Dressurlehrgang am 14./15.05. in Oberostern.

Da ich mit Amor zusammen eine Anfahrt von knapp 100 km hinzulegen habe, fährt uns mein Mann netterweise schon am Mittwoch Spätnachmittag nach Oberostern. Das geliehene Navi ist prima: wir werden zügig um diverse Staus auf der Autobahn rumgelotst. Amor findet es allerdings nach einer Stunde nicht mehr lustig und randaliert im Hänger vor sich hin. Ein Vorgeschmack auf das Kommende....

Wir kommen gegen 19.30 Uhr in Oberostern an und werden von Sylvia begrüßt, die wie letztes Jahr im Juli ihren PRE mit Bereiterin am Kurs teilnehmen läßt. Schnell kann ich Amor in seiner Box verstauen, mit Heu versorgen und mein Zimmer, direkt gegenüber dem Pferdestall, beziehen. Sogar mit Fernsehr ausgestattet: echt supi.

Am ersten Kurstag, Donnerstag, bin ich schon früh auf, füttere und treffe nach einem tollen Frühstück Ute, die gerade mit Desmond und Pferden im Schlepptau vor der Reithalle eintrifft. Da ich als zweite Reiterin an diesem Vormittag dran bin, mache ich mich schon mal an die Arbeit und putze und sattle. Um 09.45 Uhr betrete ich mit Amor die Halle.

Amor ist ziemlich hibbelig. Schon beim Warmreiten quietscht er immer frech durch die Gegend und motzelt vor sich hin. Als das Vorgängerpferd die Halle verläßt, spult er sich richtig hengstig auf. Nach meiner Vorstellung vom Pferd und unseren Wünschen ist Desmonds erste Frage daher: "Ist der schon anpiaffiert?" Hä? Nö, natürlich nicht! Ich mühe mich ja erst mit den ersten drei Teilen der Skala der Ausbildung ab! Desmond: "Gut, dann machen wir das gleich mal."

Also sitze ich ruhig im Sattel, soll ganze Bahn gehen, wobei Desmond mit Gerte bewaffnet hinter uns herläuft und Amor immer wieder leicht antouchiert, was dieser zunächst mit Austreten quittiert. An der dritten langen Seite sollen wir dann antraben und tatsächlich: ich bekomme eine Ahnung, wie sich eine Piaffe irgendwann einmal anfühlen könnte - und danke mir für meine gute Idee, mich wieder filmen zu lassen.

Hiernach ausstrecken und Schritt. Amor ist immer noch motzig. Ihm paßt das ganze gar nicht. Allein in der Halle und arbeiten soll er auch noch was. Dann soll ich antraben. Nach nicht einmal einer halben langen Seite dann das, was mir den ganzen Morgen schon im Kopf rumging: ein bockendes Pferd -> Wie war das mit inneren Bildern...??? Amor buckelt wie im Rodeo zu seinen besten Zeiten. Ich schlage mich wacker, liege aber nach einer gefühlten Ewigkeit mit einem Rumms im Hallensand und lande direkt auf meiner linken Schulter. Ich stehe benommen auf, alles schmerzt. Hasserfüllte Blicke in Richtung Konservenfleisch: wären nicht einige Leute zum Zuschauen mit in der Halle, würde ich die Gerte, die ich noch immer in der Hand halte, deutlich zweckentfremden. Desmond guckt besorgt, ob mir nix passiert ist und steigt dann selbst in den Sattel, um mit Gewerkschafter Amor mal ein sehr ernstes Mitarbeitergespräch zu führen. Das wirkt: er ist zwar immer noch motzig, als ich wieder in den Sattel klettere, aber zumindest läßt sich nun etwas mit ihm anfangen. Nach einer kurzen Einheit, in der Desmond mir verdeutlicht, wie ich Amor zum Nachgeben im Genick bewegen kann und während der ich meine Vorstellung von feiner Handeinwirkung erst einmal aufgeben soll/muß (ich soll die äußere Hand anstehen lassen und innen notfalls auch mal mit deutlichem Zügelzug annehmen und sofort nachgeben und das mehrmals hintereinander) ist die halbe Stunde auch schon zu Ende.

Ich bin nach dem Mittagessen die erste, die reitet. Während Desmond in der Halle noch mit meinen Mitreitern und Zuschauern "Bodenarbeit" macht, reite ich Amor warm. Mein sonst so cooles Pony findet das mal wieder richtig Sch***: während die anderen trabend durch die Halle hecheln, quietscht er wieder vor sich hin und sucht nur einen Grund, mal zu erschrecken. Also darf Desmond erst mal wieder aufsitzen, weil mir der Schrecken vom Vormittag noch in den Gliedern sitzt - mal abgesehen von den Schmerzen im kompletten Schultergürtel. Das Mitarbeitergespräch ist diesmal kürzer, aber deutlicher. Meinem frechen, mauligen Pony wird der Kopf ordentlich gewaschen. Hiernach darf ich dann wieder in den Sattel. Wir arbeiten weiter am Thema vom Vormittag: Nachgeben im Genick. Ich bekomme nochmals die Wirkung der Paraden außen und innen erklärt, dass ich das ruhig mal deutlich machen soll, aber das Nachgeben nicht vergessen darf. Tatsächlich gebe ich ständig nach der inneren Parade nicht deutlich genug nach und habe somit ständig Druck auf dem Zügel. Desmond läuft sowohl im Schritt als auch im Trab längere Zeit mit seiner Hand an meiner inneren Hand mit, womit ich tatsächlich spüre, dass er wesentlich öfter mal meine Hand nach vorne ziehen muß.

Damit bin ich für den ersten Tag erst mal bedient. Und bin froh, als ich abends mit ziemlichem Ächzen irgendwie ins Bett krieche - wobei ich vor lauter Prellungen aber gar nicht weiß, wie ich mich hinlegen soll.

Am nächsten Morgen bin ich wieder als zweite Reiterin dran. Ich vermeide es jedoch, Amor drin warmzureiten, drehe lieber draußen eine Runde im Gelände und komme erst in die Halle, als meine Vorreiterin schon gegangen ist. Erneut arbeiten wir an den Paraden und Amor gibt mehrmals schön nach und schwingt schön mit. Es ist plötzlich ein wunderbar leichtes Gefühl, weshalb ich hin und wieder vergesse, Desmonds Anweisungen zu folgen, weil es sich so schön anfühlt. Gleichermaßen weist er mich jedoch oft darauf hin, daß ich es technisch schon drauf habe, mich jedoch gegenüber dem Gewerkschafter unter mir nun endgültig durchsetzen muß. Als er mir vorschlägt, ich solle an jemanden denken, auf den ich derzeit nicht so gut zu sprechen bin, funktioniert es: ich denke an eine Kollegin und schwups: es geht!

Nach der Mittagspause bin ich wieder die Erste die reitet. Amor versucht nochmals einen kleinen Buckler, aber ich weise ihn gleich konkret in die Schranken: so nicht, Bursche! Wir probieren nochmals das Anpiaffieren, was aber nicht mehr so gut klappt wie am Tag davor: Amor ist nicht mehr so hibbelig. Aber grundsätzlich war ja noch nichts zu erwarten. Wir nehmen schließlich den Galopp, auch und insbesondere "meinen" vertrackten Linksgalopp, dazu, was aber kein Thema mehr ist. Ich galoppiere Amor auf Desmonds Anweisungen hin mit dem äußeren Schenkel an und bin happy, dass das alles so gut klappt.

Ich konnte auch diesmal vom Kurs sowohl beim Reiten als auch als Zuschauer wieder viel mitnehmen. Es hat, bis auf das Rodeo, massig Spaß gemacht und - trotz Einspruch meines Göttergatten - bin ich schon für den nächsten Kurs im November angemeldet. Aber nicht nur mir, auch meinen anderen Mitreitern hat es viel gebracht: wirklich bei jedem konnte man am zweiten Tag schon mehr oder weniger wesentliche Veränderungen feststellen. Und Fazit bei allen war eigentlich: wir machen viel zu viel - wir sollten die Pferde machen lassen.

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