01.04.2023
❤️ Heute wäre mein Punkti 13 Jahre alt geworden. ❤️
Der April startet, wie der März aufgehört hat: stürmisch-regnerisch. Ich hoffe, daß es sich jetzt richtig ausregnet, damit das Wetter zu Ostern richtig, richtig gut wird. ;-)
Claudia macht mit dem Mörchen 30 Minuten Handarbeit.
02.04.2023
Die Pferde haaaaaren......... 😳😂
Am Vormittag gehe ich mit dem Mörchen in Begleitung von Vanessa auf dem filzbesattelten Schwarzen eine knappe Stunde ins Gelände. Amor trägt den Equine-Gurt, den ich ihm gleich nach dem Putzen angelegt habe. Sein Ruhepuls liegt bei 25-40 S/m. Im Schritt erhöht er sich auf durchschnittlich ca. 70 S/m, hat einmal aber einen Ausreißer mit 104 S/m - das war vermutlich die Stelle, als ich Vanessa gerade etwas zur Zügelführung erkläre, er so lange fressen darf, dann aber weiterlaufen soll. ;-)
Unterwegs gibts natürlich auch die obligatorische Pause zum Grasen, was Gerret und ich am Abend nach der Stallarbeit nochmals für 20 Minuten wiederholen.
03.04.2023
In der Mittagspause gehts mit dem Schwarzen ins Gelände. Ich will heute mal testen, wie er hinten mit den BOA Hufschuhen läuft. Das Anziehen ist jedenfalls kein Problem. Außerdem trägt Willi heute erstmals den Equi-Gurt im Gelände, dessen Aufzeichnung ich schon vor dem Satteln aktiviere und bis nach dem Absatteln laufen lasse. So wird der Ruhepuls vor und nach dem Reiten registriert. Ich bin gespannt auf den Unterschied zwischen den Gangarten Schritt, Trab und Galopp.
Gleich zu Anfang gibt es einen Zwischenfall: der Kangal unseres Nachbarn ist ausgebüchst und rennt uns auf einem Querweg entgegen. *schluck* Das sieht schon imposant aus. Zum Glück hat er aber ein anderes Ziel, nämlich einen anderen Hund. Zu dem rennt er über eine Wiese. Ich bleibe neben einem stocksteif gefrorenem und durch den Schreck weinenden Mädchen stehen und beruhige sie. Erst als der Hund wieder unter Kontrolle ist, reite ich weiter. Das Schwarztier hat hierbei nur interessiert geschaut und ansonsten nicht einmal mit dem Ohr gezuckt.
Am Waldrand angekommen sitze ich nochmals ab und kontrolliere die BOAS, deren Seilzug sich erfahrungsgemäß dann immer noch ein wenig nachziehen läßt. So gehts dann gleich flott los im Trab auf unserer üblichen Trabstrecke, an die sich dann auch der Galopp anschließt. Der könnte etwas energischer sein, aber ich freue mich trotzdem, daß wir zwischenzeitlich so schön aufeinander abgestimmt sind und ich einfach im Sattel Platz nehmen kann.
Danach gehts im Schritt am hingegebenen Zügel bis zur nächsten Trabstrecke und hiernach dann am langen Zügel nach Hause. Auf dem Heimweg frage ich mal wieder kurz halbe Tritte ab: ich nehme den Zügel einhändig ein wenig auf, sitze betont locker, nehme die Unterschenkel sachte zurück. Willi weiß was kommt, nimmt sich selbst auf und fängt an zu diagonalisieren. Als ich dann mit der Gerte sachte den Bobbes touchiere, trabt er fast sofort auf der Stelle. Ups! Schlaumeier! ;-)
Wieder am Stall stelle ich fest, daß die BOAs nicht so wirklich taugen. Sie haben zwar schön in allen drei Gangarten gehalten, allerdings liegen in Willis beiden hinteren Fesselbeugen ziemlich viele Steine. So geht das nicht; da muß ich mir was überlegen.
Die Auswertung zur Herzfrequenz: mittels Abgleich mit Equilab läßt sich ziemlich gut nachverfolgen, daß Willi im Schritt einen Puls von ca. 70 S/min hat, im Trab ca. 130 S/min und im Galopp nur unwesentlich mehr. Der Zwischenfall mit dem Kangal ist am Pulsmesser nicht auszumachen. Einmal gibt es zum Ende der ersten Trab-Galopp-Einheit einen Ausschlag mit 180 S/min, was vermutlich dem Umstand geschuldet war, daß Willi durchparieren, ich aber weiter galoppieren wollte. Als ich zu einer Gras-Pause absteige, sinkt der Puls sofort auf unter 60 S/min, ebenso bei der Ankunft am Stall recht schnell auf unter 50 S/min. Was ich einzig nicht nachvollziehen kann, sind die unterschiedlichen Distanz-Angaben von Equilab (6,3 km) und dem Equi-Gurt (7,7 km).
04.04.2023
In der Mittagspause nehme ich das Mörchen mit auf die Reitwiese. Dort stelle ich ein Cavaletti auf niedrigster Einstellung hin und lege gegenüberliegend zwei Trabstangen, währenddessen er grasen darf.
Mit so einer Arbeitseinteilung ist der Senior positiv gestimmt und läßt sich schön zur Mitarbeit anregen. Wir wärmen uns entlang des Hufschlags mit vielen wandernden Volten auf beiden Händen auf und gehen dann in die erste Trabphase. Wenngleich es rechte Hand balancierter aussieht als links, fällt mir sofort auf, wie schön er läuft. Seit unserem Ausflug in die Pfalz ist auch der Rücken besser da. Wir sollten ihn also auf alle Fälle weiterhin fördernd fordern. ;-)
Nachdem er die Übungen (Beineheben über dem Cavaletti, Strecken über den Trabstangen) schon kennt, absolviert er das heute vom Fleck weg sehr schön und schlägt kaum an. Zum Galopp gehe ich jedoch aus diesem Zirkel heraus und lasse ihn ohne Hindernisse auf jeder Hand ein paarmal anspringen. Dazwischen arbeite ich ein wenig mit Handarbeit (Übertretenlassen und ganzer Travers) nach, wodurch sich der Trab und auch der Galopp auf der linken Hand etwas verbessern. Schön!
Am Abend darf das Mörchen dann wieder mit auf die Reitwiese und: Gras satt fressen, während ich Claudia auf Willi eine Reitstunde gebe. Mensch, sieht der Schwarze schick aus, wenn er so richtig schön läuft! Ich bin ganz begeistert. ❤️
05.04.2023
Am Abend packe ich schon meine und Willis sieben Sachen ins Auto. Morgen gehts los ins Elsaß. :-) Ich habe mich bereits im Sommer letzten Jahres zusammen mit Birgit zu einem 2,5-tägigen Sternritt auf einer Wanderreitstation angemeldet. Ich bin gespannt, wie so ein geführter Wanderritt bzw. eben die 2,5 geführten Tagesritte durch die Nordvogesen ablaufen werden. Vor allem finde ich es ja mal praktisch, mich nicht um die Rittführung kümmern zu müssen. ;-) Gem. Ausschreibung liegt die Station "inmitten malerischer Dörfer, umgeben von weitreichenden Tälern und aussichtsreichen Höhen mit den Nordvogesen direkt vor der Haustür, deren sanften Höhenlagen und wunderschönen Waldlichtungen". Es ist geplant, "mit den Pferden die Wälder der Nordvogesen zu durchstreifen und auf verträumten Pfaden die Seele baumeln zu lassen und immer wieder wunderschöne Aussichten zu genießen". Nun denn: ich freue mich!
Es gab nur im Vorfeld Probleme mit der Ausschreibung des Rittes, da im Text von Donnerstag bis Sonntag die Rede, das Datum aber mit 07.-10.04.2023 angegeben war. Zunächst bekam ich deshalb die Info, daß der Ritt also doch von Freitag bis Montag stattfindet, weshalb Birgit und ich angefragt hatten, ob wir nicht doch schon donnerstags kommen können und dann eben alleine einen Tagesritt am Freitag unternehmen. Als ich diese Tour auf Outdooractive geplant habe, sehe ich das erste Mal, daß die Wanderreitstation doch noch ein gutes Stück von den "Wäldern der Nordvogesen" entfernt liegt und man schon einen weiten Anritt nach dort hat oder tatsächlich, wie für Samstag geplant, das Pferd verladen muß, um in das wirklich schöne Reitgebiet zu kommen. Nachdem es aber allen anderen Teilnehmern genauso ging wie Birgit und mir, bleibt es also doch bei einer gemeinsamen Anreise für alle am Donnerstag und Abreise am Sonntag. Auch gut.
06.04.2023
Am Nachmittag hänge ich alleine den Pferdeanhänger an, parke auf der Wiese und bin ganz stolz, daß ich den Schwarzen auch ohne Probleme alleine verladen kann. Bin ich doch insgesamt etwas aufgeregt, weil ich ja noch nicht sooo oft alleine mit Pferd und Pferdeanhänger unterwegs war. Und jetzt gehts auch noch mehr als 70 km nach Frankreich.
Willi trägt den Herzfrequenzmesser. Da bin ich wirklich mega-gespannt, wie die anschließende Auswertung aussehen wird: macht das Hängerfahren Streß? Wenn ja, wieviel?
Die Fahrt verläuft problemlos, wenngleich ich nach Verlassen der Autobahn in Frankreich das Gefühl habe, durch alle möglichen Dörfer des Elsaß gelotst zu werden. Wir kommen deshalb auch sehr frühzeitig in Merkwiller-Pechelbronn an. Die Wanderreitstation liegt noch im Dorf. Ich werde mit dem Gespann zum Parken nach hinten auf eine Wiese geschickt. Willi steigt artig aus, bezieht eine mit Stroh eingestreute Panelbox (eigentlich war geplant, auf der nunmehr zum Parkplatz umfunktionierten Wiese Paddocks abzustecken, aber dazu war das Wetter der letzten Tage viel zu naß - ich hoffe, daß ich mein Gespann da deshalb auch wieder rauskriege, zumal für die nächsten beiden Nächte auch wieder Regen angesagt ist...) und knabbert gleich Heu. Als er sich das erste Mal umdreht, bleibt er aufgrund seines großen Wendekreises zwar gleich mal mit dem Bobbes am Panel hängen, aber das wird schon gehen. Er bekommt auch sofort Besuch von den Hofhühnern, die neugierig in seiner Box umher picken - was das Schwarztier aber gar nicht stört. ;-) Ich beziehe mein Zimmer, das ich mir für die nächsten Tage mit Birgit teilen werde.
Ich nehme noch die Auswertung von Willis Herzfrequenzmessung während der Hängerfahrt vor: ich hatte den Herzfrequenzmesser schon beim Putzen angelegt, wo der Ruhepuls bei zwischen 34-40 Schlägen lag. Während der Hängerfahrt lag der Puls dann hauptsächlich zwischen 40-50 Schlägen. Es gab nur vier Ausreißer mit 70 bzw. einmal mit 98 Pulsschlägen. Das überrascht und beruhigt mich doch sehr, zeigt es doch, daß Willi die heutige Hängerfahrt nicht als so stressig empfunden hat, wie ich das immer befürchte.
Nach und nach treffen die anderen Teilnehmer ein. Insgesamt sind wir fünf Teilnehmerinnen mit zwei Isländern und zwei Quarter Horses und meinem Noriker. Am Abend gibt es mega-leckeres Essen, und nach einem gemütlichem Tratsch fallen wir ein wenig angesäuselt ins Bett.
07.04.2023
Am Morgen bin ich um 06.30 Uhr wach und schaue als erstes nach Willi. Eine Mitreiterin informiert mich, daß Willi über Nacht die Panelbox verschoben hat. Die besteht aus sechs einzelnen Teilen - eines an jeder kurzen und zwei an jeder langen Seite. Willi hat wohl die eine lange Seite so nach innen verschoben, daß er sich gar nicht mehr herumdrehen konnte, sondern eingekeilt wie in einem Ständer zwischen den langen Seiten stand. Mist. :-( Leider sind die Panels nirgends fest fixiert und teilweise auch nur provisorisch mit einzelnen dünnen Strohbändeln zusammen gehalten. Naja, mal sehen.
Ich füttere Heu und miste, putze das Schwarztier auch gleich vor dem Frühstück, so daß ich später nur noch satteln muß. Der Abritt ist für 10.00 Uhr geplant, aber wir sind alle recht zügig fertig, so daß es früher los geht. Wir führen die Pferde zunächst aus dem Dorf hinaus und kommen über einen Radweg auf den ersten Wiesenweg. Weiter geht es über Preuschdorf und Goersdorf zu den ersten bergigen Aufstiegen. Wie schon auf Outdooractive gesehen, geht heute 1/3 der Strecke für den Anritt verloren. Naja, verloren ist vielleicht zuviel gesagt - aber gleichartiges Gelände haben wir zu Hause ja auch. Leider ist das Geläuf sehr oft ziemlich schottrig und steinig. Willi, vorne mit Hufschuhen, hinten barhuf, sucht sich aber wie zu Hause artig seinen Weg und kommt gut zurecht. Aber selbst der vierfach behufschuhte Quarter unserer Rittführerin sucht ständig weicheren Boden am Rand.
Im Wald angekommen werden die Wege leider auch nicht besser. Bis auf 2, 3 kleinere Etappen auf weichen Wegen führt der Weg oft über steinige Pisten, die auch immer wieder mit großen Steinplatten durchsetzt sind. Dort wird auch getrabt und galoppiert. Puh, das war demletzt im Pfälzer Wald, im Prinzip ja das Anfangsgebiet der Nordvogesen, wesentlich komfortabler. Insgesamt sind wir in einem sehr, sehr zügigen Tempo unterwegs. Das Schwarztier hält gut mit, aber insgesamt kommt mir der "Chill", den das geruhsame Wanderreiten, die damit einhergehende Entschleunigung und das Auf-sich-Wirkenlassen der Natur etwas zu kurz. Selbst an einem der sehr wenigen wunderschönen Ausblicke reiten wir ohne inne zu halten vorbei, machen aber kurz darauf im Wald eine Pause, um die Pferde einmal das kaum vorhandene spärliche Gras knabbern zu lassen, weil es am Pausenplatz hierzu keine Möglichkeit gibt. Willi schwitzt ziemlich, ist aber munter und gut drauf. Eine Möglichkeit, die Pferde unterwegs einmal saufen zu lassen, gibt es heute leider nicht.
Dann kommen wir am Pausenplatz, dem Refuge du Soultzerkopf, an. Dort haben wir einen tollen Ausblick in Richtung Schwarzwald und können sehen, wie es dort schon heftig regnet. Die Pferde werden mit ausreichend Abstand zwischen einander am Geländer angebunden. Willi chillt sofort und erholt sich. Wir vespern und genießen den Fernblick.
Nach 45 Minuten machen wir uns wieder auf den Heimweg. Wir führen die Pferde einen steilen Waldweg hinunter und steigen erst in Marienbronn wieder auf, nachdem die Pferde dort nochmals neben einer Eselweide ein wenig Gras fressen konnten. Willi beäugt das Grautier, einen anderen Equiden, wie ich ihm erkläre ;-), neugierig.
Zum Glück kommen wir nun auch wieder einmal ein paar schöne Wiesewege entlang. Die Wolken ziehen sich immer mehr zusammen, aber wir haben Glück: wir reiten gerade in den Hof, als die ersten kleinen Tropfen fallen. Später regnet es tatsächlich heftig und es hagelt.
Leider hat Equilab meine Aufzeichnung unterwegs abgebrochen, so daß ich nicht die komplette Route aufzeichnen konnte. Insgesamt waren wir aber ca. 23 km in sechs Stunden unterwegs mit einer reinen Reitzeit von ca. fünf Stunden.
Am Abend dann der Schock: wir sitzen gerade gemütlich vor dem Stall, als mir zugerufen wird, daß Willi in seiner Panelbox festhängt. Er ist mit seinem rechten Vorderbein zwischen die Rohre eines der längsseitig stehenden Panels geraten, hat dann wohl im Versuch, sich wieder zu befreien, die seitlichen Panels vollends nach innen gezogen und steht nun fixiert mit angehobenem rechten Bein inmitten diesem Chaos. Mir ziehts bei diesem Anblick das Herz zusammen. Wie lange steht er schon so? Fünf Minuten? Eine Stunde? Zum Glück ist er ruhig und hat keine Panik. Ich hebe das durchgerutschte Bein an und versuche, es zurück zwischen die Rohre zu schieben, was erst nach mehreren Anläufen gelingt.
Sofort untersuche ich sein Bein und hole ihn auch aus der Box, um ihn einige Schritt zu führen. Offensichtlich hatte er wahnsinniges Glück und hat sich nicht verletzt. Also führe ich ihn wieder in die Panelbox, wo er weiter sein Heu frißt. Aber ich bin voll von den Socken. Offensichtlich muß ähnliches in der letzten Nacht ja auch schon passiert sein... Was ist, wenn wir das nicht so schnell mitbekommen und Willi in Panik gerät? Leider bekomme ich keine Lösungsvorschläge. Ich weiß jetzt schon: vor mir liegt eine schlaflose Nacht.
08.04.2023
Nachdem ich die ganze Nacht kaum geschlafen und vielmehr jede Stunde auf die Uhr geschaut habe, springe ich um 04.40 Uhr doch aus dem Bett und schleiche in den Stall. Willi steht artig in seiner Box und schaut nach draußen. Erleichtert schiebe ich ihm noch ein wenig Heu zu und gehe wieder ins Bett, wo mir dann doch noch für 1,5 Stunden die Augen zufallen.
Nach dem Aufstehen bin ich natürlich extrem gerädert. Meine Augen brennen, ich habe Bauchweh durch extremes Sodbrennen - Sorgen um Willi. Der steht wenigstens sehr gechillt in der Panelbox. Aber so eine Nacht mag ich nicht nochmals mitmachen. Leider bleiben auch jetzt Lösungsvorschläge aus.
Heute steht zunächst einmal eine Fahrt mit dem Pferdeanhänger von einer halben Stunde an. Wir fahren nun wirklich in die Nordvogesen hinein ins 27 km entfernte Obersteinbach. Zunächst gilt es aber erst einmal, die drei Gespanne der Teilnehmer von der Wiese hinter dem Hof zu bergen. Durch den vorhergesagten Regen der letzten beiden Nächte ist der ohnehin schon weiche Wiesenboden nicht gerade befahrbarer geworden. Ein Pferdeanhänger muß abgehängt, das Auto mit vereinten Kräften hinausgeschoben, der Pferdeanhänger mit dem Allrad-Pickup herausgezogen werden. Die Räder meines Autos drehen munter mehrmals durch, bevor sie doch greifen und Auto und Pferdeanhänger zum Glück alleine von der Wiese rollen können. Die Gespanne werden im Hof geparkt, wo wir das Sattelzeug einpacken und die Pferde verladen.
Willi lege ich heute vor dem Verladen den Herzfrequenzmesser an. Ich möchte nochmals die Hängerfahrt aufzeichen und dann auch schauen, wie er den heutigen Ritt meistert.
Ich bin froh, als zweites Gespann im Tross unterwegs zu sein und bekomme langsam etwas mehr Routine im Hängerfahren. ;-) In Obersteinbach angekommen, machen wir die Pferde abrittfertig, führen dann die ersten 100 m noch an einer Straße entlang, bevor wir Aufsitzen. Für heute ist wesentlich besseres, fast barhuftaugliches Geläuf angesagt mit vielen Sandwegen. Nach nur einer knappen Stunde kommen wir so schon an unserem ersten Etappenziel für heute an: der Ruine Schöneck. Diese Ruine gilt als eine der besterhaltenen Burgruinen der Nordvogesen und steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Von der ursprünglichen mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert sind sogar noch Mauerreste übrig, wenngleich die Mehrheit der erhaltenen Bausubstanz aus späteren Bauphasen stammt.
Wir binden die Pferde am extra für diese angelegten "Halte Equestre" mit schönem Anbindebalken an. Unsere Rittführerin bleibt bei ihnen, während wir Teilnehmerinnen uns die Burg ansehen. In meinem ersten Überschwang und kurzzeitig mit neuer Kraft erklimme ich die oberen Burgzinnen, um von dort oben den Ausblick auf die Pferde zu suchen - da habe ich doch ganz vergessen, daß ich eigentlich nicht schwindelfrei bin und ja auch rückwärts wieder absteigen muß... ;-)
Anschließend führen wir die Pferde einen steileren Abstieg hinunter und steigen erst angekommen an einem See wieder auf. Hier liegt dann auch die erste heutige Trabstrecke vor uns. Langsam ziehen sich die Wege die Steigungen rund um den Modenberg hinauf. Hoch über Dambach kommen wir an einen wunderschön gelegenen Aussichtspunkt, den ich berittenerweise alleine mit Willi erkunde - und wir kurz einige Minuten endlich einmal in Ruhe in die Ferne schauen können.
Dann liegt ein ziemlich steiler Abstieg vor uns, den wir die Pferde führen, zumal es auch nur einen sehr schmalen Trampelpfad in Serpentinen hinab geht. Ich bin mal wieder sehr stolz auf mein trittsicheres Pony, das auch auf Zuruf immer sehr artig stehen bleibt und wartet, wenn ich selbst erst einmal Fuß fassen muß.
Unten in Dambach angekommen sitze ich nicht wieder auf, weil der Pausenplatz angeblich nicht mehr allzu weit entfernt liegt. Tatsächlich laufen wir aber doch noch gute 20 Minuten. Dann kommen wir an einer alten Bunkeranlage aus dem zweiten Weltkrieg an, die im Wald auf einer Lichtung liegt. Die Pferde können grasen, wir vespern.
Auf dem letzten Fußweg ist mir allerdings eines klar geworden: ich kann Willi nicht nochmals eine Nacht der Gefahr aussetzen, sich zu verletzen. Schlafen könnte ich in der kommenden Nacht dann auch nicht. Womit sich der Ritt für morgen so oder so erledigt hätte - schon jetzt macht sich die fehlende Kraft mangels Schlaf in der letzten Nacht bemerkbar, meine Augen tränen weiterhin, der Bauch tut weh. Also rufe ich den besten Ehemann von allen an und bitte ihn, sich am Nachmittag mit dem Zug auf den Weg nach Wissembourg zu machen, wo ich ihn zusammen mit Willi abholen und er uns dann nach Hause bringen kann. Eine weitere so lange Hängerfahrt traue ich mir dann nämlich im heutigen Zustand auch nicht mehr zu.
Die Entscheidung schmerzt. Aber anders weiß ich mir wirklich nicht zu helfen. Wenn sich Willi ein drittes Mal in den Panels verfängt und sich verletzt, mache ich mir nur Vorwürfe. Mangels anderer Alternativen oder Angebote bleibt also nur der vorzeitige Abbruch und die Heimreise.
Nach der Pause geht es weiter auf wirklich wunderschönen Waldwegen durch die Nordvogesen. Wir kommen auch nochmals an einem See vorbei, aus dem der Schwarze lange, lange säuft. Ich versuche, mich zu entspannen und die immer wieder wechselnden Stimmungen zu genießen, beäuge den sich ständig verändernden Wald, mal von karg braun, dann wieder zu magisch-bemoost grün, immer wieder durchsetzt mit tollen Felsformationen, was mir aber nicht so recht gelingen mag.
Auch Willi hat zu tun: hielt er gestern noch wirklich gut mit, gerät er heute immer wieder weit ins Hintertreffen. Die Isländer und Quarter Horses legen ein Tempo an den Tag, dem wir nicht folgen können. Dennoch gibt sich der Schwarze alle Mühe und läuft einen wirklich sehr engagierten Schritt, der weit über seinem normalen Tempo liegt, gibt auch an jeder neuen Steigung und beim Klettern am Hang nochmals Gas mit der Hinterhand. Dennoch verlieren wir immer wieder den Anschluß, so daß die anderen auf uns warten. Komplett ohne weitere Verschnaufspause läuft mein Schwarzer so zurück zum Hängerparkplatz. Ich mache mir schon keine Illusionen mehr und bin dann doch überrascht, als die Pferdeanhänger in Sicht kommen und verkündet wird, daß wir rund 26 km unter die Hufe genommen haben. So schnell waren wir unterwegs!
Während ich absattle, darf Willi schon das neben dem Pferdeanhänger wachsende frische Grün zupfen. Ich nehme ihm auch schon einmal den Herzfrequenzmesser ab.
Die Rückfahrt zum Hof verläuft reibungslos. Das Schwarztier erholt sich kurz in der Panelbox bei Heu, während ich warte, daß der Hof frei gemacht wird, damit mein Gespann erneut zur Abfahrt umgeparkt werden kann. Das gibt mir Zeit, meine restlichen Sachen einzupacken und noch kurz einen Kaffee zu trinken.
Als ich Willi wieder zum Pferdeanhänger führe, ist er doch sehr erstaunt und läßt sich nur schrittweise vorwärts bitten. Auch wenn ich weiß, daß er sich einen schnelleren Feierabend nach der Leistung heute verdient hätte, bitte ich ihn, nochmals für die Heimfahrt einzusteigen.
Auf meinem Weg nach Wissembourg zum Bahnhof bin ich - vor allem mental - total erschöpft und gurke schließlich mit gerade einmal 50 km/h über die zum Glück weitgehend leeren Landstraßen - und bin sooo froh, als ich nach 30 Minuten das Gespann an Gerret übergeben kann.
Um 20.00 Uhr kommen wir am Stall an. Und werden höchst erfreut von Amor empfangen. Willi wälzt sich erst einmal und wandert dann den Trailweg hinauf. Wir räumen alles auf, dann kratze ich vorsichtig alle verschwitzten Haare aus Willis Fell und danke ihm noch einmal für die letzten beiden Tage. Es hat mich unheimlich gerührt, wie sehr er sich mal wieder angestrengt hat, wie cool er in allen Situationen - ob im Gelände, auf steilen Passagen oder eben in der verflixten Panelbox - reagiert hat, und wie sehr ich mich doch immer auf ihn verlassen kann. ❤️❤️❤️
Die Auswertung des Herzfrequenzmessers hat ergeben, daß Willi auch während der heutigen Hängerfahrt sehr gechillt war und die Pulswerte ähnlich wie am Donnerstag bei der Anreise waren. An den Steigungen im Gelände ging der Puls im Schritt natürlich auch schon einmal auf 130 S/min., im Galopp den Berg hinauf gab es eine Spitze von 175 S/min. Ansonsten lag der Puls auch während der schnelleren Schrittphase bei rund 75 S/min. - und er kam immer sofort nach jeglicher Anstrengungen wieder umgehend in den Normalbereich. Das Pony ist fit.
Fazit: Es hätte schön sein können...
Wir hatten sehr nette Gastgeber, das selbstgekochte Essen war mega-lecker, meine Unterbringung gemütlich und mit der Wärme aus den abendlich immer angefeuerten Holzöfen urig. Die eigentliche Rittführung war vom Tempo abgesehen sehr gut; wir wurden oft frühzeitig auf etwas heiklere Passagen (z. B. eine schmale Brücke, steile Abstiege, etc.) hingewiesen.
Die Wanderreitstation selbst ist mir zu weit ab vom eigentlich beworbenen Reitgebiet, um sie als stationären Aufenthalt für Sternritte zu nutzen. Wenn man grundsätzlich verladen muß, um zu wirklich schönen Wegen zu gelangen, ist mir der Aufwand für einem mehrtägigen Aufenthalt zu groß. Da ist eine Wanderreitstation wie in der Pfalz mit direktem Ausgangspunkt in tolles Gelände wesentlich komfortabler. Als Ausgangs- oder Endpunkt eines Wanderritts mag sie sicherlich taugen. Das hätte ich aber vorher erkennen können, hätte ich mich mit der Lage etwas intensiver befaßt. Mit dem "Durchstreifen der Wälder der Nordvogesen, um dann auf verträumten Pfaden die Seele baumeln zu lassen und immer wieder wunderschöne Aussichten zu genießen" war es daher so eine Sache. Ein Sich-treiben-Lassen, wie ich es über Jahre hinweg auf Wanderritten oder gleichartigen Ausflügen bislang kennengelernt habe, hat sich bei mir auch am ersten Tag ohne die Sorge um den Schwarzen nicht eingestellt. Dafür war das vorgelegte Grundtempo zu forsch und die Muße, einmal in Ruhe in die Ferne zu blicken, blieb auf der Strecke. Da war es am zweiten Tag manchmal sogar ganz angenehm, etwas zurück zu fallen und nichts über anstrengende Jobs oder gesundheitliche Probleme und deren Medikamentation o. ä. zu hören. ;-)
Das Aus kam dann mit Willis Unterbringung und dem Umstand, daß er in zwei Nächten in Folge in der Panelbox hängen geblieben ist und es leider keinerlei Angebot für eine Alternative gab. Natürlich ist einmal immer das erste Mal. Und selbstverständlich kann er sich auch anderweitig verletzen, auf der Weide ausrutschen, sich das Bein brechen oder im Halfter aufhängen und sich erdrosseln. Aber ich bin nicht der Mensch, der das mit einem "Wenn es passiert, passierts." 😳 hin nimmt. Die Einstellung kann man haben, aber als Gast fühlte ich mich da ziemlich alleine gelassen. Schließlich bin ich für meinen vierbeinigen Partner, der mich immer munter auf von mir ausgesuchten Events begleitet, verantwortlich und wünsche mir, daß auch er Spaß hat und noch lange bei mir ist.
Und damit das hier in der ganzen Aufregung nicht untergeht:
Happy Birthday, Amor!!!
Heute wurde der beste aller Haferschlinger 29 Jahre alt! Schön, daß ich ihm so doch noch persönlich gratulieren kann! Mit Gerret ging es heute auf einen zweistündigen Spaziergang. Und es gab eben keine Blumen, sondern Gras. ;-)
Ich hoffe, daß wir noch viele, viele weitere Jahre haben. ❤️❤️❤️
09.04.2023
Willi hat gut geschlafen, das Mörchen hat gut geschlafen, Gerret sowieso und ich: auch. Uff. Ich bin so froh, wieder zu Hause zu sein.
Heute wird nur relaxed. Willi macht es sich am Vormittag nach dem ersten Frühstück wie immer nochmals im Paddock gemütlich. Ich lege mich einfach dazu und genieße die Ruhe.
Am Abend dürfen die Jungs für eine halbe Stunde auf die Reitwiese zum Grasen.
10.04.2023
Am Spätnachmittag sattle ich das Schwarztier und nehme den Haflinger als Handpferd mit ins Gelände - und hoffe, daß sich der meiste Hype eines Ostermontags bereits gelegt hat. Immerhin hat es heute zudem schönes Wetter mit schon knapp 20°!
Wir gehen im Wald angekommen recht schnell einen steileren Weg hinauf, wo ich beide Jungs nach einer längeren Trabeinheit auch gleich mal angaloppieren lasse. Und obwohl ich schon ettliche Meter vorher an Trab denke, worauf Willi eigentlich immer sehr schnell reagiert *grins*, galöppelt der, mit Amor im Schlepptau, fröhlich weiter. Soso. ;-)
Angekommen auf einer Wiese mit schönem Blick in das frühlingshafte Pfinztal machen wir eine Pause zum Grasen. Tja, Nordvogesen hin oder her: wir haben es einfach schön.
Dann bummeln wir über einige Trampelpfade am Rittnerthof vorbei eine große Runde durch den Wald. Als wir gerade kurz vor der Grünen Hütte sind, wundere ich mich, wieso ein Auto recht schnell auf uns zufährt. Plötzlich steigt Claudia aus. Sie fragt als erstes: "Tanja, gehts Dir gut?" Ich: "Hä? Wieso?" und habe viele Fragezeichen im Kopf. Kurz erklärt: bei der Graspause hat wohl der Stand-Alarm meines Guardian Horse-Trackers nach fünf Minuten ausgelöst und ich habe wegen eines stumm-geschalteten Handys weder den Alarm (den ich dann wieder hätte deaktivieren können), noch Gerrets oder Claudias (von Gerret informiert, weil er heute arbeiten muß) Anrufe mitbekommen. So ein Mist! Deutliche Mahnung an mich: IMMER das Handy im Gelände auf laut stellen!
Claudia zieht beruhigt von dannen, ich rufe nochmals kurz Gerret an und entschuldige mich, dann bummeln wir drei wieder nach Hause. Auch heute sehe ich auf Equilab, daß Willi nach wie vor einen guten Schritt zeigt: wir sind oftmals mit mehr als 5 km/h unterwegs. Also beschließe ich, mir da nun keine Sorgen zu machen. Der Schwarze ist fit und hat einfach sein Tempo, mit dem er sich nicht verstecken braucht, und gut.
11.04.2023
Zusammen mit Claudia auf Amor gehts am späten Nachmittag für knapp 1,5 Stunden ins Gelände. Wir erklimmen mit den Pferden einen steileren Abhang, träbeln ein längeres Stück und lassen sie ansonsten gemütlich eine große Runde durch den Wald bummeln - selbstverständlich mit einer Pause zum Grasen.
12.04.2023
Am Vormittag bekommen wir Besuch von Sandra Michels. Aufgrund Willis Hautproblematik (Mauke, CPL?), den beiden plötzlichen Koliken in den letzten zwölf Monaten und den dicken Beinen möchte ich einmal ein professionelles Auge auf unsere Fütterung werfen lassen. Ich habe Sandra schon vor einigen Jahren einmal anläßlich eines Kräuterseminars für Pferde kennen gelernt und lese seither gerne ihre Beiträge auf Facebook und die regelmäßigen Newsletter. Sie hat in 2012 ihre Ausbildung zur Ernährungsberaterin für Pferde abgeschlossen, woran sich noch eine Ausbildung in Cranio Sacral- und Phytotherapie anschloß, ebenso wie ein Abschluß als Heilpflanzenlehrerin für Menschen und Pferde. Ihr Spezialgebiet ist der Stoffwechsel und die Verdauung sowie die natürliche Pferdefütterung. Daß sie futtermittelunabhängig berät, ist mir sehr sympathisch.
Am heutigen Vormittag sprechen wir zuerst unsere Haltungsbedingungen und Willis Werdegang bei uns durch. Hierauf folgt eine ausführliche Erklärung der vielen stoffwechseltechnischen Zusammenhänge. Insgesamt nimmt sich Sandra sehr viel Zeit und ist zwei Stunden bei uns vor Ort. Sie vermutet eine Übersäuerung von Willis Stoffwechsel, was wir nun in den nächsten Monaten nachhaltig angehen werden. Einen ausgearbeiteten Therapieplan werde ich in den nächsten Tagen per Email erhalten. Um zu testen, wie Willi die vermutlich notwendigen Kräuter fressen mag, läßt sie mir schon einige Proben da, die ich allein ohne weitere Zusätze die nächsten Tage einmal anbieten kann.
14.04.2023
Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns am Vormittag um 10.45 Uhr auf zu einer Tagestour durchs Pfinztal. Gerret stapft mit einem munteren Mörchen voraus, ich folge mit dem Schwarztier, der in den Sattelpacktaschen neben unserer Notfallapotheke und einem Set an Bändeln, Karabinern und Riemen auch unser Vesper trägt.
Wir halten uns zunächst grob in Richtung Kleinsteinbach und umrunden diesen Pfinztäler Ortsteil aus Richtung Mutschelbach. Die Jungs sind munter und laufen toll vorwärts. Beide trage vorne ihre Hufschuhe.
Zwischen Kleinsteinbach und Mutschelbach queren wir zunächst die K9653 sowie die L563, worauf wir dann nach einem weiteren Stück durch den Wald und einem kurzen Plausch mit ein paar Waldarbeitern, die einen umgefallenen großen Baum zersägen, an unserem ersten kurzen Rastplatz ankommen: an einer Wiese mit wunderbarem Blick aufs Pfinztal zwischen Kleinsteinbach und Singen. Die Pferde dürfen Gras futtern, während vor allem Gerret eine Verschnaufspause einlegt.
Weiter geht es über schöne Wiesenwege an ettlichen wunderherrlich blühenden Obstbäumen vorbei. Am Himmel hängen Schäfchen-Wolken.
Wir sind zwischenzeitlich am Ortsrand von Singen angekommen. Dort müssen wir eine Brücke überqueren, die sowohl die B10, die Bahnlinie, als auch die Pfinz quert. Für den Schwarzen ist das kein Problem, hier waren wir schon einige Male. Aber auch Amor folgt ohne Zögern. Am Schützenhaus in Singen angekommen sitze ich wieder auf, und wir machen uns auf zu unserem ersten Pausenplatz, einer schönen Wiese am Waldrand oberhalb der Ruine Kleinsteinbach. Dort dürfen die Jungs eine halbe Stunde grasen.
Weiter gehts über Wiesenwege und Trampelpfade im Wald zum Naturfreundehaus Söllingen. Dort gibts dann eine weitere Rast, bei der dann auch wir einmal die Füße ausstrecken können. Willi steht sofort wieder in chilliger Erholungshaltung da, der Senior will lieber fressen und schart mit den Hufen. Ich kredenze noch ein paar Möhren und Äpfel und setze mich dann zu Gerret, um den Blick in Richtung Schwarzwald zu genießen. Der Senior findet das doof, stellt sich mal so, mal anders hin, hapst nach Ästen oder Grashalmen am Waldboden, bleibt dann schließlich mit seinem schönen Ausgeh-Halfter irgendwie hängen und *zack* reiß es. *augenroll* Gerret zückt sein ultra-scharfes Messer, richtet das Halfter wieder, und dann bleibt auch der Haferschlinger etwas geruhsamer stehen.
Nach einer Dreiviertelstunde Rast machen wir uns auf den Heimweg. Da Gerret etwas müde ist, kürzen wir ab und nehmen den Weg direkt durch Söllingen. Das Dorf hätten wir aber ohnehin durchqueren müssen, weil wir ja wieder auf die andere Seite der Eisenbahnschienen müssen.
Das ist heute auch der einzig etwas heikle Punkt für den Schwarzen. Zwar haben wir die kleine Bahnunterführung schon oft durchquert, allerdings noch nie, wenn gerade ein eeewig langer Güterzug aus der einen Richtung darüber hinweg rollt. Wir warten, bis er uns passiert hat und laufen los - da kommt aus der Gegenrichtung der nächste Güterzug. Das Geholpere über uns macht Willi keine Schwierigkeiten, wohl aber der Augenblick, als wir aus der Unterführung heraus kommen und sich plötzlich hinter und über ihm da etwas bewegt... Etwas aus dem Häuschen bleibt er stehen und muß sich das angucken. ;-) Der Rest des Weges durchs Dorf ist dann wieder unspektakulär. Am Flühlosweg, dem letzten steilen Anstieg vor dem Abstieg ins Hirschtal zum Stall krabble ich wieder in den Sattel und lasse mich hochtragen. Dann steige ich aber auch wieder ab und führe das Schwarztier mit leicht gelockertem Sattelgurt bis zum Stall.
Nach 17,7 km und 5,5 Stunden mit einer reinen Reitzeit von 3,75 Stunden kommen wir mit zwei munteren Rössern wieder am Stall an. Die beiden haben sich eine Belohnung verdient und dürfen daher das erste Mal für eine halbe Stunde auf die Weide. Amor wälzt sich sogar gleich, der Schwarze hat dafür keine Zeit, das Gras ist wichtiger. ;-)
Wir räumen unsere Sachen auf, füttern den Pferden anschließend noch ihr wohlverdientes Kraftfutter und machen uns geschafft aber glücklich auf den Heimweg. ❤️
15.04.2023
Happy Birthday, Willi!
Heute wird der Schwarze 11 Jahre alt. ❤️ Am Abend gibts deshalb von Gerret sogar einen Löwenzahn-Blumenstrauß. ;-)
Claudia geht mit Willi am Vormittag für eine halbe Stunde auf die Reitwiese und übt Übergänge.
17.04.2023
Am Abend versuchen Sarah und ich, das Mörchen und den Schwarzen auf der Reitwiese zu longieren. Allerdings sprechen drei Dinge dagegen: der Senior, der Schwarze und der Boden. Die Rösser - sogar der sonst so gechillte Willi! - sind hüpfig, der Boden zu weich. Also lassen wir es nach zehn Minuten gut sein und die Jungs für eine halbe Stunde grasen. ;-)
Das Schwarztier bekam gestern und heute mal versuchsweise die uns von der Futterberaterin dagelassenen Proben von Leberkräutern und Scharfstoffen, die er ohne Probleme jeweils aus dem Eimer schlotzt. Am Abend bekomme ich von Sandra dann auch eine ausführliche Zusammenfassung ihrer Beratung und einen Fütterungsplan für die nächsten 7-8 Wochen. Der besteht hauptsächlich aus Kräutern, die ich mit zwei Pulvern ohne Probleme auch mit dem Leinsamentrester und dem Hafer füttern kann. Es wird nur herausfordernd sein, die jeweilige Mischung, die wöchentlich wechselt, zusammen zu stellen.
18.04.2023
Am Abend geht es filzbesattelt auf einem braven Schwarztier in Begleitung von Gerret und Amor für eine Stunde ins Gelände. Die Rösser sind wirklich munter und mit 5 km/h ziemlich flott im Schritt unterwegs.
An geeigneter Stelle gebe ich etwas mehr Energie ins Pferd bei gleichzeitiger Reduktion des Tempos. Willi nimmt sich sofort selbst mehr auf, ich gebe die Galopphilfe und *schwupp* galoppiert er anstandslos an. :-) Cool, wie einfach das mittlerweile klappt! :-)
Hieran frage ich etwas Schulterherein und Travers ab. Er möchte sich zwar zwischendurch gerne mal herausmogeln, läßt sich aber sofort mittels Sitz und Schenkel einrahmend wieder in Position bringen. So vorbereitet nehme ich ihn mit mehr Energie wieder auf, werde ganz weich im Sitz, nehme die Schenkel nach hinten, touchiere die Kruppe und *schwupp* zeigt Willi Ansätze zu halben Tritten. Da bin ich wirklich gespannt, wie wir damit bei Elke übernächstes Wochenende weiterarbeiten können.
Angekommen an den Mammutbäumen steige ich dann auch ab und bummle mit Gerret gemütlich zurück zum Stall.
Die Jungs dürfen eine halbe Stunde auf die Weide und galoppieren Gerret freudig hinterher, als sie erkennen, wo er hinläuft. Aber: sie kommen auch galoppierenderweise zurück, als ich sie rufe. *staun*
Willi hat während des Ausritts den Pulsgurt getragen. Der Puls lag im Schritt bei ca. 70-80 S/min, im Galopp hatten wir kurzzeitig 149 S/min., was sich aber sofort wieder beim Durchparieren in den Schritt reduziert hat.
20.04.2023
Heute Morgen ist es am Stall knackig frisch: -0,5° zeigt das Thermometer. *bibber* Dafür steigt es im Laufe des Vormittags auf über 10°.
Die Jungs finden den derzeitigen Quaderballen Heu seeeehr lecker. Und zwar so lecker, daß sie das in Netzen noch vorhandene Heu vom vorherigen Quaderballen komplett verschmähen... *augenroll* Schleckermäuler...
Am Nachmittag mache ich heute früh Schluß mit der Arbeit und schwinge mich in den Sattel vom Schwarzen. Das Mörchen geht als Handpferd mit ins Gelände. Beide, vor allem aber der Senior, sind munter. Ich muß das Mörchen anfangs zweimal zurecht weisen, daß auch als Handpferd unterwegs nicht gegrast wird und er Willi und mich bitte nicht dauernd überholt. Im Wald angekommen träbeln wir gleich eine längere Strecke und schließen hieran auch den Galopp an. Wie schön! Wenn ich daran denke, wie lange Willi gebraucht hat, um seine Beine zu sortiern und fit für einen schönen Galopp zu werden! Das ist eben nicht gerade die liebste Gangart der Kalten. ;-) Aber jetzt fühlt es sich einfach nur gut an.
Auf dem Heimweg biegen wir in einen alten Rückeweg ein, der aber durchaus als Pfad auf den topografischen Karten des Landes eingezeichnet ist. Da packt der Schwarze mal wieder aus, was er als Waldpferd zu bieten hat: mit einem enormen Tempo sucht er sich seinen Weg über herumliegende Äste, daß ich fast schon hin und wieder mal Schnappatmung bekomme. Meine Sorge, daß das Mörchen vielleicht nicht mithalten könnte, ist unbegründet. Der stapft genauso zielstrebig hinterher.
Wieder am Stall dürfen sie wieder für eine halbe Stunde auf die Weide.
21.04.2023
Während Gerret mit Amor Bodenarbeit macht, reite ich den Schwarzen am heutigen Spätnachmittag auf der Reitwiese. Wie immer wärme ich ihn kurz an der Hand mit Übertretenlassen und im Sattel am hingegebenen Zügel mit vielen Wendungen aus dem Sitz heraus auf. Schon die erste Trabphase gefällt mir ziemlich gut: Willi legt, im Gegensatz zu früher, gleich ein munteres Tempo vor. Deshalb nehme ich auf jeder Hand auf dem Zirkel auch gleich mal ein paar wenige Sprünge Galopp hinzu.
Nach einer kurzen Pause am hingegebenen Zügel schließen sich dann 1/4-Hinterhandwendungen über die ganze Bahn an, woraus wir ins Schulterherein auf dem Zirkel wechseln. Das Schwarztier läßt sich jeweils schön stellen und biegen. Ich trabe nach wenigen Schritten im Seitengang auch gleich frisch vorwärts für wenige Tritte an. Zum Schluß bietet Willi sogar hieraus den Galopp an, was ich gerne annehme. Er springt schön gesetzt nach vorne/oben an. In Vorbereitung auf das übernächste Wochenende bei Elke frage ich zum Abschluß noch ein wenig halbe Tritte ab, nehme Willi durch vermehrte Energie aber langsameres Tempo deutlich auf, sitze betont locker, nehme die Unterschenkel beidseits leicht zurück und schnalze, setze notfalls ein wenig die Gerte auf dem Bobbes ein: Willi diagonalisiert. Auch hieraus lasse ich ihn einige Male frisch antraben, komme dann aber auf die Idee, den Trab zu verkürzen und zu schauen, was er mit gleichen Hilfen der halbem Tritte daraus anbietet: er kommt deutlich imTempo zurück, bleibt aber in der diagonalen Trittfolge. :-) Vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit.
22.04.2023
Claudia geht am Vormittag mit Willi 1,5 Stunden ins Gelände.
Heute gibts für Gerret kein Halten mehr: der Rasen wird gemäht. ;-) Die Jungs nehmen das äußerst gelassen auf und stehen derweil dösend im Stall. Ich komme später hinzu, bepflanze zunächst unser Gärtchen mit einigen schönen bunten Tupfern aus Blumen. Auch die Kräuterkiste wird mit Liebstöckel, Zitronenmelisse, Silber-Salbei, Thymian, Zimmerknoblauch und Bohnenkraut frisch bestückt. Anschließend schnappe mir den Haferschlinger, um mit ihm ein wenig Handarbeit auf der Reitwiese zu machen.
Wir starten mit Übertretenlassen und geschlossenem Anhalten entlang der Bande. Hierbei lasse ich Amor sich auch einige Male auf jeder Hand zurückwiegen, ohne daß er einen Schritt nach hinten macht. So vorbereitet klappt das Rückwärtsrichten schön aufgenommen. Auf dem Zirkel achte ich zunächst auf ein exaktes Spuren der Hinterhand und gehe hieraus dann ins Schluterherein, was auf beiden Händen ziemlich gut aussieht. Nach einer Pause am hingegebenen Zügel, während der wir über den Platz bummeln, nehme ich Amor wieder auf, gehe außen mit und teste Travers bei Erreichen des Hufschlags. Da tut er sich ein wenig schwer und schiebt vermehrt nach vorne. Ich bleibe dran, setze meine Schritte selbst betont mit der Verse zuerst und richte mich selbst auf: Amor trägt sich besser selbst. Ähnlich muß ich auch bei der Traversale vorgehen.
Zum Abschluß darf das Mörchen, daß während der ganzen Einheit sehr konzentriert bei mir geblieben ist, auf dem Zirkel frei galoppieren und kommt sogar auf Zuruf mit "Appell!" zu mir galoppiert. Schön!
23.04.2023
Am Nachmittag spannen wir endlich, endlich den Schwarzen mal wieder an. Es ist wunderherrliches Wetter mit viel Sonnenschein und schon so warm, daß Gerret und ich im T-Shirt auf dem Kutschbock sitzen. Während der stark einstündigen Ausfahrt werden wir vom Mörchen als Handpferd begleitet.
Für mich bedeutet das tolle Wetter heute aber vor allem eines: Absteigen und Aufsteigen... Wir sind nicht die einzigen, die die Sonne hinausgelockt hat. Es sind jede Menge Spaziergänger, Jogger und Radler unterwegs, denen wir mit dem Mörchen im Schlepptau selbstverständlich immer frühzeitig Platz machen müssen.
Nach 6,5 km kommen wir wieder am Stall an und entlassen die Jungs gleich auf die Weide.
24.04.2023
Sarah longiert den Senior auf der Reitwiese.
25.04.2023
Nach wie vor ist das Wetter wieder ziemlich wechselhaft. Bereits in der letzten Nacht hat es gute 10 l/qm geregnet. Heute im Laufe des Tages kommen weitere 8 l/qm hinzu. Grundsätzlich ist das ja ok, aber so langsam könnte es nun auch eimal ein wenig frühlingshafter werden.
Die Jungs finden den aktuellen Quaderballen Heu sehr schmackhaft - sie inhalieren das Heu nahezu... ;-)
Am Abend gehen Claudia mit Willi und ich mit dem Mörchen eine knappe Stunde spazieren. Dabei lassen wir die beiden natürlich auch eine Viertelstunde grasen.
26.04.2023
Am späten Nachmittag steige ich auf einen sehr motivierten Schwarzen. Wir bummeln zum Warmreiten einen schönen Wiesenweg entlang, anschließend will ich rechts um einen steilen Hang hinauf. In der Wendung merke ich schon, wie Willi sich anspannt - und losrennt. Mit einem freudigen Quietscher buckelt es unter mir los. Jooo, kann ich bei dem schönen Wetter heute verstehen. Trotzdem geht das halt gar nicht. Ich halte ihn an, es gibt eine kleine Maßregelung - und dann darf er, wenn er schon soviel Energie hat, den steilen Wiesenweg in einem sehr zügigen Tempo hinaus klettern. ;-)
Das Tempo behalten wir auch während der ersten Hälfte unseres Ausrittes bei. Und wie das Schwarztier laufen kann! Der Trab ist dementsprechend auch gleich sehr im Vorwärts, so daß ich Willi schön von hinten heranschließen und aufnehmen kann.
Dafür gibts dann eine Sequenz am hingegebenen Zügel, bevor wir Gerret und Amor mal wieder an der Grünen Hütte treffen.
Auch heute dürfen die Jungs wieder eine halbe Stunde auf die Weide.
Willi bekommt nun seit Montag die Zusatzfuttermittel gem. Plan der Futterberaterin. Najaaa, wirkliche Begeisterung sieht anders aus. Aber er frißt seinen Eimer trotzdem immer artig leer, wenn es auch ein wenig länger dauert.
27.04.2023
Am späten Nachmittag nehme ich beide Jungs mal wieder an die Longe. Der Senior ist zuerst dran. Insbesondere für ihn baue ich wieder das Cavaletti und zwei Trabstangen gegenüberliegen auf dem Zirkel auf.
Nach dem obligatorischen Warmlaufen entlang der ganzen Bahn mit vielen wandernden Volten im Schritt absolvieren wir das zusammen auch im Trab, wobei ich Amor hier hin und wieder schon mal ein paar Sprünge angaloppieren lasse. Nach ein wenig Handarbeit mit Übertretenlassen und Schulterherein gehts dann auf den Zirkel. Das Mörchen ist voll motiviert und schlägt kaum an das Cavaletti oder die Trabstangen an. Da ist es dann auch kein Problem, das avaletti von niedrigster auf mittlere Einstellung zu stellen. Zum Abschluß frage ich dann noch Trab-Galopp-Übergänge ohne Hindernisse ab. Dabei wird der Senior dann leider etwas arg eilig, weshalb wir den Galopp dann aus dem Schritt entwickeln. Dafür gehts dann anschließend gleich auf die Weide. :-)
Auch für Willi lasse ich Cavaletti und Trabstangen stehen. Ich wärme ihn analog Amor auf, muß ihn jedoch zu einem zügigeren Schritt als er ihn von sich aus anbietet, anhalten. Da bummelt er mir heute doch zu sehr - und aufgrund seiner gestern doch so schön vorhandenen Energie... ;-) Auch der Trab ist erst etwas arg gemächlich, wird aber nach ein paar Trab-Galopp-Übergängen besser. Dann endlich setzt er auch die Hinterhand ein und trabt energisch voran. So gehen wir dann auf den Zirkel zu Cavaletti und Trabstangen. Sofort ist an Willis Ausdruck zu erkennen, daß er den Sinn dahinter überhaupt nicht versteht: plötes Mikado, und außerdem so schmal und klein, gar nicht wie so ein richtiger Baumstamm im Gelände... *grins* Ich ermuntere ihn trotzdem, die Hindernisse ernst zu nehmen und lobe viel, wenn er sie ohne anzuschlagen überwindet (was mir hin und wieder einen erstaunten Blick in meine Richtung einbringt). Als ich dann einmal doch ein wenig schimpfe, buckelt Willi los und von dannen. Okeee... Er galöppelt einmal über die Wiese, kommt von unten aus der Ecke die Gerade entlang der Bande in Richtung Cavaletti. Ich treibe sachte kurz mit der Peitsche nach, er springt übers Cavaletti, ich rufe begeistert: "Braaaaaaav!!!!" und "Appell!", worauf hin 800 kg völlig verdutztes und vom Donner gerührtes Pferd stehen bleiben und mich entgeistert anschauen. Man sieht die vielen Fragezeichen über seinem Kopf. Ich gehe einfach hin, lobe ihn nochmals, gebe ihm einen Keks, nehme die Longe wieder in die Hand und erkläre ihm: "Wenn das im Trab nicht geht und Du Galopp gut findest, machen wir das halt im Galopp." ;-) Und das machen wir dann auch: ich lasse die Trabstangen aus, Willi immer wieder ruhig über das Cavaletti galoppieren, lobe viel und mache dann auch Schluß.
28.04.2023
Wir haben morgens während der Stallarbeit noch Glück. Erst, als wir die Pferde putzen und verladefertig machen, fängt der angekündigte Bindfaden-Regen an. *soifzt* Da die Jungs aber selbständig und sehr artig in den Pferdeanhänger gehen, werden wir nur mäßig naß.
Die Fahrt nach Baiersbronn verläuft wie immer ruhig. Als wir im Blauen Reiter überpünktlich ankommen, hört der Regen auf, und wir werden von Elke begrüßt. Amor und Willi beziehen wie bei letzten Mal den Offenstall, der aufgrund des Regens der letzten Tage im Freibereich ziemlich unter Wasser steht. Aber der Stall selbst ist trocken, mit viel Sägespänen eingestreut, und Heu liegt auch schon bereit. So räumen wir erst einmal alles Pferdige aus dem Auto und machen uns dann auf, um unsere Bleibe fürs verlängerte Wochenende zu beziehen.
Um 16.00 Uhr steht für Willi und mich dann die erste Reitstunde an. Wir starten mit der Übung "Gebogen-Gerade" entlang der Bande, immer wieder erarbeitet durch viele Volten. Ich soll Willi schön um meinen inneren Schenkel biegen. Das soll er bestenfalls immer auch für einige Schritte (egal ob auf geraden oder gebogenen Linien) beibehalten, wenn ich deutlich am inneren Zügel nachgebe. Hierbei fällt mir mal wieder auf, wie leicht mir das selbst linke Hand fällt. Rechte Hand sperrt sich mein eigener Schenkel gerne, wird fest. So tut sich natürlich auch das Schwarztier schwerer, zumal er ja links hohl ist. Entsprechend vorbereitet geht es dann an die Seitengänge, zunächst über gebogen gerade entlang des Hufschlags, hieraus dann ins Schultervor und letzten Endes aus einer Volte ins Schulterherein. Gleichermaßen erarbeiten wir uns den Travers.
Zum Abschluß gehts an die halben Tritte. Elke unterstützt uns von unten. Ich reite Willi langsamer, aber mit mehr Energie - das Hauptthema für die nächsten Tage. Verhält er sich zu sehr, soll ich die Unterschenkel leicht vor nehmen. Ist er schön im Vorwärts, kann ich die Unterschenkel zurück nehmen, ans Pferde anlegen, leicht schnalzen - Willi diagonalisiert. ;-) Allerdings merke ich, wie ich im Sitz zu angespannt bin und immer wieder vergesse, loszulassen und locker zu sitzen, so daß sich der Schwarze doch öfters einmal heraushebt. Aber für die erste Einheit zur Bestandsaufnahme paßt das.
Die Jungs bekommen abends Gras in ihren Unterstand und ihre obligatorische große Portion Heu, während wir uns auf zum Tapas-Essen machen.
29.04.2023
Alle vier sind wir am heutigen Morgen ausgeruht und munter. Die Jungs haben sich in der Nacht auch abgelegt. Während ich den Schwarzen putze, futtert Amor seine Heucobs und der beste Ehemann von allen mistet den Offenstall.
Für gleich mehr Energie beginnen wir heute mit halben Tritten. Ich kann viel besser loslassen, tue mich aber noch etwas schwer mit der Koordination von Schenkel vor oder zurück. Außerdem verbiegt sich das Schwarztier heute gerne, um die Lastaufnahme über den inneren Hinterfuß zu vermeiden. Schlaues Kerlchen. ;-) Wir korrigieren das mit halben Tritten im Schulterherein. Hieraus soll ich Willi dann auch immer wieder schön geschlossen antraben - wichtig: ich darf ihn dann nicht plötzlich wieder lang werden lassen. So verliert er die Spannung und fällt auseinander. Das komplexe Zusammenwirken fordert mich geistig ziemlich.
Als Alternative schauen wir auch mal kurz auf die Traversalen. Diese entwickeln wir aus dem Konterschulterherein entlang des Hufschlags. Bei C oder A wenden wir, immer noch schön im Konterschulterherein, was Willi sehr schön macht, auf die Mittellinie ab und traversieren zurück zum Hufschlag. Um es anfangs etwas einfacher zu gestalten, soll ich zunächst im Travers zurück zum Hufschlag und erst die letzten paar Schritte vor Erreichen des Hufschlags Willi etwas am äußeren Zügel gerader in die Traversale richten.
Zum Abschluß möchte sich Elke noch gerne den Galopp anschauen und stellt fest, daß wir uns auch hier seit unserem letzten Besuch im Oktober über den Winter weiterentwickelt haben. Damit es Willi leichter fällt, soll ich aus dem Konterschulterherein angaloppieren. Das reicht dann auch schon für den Vormittag.
Damit auch Gerret etwas von unserem verlängerten Wochenende hat, leihen wir uns am späten Vormittag zwei E-Bikes und machen eine schöne, 34 km lange Radtour mit gut 500 hm in 2,5 Stunden von Baiersbronn durchs Sankenbachtal zum Sankenbachsee. Von dort aus erklimmen wir die Höhe bis hinauf zum Kniebis, wo wir einen kurzen Abstecher zum Ellbachseeblick machen, um die wunderschöne Aussicht über den Schwarzwald zu genießen. Dann geht es über die Alexanderschanze hinunter ins Obertal und zurück nach Mitteltal und Baiersbronn. Puh, oben auf knapp 1.000 hm war es ganz schön kalt! Da paßt es gut, daß unten im Tal dann wieder die Sonne durch die Wolken bricht und wir uns bei einer heißen Schokolade und Käsekuchen noch aufwärmen, bevor es zur zweiten Reitstunde für heute geht.
Und bei der macht sich die Radtour dann leider doch ziemlich bemerkbar: während der Schwarze alles gibt, dabei nicht einmal ins Schnaufen gerät, geschweige denn schwitzt, bin ich: feddich.
Wir beginnen mit halben Tritten. Dabei soll ich Willi immer gut im Vorwärts behalten (Unterschenkel sachte vor und notfalls mit der Stimme ein gezischtes "Ssssscht...!"), woraus ich dann auch immer wieder frisch antraben soll. Das bereitet Willi Probleme, weil ich das noch nicht so wirklich mit dem Sitz koordiniert bekomme. Oft verhält er sich eher, weil er vermutet, daß wir ihn zu Piaffe-Tritten anregen möchten. Das wird in nächster Zeit eine meiner Hausaufgaben sein: mir mit dem Sitz konkrete Unterschiede erarbeiten für die Wechsel zwischen Aufnehmen, dabei aber energetisch bleiben, und hieraus mit aktiver Hinterhand kandenziert(er) traben oder aber halbe Tritte abfragen.
Zum Abschluß nehmen wir nochmals den Galopp hinzu, da Elke befindet, daß wir reif für die Lektion Kontergalopp sind. Den Hand-Galopp erarbeiten wir uns aus 1/4-Hinterhandwendungen, später dann mit Handwechsel aus einer 1/2-Hinterhandwendung. Als ich allerdings merke, daß ich die Grundspannung in mir selbst für einen guten und effektiven Sitz nicht mehr halten kann, hören wir auf. Der Kontergalopp kann warten. Uff... Aktivurlaub... ;-)
30.04.2023
Zur vierten Reitstunde am heutigen Vormittag starten wir wieder mit halben Tritten. Hieraus leiten wir aber recht schnell zur Trabarbeit über. Den Trab entwickeln wir hierbei, indem ich im Schritt die Energie hochfahre, Willi aufnehme und hierauf - mit einem Einatmen und durch Sitzhilfe - in den Trab schicke. Das klappt erstaunlich gut! Deshalb wiederholen wir das dann auch aus dem Halten und letzten Endes dann auch aus dem Rückwärtsrichten (was Willi ja auch schon von zu Hause kennt). Insgesamt fehlt mir zwar auch hier noch etwas der Feinschliff analog zu gestern und die nötige Übung, um das alles sauber voneinander zu trennen. Da mich das geistig-koordinativ mal wieder sehr fordert, fallen die anschließenden Seitengänge auch eher mäßig aus. Aber nach wie vor: der Schwarze ist fit, schnauft und schwitzt nicht - nur das Frauchen ist alle... ;-)
Damit ich mich wieder ein wenig erholen kann, verziehen Gerret und ich uns dann recht schnell nach Freudenstadt in die Sauna, wo ich nach dem ersten Aufguß im Ruheraum auf der Liege sofort wegdöse und für 1,5 Stunden schlafe. *schnarch*
Der Schwarze macht es mir nach: der legt sich nämlich tagsüber in den zwischenzeitlich einigermaßen abgetrockneten Paddock und schläft. Als ich abends zur nächsten Reitstunde komme, ist seine linke Seite voll paniert. Ich bin froh, daß er also auch soviel Ruhe hat, um sich tagsüber abzulegen.
In der Reitstunde am Abend geht es dann nochmals um den Galopp. Nachdem wir das Schwarztier mit Schulterherein und Travers geschmeidig gemacht haben, soll ich auf den zweiten Hufschlag gehen und ihn immer wieder zur Galoppstellung mit der Vorhand auf den ersten Hufschlag führen. Hieraus wird dann wieder gerade gerichtet auf den zweiten Hufschlag und von vorne begonnen. Angaloppieren soll ich bestenfalls situativ immer mit einem Impuls am äußeren Schenkel. Damit der Galopp auch auf der Geraden geschlossener bleibt, soll ich dabei immer wieder an Wenden denken. Außerdem muß ich Willi immer wieder aufnehmen, vortreiben, aufnehmen, vortreiben. Als wir merken, daß Willi nun doch langsam anfängt, müde zu werden, hören wir auf. Er hat auch wirklich mal wieder toll, toll, toll mitgearbeitet!