Weidemanagement für Pferdehalter

Veranstaltet durch das Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf - Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild, Fischerei -, Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Gründlandwirtschaft LVVG fand vom 28.-30.04.2008 das Seminar "Grünlandbewirtschaftung für Pferdehalter" statt. Unter den Teilnehmern befanden sich neben Privatpferdehaltern auch Pensionsbetreiber und Landwirte. Einige wenige Angestellte der LUFA und von Gartenbauämtern nutzten das Seminar als berufliche Weiterbildung.

Zunächst trafen wir uns alle am 28.04.2008 in Haupt- und Landesgestüt Marbach und wurden dort von den Referenten Dr. Raue und Dr. Elsäßer begrüßt. Wir erhielten einen groben Überblick über den Lehrgangs-Stundenplan, wie auch die umfangreichen Lehrgangsunterlagen überreicht.

Im Anschluß hieran fand eine knapp einstündige Führung über das Haupt- und Landgestüt Marbach statt, in welcher uns Herr Dr. Raue die einzelnen Ställe zeigte und über das Ausbildungskonzept in Marbach referierte (kurz angesprochen wurde auch das derzeitige Stahlecker-Projekt).

Im nahegelegenen Reitschulheim ging es dann weiter mit einem - dem kundigen Pferdehalter eigentlich schon bekannten - Vortrag über die Pferdefütterung: wie ist der "Futterapparat" Pferd von vorne bis hinten, also von Maul bis Darmende aufgebaut, was passiert wo im Pferdeinneren.

Nach einem kurzen Mittagsessen bei schönstem Sonnenwetter ging es mittags sodann auch an's Eingemachte: mit Dr. Elsäßer gingen wir auf die nächstbeste Grünfläche und wurden zunächst darin eingewießen, wie man eine Weide auf ihren Gehalt hin einschätzt. Wie viele Gräser, wie viele Kräuter (auch Unkräuter) und wie viele Leguminosen enthält diese Fläche, wie schätzt man dies ab? Weiter ging es sodann mit der Gräserbestimmung: wie erkennt man welches Gras und spezifiziert dieses (ist es behaart, hat es Öhrchen, ist das jüngste Blatt gefaltet oder gerollt, etc.). Welche Gräser fressen Pferde gerne, welche sind jedoch für eine Weide auf alle Fälle notwendig (z. B. um eine trittfeste Narbe zu erhalten)?

Wir begingen sodann auch verschiedene Pferdeweiden in Marbach, die aufgrund ihrer Lage und Art (z. B. am Hang) sehr unterschiedliche Gräser beinhalteten. Bereits hier konnte man an Herrn Dr. Elsäßer spezifische Einzelfragen zur eigenen Weide stellen, die er fachkundig und einleuchtend beantwortete und Pflegetipps gab.

Nach ausgiebiger Bestimmung einer Vielzahl von Grünlandpflanzen machten wir uns sodann auf die ca. einstündige Fahrt nach Aulendorf zum eigentlichen Seminarort. Dort wurden die Zimmer bezogen und noch kurz zu Abend gegessen.

Am nächsten Morgen ging es nach einem leckeren Frühstück los mit einem Vortrag von Herrn Dr. Elsäßer zum Thema "Management von Pferdeweiden": wie viele Pferde oder GV (Großvieheinheiten) kann ich auf welcher Fläche halten, welche Weideart habe ich (Standweide, Umtriebsweide, Portionsweide), wie ich kann diese am besten aufteilen, erhalten? Welche Anforderungen, Maßnahmen und welche Pflege benötigt welche Weideart? Wie kann das Grünland verbessert werden (z. B. Nachsaat, Düngung)?

Gleich im Anschluß hieran ging es sodann weiter mit dem Thema "Grünlanddüngung": wie errechnet man den Düngebedarf einer Weide unter Einbeziehung der von den Pferden durch die Pferdeäpfel schon eingebrachten Nährstoffe? Es wurde die Art und Weide der Bodenprobeentnahme wie auch das Lesen der hiernach durch die LUFA ergangenen Düngeempfehlung durchgegangen. Wir wurden genau über die einzelnen Nährstoffe, Stickstoff, Phosphat, Kalium, Magnesium und Kalk aufgeklärt. Alles in allem ein sehr komplexes und umfangreiches Thema, bei dem einigen durch vorgenommene Rechenbeispiele gehörig der Kopf rauchte.

Nach dem Mittagessen ging es sodann weiter zur Besichtigung eines Fohlenaufzuchtbetriebs. Der von Dr. Elsäßer als "Vorzeigebetrieb" angekündigte Hof war sicherlich hinsichtlich der vorhandenen Pferdeweiden soweit das Auge reichte und deren Pflegezustand vorbildlich; die vorhandenen Laufställe und Boxen jedoch in meinen Augen zu überfüllt und durch Matrazenhaltung absolut inakzeptabel. Dies wurde auch von vielen Lehrgangsteilnehmern bemängelt.

Der dritte und letzte Tag widmete sich sodann dem Thema "Futterkonservierung", insbesondere dem Thema "Silageherstellung", nachdem die Heugewinnung als allgemein bekannt vorausgesetzt wurde. Herr Dr. Nußbaum erläuterte die besten Voraussetzungen für eine einwandfreie Heu- und Silagequalität, woran sich auch praktische Übungen anschlossen: aus verschiedenen Heu- und Silageproben dürften wir die unseres Erachtens beste Probe heraussuchen und es nochmals genau erklärt, wie man gutes Heu von schlechtem unterscheidet, woran man erkennt, ob es erster oder zweiter und/oder früher oder später Schnitt ist. Außerdem wurde erneut eine Gräserbestimmung aus den Heuproben vorgenommen und wir lernten, insbesondere gute von schlechter Silage zu unterscheiden und wie man den ph-Wert mißt.

Mittags gab es eine kurze Einführung in die Nutzung der Homepage www.gruenland-online.de, eine Besichtigung verschiedener Zaunsysteme und als Abschluß die praktische Beurteilung von Grünlandbeständen.

Alles in allem war es ein sehr informativer Lehrgang, dem ich auch denjenigen ans Herz legen möchte, die ihre Pferde "nur" in einem Pensionsbetrieb stehen haben. Der maximal an die Praxis angelehnte Lehrgang zeigt einem sehr deutlich, wie man Heu und Silage und Weiden einschätzen und beurteilen kann.

Für den dreitägigen Lehrgang habe ich inklusive super-leckerer Verpflegung (Frühstück, Kaffeepause, Mittagessen, Kaffeepause und Abendessen) und Übernachtung im Lehrgangsheim im Einzelzimmer mit Etagendusche und den sehr umfangreichen Lehrgangsunterlagen lediglich 107,00 EUR gezahlt. Es lohnt sich also durchaus, diesen Lehrgang ob der tollen Landschaft mit Blick auf die Alpen für einen Kurzurlaub zu nutzen.

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