05.05.2012

Kurs mit Judith Mauss auf dem Quellberghof in Weingarten.

Es ist unser zweiter Kurs bei Judith. Wir reisen erst morgens kurz vor dem Kurs an. Amor geht von alleine in den Hänger und ist auf der Hinfahrt sehr brav, mampft sein Heu. Auf dem Quellberghof bezieht er wieder einen sehr großen Paddock und frühstückt dort weiter.

Zunächst ist eine kurze Runde zur Vorstellung der Teilnehmer und kurzes Feedback über die Zeit seit dem letzten Kurs angesagt. Dann werden Amor und ich wieder in die zweite Gruppe, den Teilnehmern mit weniger Betriebsstunden, zugeteilt. Außerdem frage ich Judith gleich, ob sie ihre Stöckchen dabei hat. Ich hatte mir beim großen Pferdesportversandhaus die Parelli-Sticks mal angeschaut. Diese waren mir aber viel zu schwer. Also kaufe ich Judith einen von ihren ab, die wesentlich leichter sind. Nachdem ich nämlich meine erste Skepsis gegen diese Sticks abgelegt habe, finde ich sie gar nicht schlecht: man kann so auch mal "ums Pferd herum" mit dem Seil einwirken. Allerdings muß ich mich an dieses Konstrukt erst gewöhnen: ein paarmal verheddere ich mich im Seil, stehe drauf oder wickle es um den Stock. 

Wir üben zunächst nochmals das Weichenlassen nach rückwärts. Judith meint, ich solle wesentlich kleinere Handzeichen geben (nur noch mit dem Finger) und, falls Amor nicht gleich reagiert, mit der Gerte auf den Boden klopfen. Das klappt erst, als ich mich mit dem Stöckchen zusammengefummelt habe, dann aber auch mit diesem kleineren Handzeichen sehr gut.

Hierauf folgt das Weichenlassen zur Seite. Amor büffelt gegen mich, will immer nach vorne ausweichen. Wieder ist Judith zur Stelle und zeigt mir, wie ich mir Amor tatsächlich „vom Leib“ halte, indem ich mich besser positioniere, meinen Arm, der Amor am Halfter hält, gestreckt lasse. Wieder einmal wird mir bewußt, wie viel solche kleinen Veränderungen ausmachen.

Hieraus entwickeln wir dann die Scheibenwischerübung: das Pferd steht an der Bande, soll zunächst einmal einige Schritte zurückweichen, bis eine Entfernung von ausgestrecktem Arm und Stick erreicht ist. Dann soll das Pferd im Halbkreis um den Menschen herum auf die andere Seite wieder in Richtung Bande weichen, wobei es nicht so wichtig ist, daß das Pferd dauernd komplett seitlich tritt. Auch hier büffelt Amor zunächst nach vorne. Judith weist mich an, mit dem Stock immer auf seinen Kopf zu zeigen und notfalls leicht auf sein Maul zu klopfen. Das müssen wir einige Male üben, dann klappt es. Dummerweise hänge ich noch einen Versuch hintendran, obwohl Amor die Übung ganz toll absolviert hatte und vermassle es natürlich. 

Dann ist die erste Einheit auch schon vorüber und ich bringe mein Pony zufrieden in seinen Paddock zurück. Wir gehen zum Mittagessen ins Backhaus, eine tolle Kneipe ums Eck. *schleck*

Nach dem Mittagessen ist zunächst wieder die Fortgeschrittenen-Gruppe dran. Amor muß alleine in seinem Paddock zurückbleiben. Das gefällt ihm gar nicht. Zunächst wiehert er nur hin und wieder, dann stinkts ihm: er buckelt auf dem Paddock herum. Als ich ihn schließlich hole, ist er ziemlich aufgeregt und motzig. Ich mache ein paar Führübungen mit ihm – er macht ein bitterböses Gesicht, legt die Ohren an, wenn ich ihn maßregle, hüpft er oder zeigt leichtes Steigen. Das kann ja heiter werden... Judith übernimmt ihn auch sofort, als sie unser Problem erkennt. Amor soll sich führen lassen, ohne rumzumosern. Bei fremden Pferden verlangt sie hierbei einen deutlichen Abstand zum Menschen, ca. 2 m. Judith läuft los und bleibt nach ein paar Metern stehen. Wenn Amor nicht auf sie achtet und nicht auch sofort stehenbleibt, verändert sie ihre Führposition nicht (bleibt also in Bewegungsrichtung stehen), tippt aber hinter sich mit dem Stock auf dem Boden, was Amor sofort registriert und wieder einen Schritt zurückmacht. Erst nach einigen Minuten wird er dadurch etwas ruhiger. Sie zeigt uns dann noch, wie man hier auch einen 100 %-igen Richtungswechsel einbaut: das Pferd soll hierbei mit der HH stehenbleiben und mit der Vorhand folgen.

Dann bin ich dran; nun ist Amor wesentlich weniger motzig, aufmerksam und brav. Hach ja... 

Wir sollen schließlich aus der Scheibenwischerübung vom Vormittag ein Konterschulterherein entwickeln: Pferd wieder entlang der Bande auf entsprechend notwendige Länge rückwärts schicken, dann um uns herum im Scheibenwischer, weit bevor es jedoch an der Bande ankommt, an der Bande entlang im Konterschulterherein schicken. Puh, schwer! Man muß auf so vieles achten! Als Judith mir das mit Amor vormacht, klappt das ohne weiteres. Übernehme ich, schwenkt Amor meist mit der HH zu weit von der Bande weg, wendet sich im schlimmsten Fall direkt mir zu. Als ich mich endlich mal korrekt positioniert zu haben scheine und es toll geklappt hat, mache ich dann auch Schluß. Amor ist irgendwie nun auch platt.

Zum Schluß unserer zweiten Einheit zeigt uns Judith noch, daß das Pferd den Stock nicht nur als „Druckmittel“ empfinden soll, sondern auch als Lob. Das kennt Amor schon, denn wenn er so motzig und aufgeregt ist, lobe ich nur noch, indem ich ihn mit dem Stock streichle. Judith erklärt uns, daß wir uns hierzu vorstellen sollen, zwei Valium einzuwerfen und den Stock nur ganz langsam einsetzen. So klappt das selbst bei der sehr, sehr ängstlichen und hypersensiblen Isi-Stute, die in unserer Gruppe ist.

Gelernt habe ich diesmal folgendes: es gilt, noch viel, viel feiner aufs Pferd einzuwirken, vor allem sich selbst ganz exakt zu positionieren und einzuwirken. 1 cm weiter vorne oder hinten mag nicht viel sein, hat aber am Pferd immense Auswirkungen. Außerdem haben wir zwar schon einiges geschafft, was auch Judith und den anderen Teilnehmern aufgefallen ist, aber es kann durchaus noch einiges mehr sein. So ein Rumgehample wie nach der Mittagspause ist eben ein No-Go.

Auf der Heimfahrt tobt Amor dann während der ganzen Zeit auffällig im Hänger herum, obwohl er wieder ohne zu zögern alleine eingestiegen ist. Da muß ich mir echt noch was einfallen lassen. Das könnte ich beim nächsten Kurs mit Judith, der am 11.08.2012 stattfindet, auch mal ansprechen.

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