Springlehrgang in Marbach.

Nachdem ich ja letztes Jahr als absolutes Greenhorn teilgenommen hatte und es sehr gut geklappt hat, habe ich mich auch für dieses Jahr wieder angemeldet. Die Anreise klappt problemlos: ein anderer Teilnehmer aus Speyer, der mit Pferd anreist, sammelt mich auf einem Autobahnparkplatz ein. Wir kommen eine knappe halbe Stunde vor der ersten Reitstunde an. Ich hab grad noch Zeit, mich in meine Reitklamotten zu fummeln.

Wir sind 18 Teilnehmer, die in drei Gruppen aufgeteilt werden. Leider wird nicht wie letztes Jahr nach Können (oder wie bei mir Nicht-Können), sondern querbeet eingeteilt. Das soll sich im Laufe des Kurses noch als etwas schwierig herausstellen. 

 

Ich soll eigentlich Pik Charmeur reiten, frage aber, ob ich nicht lieber Pluto, mein Schimmelchen vom letzten Jahr haben kann, was kein Problem ist.

Die erste Reitstunde klappt ganz gut. Ich bekomme den Umstieg vom Tribbel-Hafi-Gang zum sehr arg werfenden Riesen-Warmblut (und Pluto wirft im Trab nicht nur, weil er eben größere Gänge hat, sondern wirklich arg) sehr gut hin und bin erstaunt, wie gut ich mich gleich wieder im Sattel des 1,70 m hohen Schimmels zurecht finde. Da alle Gesichter inkl. meinem schon bekannt sind, legt Rolf Eberhard, Leiter der Landesreitschule, gleich von 0 auf 100 auf: nach Stangen kommen sofort Sprünge von zwischen 60-80 cm. D
arauf bin ich gar nicht gefaßt. Umgehend habe ich ein mulmiges Gefühl, ob das nicht eine Nummer zu groß für mich ist. Außerdem will ich gut reiten und dem Schimmel nicht dauernd im Rücken rumknallen. Und ich dät den ja mal gerne an den Zügel reiten, weil fast alle anderen das mit ihren Pferden ja auch hinkriegen (wobei mir alle sagen, daß sie Pluto irgendwie noch nie haben am Zügel gehen sehen). 

Wir haben vormittags immer eine Springstunde, mittags Springgymnastik, jedoch ausschließlich mit Stangen und viel Dressur. Untergebracht sind wir nochmals im alten Reitschulheim, obwohl das neue schon steht. Schade, ich hätte gerne den architektonischen Fehlgriff in Form von grünem Kunstrasen (kein Witz!) gesehen. Aber macht nix: da wir uns alle schon vom letzten Jahr her kennen und uns gut verstehen, verbringen wir gemütliche Abende in der Küche.

Letzten Endes wird der Kurs für mich jedoch etwas zum Fiasko. Pluto ist im Gegensatz zum letzten Jahr nicht mehr so 100 %-ig sicher am Sprung, wenn ich mir nicht auch sicher bin. Zum Glück bin ich aber nicht die einzigste Reiterin, der das Pferd öfters als im letzten Jahr beim Sprung verweigert. Einmal plumpse ich auch runter (bin aber auch hier nicht die einzigste - im Gegensatz zum letzten Jahr machen einige einen Abgang) - jedoch erst, als Pluto schon steht und ich ausgiebig überlegt habe, ob ich meine Kräfte für ein Zurückwuchten in den Sattel einsetzen soll. Nö, die hebe ich mir lieber für die weiteren Sprünge auf. Jedenfalls soll ich hierauf später Leverano reiten. Das ist auch ein riesiges Fuchs-Schlachtschiff und genauso schwer an den Zügel zu reiten und damit zu sitzen, wie Pluto. Die erste Dressurstunde, die ich auf Leverano habe, wird daher desaströs. Bei Pluto muß man viel gegenhalten, bei Leverano eher viel spielen. Ich merke, daß ich einfach mehr unterschiedliche Pferde reiten sollte und nehme mir das für zu Hause vor.

Liegen die Stangen auf Cavaletti-Höhe oder als Kreuz, bekomme ich das über die Tage noch einigermaßen gut hin. Geht es dann aber an 70-90 cm, ist es mit meinem Mut im Gegensatz zum letzten Jahr vorbei. Rolf versucht zwar immer wieder, mir Hilfestellung zu geben, aber mein Knoten im Kopf löst sich nicht.

Leider ist es am letzten Tag dann nach einer weiteren Verweigerung mit meinem Mut vollends vorbei und ich breche den Parcours ab. Rolf läßt mich anschließend noch zweimal über ein Kreuz springen, was auch gut klappt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß gar kein Sprung in diesen Tagen überhaupt gut war. Entweder war ich zu früh oder zu spät und überhaupt. Naja, was soll ich sagen: ich war heute wirklich sehr, sehr geknickt und mußte schon eine Träne verkneifen. Allerdings hab ich mir gleich noch in der Halle gesagt, daß ich auch mit diesem Tiefschlagen leben kann und eben nicht alles immer toll laufen kann.

Jetzt bin ich erst mal froh, morgen wieder mein Mörchen zu reiten. Sicherlich werde ich nach einer Woche Warmblut-Gängen im Hafisattel extrem gut sitzen.

Ansonsten macht mir Springen aber immer noch sehr viel Spaß, und ich habe auf der Heimfahrt bereits überlegt, wo ich 1-2x/Monat Springstunden nehmen könnte. Allerdings zuerst mal im Rahmen von Springgymnastik, damit ich einfach ganz sicher die Grundlagen beherrsche, um später dann mal wieder Größeres in Angriff zu nehmen.

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