26. und 27.03.2012

Kurs mit Desmond O'Brien in Graben-Neudorf auf der Hardt Ranch.

Ich organisiere den Kurs selbst. Wir bringen Amor sonntags schon hin und er bezieht eine schöne große Paddockbox zwischen zwei Stuten. Die Qualität vom Heu, das schon bereitliegt, ist super, wow! Ich plaziere schon mal Kaffeemaschine, Wasserkocher, Getränke und allen Krimskrams im Reiterstübchen. Dann machen wir uns auf den Weg, DOB in Idstein abzuholen.


Erste Einheit

Am ersten Kurstag hab ich morgens noch ein bissele mit Vorbereiten zu tun, bin aber auch schon als zweite dran. Als der vorherige Teilnehmer mit seinem PRE-Hengst die Halle verläßt, wiehert Amor einmal kurz und schaut, bleibt aber ruhig. 

Da wir am Abend vorher vom Thema Parade, das ich mit DOB ausführlich besprochen habe, zum Bügeltritt kamen, bauen wir das gleich mal ein, zumal ich schon beim Warmreiten immer wieder Probleme habe, Amor auf einer korrekten Spur zu halten. Vor allem, wenn wir an den Stangen, die als Abgrenzung zu den Zuschauern am Boden liegen, vorbeikommen, will Amor immer da hin. Ich komme ins Ziehen am äußeren Zügel, gucke zu allem Unglück auch noch runter auf die Stangen, so daß wir erst recht drübertrampeln. 

Ich soll immer, wenn Amor den inneren Vorderhuf hebt, einen Bügeltritt geben, der aber nur aus dem Fußgelenk kommen soll. DOB schiebt hierzu erst mal im Stand seine Hand in den Steigbügel, ich soll drauftreten. Zuerst setze ich noch viel den Oberschenkel mit ein, dann nur noch das Fußgelenk. Allein der Bügeltritt reicht schon, um Amor engere Wendungen gehen zu lassen. Dann soll ich mich auf meine Gesäßknochen konzentrieren und beide zu jeweils 50 % belasten, keine anderen Hilfen geben. Dann mal 60-30, 80-20. Als letztes soll ich dann nur den Zügel benutzen, außen mal mehr, mal weniger nachgeben.

Als wir das dann alles zusammenbauen, kurve ich mit Amor ganz easy durch die Halle. Schwierig wird es immer nur in Richtung Hallenausgang, wo Amor mir auch immer wieder wegdriftet. Als ich in die Richtung, in die ICH will schaue, ist das aber kein Thema mehr.

Da ich Amor ja auch gerne flotter vorwärts reiten möchte, erklärt mir DOB, wie ich schneller schwingen soll. Die Ehestandsbewegung... Und tatsächlich: wenn ich das schneller mache, geht Amor schneller vorwärts. Cool!


Zweite Einheit

DOB will sich unseren Galopp ansehen. Naaajaaaaaa...... Ich hab keine Angst zu galoppieren, verspanne aber trotzdem, kann Amor kaum in Gang halten. *räusper* Klar, wie auch, wenn ich da oben drauf klemme. Ich bin ziemlich froh, daß ich gerade diese Einheit nicht auf Video habe, weil ich währenddessen immer gefrusteter wurde, warum die anderen alle immer so locker-flockig aufm Pferd sitzen, irgendwie nix machen und der Vierbeiner schön vorwärts und vor allem in der Spur bleibend vor sich hingalöppelt. Ich stelle fest, daß ich mir wohl irgendwie auch zu viele Gedanken mache und zu viel auf einmal will: ich will locker sitzen, Pferd soll galoppieren, es soll schön aussehen, ich mache mir aber auch noch Sorgen um den echt tiefen Hallenboden...... Da klappt nix. 

Abends auf dem Heimweg bespreche ich das mit DOB noch im Auto und erzähle, daß ich gerne so wie eine andere Teilnehmerin locker draufsitzen würde, offensichtlich nix tun muß und Amor trotzdem galoppiert. DOB hierauf: Wenn sie nichts tun würde, würde das Pferd auch nicht galoppieren. Naja, stimmt auch wieder. Ich nehme mir vor, für die nächste Einheit nicht zu viel zu wollen oder zu denken, mir die Teilnehmerin bildlich zum Vorbild zu nehmen und einfach locker zu sein.


Dritte Einheit

Wir wiederholen erst nochmals kurz die Thematik aus der ersten Einheit, dann soll ich wieder galoppieren. Ich stelle mir die andere Teilnehmerin vor und versuche, NIX zu machen (was sicherlich immer noch 50 % mehr als NIX ist). Amor galoppiert. Zwar noch nicht sonderlich lange, aber um 100 % besser als gestern. Das motiviert mich.

Zunächst bekomme ich noch ein paar Anweisungen für meinen Sitz: ich soll aktiver mitschwingen, mich zwar schon mitnehmen lassen. Aber es soll nicht so sein, daß ich dauernd von der hinteren Galerie des Sattels angeschubst werde. Als ich diese Tipps befolge, sitze ich sofort geschmeidiger und lockerer in Sattel.

DOB gibt auch an, ich solle auch im Galopp schneller schwingen. Das kriege ich nicht so hin. Ich versuche es zwar, bekomme aber kein so richtiges Gefühl dafür, obwohl DOB meint, daß es sichtbar war. Da muß ich mal dranbleiben.

Ein Problem ist noch, daß ich gerne deutlich nach außen rutsche. Das hängt zum einen damit zusammen, daß ich Amor daran hindern will, nach innen zu fallen, andererseits der Fliehkraft entgegenwirken will. DOB meint, ich solle mich doch einfach mal nach innen lehnen. Wenn ich das Pferd zum Umfallen bringe, lädt er mich zum Abendessen ein. Hat er sich natürlich sparen können... 

Ich überlege schließlich laut, ob wir vielleicht erst mal immer nur fünf Galoppsprünge reiten, dann durchparieren, dann zehn Galoppsprünge usw. Witzigerweise fragt DOB mich schließlich, warum ich eigentlich immer erst nach dem 7. oder 8. Galoppsprung mit Zählen anfange... 

Um ein bissele flotter zu galoppieren, soll ich mir vorstellen, ich wolle irgendwo ganz schnell hin. Mein Vorschlag: da hinten steht Mario Gomez. DOB: Hä, wer ist Mario Gomez? Jedenfalls klappt das super. DOB schließlich: er wisse ja nicht, wer der Typ ist, aber der müsse ja echt klasse sein. 

Nach dieser Einheit treffe ich die andere Teilnehmerin draußen und frage sie, wie sie ihr Pferd eigentlich im Galopp hält, wenn sie doch nie sichtbar was macht. Sie erklärt mir, daß sie auch nie viel Lust hatte, sich viel anzustrengen, weil Reiten ja leicht sein soll. Also hat sie immer, wenn das Pferd ausfallen, von alleine aufhören wollte, deutlich Schenkel oder Gerte eingesetzt. Nicht geschlagen oder geknufft (!), aber eben deutlich. Also war es fürs Pferd wesentlich angenehmer, gleich von Anfang an weiterzugalöppeln.


Vierte Einheit

Das ist unser absolutes Highlight! Ich versuche das gleich mal mit dem Gerteneinsatz, wenn Amor ausfallen will. Ich brauche die auch gar nicht mal sehr deutlich einsetzen, antippen reicht, Pferdchen galoppiert weiter. Das gibt mir die Möglichkeit, mich endlich, endlich gut auf meinen Sitz konzentrieren zu können. Und somit: ich sitze locker, ohne viel zu machen im Sattel, genauso, wie ich es mir gewünscht habe.

Ich kriege diese Einheit auch gar nicht mehr so genau hin, denn: ich hab es einfach genossen! Wir sind irre viel galoppiert, Amor war danach total schweißnaß, hat aber trotzdem suuuuuuper mitgemacht! Wir sind ganze Bahn ohne großartige Schlenker wie noch am Tag vorher geritten, Zirkel, wieder ganze Bahn, Volten. Es war einfach herrlich!


Insgesamt habe ich irre viele Tipps für die nächsten Monate bekommen, mit denen ich arbeiten kann. DOB war wie immer mit sehr viel Engagement bei der Sache und freute sich sichtlich mit uns, daß wir nun wieder so toll miteinander arbeiten können.

Amor war kein einziges Mal motzig, hat kein einziges Mal gebuckelt (!!!), war immer motiviert. Ich bin sooo stolz auf ihn und mich! Jetzt, wo ich das schreibe, laufen auch wieder die Tränen, weil ich so erleichtert bin, daß wir das letzte, elendige Jahr so gut hinter uns gebracht haben.

Auch die Anlage ist wirklich klasse, die Leute dort super-nett. Einziges Manko: der neue Boden, der an manchen Stellen in der Halle noch wirklich tief ist. Ich hoffe, daß sich das bis zum nächsten Mal regelt. Der Pizzaservice mittags hat geklappt und das Abendessen im direkt nebenan liegenden Thailänder war weltklasse (wenn auch scharf - also: wirklich scharf - *hust*). Ich freue mich schon auf den nächsten Kurs mit Marion Seel im Oktober dort.

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