01.10.2021
Ich kann Willis Sattel wieder abholen und bin gespannt. Beim Satteln prüfe ich nochmals die Lage an der Schulter, ob er nun auch durch das nochmalige Umpolstern im hinteren Bereich auch vorne noch gut liegt. Ja, die Orte ist parallel zur Schulter und er kippt auch nicht. Also werde ich mal schauen, wie Willi auf der Reitwiese läuft. Auf Annettes Anregung hin werde ich ihn heute erstmals mit der Postkandare reiten und schnalle die Zügel in die unteren Ringe.
Nach dem Aufwärmen an der Hand lasse ich Willi sich auf großen gebogenen Linien warmlaufen und reite die Wendungen nur aus dem Sitz heraus. Dabei muß ich auf die rechte Schulter achten. Nach dem Zügelaufnehmen lockere ich das Schwarztier mit Schenkelweichen von den Viertellinien zur Bande. Er beginnt zu kauen und gibt nach. Die ersten Runden Trab gefallen mir ganz gut. Artig zirkelt der Schwarze über den Platz, den wir uns mit Gerret und Amor teilen, der heute longiert wird.
So aufgewärmt gehts an die Seitengänge. Wir erarbeiten uns das Schulterherein jeweils aus einer Volte bei A und C, gehen im Schultervor durch die Ecke und dann im Schulterherein ganze Bahn. Das klappt auf beiden Händen so gut, daß ich es jeweils im Trab wiederhole, und: ja! Paßt! Willi kann den Schwung einigermaßen auch im Trab für einige Tritte halten! Juhu! Nach einer Pause am langen Zügel wenden wir auf die Mittellinie ab und gehen aus Volten ins Travers. Linke Hand klappt das nach einem Versuch, rechte Hand brauchen wir drei. Willi ist anzumerken, daß das auch sein Köpfchen fordert, wo denn nun die Hufe hinzusetzen sind. Zum Abschluß gibts auf jeder Hand noch einen Zirkel im Galopp.
Ich bin überrascht, daß es mir leichter fällt, Willi auf Postkandare besser im Vorwärts zu erhalten. Fällt er auf die Vorhand, kann ich ihn leichter via Schenkel an eine aktive Hinterhand erinnern, worauf er von selbst wieder nachgibt und kaut, als auf die sonst gebrauchte einfach gebrochene Knebeltrense. Daß das heute nur am kühleren Wetter gelegen hat, glaube ich nicht. Ich bin gespannt, was Annette dazu sagt.
Die Lage des Sattels gefällt mir jetzt ganz gut. Aber ich bin trotzdem etwas verunsichert. Ich werde das nun beobachten und hoffen, daß im November mein Kurs mit Desmond stattfinden kann, damit er mal wieder drüberschauen kann. Danach werde ich mich mal nach einem neuen Sattler umschauen.
Ab heute Abend ist Joe wieder mit Amor und Willi gemeinsam im Paddock unterwegs. :-)
02.10.2021
Während Vanessa Willi am Abend 30 Minuten longiert, gehen Gerret und ich mit dem Senior eine Stunde im Wald spazieren. Dabei lasse ich Amor hin und wieder über oder um einen Baumstamm herum krabbeln oder longiere ihn auch mal durch herumliegendes Geäst. Das macht das Pony super und bekommt dafür viel Lob. Auf dem Heimweg springen wir mehrmals zusammen über einen Graben. Also: Amor ist fit. ;-)
Trotzdem bin ich froh, wenn am Montag die Vertretung unserer sonstigen Osteo kommt und beide Jungs durchcheckt.
04.10.2021
In der letzten Nacht hat es endlich auskömmlich angefangen zu regnen. Die drei Buben dürfen trotzdem auf die Weide, da der Boden noch nicht wirklich durchnäßt ist.
Im Stall werden heute einige Bodendielen ausgetauscht, die nach über 20 Jahren nun doch langsam nachgeben.
Am späten Vormittag kommt der Chiropraktiker aus der Pferdeklinik Iffezheim, nachdem unsere sonstige Osteopathin wieder schwanger ist. Eigentlich habe ich ihn nur für Amor einbestellt, stelle ihm aber auch Willi vor, weil ein Check bezüglich des zuletzt nicht mehr passenden Sattels sicherlich sachdienlich ist.
Willi hat eine Blockade im 13./14. Brustwirbel, was hinsichtlich der Lage tatsächlich mit dem Sattel zusammenhängen könnte. Ansonsten muß das ISG links etwas mobilisiert werden. Der behandelnde Chiro, der gleichzeitig Tierarzt ist, lobt Willi für sein freundliches Wesen und seine gute Erziehung, so daß er z. B. bei der Vorstellung an der Hand gleich antrabt. Da kenne er Kaltblüter, bei denen das halbe Stallpersonal zur Aufmunterung mitlaufen müsse. Außerdem habe er für die Rasse auch einen sehr lockeren, guten Hals. Das sei selten. Ich muß mir ansonsten keine Sorgen machen, alles ist in Ordnung.
Ein mir heute beim Putzen aufgefallenes Überbein an der Innenseite des linken Röhrbeins untersucht er auf meine Bitte hin auch gleich, meint aber, daß das keine große Schwierigkeiten machen dürfte, da dort keine Sehnen verlaufen. Man muß es nur beobachten, daß es nicht größer wird.
Auch der Senior wird eingehend untersucht. Aber bei ihm gibt es keine großen Baustellen. Die Hinterhand wird etwas mobilisiert, das Kiefergelenk ist frei, im Genick wird er etwas behandelt. Alles ist altersentsprechend, wobei ich auch hier bescheinigt bekomme, daß Amor wirklich nicht wie ein 27-jähiger Pferde-Opi aussieht.
Nun haben die Jungs zwei Tage Pause.
05.10.2021
Am späten Nachmittag gehen Gerret mit Amor und ich mit Willi eine Stunde spazieren. Die Jungs haben den anfangs regnerischen Tag auf der Weide verbracht. Sie laufen normal und keineswegs steif. Also scheinen sie keinen allzu großen Muselkater von der chiropraktischen Behandlung zu haben.
Anschließend verlegen wir wieder die Gummimatten im Stall, nachdem die Bodendielen ausgetauscht sind. Außerdem nehmen wir den Brunnen auseinander, dessen Schwengel sich innen gelöst hat und fummeln hier und fummeln da. Es wird einem irgendwie nie langweilig am Stall... ;-)
07.10.2021
Heute steht uns ein arbeitsreicher Tag bevor: nachdem wir am Morgen den Stall auf Vordermann gebracht haben, packen wir Willis Geschirr auf sein Kütschchen und diversen Krimskrams in die dortigen Staufächer und verladen die Kutsche in den Pferdeanhänger. Es geht nach Graben-Neudorf zum Fahrkurs.
Dort angekommen parken wir die Kutsche in einem trockenen Unterstand. Wir bauen Willis Paddock auf und machen uns wieder auf die Socken und nach Hause zum Stall. Mit der zweiten Fuhre bringen wir den Schwarzen zum Kursort. Und weil wir ja auch irgendwo nächtigen müssen, holen wir in einer dritten Fahrt noch den gemieteten Wohnwagen ab und bringen auch den nach Graben-Neudorf. So wären wir dann für morgen und die nächsten Tage startklar. :-)
08.10.2021
Am Morgen gehts los. Es nehmen vier Gespanne am Kurs teil. Wir können alle nach und nach einspannen und auch gemeinsam über den frisch gemulchten Fahrplatz kurven, der mit Bahnbuchstaben, Pylonen und Stangen eingefriedet ist. Ich helfe Gerret immer beim Putzen und Einspannen und bin während des rund 20-minütigen Aufwärmens sein Beifahrer. Dann steigt Fahrtrainer Harald Schardelmann (Fahrtrainer A) auf und der Unterricht beginnt. Wir nehmen nach dem Ackerarbeits-Lehrgang im letzten Jahr und dem Fahrlehrgang im Juni nun schon zum dritten Mal an einem Kurs mit ihm teil und fühlen uns sehr gut aufgehoben und betreut.
Für Gerret und Willi geht es um absolute Basics: ordentlich gefahrene Wendungen und flüssige Übergänge zwischen den Gangarten. Der Schwarze macht super mit, muß aber immer etwas motiviert gehalten werden, damit er auch mal wirklich vorwärts geht. Dazu übernimmt auch Harald mal die Leinen und - wow! Wie kann das Pferdchen laufen! Tja, da hat sich der Schwarze geoutet: er kann im Schritt gut und gerne seine 5,5 km/h gehen. ;-) Harald gibt uns den Tipp, Willis Liverpool-Kandare mit ganz leichter Hebelwirkung zu verschnallen und das mal zu probieren.
In der zweiten Fahrstunde am Nachmittag stellen wir auch mal das Verdeck unserer Kutsche auf, um zu schauen, ob Willi damit irgendwelche Probleme hat. Aber: nein, alles in Ordnung, das stört ihn überhaupt nicht.
09.10.2021
Am Morgen des zweiten Fahrtags stellt Harald auf dem Fahrplatz Fahrpylonen auf. Jetzt wird es tricky: Gerret bekommt Tipps für die Durchfahrt. Außerdem schult das Ganze nochmals das korrekte Wenden an der äußeren Leine. Gerret und Willi werden von Harald wieder zwei Unterrichtseinheiten hindurch betreut.
Meine beiden Männer machen das wirklich schon total gut! :-) Dafür, daß wir hier in fremder Umgebung sind und Willi ja nun wirklich erst seit gut zwei Monaten vor der Kutsche geht, klappt das alles schon ganz nett. Wichtig ist mir insgesamt, daß Willi nicht nur "irgendwie" vor der Kutsche läuft, sondern irgendwann auch vor der Kutsche dressurmäßig gearbeitet werden kann, also den Hinterhandmotor anwirft, den Rücken hergibt und schwingt. Eben genauso wie beim Reiten.
10.10.2021
Heute wird es nochmals spannend. Wir sollen den Kegelparcours nach Zeit fahren.
Bevor es jedoch ans Hindernisfahren geht, steht die Dressur an. Die ist schließlich die Basis fürs Hindernisfahren. Denn nur, wenn die Wendungen und Übergänge ganz exakt an bestimmten Punkten gelingen, kann auch der Hindernisparcours erfolgreich sein. Natürlich muß man dazu auch die Hufschlagfiguren und Bahnregeln kennen - etwas, woran Gerret noch deutlich arbeiten muß.
Harald hat eine Dressuraufgabe für uns vorbereitet, die wir zunächst gemeinsam mündlich besprechen. Dann laufen Gerret und ich mit dem Schwarztier im Schlepptau die Dressuraufgabe ab:
A-X Einfahren im Gebrauchstrab
X Halten, Grüßen
X-C-M-F Gebrauchstrab
F-D-B Kehrtwende
B-M-C Gebrauchstrab
C-X-C Zirkel
C-H Gebrauchstrab
H-X-F Gebrauchstrab, Tritte Verlängern
F-A-K Gebrauchstrab
K Schritt
K-X-M-C Schritt
C Gebrauchstrab ganze Bahn
A-X-G Gebrauchstrab
G Halten, Grüßen
Mir als Beifahrer fällt die Aufgabe zu, Gerret das jeweilige Tempo und die Wendungen anzusagen. Bevor Harald als Richter bei C Platz nimmt, fahren wir die Aufgabe einmal für uns durch. Die eigentliche "Prüfung" gelingt dann ganz gut, bis auf den Umstand, daß Willi einmal stehenbleibt und äppelt... Peinlich. Das sollte während einer Prüfung nicht passieren bzw. muß das Pferd dann auch weiterlaufen. Naja, egal. Wir treffen die Bahnpunkte noch nicht ganz genau, die Wendungen in den Ecken müßten schöner durchfahren sein, aber ansonsten ist Harald ganz zufrieden mit uns. :-)
Bis alle anderen Gespanne die Dressuraufgabe auch absolviert haben, darf der Schwarze nochmals auf seinen Paddock. Dann wird es wieder spannend. Gemeinsam mit Harald laufen alle Teilnehmer die Aufgabe zum Hindernisparcours ab. Der ist zwischenzeitlich mit Zahlen und Fähnchen ausgestattet worden, damit man - angeblich - besser den Überblick behalten kann. Naja - mir ist ja schon beim Springreiten immer schleierhaft, wie die wissen wo sie lang müssen... Damit ich fotografieren kann, fährt Harald mit Gerret und Willi die Prüfung. Und nachdem es bei Hindernis 2 etwas arg gehakt hat und Willi nochmal ... äppeln ... *soifzt* ... mußte, wird die Aufgabe doch schön durchfahren.
In der Mittagspause bringen wir dann schon mal den Wohnwagen zurück. Danach steht noch eine nette kleine Ausfahrt an. Wir sind mit Willi das Schlußlicht der vier Gespanne. Es geht zwischen Feldern über Brücken hinweg an einem Modelsegelflugplatz vorbei, wo ich doch lieber mal absteige und vorne neben Willi mitlaufe, durch ein Stück Wald und wieder zurück zum Reitverein. Der Schwarze ist mega-artig, guckt nur einmal nach einem Trecker, der noch seine Rundballen einsammelt und bleibt dafür völlig gechillt, als neben ihm in einem Bachlauf mehrere Enten plötzlich auffliegen.
Dann geht alles wieder retoure: zuerst der Schwarze, der zu Hause freudig von Amor und Joe begrüßt wird, und anschließend die Kutsche und Equipment.
Schön wars! Willi und Gerret konnten viel lernen und haben viele Tipps von Harald bekommen. Vielen Dank dafür! :-)
Amor wird heute Morgen von Vanessa longiert und etwas am Boden gearbeitet.
11.10.2021
Ab heute dürfen die Jungs nochmals Weide Nr. 1 abweiden, während die Weiden Nr. 4 und 5 gemulcht werden.
Willi hat heute eine wohlverdiente Pause und geht am Morgen nur ein wenig mit Vanessa spazieren.
Am Nachmittag nehme ich mir Willis Geschirr vor, putze es und fette es gründlich sein. Auch die Kutsche wird gesäubert und mit Leinölfirnis eingelassen.
Während Gerret nochmals die Weidezäune freisenst, gehe ich mit dem Senior an der Longe auf die Reitwiese. Schon beim Aufwärmen merke ich, wie kooperativ und insbesondere locker Amor ist: er reagiert auf leichtes Annehmen und Nachgeben sofort mit Stellung, läßt sich schön vorwärts treiben und arbeitet mit. Nach vielen wandernden Volten im Schritt gehen wir auf den Zirkel, wo ich drei Trabstangen abgelegt habe. Das Mörchen nimmt sie sofort sehr artig und bleibt kaum an ihnen hängen. Wow! Das sah bei der letzten Longeneinheit ja noch wirklich ganz anders aus. Der Chiropraktiker scheint jedenfalls einiges gelöst zu haben. Wir gehen auf einen kleineren Zirkel und nehmen die Schritt-Trab-Übergänge dazu. Da auch die sofort sehr flüssig absolviert werden, gehen wir zu Trab-Galopp-Übergänge über. Auch die sind heute sowas von locker und kaum eilig. Toll! Da gibt es zwischendurch und am Schluß viel, viel, viel Lob für den Blondschopf.
12.10.2021
Am Abend gehen Gerret und ich mit Amor und dem Schwarzen eine knappe Stunde spazieren. Der Herbst ist da, es regnet, wird früh dunkel und ist naß-kalt.
13.10.2021
Am Abend gehen Sarah auf Amor und ich auf Willi eine starke Stunde ins Gelände. Leider wird es ja nun schon wieder recht früh dunkel - um 19.15 Uhr ist derzeit das Licht aus.
Schon beim Aufwärmen merke ich, wie soft Willi in allem ist. Als ich die Zügel vorsichtig aufnehme, gibt er sofort im Genick nach und kaut. Das wiederholt sich auf beim Trab. Wow! Ich kann ihn immer gut mit dem Schenkel vorwärts schicken, sobald er sich wieder aufs Gebiß legen möchte. Dann nimmt er sich wieder auf und träbelt fröhlich weiter. Auch bei ihm scheint der Chiropraktiker einiges gelöst zu haben. Ich bin total happy!
16.10.2021
Ich muß dringend meinen Kopf lüften. Da bietet sich ein mehrstündiger Ausritt an. Zwar läßt die Sonne hinter dicken Wolken und Nebelschwaden die ganze Zeit auf sich warten und irgendwie ist es durch den Nebel dauerfeucht. Aber trotzdem ist es im Wald wunderschön.
Um 10.40 Uhr krabble ich in Willis Sattel. Willi trägt vorne Hufschuhe, seine Wanderreittrense und seinen Wanderreitstrick um den Hals und die Vorderpacktaschen, die ich mit meinem Vesper aber hinten am Sattel angebracht habe. Los gehts in Richtung Stupferich, wo wir einen neuen Waldweg ausprobieren und die K9653 heute an anderer Stelle queren. Das klappt trotz überraschend viel Verkehr am Vormittag gut, weil Willi ordentlich an den Hilfen steht und völlig gechillt ist.
Bevor wir wieder einen steilen und rutschigen Betonweg zur L563 hinunter gehen, steige ich ab und führe Willi. Der ist so entspannt, daß er, während ich ihn an der L563 bis zur Querung entlang führe, stehen bleibt und pinkelt... ;-) Drüben richte ich den Sattel, der mir ein wenig nach hinten gerutscht zu sein scheint, laufe mit dem Schwarzen noch einige 100 m und steige erst dann wieder auf. Wir träbeln eine längere Strecke und sind immer noch völlig alleine im Wald.
An einer Lichtung mit Blick auf das Neubaugebiet von Remchingen machen wir 20 Minuten Pause. Willi bekommt das Gebiß ausgeschnallt und darf grasen während ich mein Vesper verzehre. Dann gehts auf schönen Wiesenwegen am Wald entlang und wieder in Richtung Heimat. Als ich Willi wieder ein Stück entlang der L563 führe, pinkelt er schon wieder. Also, dieses Pferd... *grins*
Nach 16 km in 3,5 Stunden inkl. 20-minütiger Pause sind wir wieder am Stall. Das Schwarztier hat geschwitzt, ist aber munter und entfleucht gleich auf die Weide zu Amor und Joe.
Mit der Paßform des Sattels bin ich immer noch nicht zufrieden. Das Schwitzbild ist nicht gleichmäßig; an den stichelhaarigen Stellen ist es immer noch trocken. Gut, irgendwo sitzt der Reiter ja auch drauf. Trotzdem bin ich nach dem ganzen Hin und Her zwischenzeitlich deutlich verunsichert. Allerdings läuft Willi sehr gut. Vor allem das Angaloppieren hat sich verbessert und erfolgt wesentlich flüssiger.
Am Abend longiere ich das Mörchen nochmals auf der Reitwiese. Er ist ebenso locker wie bei der letzten Einheit und arbeitet schön mit. Nach dem Aufwärmen geht gleich an den Trab. Er läßt sich schön stellen und biegen. Bei der dann folgenden Arbeit an den Schritt-Trab-Übergängen achte ich darauf, daß die Stellung auch während den Übergängen beibehalten wird. Das ist hin und wieder etwas tricky, klappt aber ganz gut. Da Amor so motiviert ist, probiere ich mal was Neues: Schritt-Galopp-Übergänge. Beim ersten Mal findet er das ziemlich ulkig und spritzt kurz mit einem Buckler davon, läßt sich dann aber gut arbeite und kassiert natürlich viel Lob.
17.10.2021
Am Vormittag spannen wir den Schwarzen ein. Es nieselt leicht und ist mit dunstigem Nebel deutlich herbstlich. Am Kütschchen spannen wir das Verdeck auf. Mit einer Fleecedecke über den Beinen ist es so richtig kuschelig.
Willi trägt heute erstmals vierfach die Easyboots, die die ganze Ausfahrt über auch hinten gut halten und nicht verrutschen. Das sieht besser aus, als mit den BOAs. Ich werde wohl doch nochmals ein Paar neue Easyboot Epic kaufen.
Der Schwarze ist richtig fit, wenngleich Gerret ihn unterwegs immer mal wieder daran erinnern muß, daß wir nicht bummeln möchten. Ich greife etwas regelnd ein, wenn es um die korrekte Reihenfolge der Hilfen (erst Stimme, dann erst nötigenfalls Peitsche), das Geradestellen auf gerader Strecke, korrekte Wendungen oder einfach um einen lockeren Fahrersitz (Ellenbogen am Körper, die Oberarme locker aus den Schulterblättern fallen lassen und ein tiefer Sitz auf dem Bock) geht.
Nach einer Stunde und starken 6 km mit drei längeren Trabstrecken kommen wir wieder am Stall an.
Während die Pferde ihren letzten Tag auf der Weide verbringen, sind wir sind noch fleißig und montieren die Solaranlage aufs Dach. In drei fummeligen Stunden ist das erledigt. Aber irgendwie zeigt die Anlage keine Ladeaktivitäten an. Entweder haben wir was falsch angeschlossen, es hat heute einfach zu wenig Sonne - genau genommen gar keine - oder die Batterie ist voll und muß nicht geladen werden.
Also warten wir mal ab was sich tut, wenn sie sich mal wieder durch die Wolken kämpfen kann.
Ab Morgen werden die Pferde nur noch auf dem Paddock und dem Trailweg sein und ausschließlich Heu zur Verfügung haben, wenngleich auch ad libidum. Die Weiden sind weitgehend abgegrast und mit Rücksicht auf die Grasnarbe brauchen sie nun Schonung. Evtl. ergibt sich bei schönem, trockenem Wetter nochmals stundenweiser Weidegang.
18.10.2021
Am Morgen gibts lange Gesichter: wie, kein Weidegang mehr? Tja, irgendwann ist Schluß.
Am Abend gehts mit dem Schwarzen auf die Reitwiese. Er trägt ein neues Lammfell-Pad, weil das alte schon etwas knubbelig geworden war und nur zu gerne von den Katzen als Sofa mißbraucht wurde. Ich habe wieder ein Pad in Westerngröße gekauft, weil ich das immer ganz praktisch für Wanderritte finde, weil dann auch die Sattelpacktaschen gut gepolstert sind und nicht auf dem Pferderücken liegen.
Ich wärme Willi an der Hand mit ein wenig Schulterherein und Übertreten auf. Nach dem Aufsitzen lasse ich ihn sich am hingegebenen Zügel warmlaufen und gebe viele Handwechsel nur durch den Sitz vor. Beim vorsichtigen Zügelaufnehmen gibt Willi gleich schön nach und kaut. Auch das schreibe ich mal dem Chiropraktiker zu - das klappt viel besser als vorher. Wir träbeln viele Zirkel, wobei ich jeweils die äußere Schulter gut einrahmen muß, sobald wir vom Hufschlag abwenden. Egal ob links oder rechts: Willi klebt da heute gerne an der Bande, linke Hand aber mehr wie rechts. Bei den anschließenden Schritt-Trab-Übergängen versuche ich die Anlehnung schön konstant zu halten, was mir zwischenzeitlich besser gelingt. Ich traue mich einfach mehr, den Zügel nachzugreifen, wenn Willi mehr nachgibt.
In den Rechtsgalopp springt Willi sofort sehr schön aus dem Schritt ein, links haperts. Nach einigen Versuchen gehe ich zunächst zum Schulterherein im Schritt auf einer Volte über, dann gehts auf den Zirkel, wo ich zwischen Schulterherein und Travers wechsle. Zum Schluß gelingt doch noch ein ganz nettes Galöppchen linke Hand aus dem Trab heraus.
20.10.2021
Nachdem Vanessa am Morgen mit Willi schon 20 Minuten spazieren war, sattle ich ihn in der Mittagspause und gehe mit ihm eine knappe Stunde ins Gelände. Wir sind 5,6 km unterwegs, unser Schnitt liegt bei 5,7 km/h, was auch daran liegt, daß ich gleich zu Anfang auf ein flottes Tempo achte.
Da unser Waldgebiet wegen Baumfällarbeiten immer noch teilweise gesperrt ist, gehts auch heute wieder links herum. Ich achte sehr genau darauf, daß der Schwarze immer wieder schön nachgibt, wenn ich mit dem Schenkel das Vorwärts präferiere. Das klappt in Schritt und Trab ganz gut. Beim ersten Galopp ----- verlieren wir mal wieder einen Hufschuh. *gnarf* Wir hängen derzeit wohl mal wieder in einer Zwischengröße: die alten Hufschuhe in Gr. 5 sind ausgeleiert, die nagelneuen in gleicher Größe bekomme ich noch gar nicht angezogen. Da müssen wir warten, bis die Hufe wieder frisch ausgeschnitten sind. *soifzt* Der nächste, kurze Galopp klappt dafür gut, nachdem ich den Hufschuh wieder angezogen habe. Im Trab ist es ohnehin kein Problem. Im Trab frage ich heute mal Schenkelweichen im Viereckvergößern und -verkleinern ab, was sich gut anfühlt.
Daß das Wetter in den kommenden Stunden umschlagen soll, macht sich schon leicht bemerkbar: die Sonne verzieht sich langsam, Wind und ein relativ warmes Lüftchen kommen auf. Willi und ich schwitzen, weshalb es den Rest des Weges im Schritt nach Hause geht.
21.10.2021
Seit der letzten Nacht bis in den späten Nachmittag zieht Sturmtief Ignatz mit rund 100 km/h über uns hinweg. Er bringt bis zum Abend 20 l/qm Regen und wütet recht heftig. Selbst zu Hause klirren die Fenster...! Ich checke etwas nervös - mindestens - alle halbe Stunde die Stallkamera. Die Jungs sind allerdings ziemlich gechillt und stehen, wenn sie denn mal im Einsichtsbereich der Kamera in den Paddocks sind, sehr gemütich herum. Am Abend fängt es wieder an zu regnen.
22.10.2021
In der letzten Nacht hat es nochmals gut 10 l/qm geregnet. Den Pferden gehts gut, und auch am Stall ist alles in Ordnung.
Am frühen Abend gehe ich mit Willi ins Gelände. Der Wind hat deutlich abgenommen und da es den ganzen Tag schon trocken war, sind viele Wege schon wieder trocken geblasen.
Im Wald habe ich ständig meinen Blick nach vorne oben gerichtet, um eventuell noch in den Bäumen lose hängende Äste zu erkennen. Das Sturmtief hat ziemlich gewütet: überall liegen teilweise auch sehr große Äste und auch umgestürzte Bäume herum. Mancher Weg ist daduch unpassierbar. Trotzdem können wir eine relativ flotte Runde unterwegs sein und traben auch 1,7 km.
Unterwegs treffen wir uns dann mit Gerret und Amor und bummeln über den Weinhof Rupp zurück zum Stall. Beim letzten Abstieg liegt nochmals ein Baum quer über dem Weg. Gerret bricht einige große Äste ab und räumt sie zur Seite, so daß wir die Stelle mit den Pferden passieren können.
23.10.2021
Vermutlich werde ich langsam alt. Da Gerret am späten Nachmittag nochmals gerne den Rasen im Gärtchen mähen und den letzten Rest der Zäune freisensen möchte und ich steif und fest davon überzeugt bin, am Abend ohnehin Stalldienst zu haben, lege ich mich heute mal richtig ins Zeug, kratze jeden Krümel Dreck zusammen, säubere die Heukiste und präpariere mein neuestes Projekt, eine Windschutz-Knabber-Hecke, indem ich einige Äste in die schon entlang des Trailwegs eingeschlagenen Holzpfosten lege - um dann festzustellen, daß ja Laura Stalldienst hat, als diese zum Stall kommt... ;-) Naja, egal. *grins*
Trotzdem gehe ich noch vor dem Dunkelwerden zunächst mit Willi und anschließend mit dem Mörchen jeweils 30 Minuten zum Longieren auf die Reitwiese.
Beim Schwarzen liegt mein Hauptaugenmerk auf einem adäquaten Vorwärts. Im Schritt soll er mindestens eine Hufbreit übertreten, im Trab soll sich das von der Seite zu sehende "V" aus Vorder- und Hinterbeinen weitgehend schließen. Nach dem üblichen Aufwärmprogramm mit vielen wandernden Volten entlang der Bande versuche ich zunächst mein Glück mit der treibenden Peitsche, ernte damit aber nur ein sich verspannendes Pferd, das Schlauchgeräusche zeigt. Ok, das klappt so nicht. Ich überlege und treibe schließlich jeweils stimmlich mit einem Schnalzen auf das abfußende innere Hinterbein. Das klappt im Schritt und auch im Trab. Willi entspannt sich sofort, schnaubt ab, dehnt die Rückenlinie bei gleichzeitig gut vorgreifender Hinterhand: Auftrag erledigt! Nach ein wenig Übertreten an der Hand und ganzem Travers gehts noch kurz an den Galopp, den ich erst dann abfrage, wenn Willis "V" sich im Trab geschlossen hat und er sich schön dehnt, wobei er sich hierbei auch schon ein paarmal selbst mehr aufrichtet. Ich galöpple mit und lobe viel. Supi!
Das gleiche will ich beim Mörchen abfragen, muß bei diesem aber darauf achten, daß er nicht zu hektisch wird. Hier treibe ich zwar auch stimmlich aufs abfußende innere Hinterbein, muß aber gleichzeitig vorne sofort leichte Aufwärts-Arrets einsetzen und immer um Stellung bemüht sein, damit der Senior nicht nur vorwärts stürmt. Als das gut klappt, gehe ich auch bei ihm zum Übertretenlassen über, aber da dreht mir mein alter Hase mal wieder eine lange Nase: "Pffff, da entziehe ich mich halt einfach immer über die äußere Schulter." *grmpf* Das ist etwas, was ich nur auf Kappzaum noch nicht wirklich gelöst bekommen habe. Sobald ich merke, daß er auf die Schulter fällt, versuche ich es mit einer Korrektur nach vorwärts, wobei ich rückwärts gehe und dabei die Peitsche jeweils weisend einsetze, gleichzeitig gibts verhaltende Hilfen auf die Nase mit vorsichtiger Hand am Kappzaum. Naja, das klappt so lala. Danach gehts an die Schritt-Galopp-Übergänge, die Amor schön setzen. Er wird dabei auch nicht eilig oder hektisch, sondern läßt sich jeweils schön angaloppieren, wobei ich aufpassen muß, daß er mir das nicht vor lauter Motivation von alleine vorweg nimmt.
24.10.2021
Der erste richtige Nachtfrost liegt hinter uns. Am Morgen sind viele Wiese noch weiß vom Reif.
Am Morgen treffe ich mich mit Vanessa. Wir gehen gute 1,5 Stunden mit Willi und Amor ins Gelände und reiten die Strecke ab, die Gerret und Willi heute am Nachmittag nochmals anläßlich der mit Brigitte wieder anstehenden Fahrstunde fahren wollen.
Das Mörchen ist sehr munter und aufgeweckt, und man merkt ihm deutlich an, wieviel Spaß ihm der Ausflug macht. Wir träbeln auch eine längere Strecke, Amor immer munter voraus. Zwischendurch steige ich dreimal ab und führe ihn. Im Wald liegen noch immer einige Äste im Weg, die ich wegräume, damit die Wege mit der Kutsche gut passierbar sind. Nach gut 7 km sind wir wieder am Stall.
Am Nachmittag sind wir recht früh am Stall. Gerret will sich nochmals unsere neue Solaranlage und deren Anschlüsse anschauen, weil wir zwar über die zu Hause geladene Batterie schon Licht am Stall haben, aber die beiden Solarpanells irgendwie nicht laden. Und tatsächlich: nachdem er mal nur eines anschließt, zeigt der Solarregler an, daß die Batterie geladen wird. Nachdem Gerret alle Anschlüsse nochmals checkt und richtig zusammen schließt, funzt das Teil endlich! Juhu!
Ich schere derweil mal wieder Willis Fessel frei. Er hat sich in den letzten Tagen immer mal wieder etwas gekratzt. Aber eigentlich sieht alles im Vergleich zu früher ganz gut aus. Trotzdem ist es gut, daß der Behang nun wieder etwas kürzer ist. So kann die Anti-Juck-Creme auch besser einziehen.
Dann wird Willi für die Fahrstunde mit Brigitte angeschirrt und vors Kütschchen gespannt. Zusammen mit Brigitte sind die beiden knapp 1,5 Stunden unterwegs. Ein richtiger Trainingstag für den Schwarzen, der die nochmalige 7 km-Ausfahrt aber locker wegsteckt, wenngleich er im Gegensatz zu heute Morgen dann doch geschwitzt hat. So bekommt er nach dem Ausschirren eine Decke über und wird viel gelobt.
25.10.2021
Am späteren Nachmittag habe ich mal wieder eine Reitstunde bei Annette. Willi ist ziemlich zäh. Wir arbeiten weiter an einer aktiven Hinterhand und der sich hieraus ergebenden Durchlässigkeit im Genick.
Im Nachgang mache ich mir so meine Gedanken darüber, warum der Schwarze williger läuft, wenn ich alleine vor mich hinfummle, als wenn meine Reitlehrer Anweisungen geben. Zum einen, ganz klar: da wird mehr gefordert, vor allem, weil ja von außen auch viel deutlicher wird, wo mein Pferdchen vor sich hinschummelt und wann ich nicht richtig sitze, was ich vom Sattel aus noch nicht 100 %-ig erfühlen kann. Ich denke aber, daß die größte Krux woanders liegt:
Arbeite ich selbständig, wärme ich mein Pferd zunächst kurz an der Hand und einer anschließenden längeren Schrittphase im Sattel auf, woran sich eine erste Trabphase anschließt. Das gleiche machen wir auch während der Reitstunde: wir wärmen mit lösenden Übungen, z. B. Schenkelweichen auf, dann erst geht es in die Arbeitsphase. Aber: ich habe festgestellt, daß ich bereits bei dieser Lösungsphase in der Reitstunde mit einer ganz anderen Intention reite. Ich habe bereits dann schon den Anspruch, alles richtig zu machen und perfekt zu zeigen und bin daher wesentlich angespannter in Sitz und "Denke" als in meinen eigenen Übungseinheiten, bei denen ich dem Pferd mehr zugewandt bin, genau auf seine Aktionen und Reaktionen achte und meine Hilfen daran ausrichte. Ein interessanter Aspekt! Für die nächste Reitstunde habe ich mir jedenfalls vorgenommen, Willi schon vorher 15 Minunten alleine und für mich und damit frei von meinen eigenen Ansprüchen - die irgendwie eben schnell da sind, wenn mir jemand zuschaut - aufzuwärmen. Ich bin gespannt.
Nachdem der Schwarze versorgt ist, gehe ich mit Sarah und Amor auf die Reitwiese und gebe diesen eine Reitstunde. Wir wärmen Amor kurz mit etwas Handarbeit auf, dann gehts in den Sattel. Hauptaugenmerk liegt auf einem losgelassenen, schreitenden Schritt. Das Pony soll nicht kurz treten, sondern mit lockerer Oberlinie weit mit der Hinterhand untertreten und bestenfalls auch eine Hufbreit übertreten. Mit Sitzkorrekturen und vielen inneren Bildern klappt das gleich sehr gut. Nachdem wir Amor mit etwas Schenkelweichen gelöst haben, gehts an den Trab, der mir schon richtig gut gefällt, und, nach vielen Schritt-Halt-Rückwärts- und Schritt-Trab-Übergängen dann auch an den Galopp, der durch die Vorarbeit richtig schön aussieht. Beim Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen tritt Amor dann auch im Trab richtig gut unter, das "V" der Vorder- und Hinterbeine schließt sich. Prima! Und das Beste: der Senior ist die ganze Zeit putzmunter, aufgeweckt und freut sich, daß er mitarbeiten kann.
26.10.2021
Die Rösser haben heute frei - wir nicht. Am späten Nachmittag nehmen Gerret und ich mein für diesen Herbst geplantes Projekt abschließend in Angriff: eine Knabber-, Wind- und Sichtschutz-Hecke entlang des Trailweges. Hierzu haben wir 2x 3 Holzpfosten entlang des Trailwegs auf Weide Nr. 2 eingeschlagen, die wir heute mit Querlatten verstärken. Nach und nach wird diese Umzäunung dann mit Ästen und Laub aufgefüllt. Die ersten dort liegenden Äste unseres Haselnußstrauches wurden gleich gerne angenommen.
Anschließend repariert Gerret - im Schein von tollem Licht, gespeißt aus unserer Solaranlage *yeah!* - noch unsere nun schon in die Jahre gekommene Heukiste, wo ein Scharnier ausgebrochen ist. Der Haferschlinger läßt sich davon nicht stören und knabbert derweil hieraus sein Heu. ;-)
27.10.2021
Heute gehen mal wieder Kotproben ans Labor zwecks selektiver Entwurmung.
Am späten Nachmittag nehme ich Willi mit auf die Reitwiese, ich will die Hausaufgaben aus der Reitstunde nacharbeiten. Nach etwas Aufwärmen an der Hand folgt gleiches am hingegebenen Zügel im Sattel. Ich achte heute gleich auf einen folgsamen Schenkelgehorsam und muß Willi in Vorbereitung der ersten Trabphase hierzu etwas anrüffeln. Danach ist der Motor "on". Ich habe ständig Annette im Ohr, die mir in Abwesenheit aufgibt, jegliche Lektionen, und sei es ein lapidares Antraben, nur mit einem nachgiebigen Genick anzugehen, was ja zunächst das folgsame Vorwärts auf den Schenkel bedingt. Außerdem versuche ich, die so gewonnene Anlehnung nun konstanter beizubehalten. Dazu ist das Zusammenspiel der Hilfen konsequent notwendig: will sich der Schwarze hinter dem Zügel verkriechen oder - wesentlich öfter - über den Zügel herausheben, kommt der Schenkel, gegebenenfalls viele kleine halbe Paraden. Das ist tricky und ich merke, daß ich hier in meinen Reaktionen viel, viel schneller werden muß. Aber grundsätzlich bin ich mit der Arbeit heute sehr zufrieden und lobe Willi nach jeder gelungenen, kurz gehaltenen, aber durchgehaltenen Reprise sehr viel. Wir gehen dann zum Schulterherein über, das ich dann auch versuche, im Trab auf dem Zirkel abzufragen, aber da fehlts doch noch deutlich. Aus dem anschließenden Travers galoppieren wir mehrmals aus dem Schritt heraus an, und Willi schafft heute sogar mal zwei ganze Zirkel auf jeder Hand, wobei ich - ganz neu - mich sogar mal traue, auf dem unteren Zirkel zu galoppieren. Insgesamt hat er insbesondere für den Galopp zwischenzeitlich viel mehr Kraft als noch letztes Jahr. Für unsere Verhältnisse war das heute schon viel Galopp! Da springe ich zum Schluß dann auch ganz happy aus dem Sattel, knuddle ihn sehr und führe ihn zufrieden zum Stall.
Sarah bespaßt Amor heute mit Handarbeit.
29.10.2021
Am späten Nachmittag gehts mit dem Schwarzen eine starke Stunde ins Gelände. Wir genießen die tollen Herbstfarben, machen heute aber auch richtig Strecke: in einer Stunde und 15 Minuten nehmen wir 7,2 km unter die Hufe, traben 9 Minuten und galoppieren auch. Bzw. versuchen wir es, denn Willi hat heute keinerlei Linksgalopp im Angebot. Nachdem ich mehrere Male immer wieder durchpariert habe und neu angaloppiert bin, wird er wuschig: beim letzten Versuch galoppiert er zwar wiederum rechts an, aber mit was für einer Power! Cool! Ich zeige ihm sofort über den Sitz, daß die Energie toll ist, aber nicht gestürmt, sondern auch damit schön aufwärts galoppiert werden kann. Er nimmt sich dabei auf, gibt im Genick nach und ich fühle drei richtige schöne Sprünge unter mir, bevor ich wieder durchpariere. Ansonsten steht viel Nachgebenlassen und hierauf Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen auf dem Programm, was ich heute vor allem im Trab mehrmals abfrage und was gut gelingt. Auf dem Heimweg lasse ich ihn dann gemütlich bummeln; trotzdem haben wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,7 km/h - toll! Am Stall bekommt Willi eine Decke auf. Ich decke ihn nach einer knappen halben Stunde auch nochmals um und lasse eine Fleecedecke dann auch lose aufliegen, die er sich nachts selbst herunterschütteln kann. Wie ich durch die Kamera sehe, bleibt die allerdings ohne Probleme noch mehrere Stunden auf seinem Rücken liegen.
30.10.2021
Am Vormittag gehts mit Willi vor der Kutsche 1,5 Stunden ins Gelände. Wir traben drei längere Strecken und - Premiere! - lassen ihn auch das erste Mal gewollt angaloppieren. Dabei horcht er zwar zunächst etwas verwirrt nach hinten und fragt zweimal nach, ob wir das auch wirklich ernst meinen, galöppelt dann aber artig an. Nach 20 m ist aber auch schon wieder Schluß, weil ich meine, daß was mit den Hufschuhen nicht stimmt. Tatsächlich: ein hinterer hat sich gedreht. Artig bleibt der Schwarze stehen, läßt sich den Hufschuh wieder drauffummeln und zieht brav wieder an.
Unterwegs treffen wir auf Mist verteilende Trecke oder frei im Wald laufende Hunde (*soifzt* - wenn Bello nicht hört, gehört er doch bitteschön an die Leine, bevor er uns knapp vor dem Pferde passiert und wir dann zwischen ihm und seinem Frauchen hindurchfahren müssen), was Willi nicht stört. Er hat immer ein Ohr bei uns und hört sehr fein auf das, was Gerret ihm ansagt. Nach 1,5 Stunden, 8,8 km und durchschnittlich 5,4 km/h sind wir wieder am Stall. Punktlandung: es fängt an zu regnen.
Das Ergebnis der Kotprobenuntersuchung ist da: kein Pferd muß entwurmt werden. 👍
Am Spätnachmittag steht dann noch ein zweistündiger Arbeitseinsatz an: in Verlängerung der Wind-und-Sichtschutz-Knabber-Hecke pflanzen wir zwei Schlehensträucher, eine Hundsrose, einen Weißdorn- und einen Hartriegelstrauch. Die Pflanzen können nun bis zum nächsten Frühjahr gut anwachsen und dann hoffentlich schön wuchern. Natürlich werden wir sie über den Sommer von der Weide aus noch einzäunen müssen, damit die Pferde ihnen nicht zu sehr zu Leibe rücken. Aber nach und nach wird das hoffentlich dann mal eine schöne Hecke.
Und damit alles seine Ordnung hat, verlegen wir auch noch die Kabel der Solaranlage ordentlich, damit niemand mehr drüberstolpern oder sich verfangen kann. Nun fehlt nur noch das neue Weidezaungerät und ein Lichtschalter.
31.10.2021
Die Uhren wurden wieder auf Winterzeit um eine Stunde zurück gestellt - nun steht uns wieder die dunkle Jahreszeit bevor.
Vanessa geht mit Willi eine halbe Stunde spazieren.