begeisterung frißt.
Am Abend nehme ich ihn an der Longe mit auf die Reitwiese und longiere ihn 20 Minuten. Zunächst mit vielen wandernden Volten auf jeder Hand einma ganze Bahn im Schritt. Hier läuft er sehr schön zügig vorwärts und tritt auch bereits schön unter. Den Trab frage ich auf einem kleineren Zirkel ab, bei dem sich der Senior am Schluß dann auch schon wieder sehr schön stellen und biegen läßt.
19.07.2023
Während Gerret den Senior etwas an der Longe bewegt, gebe ich Sarah N auf Willi eine Reitstunde.
20.07.2023
Nachdem unsere Weiden ab sofort ja nicht mehr gemulcht werden, haben wir kurzerhand von der Beweidungsart "Umtriebsweide" auf "Portionsweide" umgestellt. Anstatt dass die Pferde die gesamte Weidefläche zur Verfügung haben und beim derzeitigen Bewuchs "Heu am Halm" ziemlich viel zertrampeln würden, stecken wir die jeweils zugängliche Weide nun portionsweise ab. Damit besteht über einen kurzen Zeitraum immer nur ein frisches Stück zur Verfügung. Sobald dieses ebenso abgegrast ist, wird der Zaun weiter gesteckt. Das ist auf dem oberen Bild gut zu sehen. Viel Fläche zum Laufen haben unsere beiden ja ohnehin; der Trailweg ist weiterhin überall geöffnet und wird auch genutzt.
Als wir am Abend zum Stall kommen, steht das Mörchen schon erwartungsvoll auf dem Podest und freut sich über eine Mash-Portion. Die zweimalige Fütterung von Mash werden wir bis einschließlich morgen noch beibehalten. Ebenso wird er bis einschließlich morgen auch noch dreimal täglich Heucobs angeboten bekommen. Ab Samstag wird er dann wieder seine normalen Portionen (2x täglich 2 kg Heucobs und 0,5 kg Rübenschnitzel) erhalten.
Während Gerret den Senior auf der Reitwiese longiert, kreisle ich mit dem Schwarzen über die Bahn. Ich achte gleich auf ein sehr schönes Tempo, das ich anfangs zwar fordern muß, Willi aber dann auch selbständig beibehält. Die Wendungen aus dem Sitz heraus klappen gut. Der erste Trab gefällt mir auch, wobei ich ihn heute erst recht tief mit dem Maul auf Buggelenkshöhe eingestellt aufwärme. Hier spiele ich auch immer wieder etwas mit der Einstellung und gebe anschließend wieder nach, worauf er sich schön dehnt. Der Galopp ist heute etwas arg nach oben und nicht nach vorne gesprungen, so daß ich mehr nachtreiben muß. Aber gut: bei immerhin noch immer gut 27° finde ich es von Willi überhaupt wieder sehr nett, wieviel Mühe er sich trotzdem gibt. Die Seitengänge, aus Volten heraus entwickelt, fühlen sich heute schon geschmeidiger und mehr im Flow an. Zum Abschluß wechsle ich auf jeder Hand einmal auf die Viertellinie und stelle dort von Schulterherein ins Renvers um - linke Hand klappt das besser als rechts. Dann lasse ich mir im Trab noch einmal den Zügel zur Dehnungshaltung aus der Hand kauen und bin ganz zufrieden.
21.07.2023
Am frühen Nachmittag packen wir bei leichtem Regen den Schwarzen ins Pferdetaxi und machen uns auf nach Hohenstadt in die Schwäbische Alb. Dort werden Willi und ich morgen an einem Rinderkurs mit Cully Rumery teilnehmen.
Wieso ein Rinderkurs fürs Dressurpferd, wo wir doch gar nicht westernmäßig unterwegs sind?
Vor ca. 18 Jahren habe ich mit dem Mörchen an mehreren Kursen "Working Cowhorse" bei Cully teilgenommen. Das ist zunächst natürlich einmal eine riesige Gaudi und für jedes Pferd grundsätzlich eine gute Erfahrung. :-) Wenn das Pferd merkt, daß das Rind vor ihm weicht bzw. weichen muß, stärkt das das Selbstbewußtsein. Bei Amor habe ich seinerzeit bemerkt, wieviel leichter es ihm aufgrund der Arbeit am Rind fällt, meinen Hilfen nachzukommen - weil diese nun eben in einem direkten Zusammenhang mit etwas stehen und einen logischen Sinn ergeben: das Rind weicht aus, das Pferd muß reagieren und z. B. seitwärts weichen, eine Hinterhandwendung machen, rückwärts gehen, antraben oder -galoppieren. Das fällt dem Pferd eben wesentlich leichter wie dieses Kringelreiten, wo man ja irgendwie nirgends ankommt. Und ein wenig davon erhoffe ich mir auch für den Schwarzen.
Memories:
Nachdem wir auf der A8 von einem Stau in den nächsten gegurkt sind, kommen wir endlich in Hohenstadt an. Willi darf aufgrund seiner Größe einen großen Weideunterstand mit zwei Weidezelten beziehen und knabbert gleich Heu. Wir dürfen unser Gespannt direkt nebenan parken und schlagen unser Dachzelt auf. Nach und nach trudeln auch die anderen Teilnehmer ein, mit denen wir einen gemütlichen Abend verbringen und grillen.
Amor wird am Abend von Sarah N auf der Reitwiese longiert.
22.07.2023
Um 06.15 Uhr falle ich kurz aus dem Dachzelt, versorge das Schwarztier und krabble dann aber nochmals in den kuscheligen Schlafsack. Willi hat sich die beiden Weidezelte gut eingeteilt: eines ist zum Fressen und Schlafen, das andere nutzt er als Toilette. ;-)
Kurz bevor wir uns um 08.30 Uhr zum Frühstück niederlassen, werden in zwei Fuhren unsere zehn Sparings-Partner gebracht: zehn kleine Rinder, die erst einmal den in der Reithalle aufgebauten Cattle beziehen.
Willi und ich sind um 09.30 Uhr für die erste Einheit eingeteilt. Neben Cully als Trainer nehmen noch drei andere Mädels mit ihren Hoppas teil, die teilweise auch schon etwas rindererfahren sind. Außer Willi ist noch ein anderes Pferd das totale Greenhorn am Rind. Wir sind die einzigen ohne Westernsattel, aber ich habe zumindest mal für etwas Flair mein Lasso mit dabei. ;-) Ich führe den Schwarzen erst einmal durch die Halle und am Cattle vorbei. Die Rinder beäugt er vorsichtig- neugierig. Auch vom Sattel aus ist das dann zunächst mal kein Problem.
Erst, als die ersten fünf Rinder in die Halle gelassen werden, sich darüber totaaaal-dolle freuen und munter durch die Gegend springen und buckeln, geht mir mein Allerwertester etwas auf Grundeis... Atmen, atmen, den Bobbes entspannen, alles cooooool... ;-) Willi ist zwar nicht wirklich angespannt, aber doch etwas unsicher, was das denn nun alles soll.
Lange Rede, kurzer Sinn: wir reiten verschiedene Aufgaben. Zunächst positionieren sich vier Teilnehmer auf einem Viereck inmitten der Reithalle. Ein Teilnehmer soll immer ein Rind aus der kleinen Herde heraus trennen und von der Herde getrennt halten. Hierzu halten sich Pferd und Reiter immer nur auf einer Linie von langer Bande zu langer Bande auf. Bewegt sich das Rind zu weit weg oder nicht, müssen die vier Reiter in den Ecken das Rind vorsichtig antreiben, damit der Hauptakteuer wieder zur Rinderarbeit übergehen kann: entweder geht es vorwärts oder rückwärts, oder man muß auf der Hinterhand wenden und das Rind verfolgen. Aber: alles gaaaaanz ruhig, kein Streß, nicht zuviel Druck!
Tja, dennoch ist natürlich trotzdem Reaktionsschnelligkeit gefragt - etwas, was nun in der 1.000stel Sekunde gemessen nicht so wirklich Willis Stärke ist. Uns entwischt das Rind natürlich ettliche Male. ;-) Aber: egal. es geht ja ums große Ganze, und einen Blumentopf gibts ohnehin nicht zu gewinnen. Während der ganzen Einheit merke ich aber ziemlich deutlich wie erhofft, wieviel klarer meine Hilfen beim Schwarztier dann doch ankommen, wie wieviel schneller er diese dann doch umsetzen kann. Wenn wir nicht direkt am Rind sind, sondern in einer der vier Ecken den Aufpasser spielen, gibt uns das Zeit, immer wieder genau das zu üben. Cool! Ich bemerke aber auch deutlich, wieviel Kopfarbeit das für den Schwarzen auch ist. Hin und wieder gibt er nämlich auch mal ein lautes Quietschen von sich, wenn er sich zu sehr überrumpelt fühlt und nicht schnell genug umsetzen kann, was ich von ihm verlange.
Zum Abschluß der ersten Einheit treiben wir alle fünf Muuuhs einmal durch die Halle und wieder in ihren Cattle. Ich glaube, daß genau das die Arbeit ist, die Willi zunächst einmal bräuchte, um ein besseres Verständnis davon zu bekommen, daß die Rinder vor ihm weichen sollen und müssen. Der Tageskurs gibt aber natürlich nur einen kurzen Einblick.
Nach einer sehr gechillten Mittagspause mit mega-leckeren Western-Würstle vom Grill gehts in die zweite Einheit. Wir arbeiten auch einmal zu zweit, weil es dann einfacher fällt, ein Rind aus der Herde zu heraus zu trennen und dieses zu "arbeiten", also ein paarmal hin- und her zu treiben und es nicht zurück zur Herde entwischen zu lassen. Als leichten Reaktionsverstärker habe ich eine Dressurgerte dabei, die Willi hin und wieder etwas mehr aufweckt.
Zum Schluß gelingt es Willi und mir dann sogar als einziges Paar aus unserer Gruppe, ein Rind von der Herde weg und einmal entlang des Hufschlags durch die ganze Halle zu treiben. Yeah! 🤩
Fazit: Es hat mega Spaß gemacht! Also, zumindest mir. Willi war wie immer seeeehr artig und hat die neue Erfahrung souverän gemeistert. Aber der Sinn des ganzen hat sich ihm nicht so wirklich erschlossen. Er hat halt Wood-Sense und keinen Cow-Sense. Also, quasi:
Ich: "Willi! Da! Ein Rind!"
Willi: "Ja, stimmt. Ein Rind. Und...?"
😂😂😂
Von Cully wurden wir jederzeit sehr gut unterstützt und haben viele Erklärungen erhalten, damit es uns im Laufe des Tages immer besser gelungen ist, die Rinder und deren (Re-)Aktionen zu "lesen" und zu erkennen, wie wir das Pferd positionieren müssen, damit sich das Rind in die gewünschte Richtung bewegt. Gut gefallen hat mir, daß - wie vor ettlichen Jahren auf den Kursen mit dem Mörchen ja auch schon - alles sehr gechillt und ruhig ablief, also weder für die Rinder, noch für Pferd und Reiter irgendwie Streß aufkommen konnte.
Nachdem wir noch bei der Einheit der zweiten Gruppe zugeschaut haben, machen wir unser Gespann abreisefertig, packen Willi in den Pferdeanhänger und fahren, diesmal ohne nennenswerten Stau, wieder nach Hause, wo wir von Amor freudig begrüßt werden. Den hatte ich seit gestern natürlich jederzeit über die Stallkamera im Blick und wußte ihn durch unsere Reitbeteiligungen bestens versorgt.
Fotos: Herbert Kiebler
24.07.2023
Der Sommer macht eine Pause, es regnet tagsüber immer wieder, was auch für die nächsten Tage so vorhergesagt ist. Gut, der Boden kann es durchaus gebrauchen.
Zum Kopflüften und die Natur genießen nehme ich am Abend vom Sattel auf dem Schwarzen auch das Mörchen für eine Stunde als Handpferd mit. Der ist augenscheinlich sehr munter, trabt und galoppiert schön mit. Was mir bei Willi wieder auffällt: auch Galopp über eine - für uns - verhältnismäßig lange Strecke von 500 m fällt ihm nun wirklich leicht. Ich brauche kaum nachtreiben und kann einfach mitschwingen und diese Gangart wirklich genießen.
27.07.2023
Wir erwischen am frühen Abend genau jene Zeitspanne, in der es zufällig einmal nicht regnet. In der letzten Nacht kamen schon 20 l/qm herunter.
Dann werden beide Rösser geputzt und ausgehfertig gemacht. Während Gerret das Mörchen auf der Reitwiese an der Longe bespaßt, reite ich das Schwarztier. Wow - gleich vom Fleck weg läuft Willi ohne mein Zutun oder irgendwelchen Ansporn wirklich zügig vorwärts. Das scheint nun etabliert zu sein. Wir schlängeln uns zum Aufwärmen mit vielen großen gebogenen Linien über die Wiese. Der Trab gefällt mir auch gleich sehr gut. Willi bietet von sich aus auch Galopp an, so daß ich ihn auch hin und wieder anspringen lasse.
Nach einer Pause gehts an die Seitengänge. Ich lege auf vielen Schlangenlinien durch die ganze Bahn die Kombi Schulterherein - Umstellen auf der Mittellinie ins Travers, aus der Traverswendung am Hufschlag dann wieder erneut ins Schulterherein usw. an. Das Umstellen von Schulterherein links auf Travers rechts fällt Willi extrem schwer, weshalb wir Schulterherein und Travers rechts anschließend noch aus Volten entwickeln. Allerdings fällt mir da schon auf, daß auch die Wendung rechte Hand auf der Volte nicht so geschmeidig wie sonst ausfällt. Vielleicht ist mal wieder ein Termin beim Osteo/Chiro sinnvoll. Der anschließende Trab ist jedenfalls aber wieder schön, ich lasse mir die Zügel aus der Hand kauen, wobei der Rücken viel schwingt. Gut!
28.07.2023
Zwischenbilanz: Willi bekommt nun seit gut 3,5 Monaten die von der Futterberaterin verordneten Kräutermischungen, seit gut drei Wochen nun auch nochmals in einer anderen Zusammensetzung. Nachdem es anfangs um das Ausleiten von unerwünschten Stoffwechselprodukten ging, wird nunmehr vermehrt ein Auge auf die Leber und die Nieren geworfen.
Was hat sich verändert: Willi ist munter wie immer. Die Raspe an den Hinterbeinen ist nahezu komplett verschwunden. Dafür kämpfen wir gerade an den Fesseln der Vorderbeine mit kleinen offenen Stellen. Die Haut schuppt sich dort immer noch gerne, wenngleich ich finde, daß es etwas weniger geworden ist. Die Stelle an der Rückseite des linken Vorderbein über dem Röhrbein ist auch gut verheilt. Aufgrund dieser offenen Stellen hat die Futterberaterin mir nochmals zwei Produkte von Bäralis zum Aufsprühen empfohlen, die ich derzeit täglich anwende. Dadurch sind die offenen Stellen zumindest schon abgeheilt. Ich bin gespannt, wie sich das auf Dauer auswirkt.
Also: es gibt keine durchschlagenden Erfolgsmeldungen, aber es bewegt sich zumindest ein wenig was. Da wir allein auf Basis natürlicher Heilmittel arbeiten, dauert es eben.
Ich habe fürs Mörchen auch noch eine Empfehlung bekommen, wie ich ihn nun nach der Kolik und der vielen Medis etwas unterstützen kann. Das werde ich ihm allerdings erst geben, wenn die letzten vom der Klinik verordneten Magen-Tabletten verfüttert sind.
29.07.2023
Nachdem das miese Regenwetter am Abend endlich nachläßt, spannen wir den Schwarzen an die Kutsche und nehmen auch das Mörchen als Handpferd mit. In knapp zwei Stunden sind wir fast 10 km unterwegs, fahren eine wunderherrliche Runde durch den Wald und traben dabei auch ein wenig.
Willi macht seine Sache wie immer sooo artig, daß es eine wahre Freude ist. Und das Mörchen hält ohne Probleme mit, worauf ich die ganze Ausfahrt über immer ein Auge habe.
So macht das Wochenende einfach Spaß!
30.07.2023
Auch in der letzten Nacht hat es wieder heftig geregnet. Tagsüber bläst ein äußerst frischer Wind, der bis zum Nachmittag alles abtrocknet. So beschließe ich, mit dem Schwarztier im Gelände etwas Konditionstraining einzubauen: bis zum Waldrand gehts im Schritt, dann im gemütlichen Trab durch den Wald. Und zwar stante pede. Zwischendurch galöppeln wir auch ein wenig. Insgesamt sind Willi und ich so 18 Minuten am Stück im Trab unterwegs und zwei Minuten im Galopp. Und wir parieren auch nur wegen des etwas rutschiger werdenden Geläufs durch, als uns zweimal die Hinterhand wegrutscht. Das muß ja dann nicht sein. In der anschließenden Schrittphase beruhigt sich Willis Atmung recht schnell wieder. Ich führe ihn noch einen schottrigen Abhang hinterunter, bevor wir uns mit Amor und Gerret am Waldrand treffen. Entlang eines Stoppelfelds machen wir noch einen Abstecher zu einem Offenstall mit einigen Eseln und zwischenzeitlich auch Schafen, den wir schon immer mal besuchen wollten. Auf dem Heimweg dürfen die Jungs grasen, während wir Brombeeren stibitzen. :-)
31.07.2023
Bevor in der nächsten Nacht der - angeblich - große Regen einsetzen soll, nutzen wir den frühen Abend und arbeiten beide an der Longe auf der Reitwiese. Ich gebe Gerret insoweit zunächst Longierunterricht mit dem Schwarzen. Während das Mörchen frißt, schauen wir uns die Longen- und Peitschenhaltung an und gehen erst im Schritt, dann im Trab ganze Bahn mit vielen wandernden Volten. Zum Schluß darf das Schwarztier dann auch auf einem großen Zirkel galoppieren.
Dann wird gewechselt und das Mörchen ist dran. Bei ihm muß man mit wesentlich mehr Ruhe an die Sache herangehen und tut gut daran, die Arbeit eher auf einen stationären Zirkel zu verlegen. Als die ersten Regentropfen fallen, machen wir Schluß.