25.-27.04.2014, Longenkurs mit Babette Teschen in Heidelberg

 

Im August 2013 hatte ich mit Kurti das erste Mal an einem Longenkurs mit Babette Teschen (s. www.wege-zum-pferd.de) teilgenommen. Bei der Pferdefreunden Kirchheimerhof (s. www.pferdefreunde-kirchheimerhof.de) finden diese mehrmals im Jahr statt. Zum Jahresstart fand ich es eine gute Idee, Kurti und mich einmal wieder überprüfen zu lassen.

 

Was erwartete ich mir diesmal? Ich möchte zunächst einmal mein Auge schulen: wann ist ein Pferd gut gebogen, wie erkenne ich das von der Position des Longenführers aus, auf was kann ich achten? Natürlich geht es mir darum, auch Kurti entsprechend gut longieren und gegebenenfalls korrigieren zu können. Kurti selbst sollte mal wieder mit mir in fremder Umgebung klarkommen und das Hängerfahren (auch alleine) üben.

 

So packen wir also Kurti am Freitag Nachmittag in den Hänger; er steigt problemlos ein. Auf der Hinfahrt hören wir ihn 1-2x wiehern, ansonsten herrscht Ruhe im Karton bzw. Hänger. Angekommen in Heidelberg schüttet es gerade wie aus Eimern. Kurti bezieht eine immens große Box und macht sich über das bereitliegende Heu her. Wir parken schnell den Hänger und kommen etwas durchnäßt zur Theoriestunde, die bereits angefangen hat (unsere verspätete Teilnahme hatte ich bereits angekündigt). So kann ich mir gleich am Theorieabend nochmals einiges vor Augen führen lassen, worauf man beim Longieren achten soll. Vor allem erklärt mir Babette anschließend auch, daß ein Pferd dann gebogen auf dem Zirkel geht, wenn die innere Hinterhand gut unter den Schwerpunkt, auch in Richtung Mitte der Vorhand fußt, die äußere Hinterhand jedoch schön in die Spur der Vorhand fußt. Außerdem nehme ich anhand der vielen Bilder mit: die sich im Trab durch die Fußfolge von der Seite zu sehenden "Dreiecke", die durch die Beine gebildet werden, die aufrechte Haltung trotz Kreisbahn ähnlich einer um die Kurve fahrende Eisenbahn (das Pferd soll sich nicht wie ein Motorradfahrer in die Kurve legen), die Hufe sollen in Kreisrichtung ausgerichtet sein, der Widerrist erhöht/aufgerichtet, die Kruppe gesenkt, das Becken gebeugt. Mal sehen, was ich bis zur Praxis am nächsten Tag behalte.

 

Am Samstag sind Kurti und ich erst um 12.00 Uhr für 30 Minuten dran, so daß ich vormittags gemütlich Zeit zur Anreise habe. Kurti hat die Nacht ruhig in seiner Box verbracht. Ich miste kurz durch und putze ihn, schaue dann selbst noch ein wenig bei den Longeneinheiten der anderen Kursteilnehmer zu.

 

Als wir dran sind, stelle ich uns kurz vor. Ich hatte Babette schon am Vorabend informiert, daß Kurti sich nach wie vor etwas schwer tut, sich direkt mit der Hand am Kappzaum führen zu lassen. Babette legt mir für diesen Fall nochmals wärmstens das Clickern ans Herz. So fangen wir im Schritt eher auf Entfernung an, ich soll Kurti auf den Zirkel schicken, der mit blauen und gelben Pylonen gekennzeichnet ist, in kürzerer Entfernung neben ihm herlaufen und mich immer wieder langsam zum Kappzaum herantasten. Kann ich den Kappzaum berühren, soll ich loben. Dies jedoch auch erst dann, wenn Kurti nicht rumkaspert, sondern ruhig bleibt. Das ist ziemlich schwierig. Die erste Einheit findet Kurti etwas doof, er ist deutlich unsicher und dadurch unleidlich, hapst ziemlich viel nach dem Strick, drängelt mit der Schulter. Außerdem findet er es wesentlich interessanter, Pylonen zu kegeln. Hui! So kenne ich das von ihm zu Hause nicht - mehr -. Also fordert ihn die Kurssituation doch deutlich.

 

Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, lassen ihn sich auch einmal den Frust etwas von der Pferdeseele laufen, wobei er auch einmal den ein oder anderen Satz läßt. Hier kann ich immer komplett cool bleiben: einfach ruhig weitermachen. Zwischendurch versuche ich mich immer wieder an den Kappzaum heranzutasten, was leidlich mehr oder weniger, eher weniger als mehr, gelingt. Insgesamt bin ich etwas enttäuscht - klappt das doch zu Hause wesentlich besser. Vor allem das Gehapse erstaunt mich. Aber: Kurti ist jung, es ist eine ungewohnte Situation, Nachsicht, Nachsicht.

 

Außerdem, Notiz an mich: ich sollte mich nun doch endlich einmal nachdrücklich mit dem Clickern beschäftigen. Dauernd vermische ich mein Verlaufslob "Fein!" mit dem Schlußlob "Brav!" - so kann man sein Pferd auch verwirren. Außerdem könnte ich mich so auch vermutlich wesentlich einfacher und schneller an einen nicht nörgelnden Kurti mit der Hand an den Kappzaum herantasten, damit ich ihn auch mal richtig in Stellung führen und daraus dann auch ordentlich die Seitengänge entwickeln kann.

 

Am Nachmittag haben wir um 17.30 Uhr die zweite Einheit à 30 Minuten. Hier klappt es schon wesentlich besser. Babette legt für uns blaue und gelbe Geitnergassen in der Halle aus, sechs Stück insgesamt, jeweils drei Stück längs entlang der langen Seite. Ich soll Kurti viel ganze Bahn longieren, dabei aber um jede Gasse eine groß angelegte Volte machen. Beim ersten Wechsel von einer Gasse zur nächsten, ergo: geradeaus, gibt Kurti Gas: juhu, laß und spielen! Nix gibts, da wird nicht gespielt! Ich longiere auf Babettes Hinweise hin gleich wieder eine Volte, mache ruhig weiter. Auf der Volte soll ich mittels Gerte immer wieder von unten nach oben Kurtis Schulter touchieren, ihn damit aufrichten, ihn aber auch am Kappzaum leicht in Stellung locken, damit er sich biegt. Einige kleine Ansätze gelingen - aber immer nur für 2, 3 Tritte. Kurti soll dann auch auf der Gerade ruhig traben, nicht Gas geben, weil ich vom ruhigen Im-Schritt-neben-ihm-Herlaufen in der Volte zum leichten Mitjoggen auf der Geraden übergehen muß. Tatsächlich wird es mit der Zeit besser, so daß wir dazu übergehen können, jede zweite Geitnergasse auszulassen, um das Longieren auf der Geraden zu verlängern. Auch das Herantasten an den Kappzaum, das wir immer wieder einmal kurz eingebaut haben, klappt ein klitze-kleines Bißchen besser.

 

Auch ein Thema: das Tempo. Kurti zeigt öfters Schlauchgeräusche. Das Tempo sollte am Anfang etwas zurückgenommener sein, zunächst soll er losgelassen und ruhig laufen. 

 

Ich bin mit der zweiten Einheit dann doch insgesamt recht zufrieden.

 

Am Sonntag starten wir um 14.00 Uhr zu unserer 45-minütigen Abschlußeinheit. Kurti ist ein wenig munter - ich vermute, daß zwei Tage Box schon ihr übriges für ein Offenstall gewohntes Pferd tun. Trotzdem gelingt es mir im Vorfeld, Kurti ein paarmal ruhig mit der Hand am Kappzaum zu führen. Ich lobe mit dem Zungen-Click: nach einigen wenigen Versuchen hat Kurti es kapiert. :-) Trotzdem bin ich dann erst mal froh, daß wir recht schnell wieder zum Longieren auf ganzer Bahn mit den Geitner Gassen wie am vorherigen Nachmittag beginnen, zunächst im Schritt, dann im Trab.

 

Nächste Übung: Kurti am Kappzaum führen, dabei im sehr gerade angelegten Slalom um die Geitner Gassen auf der ganzen Bahn. Endprodukt soll dann schließlich ein Slalom an der Longe im Trab sein (und, wie Babette meint, was im Galopp mit Galoppwechseln dann die Krönung ist - hach ja, irgendwann einmal... *gg*). Gerade hier wird augenscheinlich, wie wichtig die richtige Körperdrehung ist und wie wenig Kurti noch auf die Gertensignale reagiert - und wie langsam ich in meinen Reaktionen bin! Ein paarmal hüpft Kurti ziemlich beherzt vor mir herum. Doch auch hier kann ich cool bleiben und ihn einfach ohne darauf einzugehen weiterschicken, weitermachen. Einmal bekommen wir den Slalom tatsächlich hin! Juhu!!! Nicht zu vergessen, daß ich während dieser Einheit wesentlich mehr schwitze als mein Pferd. ;-) Und: das mit dem Zungen-Click ist auch so eine Sache. Der sollte sich nämlich deutlich vom Schnalzen für den Trab unterscheiden. Da muß ich eine Menge erst mal selbst an mir arbeiten. Besser heute auch: die Schlauchgeräusche. Diese waren deutlich weniger zu hören. 

 

Wir nutzen die vollen 45 Minuten nicht aus, weil ich irgendwann alle bin und Kurti sicherlich einen vollen Kopf hat. So kommt er nochmals für 2,5 Stunden in seine Box, um auszuruhen, bevor wir ihn wieder in den Hänger packen und heimwärts gondeln.

 

Zu Hause steigt er denn auch wieder recht munter aus dem Hänger und tobt erst einmal mit einem sichtlich erfreuten Amor über den Trailweg und die Weide. Zwischendurch wird gekaspert, sich bekrault und auch auf der Weide dann eng nebeneinander gestanden und gemampft. Schön, daß sich die zwei so gut verstehen! :-)

 

Fazit: Wir haben uns vom letzten Kurs zum jetzigen zwar schon verbessert, aber es wurden auch einige schon überwunden geglaubte Baustellen mehr als deutlich sichtbar: das Führen am Kappzaum muß ich mit Kurti wieder vermehrt üben, am besten unterstützt durch das Clickern. Letzteres muß ich erst einmal für mich selbst üben und mich sehr auf mich konzentrieren, damit ich an Kurti keine falschen Signale sende. Zu Hause werde ich die Geitner Gassen recht schnell aus ihrem Winterquartier holen und zum Einsatz bringen; sie sind eine wertvolle Hilfe. Insgesamt ging es beim Kurs gar nicht so sehr ums Longieren. Vielmehr hat uns Babette viele Hinweise für den allgemeinen Umgang gegeben, und natürlich muß ich insgesamt schneller in meinen Beobachtungen und Reaktionen werden. Im nächsten Jahr werden wir sicherlich wieder mit von der Partie sein. :-)

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