18.02.2012

Erste Einheit, 11.30 Uhr

Um 08.45 Uhr ist zwar ein kurzes Zusammentreffen für alle Teilnehmer angesetzt, ich komme aber später, weil meine erste Einheit um erst 11.30 Uhr beginnt. Amor begrüßt mich mit einem Wiehern. Er lag nachts wohl und hat lauter Späne in Mähne und Schweif. Ich putze drüber und gehe dann wieder in die große Reithalle zum Zuschauen. Überraschend treffe ich dort Elke, bei deren DOB-Kurs ich im November in Baiersbronn mitgeritten bin. Auch Katharina, eine andere Mitreiterin vom Kurs, ist da.

Später sind wir dann dran. Ich habe viel Selbstvertrauen und reite meinen ersten Kurs dieses Jahr mit dem Barocksattel. Ruth begrüßt uns und schaut nochmals kurz in ihre Notizen. Die Kursveranstalterin hatte jeden gebeten, seine Wünsche vorab per Email mitzuteilen. Ich hatte unser letztes, desolates Jahr und meine Angst beschrieben und möchte an einer aktiveren Hinterhand und besserer Anlehnung arbeiten. Auch mache ich Ruth nochmals darauf aufmerksam, daß ich grad doch äußerst nervös bin: viele fremde Zuschauer, die Reiter vor mir zeigen tolles Gereit auf recht hohem Niveau und außerdem verläßt der Friese, der vor uns dran war, gleich die Halle. *schluck*

Los geht’s. Nachdem Ruth uns ein bißchen zugeschaut hat, gibt sie erste Anweisungen: ich soll auf dem Zirkel reiten und die Bahnpunkte genau treffen (mein äußerer Schenkel fehlt oft). Außerdem dürfe Amor gleich mal ein bißchen zügiger laufen und nicht vor sich hindödeln. Ich soll hier wechselseitig treiben, aber nicht in seinem Takt, sondern den Takt, den ich mir vorstelle, also schneller.

Außerdem fragt sie mich sofort nach den Fußfolgen und ich soll ansagen, wann denn welcher Fuß abhuft. Öhm, hat die mein Tagebuch gelesen...? Naja, damit bin ich in dieser Situation aufgrund meiner Aufregung erst mal kurz überfordert und erzähle, daß im Trab der rechte Hinterfuß und der linke Vorderfuß gleichzeitig vorgehen... Peinlich, peinlich. Ich bin halt einfach nicht multitasking-fähig. Entweder reiten oder erzählen, aber gleichzeitig geht das nicht. Jedenfalls bin ich so beschäftigt mit Nachdenken und Reiten, daß ich ganz überrascht bin, als Amor plötzlich einen Brüller läßt, weil er nun alleine in der Halle ist. Er ist kurz motzig und schüttelt mehrmals unwillig den Kopf, buckelt aber nicht.

Als wir weitertraben soll ich die Trabtritte verlängern, indem ich länger aufstehe und mich langsamer hinsetze. Außerdem soll ich innen treiben, wenn ich aufstehe, um das innere Hinterbein zu aktivieren. Puh, da muß ich mich erst mal reinfummeln. Ich kenne nur, daß ich treibe, wenn ich mich hinsetze. Dementsprechend habe ich da erst mal Koordinationsprobleme. Aber, tatsächlich: es klappt. Amor verlängert die Tritte – wenn auch nur minimal, aber spürbar für mich.

Meine Fußhaltung wird bemängelt: ich lasse die Zehen zu sehr nach außen zeigen. So kann ich mit der Wade nicht gut treiben. Ruth kommt ans Pferd und zeigt mir, wie es richtig wäre. Das fühlt sich komisch an. Außerdem soll ich meine Oberschenkel locker lassen – die seien ja total fest! Ruth rüttelt an meinem Bein herum. Erst, als ich gedanklich durch meine Oberschenkel ausatme (Yoga sei Dank - *gg*), kann ich loslassen.

Außerdem muß ich Amor mit meinen Händen/Zügeln mehr einrahmen. Er bekommt durch mein übermäßiges Mitgehen in der Nickbewegung seines Halses immer wieder ungewollte, wenn auch kleine Paraden. Ich soll die Hände daher öfters mal am Sattel „stehenlassen“, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Zum Mittagessen geht’s in die hofeigene Osteria. Es gibt eine Gemüsebrühe mit Zitronenklößchen und anschließend Käsegnocchi. Waaaaaahnsinn!!! Und alles ganz frisch!!!!!


Zweite Einheit, 17.00 Uhr

Wir vertiefen zunächst kurz das am Vormittag Erarbeitete und gehen nochmals intensiv auf Amors nicht sonderlich fleißige Hinterbeinchen ein. Zum Lockern soll er im Schenkelweichen übertreten, und zwar auf dem Zirkel an der offenen Zirkelseite. Da bekomme mal wieder einen Knoten im Kopf: ich kann Schenkelweichen irgendwie nur, wenn ich die Bande als Parallele augenscheinlich vor oder neben mir sehe. Mit Ruths Hilfe bekomme ich es aber geregelt (ihr Vorschlag: ich soll mir doch eine Bande um den Zirkel herum vorstellen à la Longierhalle). Nun tritt Amor lediglich vor den anderen Huf, nicht aber über. Ich muß deutlicher werden, notfalls auch mal die Gerte einsetzen. Dann gibt er sich endlich Mühe. Gleichzeitig muß ich aufpassen, daß er seinen Hals zumindest ein bissele wölbt und kaut. Erfreulicherweise kann ich dieses Kauen zwischenzeitlich und auf dem Kurs plötzlich übermäßig oft auch schon im Trab abfragen. Das ging vor einigen Wochen noch gar nicht! Toll. Ruth läuft beim Schenkelweichen mit, um mir Hilfestellung zu geben.

Meine Vorreiterin hat zwischenzeitlich wieder die Halle verlassen. Amor hat das wieder mit einem Brüller und Kopfschlagen quittiert, ließ sich aber schnell beruhigen. Dann geht es an den Galopp. Und da kann er es sich natürlich nicht nehmen lassen: als wir in Richtung Hallenausgang auf den Zirkel abbiegen, buckelt es los und schießt auf Gerret zu, der dort steht und filmt. Ganz cool bleibt der stehen und filmt die Szene (ich natürlich wieder bruddelnd: „Du Drecksack!“). Kaum habe ich mich sortiert, galoppiere ich sofort wieder an und nehme Ruths weitere Anweisungen entgegen: ich soll erst sechs Galoppsprünge reiten, dann zum Trab durchparieren und den Schwung daraus mitnehmen. Dann sieben, dann acht und immer mehr Galoppsprünge. Einerseits bekomme ich so mehr Schwung ins Pferdchen, andererseits lernt Amor dadurch, daß ich den Galopp nicht nur anordne, sondern auch beende.

Beim Verabschieden bekomme ich von Elke dann noch ein dickes Lob: die Anlehnung hätte sich ja wirklich kolossal verbessert. Auch sie meint wie Ruth, ich solle nicht so sehr in der Nickbewegung mitgehen, das müsse weniger werden. Hier werde ich wieder umdenken müssen: nachdem ich Amor ja bis vor zwei Jahren im Maul recht totgeritten hatte und DOB fast drei Kurse brauchte, um mir zu verdeutlichen, daß ich mit meiner Hand mehr mitgehen muß, bin ich einen großen Schritt weitergekommen: ich merke nun, daß sich was im Maul tut, wenn Amor kaut und muß nun ruhiger werden, damit die Anlehnung konstanter werden kann.

Da ich nur 20 km zum Kursort habe, ist es toll, abends heimfahren und im eigenen Bett nächtigen zu können.


19.02.2012

Dritte Einheit, 08.30 Uhr

Um nochmals Amors Hinterbeine deutlich zu aktivieren, läßt Ruth fünf Stangen hinlegen (Abstände: 3-4 Fußlängen), über die ich zunächst im Schritt, dann auch im Trab reiten soll. Amor gibt sich am Anfang keine sonderlich große Mühe und schlägt immer wieder an. Ich muß gerade beim letzten Schritt immer mal wieder auch mit der Gerte durchkommen, damit es klappt. Im Trab geht das besser. Ruth gibt mir jedes Mal auf, mir das Gefühl zu verinnerlichen, wenn er mit schönen Tritten darübergetrabt ist. So kann und sollte er ohne Stangen laufen – und das sei noch nicht einmal das, was er tatsächlich bringen könnte. Puh, da haben wir einiges zu tun.

Ansonsten wird die Einheit genutzt, um meine Handfehler weiter zu korrigieren: ich soll eine gleichmäßige Verbindung zu Amors Maul halten. Was ich mir eigentlich recht einfach vorstelle, ist ziemlich schwierig. Da Ruth aber jede Sekunde bei mir bzw. meinen Händen ist, merke ich dann doch recht schnell, wie ich immer wieder einseitig – vor allem rechts - die Verbindung verliere, wenn ich wegen Abkauens anklingle. Ruth läßt mich schließlich durchparieren und nimmt meine Hand in ihre und demonstriert mir, wie fein das eigentlich sein soll.

Rechter Hand habe ich das nur sehr leidlich hinbekommen. Allerdings habe ich gemerkt, wie ich immer wieder meinen inneren Schenkel vergessen habe. Dadurch verliert Amor die Biegung, fällt schließlich genüßlich auf die innere Schulter und drängelt nach innen, ich muß außen korrigierren (gem. Ruth die äußere Hand etwas hoch in Richtung Pferdeohr nehmen). Da denke ich, daß es einfacher gehen wird, wenn wir auf die linke Hand wechseln, weil Amor ja links hohl ist. Hach ja, Fehlanzeige. Auch da habe ich Probleme mit rechts. Das ist mir noch nie so richtig bewußt gewesen.

Beim Galopp buckelt Amor mal wieder munter los, aber trotzdem ich einen Steigbügel verliere, hab ich keine Angst, hangle nach dem Steigbügel und galöpple sofort wieder an. Komischweise sitze ich nach dieser Einlage sofort lockerer im Sattel. Auch hier üben wir wieder: 6, 7, 8, 10 Galoppsprünge, dann durchparieren und den Schwung mitnehmen.

Nach meiner Einheit sitze ich ansonsten bei 1° in der Reithalle, schimpfe mich, daß ich heute keine lange Unterhose eingepackt habe und ziehe schließlich meine beheizbaren Schuhsohlen an. Ich bin froh, als wir gegen 11.45 Uhr recht früh zum Mittagessen gehen. Heute gibt es eine Maisgries-Suppe mit Chili- und Parmesaneinlage, danach Penne mit Gemüse. Mega-lecker!

Ruth hatte uns morgens noch aufgegeben, die Highlights unserer bisherigen Einheiten aufzuschreiben, was sie mit uns während des Mittagessens auch nochmals einzeln durchgeht. Ich habe aufgeschrieben:

- Hände ruhiger, das Pferd einrahmen
- Tritte verlängern durch langsameres Aufstehen/Hinsetzen
- Fußgelenke mehr eindrehen, Oberschenkel locker
- Takt vorgeben und eigenes Takten
- Stangen, Abstand: 3-4 Fußbreit
- Vorgegebene Anzahl Galoppsprünge reiten, Schwung mitnehmen
- Inneren Schenkel nicht vergessen
- Schenkelgehorsam verbessern
- Schenkelweichen offene Zirkelseite

Vierte Einheit, 14.00 Uhr

Wir wiederholen nochmals einige Sachen zur kontinuierlicheren Anlehnung und üben diesmal auch Schenkelweichen von der Viertellinie zur Bande bzw. umgekehrt. Auch hier kreuzt Amor zunächst nur mangelhaft, setzt seinen Fuß max. vor den anderen. Ergo soll ich weniger Go, sondern mehr Side reiten. Endlich kreuzt er. Auch dieses Gefühl muß ich mir einprägen, allerdings ist es nicht allzu deutlich.

Heute Mittag klappt der Galopp mal ohne Buckelei. Auch, als der Friesling die Halle verlassen hat, war Amor komplett beschäftigt und hatte nicht mal Zeit zum Motzen. Gut so. Das stärkt mein Selbstvertrauen doch ein wenig für die Zukunft.



Fazit: Ruth ist eine sehr sympathische, ruhige Lehrerin, die schnell erfaßt, wo der Hase im Pfeffer liegt. Sie ist genau auf meine Wünsche eingegangen und hat mich viel fühlen lassen, in welche Richtung der richtige Weg geht. Beim nächten Kurs, sofern geplant und für Ruth zeitlich machbar, werde ich gerne wieder dabei sein.

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