Kurs Bodenarbeit mit Judith Mauss am 07.04.2013 in Binsheim

 

Kurtis erster Bodenarbeitskurs findet am 07.04.2013 in Binsheim im Westernreitstall Braun (s. auch http://www.westernreitstall-braun.de/) statt. Ich hatte vorher mit Judith bereits Kontakt aufgenommen, da ich Amor als Begleitpferd mitnehmen wollte, sollte es Kurti für den einen Tag zuviel werden.

 

So stehen wir am 07.04.2013 um 06.30 Uhr auf (urgs, unser letzter Urlaubstag…), fahren zum Stall, füttern und misten, ich putze beide Pferde kurz über. Dann verladen wir sie ins Taxi. Beide steigen problemlos ein. Wir lassen erstmals die Plane am Hänger hinten offen; ich will mal sehen, wie Kurt damit zurecht kommt. Ist aber kein Problem. Um 08.20 Uhr kommen wir am Kursort an. Die Pferde beziehen Panellboxen in einer Scheune, in denen Heu bereit liegt. Ich habe bei der Anmeldung vergessen anzugeben, daß Kurti eigentlich auf Spänen stehen sollte, so ist mit Stroh eingestreut. Also probieren wir das mal. War aber auch kein Problem.

 

Nach und nach trudeln die andern Kursteilnehmer ein. Insgesamt nehmen 11 Pferde teil, auch einige Zuschauer sind da. Um 09.00 Uhr gibts eine erste kurze Runde, jeder Teilnehmer stellt sich vor, dann führt Judith kurz in "ihre" Art der Bodenarbeit ein: wenig Druck, kein sich steigernder Druck, sofortiges Aufhören beim ersten kurzen Ansatz, viel loben. Alle Teilnehmer mit Pferd werden in zwei Gruppen eingeteilt; Kurti und ich sind in der zweiten, was uns Gelegenheit gibt, die andere Gruppe (die Fortgeschrittenen) ausgiebig zu beobachten.

Vor der Reithalle
Vor der Reithalle

Gegen 11.30 Uhr sind wir dran. Kurti läßt sich problemlos aus der Box pflücken und zur Reithalle führen. Da gibt es viel zu gucken. Als wir in die Reithalle dürfen, ist er kurz für die erste Runde dann doch sehr aufgeregt: sooo viele fremde Pferde! Er trabt ein wenig angespannt um mich herum, beruhigt sich jedoch dann schnell wieder. Judith wirft einen Blick auf uns und fragt, ob ich vielleicht ein Knotenhalfter ausprobieren möchte. Nach kurzer Überlegung: ja, wäre vielleicht nicht schlecht. Das Knotenhalfter wirkt deutlicher, wenn auch schärfer. Judith paßt es Kurti an, der schön ruhig neben mir steht.

 

Wir bekommen in der Vormittagseinheit folgende Übungen gestellt:

 

20 g: Ich stehe neben Kurt, schaue wie er in die gleiche Richtung, halte den Strick auf Höhe seines Halses und soll mit max. "20 g", also sehr, sehr wenig Annehmen Kurt veranlassen, einen Schritt zurück zu gehen. Mmmh, das klappt nicht gleich. Ich brauche mehr Zug. Gemäß Judiths Auffassung sollen wir aber nicht mehr Zug ausüben, sondern lieber kurze Impulse geben: annehmen, nachgeben. Und das solange, notfalls auch minutenlang, bis es dem Pferd zu dumm ist, es nachgibt und einen Schritt zurück macht. Nach einigen Versuchen hat Kurt das sofort raus.

Zwischendurch mal eine Runde laufen
Zwischendurch mal eine Runde laufen

Rückwärtsrichten: Ich stehe vor Kurti, das Seil und meine Bodenarbeitsgerte (ca. 1 m lang mit einem Schlag von ca. 1,5 m) in der linken Hand und gebe Kurt das Signal zum Rückwärtsrichten, indem ich mit der rechten Hand von unten nach oben rückwärtswinke. Das kennt er schon, haben wir zu Hause ja auch schon gemacht. Sobald er rückwärts geht, wird gelobt. Wir sollen explizit darauf achten, daß die Pferde auch diagonal zurücktreten, da jede Übung auch ihren gymnastischen Wert hat. Tritt Kurti nicht oder nicht schnell genug zurück, kommt die Bodenarbeitsgerte zum Einsatz, indem man sie leicht mit dem Schlag von unten nach oben auf der Brust des Pferdes einsetzt. Es soll nicht pfitzen, das Pferd nur nerven.

Rückwärtsrichten - Tanja winkt und Kurti guckt spazieren ;-)
Rückwärtsrichten - Tanja winkt und Kurti guckt spazieren ;-)

Vorhandwendung: Zunächst muß das Pferd lernen, daß wir von vorne seitlich an seine Sattellage laufen. Zu Hause im Paddock ist mir schon aufgefallen, daß Kurt das manchmal nicht mag. Am Kurstag klappt das aber ohne Probleme. Will das Pferd nicht stehenbleiben, soll man so lange neben ihm herlaufen, bis es stehengleibt, dann viel loben. Stehe ich dann z. B. seitlich links vom Pferd, mache ich einen Schritt zurück, wobei ich das Seil in der linken Hand, dessen Ende in der rechten Hand halte. Mein Blick ist so auf die Hinterhand, die sich ja bewegen soll, gerichtet, als wolle ich um sie herumschauen. Irgendwann sind die Pferde so fein getunt, daß sie nur auf Blick weichen. Das geht bei Kurti noch nicht. Ich muß das Seilende leicht an sein hinteres Röhrbein schwingen lassen, dann weicht er. Gleichzeitig muß ich mit meiner linken Hand und dem Seil aufpassen, daß er vorne auch stehenbleibt und nicht ebenfalls im Kreis läuft. Das verlangt auch mir einiges an Koordination ab. Macht Kurt nur einen Schritt, lobe ich erst einmal. Später können wir auch schon mehrere Schritte hintereinander zeigen. Wichtig ist, daß das Pferd hinten immer vorneherum kreuzt.

Kuddelmuddel
Kuddelmuddel

Seitwärts: Ich stehe frontal vor dem Pferd, möchte es beispielsweise nach rechts weichen lassen. Kurt soll die Vorder- und Hinterbeine kreuzen, jeweils vor dem stehenbleibenden Bein. Ich halte Kurt mit der rechten Hand am Knoten unterhalb des Kinns, wobei mein Arm auf Höhe seines Mauls ist und dieses umrahmt. Die Bodenarbeitsgerte habe ich in der linken Hand. Ich schaue auf die linke Pferdeschulter, die sich nach rechts bewegen soll. Dieser Blick soll später ausreichen, damit das Pferd nach rechts tritt. Reicht das nicht, soll ich die Bodenarbeitsgerte anheben, gegebenenfalls den Schlag mit leichten drehenden Bewegungen auf Kurts Schulter seinsetzen. Sobald er eine Tendenz zur Seite zeigt, höre ich sofort auf und lobe. Später bekommen wir auch einige Tritt hin.

Päuschen
Päuschen

Danach ist Pause, Kurti darf in seine Box neben Amor, der hin und wieder gerufen hat und ausruhen. Er macht keinen erschöpften oder müden Eindruck, sondern ist munter und aufgeschlossen und neugierig.

 

Nach einem leckeren Mittagessen ist zunächst wieder die Fortgeschrittenen-Gruppe dran, dann wieder wir. Nachmittags wiederholen wir nur kurz die Übungen vom Morgen und bekommen neue Aufgaben gestellt:

 

Scheibenwischer: Ich stehe an der Bande, Kurti vor mir. Er soll soweit zurücktreten, bis er einen Abstand von einer Arm- und Gertenlänge von mir hat. Ich halte das Seil in der der Bande abgewandten Hand, die Bodenarbeitsgerte in der anderen. Mit der 20 g-Übung lotse ich Kurt von der Bande weg; er soll um mich, die ich an meinem Platz stehenbleibe und mich nur mitdrehe, herumlaufen, ohne näher zu kommen. Anschließend soll er wieder parallel zur Bande einparken. Die Übung mixt die vorherigen Übungen teilweise zusammen. Bei Kurti klappt das auf der linken Hand besser als auf der rechten. Aber nach ein paar Versuchen bekommen wir das prima hin. Kommt das Pferd dem Menschen näher, soll man es per Gertenzeig oder leichtem Pitschen auf den Boden auf Abstand halten. Die Übung kann später auch so weit verfeinert werden, daß das Pferd seitwärts geht.

Scheibenwischer
Scheibenwischer

Folgen auf Abstand: Kurti steht ca. 2 m hinter mir. Ich laufe los, er soll mir folgen, aber nicht näherkommen. Bleibe ich stehen, muß er auch hier den Abstand einhalten und anhalten. Hierzu ist erforderlich, daß ich recht akzentuiert stehenbleibe, z. B. mit dem Bein vermehrt aufstampfe und/oder zeitgleich die Gerte am Boden einsetze. Anfangs klappt das gar nicht. Kurti läuft auch ein paarmal um mich herum und wickelt mich in das Seil. Eigentlich soll ich stehenbleiben, mich nicht drehen und ihn aus meiner eben bestehenden Position wieder auf Kurs bringen, aber so eingewickelt wie am Marterpfahl geht das nicht. ;-) Also entheddere ich mich wieder und wir setzen erneut an. Nach ein paar Versuchen klappt es.

Braver Kurti!!!
Braver Kurti!!!

Desensibilisieren: Kurti soll ruhig stehenbleiben, während ich vor ihm stehe, die Gerte hebe und ihn langsam damit abstreiche. Klappt das, sollen wir weiter um das Pferd herumwandern und es abstreichen. Wird auch dies ohne Angst oder Murren akzeptiert, kann man das Pferd auch einmal mit dem Schlag der Bodenarbeitsgerte berühren und abstreichen. Letzten Endes konnte ich sogar um Kurti herumlaufen, mit dem Schlag der Gerte wedeln und diese auch mal schwingend auf seinem Körper einsetzen. Braver Bub!

 

Bei der Abschlußbesprechung bin ich richtig high: so ein braves Pferd! Bis auf die ersten paar Minuten am Vormittag war Kurt die Ruhe selbst, gleichzeitig aber auch sehr aufgeschlossen und neugierig. Ich habe Judith auch gefragt, was für einen Eindruck sie von ihm hat, ob er überfordert wirkt oder müde. Dieser Ansicht war sie gar nicht. Jede Übung habe ich meist auch nur 1x wiederholt, wenn es geklappt hatte, dann war für Kurt wieder eine längere Pause, während der wir den anderen Pferden zugesehen haben. Zu Hause können wir ja dann die einzelnen Übungen ausbauen.

 

Die Übungen waren für mich nun nicht neu, denn ich kannte sie schon von den beiden Kursen bei Judith, die ich schon mit Amor gemacht hatte. Aber es war gut, diese nochmals in entspannter Kursatmosphäre zu wiederholen, nochmals auf diese und jene Kleinigkeit aufmerksam gemacht zu werden und unter Aufsicht zu testen, wie Kurti sich verhält. Nun heißt es zu Hause die Hausaufgaben zu machen und am Ball zu bleiben. Grundsätzlich hatte ich nach dem Kurs aber schon deutlich den Eindruck, daß die Übungen auch weitergehend zu einer festeren, besseren Bindung zwischen Kurti und mir beigetragen haben.

 

Das Knotenhalfter haben wir Judith gleich abgekauft, weil es gut paßte, Kurt auch noch ein bißchen reinwachsen kann und ich damit gut zurecht kam.

 

Toll war es auch, Judith mal wieder zu beobachten. Hatten doch alle irgendwann Probleme mit dieser oder jener Übung: sobald Judith sich des Pferdes annahm, ging es meistens wie von Geisterhand. Es ist schon toll, wenn man sich als Mensch selbst so exakt koordinieren kann und nur durch Körpersprache auf das Pferd ganz ruhig und durch winzige Bewegungen oder nur Blicke einwirkt!

 

Die Heimfahrt verlief komplikationslos. Die Jungs stiegen nach einer Pause für Kurt ohne Probleme in den Hänger. Zu Hause dürften sie nochmals auf die Weide.

 

Das werden wir bestimmt nochmals wiederholen!

Wir zwei
Wir zwei

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