Dr. Dörr, Tanja und Amor
Dr. Dörr, Tanja und Amor

Dressurlehrgang

„Auf der Suche nach der Legérèté mit Dr. Hans-Walter Dörr“

vom 29.-31.03.2013 in Ittersbach

 

Bereits am Donnerstag Abend bringen wir meine beiden Jungs zum Kursort, dem Ittersbacher Hof in Karlsbad (s. a. www.ittersbacher-hof.de). Dort habe ich mir im letzten November Dr. Dörr anläßlich eines Reitlehrgangs angeschaut, da ich auf der Suche nach einem Ausbilder in unserer nächsten Umgebung bin, der zu meinen anderweitigen Lehrgängen mit Desmond O’Brien paßt, so daß ich ca. viermal im Jahr gecoacht werde.

 

Die Jungs beziehen zwei nebeneinander liegende Gitterboxen, die mit Spänen eingestreut sind und machen sich gleich über ihr bereitliegendes Heu her. Von Astrid, der Kursorganisatorin, werden wir informiert, daß wir auch gerne jederzeit Heu nachlegen können. Wir laden alle Utensilien in einen der für Gastreiter zur Verfügung stehenden Sattelschränke und fahren wieder heimwärts.

 

Am Karfreitag sind wir früh auf dem Hof, obwohl ich mit Amor erst um 11.30 Uhr dran bin. Wir schauen nach den Pferden und machen mit ihnen einen kleinen Spaziergang, lassen sie außerhalb des Orts ein wenig grasen. Kurti ist ein wenig angespannt, was man ihm an der lauteren Atmung anmerkt. Wir wechseln anschließend auch die Boxen, da sich Kurti offensichtlich mit seiner Boxennachbarin nicht sooo sonderlich versteht: beide haben die Nacht über die Boxentrennwand leicht aus den Angeln gerissen…

 

Um 11.30 Uhr komme ich mit Amor in die große Reithalle, Gerret führt Kurti, der sich so den Kurs gemütlich anschauen und durch die Halle schlendern kann. Dr. Dörr wünscht kein Warmreiten; das soll unter seiner Aufsicht geschehen. Ich stelle uns und unseren Werdegang kurz vor und gebe an, daß ich gerne intensiver an Amors Nachgiebigkeit im Genich arbeiten würde. Außerdem ist mir sehr wichtig, daß er mir erklärt, warum er jetzt diese oder jene Lektion wie von uns verlangt, damit ich den Zusammenhang von Ursache und Wirkung besser herstellen kann. Zunächst stellt Dr. Dörr fest, daß meine Steigbügel ungleichmäßig und zu lang sind. Rechts kürzen wir zunächst mal um ein Loch. So zurückgerückt darf ich bzw. Amor zunächst mal Abkauübungen im Stehen absolvieren, indem ich "die Hände anbiete" (O-Ton Dr. Dörr) und leicht mit den Ringfingern spiele. Das kennt Amor schon ansatzweise, braucht aber etwas, um nachzugeben. Nach mehreren Versuchen, zwischen denen ich immer wieder die Zügel hingebe, soll ich dann auch leichte Stellung links und rechts verlangen. Immer wieder höre ich "Loben Sie Ihr Pferd", was Dr. Dörr sehr wichtig ist. Als all das klappt, dürfen wir anreiten. In der ersten Einheit machen wir nicht viel, sie dient mehr dem gegenseitigen Beschnuppern und Kennenlernen. Ich soll immer wieder im Schritt die Hände anbieten und dann die Zügel aus der Hand kauen lassen. Nachdem das im Schritt gut klappt, dürfen wir auch antraben. Ich soll spüren, ob Leichttraben notwendig ist, kann ansonsten auch gleich aussitzen, um das Pferd durch unnötiges Leichttraben nicht aus der Balance zu bringen.

Abkauübungen
Abkauübungen
Mit was war ich da wohl unzufrieden? ;-)
Mit was war ich da wohl unzufrieden? ;-)

Nachmittags sind wir um 17.30 Uhr dran. Wir wiederholen die Übungen des Vormittags. Das Abkauenlassen klappt bereits besser. Ich brauche nur die Zügel leicht aufnehmen, schon kaut Amor, den ich dafür immer wieder stimmlich lobe und mit einem Finger leicht am Widerrist kraule. Nachmittags nehmen wir etwas öfter den Trab hinzu. Dr. Dörr läßt uns viele Handwechsel träbeln, auch Zirkel verkleinern, Zirkel vergrößern, Volten, Kehrtvolten, und erklärt viel. Als ich die Gerte über dem Widerrist wechsle, fällt das Dr. Dörr sofort auf: wo ich das gelernt hätte? Desmond läßt grüßen… ;-)

Trab
Trab
Von hinten
Von hinten

Samstags sind Gerret und ich etwas später dran. Es hat schon was, wenn man den Kurs nicht selbst organisiert und gemütlich ausschlafen kann. J Auch heute nehmen wir die Buben zunächst wieder auf einen halbstündigen Spaziergang mit, damit sie sich die Beine von der Boxensteherei vertreten können. Kurti ist ruhiger als am Tag davor, wenn er auch noch sehr aufmerksam schaut. Grundsätzlich macht er jedoch einen relaxten Eindruck.

Zuschauer ;-)
Zuschauer ;-)
Schritt
Schritt

Amor und ich sind wieder um 11.30 Uhr dran. Wir lassen Amor zunächst wieder abkauen. Nachdem er nicht nachgeben möchte, soll ich die Hände minimal höher nehmen, gleichzeitig den Bauch mit den Beinen umfassen und leicht andrücken. Amor wölbt den Rücken auf und gibt nach: ein Effet d'ensemble - wie Dr. Dörr erklärt. Oh, cool, das kannte ich bisher nur aus Büchern.

 

Dr. Dörr fragt, wie es mit dem Schulterherein aussieht. Jaaa, prinzipiell ist mir das klar, aber leider weiß ich (mangels Halle und Spiegel) nie so recht, ob Amor das auch tatsächlich richtig macht, und mir fehlt noch immer ein wenig das Gefühl. Hierzu soll ich in der Ecke eine Volte reiten, schon nach der Hälfte der Volte außen ganz viele leichte Paraden geben, die Vorhand schließlich auf dem Hufschlag nach innen führen, die äußere Hand ganz leicht richtungsweisend nach außen geben, den Sitz vermehrt nach innen nehmen und außen Bügeltritte geben. Bei so vielen Anweisungen bekomme ich mal wieder einen Knoten im Kopf. Hach ja. Ich bin halt einfach nicht wirklich multitasking-fähig. Aber nach einigen Versuchen bekommen wir es sehr gut hin. Leider konnte ich noch nicht wirklich erspüren, wie der innere Hinterfuß Last aufnimmt.

 

 

Edit: Korrektur von Dr. Dörr, der meinen Kursbericht via Facebook gelesen hat:

 

HAllo Tanja, mit dem Kursbericht haben Sie sich ja mächtig Mühe gegeben. Vielen Dank!
Eine kleine Korrektur: beim SH nicht innen sitzen und außen Bügeltritt! bleiben Sie mal gerade über dem Pferd, eher etwas außen und fühlen Sie die äußere Fußsohle mehr als die innere. Das genügt.
Viel Spaß und Erfolg mit Amor. Grüße. H. W. Dörr

Mein bestes Pony!
Mein bestes Pony!
Auf der "8"
Auf der "8"

Dann gehen wir zum Galopp über. Ich soll auf dem Zirkel auf dem äußeren Hinterfuß leichttraben. Und zwar deshalb, da dieser Fuß derjenige ist, der den Galopp anführt. Er soll dadurch mehr gebeugt werden. Immer, wenn ich mich hinsetze, soll ich mich schwer machen, um das noch zu verstärken. Anschließend wird kurz ausgesessen, dann der äußere Schenkel zurückgelegt: Amor galoppiert. Wow! So einfach sind wir nur äußerst selten angaloppiert. Toll! Ich soll die Hände zum Durchparieren ruhig stehenlassen, so daß sich das Pferd die Hilfe zum Durchparieren in den Trab selbst „abholt“, was ebenfalls gut funktioniert.

Galopp - da haben wir noch viel Arbeit!
Galopp - da haben wir noch viel Arbeit!
Ausruhen
Ausruhen

Abends sind wir am Samtag um 18.00 Uhr wieder in der Reithalle. Es kam noch Forenbesuch vorbei, um sich Kurti mal live anzuschauen. Der coole Kerl läuft wie selbstverständlich mit Gerret durch die Halle. Nur immer, wenn Gerret mich filmen will, will Kurti offensichtlich mit aufs Bild – wie ich beim anschließenden Betrachten der Aufnahmen öfters feststelle und höre („Braaaaver Kurti!“, „Kurti, bleib stehen.“, „So isser feeeeiiiiin!“). *gg*

 

Amor und ich üben derweil nochmals kurz das Schulterherein. Und da ist es dann: ich kann tatsächlich mal kurz spüren, wie Amor richtig untertritt und Last mit dem inneren Hinterfuß aufnimmt. Es war nicht nur ein Schritt, sondern ein deutlicheres Auf/Ab meiner Hüfte – schwer zu beschreiben… Aber ich habe es mir hoffentlich genau genug gefühlsmäßig abspeichern können.

Wir können auch geschlossen stehen!
Wir können auch geschlossen stehen!
Dr. Dörr und Amor
Dr. Dörr und Amor

Dann gehen wir nochmals zum Galopp über. Und hier habe ich dann für die Viertelrunde eines Zirkels mein „Highlight“ des Kurses: ich kann Amor für mein Gefühl ohne Schieflage schön auf der Zirkellinie führen, und zwar genau dortlang, wo ich möchte. Sonst driften wir ja gerne mal nach innen oder außen, aber auf diesem Viertel des Zirkels fühlte es sich genau richtig an. Jippie!!! Jetzt müssen wir das nur noch für die restlichen 300 m Galopp in einer Einheit auch noch hinkriegen.

 

Anschließend gehen wir mit dem Forenbesuch sehr nett in der hofeigenen piemontesischen Osteria essen, unterhalten uns toll. Dort fand auch immer das im Kurspreis enthaltenen Mittagessen statt: seeeehr lecker!

Hach ja......... *örks*
Hach ja......... *örks*
Auf dem Zirkel
Auf dem Zirkel

Sonntags haben wir vormittags unsere letzte Einheit. Wir dürfen uns wünschen, was wir machen wollen. Beim Mittagessen am Samstag kam das Thema Spanischer Schritt auf, weshalb ich das gerne endlich mal vom Boden in den Sattel übernehmen können möchte. Im Stand hebt Amor sehr schön die Füße. Dann geht es in den Schritt. Amor soll seinen Kopf etwas höher als normal nehmen, ich nehme die Hand, auf deren Seite der Fuß gehoben werden soll, höher, Dr. Dörr touchiert. Sobald Amor den Fuß hochnimmt, soll ich energisch nach vorne reiten. Da hakt es schon an einigen Ecken und Enden, aber wir haben eine Richtung.

 

Anschließend wiederholen wir nochmals das bisherige: Abkauen, Nachgeben im Genick, Spielen mit den Ringfingern, ein kurzes Schulterherein, dann nochmals Spanischen Schritt. Und dann ist der Kurs auch plötzlich schon vorbei.

Spanischer Schritt
Spanischer Schritt
Wird das Schulterherein?
Wird das Schulterherein?

Mein Fazit: Ich habe sehr feinen Reitunterricht erhalten, Dr. Dörr hat in ganz kleinen, aber deutlich nachvollziehbaren und spürbaren Schritten mit uns an Details gearbeitet, minimalistische Kleinstarbeit, die uns aber einen großen Schritt weitergebracht hat. Als ich nach dem Kurs das erste Mal wieder im Sattel saß und die Zügel aufnahm, konnte Amor wunderbar nachgeben, hatte ein tätiges Maul und hielt dies auch im Schritt. Auch habe ich genau jene – ausführlichen - Erklärungen erhalten, um die ich gebeten hatte (z. B. das Traben auf dem äußeren Hinterbein zur Vorbereitung des Galopps), so daß sich mir einige neue Zusammenhänge (mit denen ich mich ja leider immer noch ziemlich schwer tue) eröffnet haben.

 

 

Sehr gut fand ich auch die immer wiederkehrenden Sätze

 

„Bieten Sie die Hände an.“

„Loben Sie Ihr Pferd.“

„Lassen Sie die Zügel aus der Hand kauen.“

 

die in ihrer Bedeutung darauf abzielen, dem Pferd freundlich gegenüber zu treten und es zu freudiger Mitarbeit zu animieren.

 

Hat Spaß gemacht, viel gebracht und wird deshalb sicherlich wiederholt werden.

 

 

 

Notiz an mich selbst: Beim Betrachten der Bilder sehe ich immer wieder meine arg nach außen stehenden Fußspitzen. *grmpf* Mal deutlich im Auge behalten und bei der nächsten Gelegenheit physiologisch nachfragen. Das kommt doch sicherlich eher von weiter "oben" = Hüfte/Oberschenkel?

 

 

 

Hinweis: Alle Bilder zu diesem Bericht wurden von Sebastian Graf gemacht!

Gruppenbild zum Abschluß
Gruppenbild zum Abschluß
Kurt war auch dabei
Kurt war auch dabei
Nein, er hat nicht gebuckelt! ;-)
Nein, er hat nicht gebuckelt! ;-)

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