1. Mai: die erste halbe Stunde zum Anweiden auf Weide Nr. 4
1. Mai: die erste halbe Stunde zum Anweiden auf Weide Nr. 4

01.05.2021

 

Der erste Mai im Corona-Zeitalter ist: leergefegt. Entgegen den sonst umherwandernden Menschenmassen sind heute trotz trockenem Wetter nur wenige Grüppchen unterwegs. Weshalb ich mich in Begleitung von Claudia und Joe mit Willi auf eine zweistündige Tour zwischen Söllingen und Berghausen in Richtung Hopfenberg aufmache.

 

Ich habe schnell eine Route auf Outdooractive geplant, die uns Trampelpfade entlang führt, die ich bislang noch nicht kannte. Wir sind gemütlich, aber dennoch im guten Schritt unterwegs. Vorbei am Obsthof geht es auf Wiesenwegen durchs Gartenhütten-Gebiet. Immer wieder geht es steil bergauf und bergab, so daß wir das ein oder andere Mal (vor allem bergab) lieber absteigen und führen, weil der Boden durch den Regen der letzten zwei Tage (immerhin 15 l/qm) doch rutschig sein könnte. Als wir wieder auf einem Trampelpfad unterwegs sind, liegt plötzlich ein großer Baum quer über dem Weg. Links geht es steil bergauf, rechts steil bergab. Der Baum liegt so, daß die Stelle, an der wir den Baum mit den Pferden übersteigen können, sehr nah und exponiert am Abhang liegt. Wir steigen wieder ab und führen die Pferde hinüber. Toll, wie cool die beiden bleiben und diese Situation meistern. 

 

Kurz vor Ankunft zur Umrundung des Hopfenbergs liegt der steilste Anstieg für heute vor uns: äußerst knackig werden in drei Minuten 40 Höhenmeter erkraxelt. Ich bin ja zwischendurch schon geneigt, abzusteigen, zumal Willi anfangs etwas rutscht. Dann gibt der Weg durch ein wenig Schotter und blank daliegenden Fels mehr Grip, und wir sind oben. Boh! Ich bin mega-stolz auf den Schwarzen. 

 

Rund um den Hopfenberg dürfen die Buben ausschnaufen, dann gehts auch schon wieder in Richtung Heimat. Zwei eigentlich geplante Wege stellen sich durch hohes Gestrüpp als unpassierbar heraus, weshalb wir auf gewohnten Wegen bleiben. Am Waldrand gibts einen kurzen Snack, bevor wir nach exakt zwei Stunden und 8,8 km wieder am Stall ankommen. 

Am Abend dürfen die Jungs die erste halbe Stunde auf Weide Nr. 4. Wir haben sie die letzten Wochen ja schon immer ausgiebig in der Hand bis zu 20 Minuten grasen lassen.

 

Eigentlich ist das Gras noch nicht hoch genug. Daß ich die Jungs jetzt dennoch schon auf genau diese Weide lasse, ist dem Umstand geschuldet, daß sich dort leider nach wie vor das Berufkraut ausbreitet. Unsere Aktion im letzten Sommer, die dort stehenden Pflanzen auszureißen, hat leider nicht wirklich etwas gebracht - vermutlich waren wir schon einfach zu spät dran. Deshalb dürfen uns die Pferde bei der Bekämpfung helfen: durch eine frühzeitige Beweidung soll das Berufkraut am Aussamen gehindert werden. Was natürlich voraussetzt, daß die Pferde die Pflanze im jungen Zustand auch fressen. Das müssen wir nun die nächsten zwei Woche beobachten. Ansonsten muß die Weide wieder gesperrt und dafür mehrmals gemäht werden. Zudem habe ich extra für dieses Weidestück nochmals Nachsaat gekauft und werde gegebenenfalls einmal mit Perlka (Kalkstickstoff) gegensteuern. 

 

Wichtig ist außerdem, daß wir eine Verbreitung des Berufkraut auf die anderen Weidestücke vermeiden. Die anderen Weiden müssen wir deshalb demnächst abgehen und vorhandene junge Berufkraut-Pflanzen vor der Blüte ausreißen. Gleiches gilt für krausen Ampfer, der aber nur noch vereinzelt vorkommt. 

Auch das gehört zur Weidepflege: Ausreißen unerwünschter Pflanzen
Auch das gehört zur Weidepflege: Ausreißen unerwünschter Pflanzen

02.05.2021

 

Da es in der letzten Nacht nochmals etwas geregnet hat, nehmen Gerret und ich uns am Vormittag die Weiden Nr. 3, 4 und 5 vor. Wir gehen diese ab und reißen - immer möglichst mit Wurzel - unerwünschte (Gift-)Pflanzen aus. 

 

Zur Artenvielfalt gehören natürlich Giftpflanzen, und bei genügend vorhandener Weidefläche würde ich diese stehen lassen, da auch diese Pflanzen ihre ökologische Berechtigung haben (z. B. um Insekten zu versorgen). Das ist bei uns aber leider nicht der Fall.

 

So rücken wir der auf Weide Nr. 4 ganz neu entdeckten Wolfsmilch zuleibe. Da deren Pflanzensaft starke Hautreizungen hervorrufen kann, empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen. Des weiteren rupfen wir doch wieder ettliche Ampfer-Pflanzen aus. Deren Samen können im Boden mehrere Jahre keimfähig überdauern, so daß eine Beseitigung vor dem Aussamen sinnvoll ist. Da der Boden durch den Regen der letzten Tage weicher ist, gelingt das meistens von Hand sehr gut. Beim Berufkraut funktioniert das nicht; das müssen wir mit dem Ampferstecher angehen. Da das Aufkommen auf Weide Nr. 4 zu groß ist, konzentrieren wir uns bei dieser Pflanze auf die Vermeidung einer Verbreitung auf den anderen Weiden und stechen die dortigen Pflanzen, die in kleinen Kolonien vorhanden sind, aus. 

 

Wichtig: eine Entsorgung erfolgt IMMER und ausschließlich über den Restmüll und NIE über den Misthaufen, um eine Verbreitung zu vermeiden. 

 

Vanessa geht währenddessen mit Willi eine halbe Stunde spazieren, was wir anschließend auch mit dem Mörchen machen. 

Das Mörchen im Glück. ❤️
Das Mörchen im Glück. ❤️

03.05.2021

 

Ich habe Weidepflege-Nachwehen: Muskelkater in den Oberschenkeln vom vielen Bücken... %-)

 

Während Sarah mit Amor Bodenarbeit macht und sich dazu mehrere Stangen und das Cavaletti bereitgestellt hat, wärme ich Willi auf der Reitwiese kurz mit Handarbeit auf und lasse ihn sich anschließend am hingegebenen Zügel schreiten. Er zeigt heute etwas weniger Energie wie sonst, weshalb ich zunächst an einem schönen Vorwärts und guter Losgelassenheit arbeite, dazu nach der ersten längeren Trabphase auch Trab-Galopp-Übergänge und Schenkelweichen entlang der Mittellinie mit Umstellen bei X abfrage. Zur versammelnden Lektion Schulterherein kommen wir daher heute nur kurz. Ich bin ziemlich überrascht, wie schnell mir seit der letzten Reitstunde nun auffällt, wie sich meine linke Hand immer gerne selbständig macht und gerne nach rechts über den Mähnenkamm ziehen will. Wohl auch deshalb gelingt uns das Schulterherein linke Hand weniger gut wie rechte Hand. Aber der Trab nach dem erneuten Geradestellen fühlt sich dann schon wesentlich energetischer an. :-)

Osteopathische Behandlung
Osteopathische Behandlung

05.05.2021

 

Mai mit typischen Aprilwetter: mal scheint die Sonne, dann regnet es plötzlich heftig und gewittert mit lautem Donner... Um den Regen bin ich trotzdem dankbar, denn der Boden kann ihn gut gebrauchen. 

 

Am Nachmittag kommt wieder mal Julia zur osteopathischen Behandlung unserer drei Rösser. Nach Joe kommt Willi an die Reihe. Er wird im Brustbein mobilisiert und vor allem hinsichtlich seiner natürlichen Schiefe mit der Tendenz, die rechte Seite vermehrt zu belasten, behandelt. Als letzter kommt der Senior an die Reihe, bei dem sich die Behandlung vor allem auf Hals, Genick, Kiefer und Zungenbein konzentriert. Da er derzeit nur vereinzelt Heu und Gras wickelt, werden wir eine Veränderung durch die Mobilisation vermutlich in dieser Richtung nicht feststellen können, aber evtl. bemerke ich etwas bei der Handarbeit. Jedenfalls gibts nichts Schlimmes oder Gravierendes zu richten. Außerdem bekomme ich ein dickes Lob, wie gut die beiden muskulär dastehen. :-) 

Ein halbes Stündchen grasen
Ein halbes Stündchen grasen

07.05.2021

 

Nicht zuletzt wegen des äußerst feuchten und usseligen Wetters hatten die Jungs gestern Pause. Nach einer osteopathischen Behandlung ist das immer gut. 

 

Am späten Nachmittag krabble ich auf den Schwarzen und bummle mit ihm ins Gelände. Irgendwie fühlt er sich heute sehr seltsam an. Irgendwie "schräg". Ich vermute allerdings eher, daß Julia bei Willi doch einiges gerade gerückt hat und sich das für mich nun komisch anfühlt. Wir träbeln einige längere Strecken und galoppieren auch, wobei das Schwarztier ob der am Nachmittag schon fürs Wochenende heraufziehenden Wärme ins Schnaufen kommt. Schulterherein ist heute insbesondere linke Hand so gar nicht "seins". Ich verlege mich auf das einhändige Abfragen von Schultervor und lobe, sobald er nur eine winzige Tendenz in diese Richtung zeigt. Mehr ist heute einfach nicht drin, muß ja auch nicht sein.

 

Unterwegs treffen wir uns mit Gerret und dem Mörchen an der Grünen Hütte und bummeln wieder nach Hause. Bzw, ist bei Willi nun öfters nicht mehr wirklich von Bummeln die Rede, weil er teilweise über mehr als 1 km eine Geschwindigkeit von 5,4 km/h durchhält. Cool! Dafür gehts dann noch für eine halbe Stunde auf die Weide zum Erholen und Kopflüften. 

Unser wunderschöner Apfelbaum
Unser wunderschöner Apfelbaum

08.05.2021

 

Die Regenfront der letzten Tage hat sich verzogen, die Sonne scheint. Zack, ist der Boden wieder trocken...

 

Ich übernehme kurzfristig Vanessas Stalldienst am Abend und beschließe, meine beiden Jungs jeweils an die Longe zu nehmen.

 

Zunächst ist das Mörchen dran. Auch an der Longe gilt: Ruhe, Ruhe, Ruhe. Aber dennoch vorwärts! Ich lasse ihn sich ganze Bahn mit vielen wandernden Volten warmlaufen, auch gleich über die bereitstehende Kombination Stange - Cavaletti - Stange schreiten. Im Trab wird er mit schnell zu eilig. Da er zudem lieber in Außenstellung um mich herum zentrifugiert, werfe ich kurzerhand Longe und Peitsche zur Seite, nehme Amor an die Hand, indem ich ihn vorne am Kappzaum führe und zeige ihm auf einer großen Volte, was ich meinte: Innenstellung, wobei ich ihn mit der anderen Hand sachte am Übergang Genick-Hals massiere. Das machen wir einige Zeit mit mehreren Handwechseln. Amor wird ruhiger, konzentriert sich, stellt sich schön. An der Longe sieht das dann gleich besser aus. Ich muß nur einmal noch deutlich werden, als meine Kommandos für die Schritt-Trab-Übergänge ins eine Hafiohr rein und zum anderen gleich wieder rausgehen. %-) Dann klappen die Übergänge sogar mit ordentlicher Stellung, so daß wir für heute Schluß machen.

 

Der Schwarze hats heute auch zunächst etwas mit der Achtsamkeit: ich hätte gerne bittschön Schritt und kein Bummeln, aber auch kein eigennächtiges Antraben, um sich der mehr geforderten Energie zu entziehen. Mehrmals bleibt er verwundert stehen und schaut mich aus großen schwarzen Augen mit Fragezeichen über dem Kopf an. Hä? Ja! Energische Bewegungen, bitte! Ist zwar schon wesentlich wärmer heute als die letzten Tage, aber ich verlange ja nun auch keinen Marathon. Erst, als ich die ersten Trab-Galopp-Übergänge dazu nehme, versetzt sich die träge Masse in etwas mehr Schwung. Und er galoppiert sogar auch jeder Hand zwei Zirkel am Stück. Prima! 

Ich habe diese Woche einen Livestream zum Thema "Micro-Abenteuer" gesehen. Naja, soweit die neudeutsche Bezeichnung. Es geht mehr um das Verlassen der eigenen Komfortzone und um das Draußensein. Auch und vor allem nachts. Ohne Zelt. Mein erster Test, der hauptsächlich der Prüfung geschuldet ist, ob mein Schlafsack auch ohne Zelt outdoortauglich ist, findet daher am Stall statt. Lagerfeuer, Grillkäse auf dem Grill, eine Flasche Rosé, Isodecke, Isomatte, Schlafsack, drüber noch eine Fleece-Decke. Um 0 Uhr krieche ich in den Schlafsack. Obwohl es eigentlich windstill ist, merke ich doch recht deutlich die Kälte der Feuchtigkeit und wie der Wind ganz sachte über mich hinwegstreicht. Ich dämmere mehr vor mich hin, als daß ich schlafe - unterbrochen von einem schnarchenden Willi oder einem schmatzenden Haflinger an der Rundraufe, direkt neben mir im Paddock... *grins* Um 03.30 Uhr ziehe ich ins Heulager um. Die Wände außenherum machen sich deutlich bemerkbar, es ist gleich wärmer. Ich bekomme zweimal katzenhaften Besuch, sicherlich Paula, die laut maunzend daherspaziert, sich zuerst erschreckt, was da liegt, sich das aber neugierig nochmals anschaut. Gesehen habe ich sie nicht, weil sie an meiner Rückenseite entlang getapst ist. 

Endlich mal wieder eine Meisenfamilie im Vogelhäuschen über der Box
Endlich mal wieder eine Meisenfamilie im Vogelhäuschen über der Box

09.05.2021

 

Um 06.30 Uhr krabble ich aus dem Schlafsack. Der ohne ein Biwak für mich nicht taugt. Ich bin zwar sicherlich nicht verfroren, aber nachts draußen ist halt doch was anderes. Andererseits komme ich am Morgen bei der Stallarbeit schon ins Schwitzen: für heute sind 30° angesagt...

 

Nach der Stallarbeit frühstücke ich noch gemütlich in der Morgensonne und mache mich dann auf nach Hause. Dort freue ich mich über eine Dusche, frische Klamotten und: ein Bett. ;-) 

 

Am Nachmittag habe ich wieder eine Reitstunde. Willi schwitzt schon nur beim Rumstehen am Putzplatz. Zum Glück weht auf der Reitwiese ein frisches Windchen. Annette kommt recht früh, so daß sie uns schon beim Aufwärmen unterstützt. Durch ihre Hinweise wird mir wie beim letzten Mal erneut bewußt, wie massiv Willi immer auf seiner rechten Schulter hängt und wie schlau sich das Kerlchen zu entziehen weiß. 

 

Nach dem Aufsteigen schauen wir zuerst nach dem Schenkelweichen von der Mittellinie zur Bande hin. Vor allem nach rechts, wenn Willi dem linken Schenkel weicht, muß ich seine Schulter gut einrahmen, damit er nicht einfach quer zur Seite schleudert. Und vor allem: langsam! Willi versucht gerne, sich durch mehr Tempo durch die Lektionen zu schummeln, Durch vermehrt halbe Paraden und ein Denken ans Durchparieren wird er langsamer, so daß ich ihn besser kontrollieren kann. Den zum weichenden Schenkel gleichseitigen Zügel kann ich hierbei auch mal gut zur Seite nehmen, damit Willi in sich gerader bleibt.

 

Dann gehts ans Schulterherein, ebenso auf der Mittellinie, eingeleitet durch Volten. Immer wieder knicke ich links in der Hüfte ein, meine linke Hand macht sich wieder selbständig auf nach rechts (ist aber schon deutlich besser geworden), ich komme ins Ziehen. Mit Annettes Unterstützung bekommen wir es nach ettlichen Versuchen aber auch mal hin: ganz leicht. :-) 

 

Zur Verbesserung der Durchlässigkeit und Schulterwendung gibt sie mir zwei neue Hausaufgaben mit: ein Quadrat zwischen A, den beiden Zirkelpunkten und X, die Ecken jeweils eine Viertel-Kurzkehrt, auf der Geraden gutes Vorwärts, vor der Ecke aber auch wieder außen aufnehmen und langsam durch die Ecke. Oder ein Aus-der-Ecke-Kehrt, zurück zur Bande im Schenkelweichen, dort angekommen ein In-die-Ecke-Kehrt und erneut zurück im Schenkelweichen. 

Willi nach den Ritt: immer noch fit!
Willi nach den Ritt: immer noch fit!

10.05.2021

 

Da für die kommenden Tage wieder viel Regen angesagt ist, nutze ich meine noch regenfreie Mittagspause für einen kurzen, aber knackigen Ausritt ins Gelände. Der Schwarze ist einfach fit! :-) 

 

Während der genau 62 Minuten nehmen wir 6,2 km unter die Hufe, was somit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km/h entspricht - unser bislang schnellster Ritt! Davon nehmen wir 53 Minuten im Schritt, 8 Minuten im Trab und eine Minute im Galopp (300 m und die auch noch bergauf!) unter die Hufe. Und anschließend schaut das Schwarztier noch immer sehr munter aus der Wäsche, wenngleich er bei gut 18° doch etwas geschwitzt hat. Was für ein Fitness-Ergebnis nach diesem Winter!

 

Nach der Galoppstrecke lasse ich Willi weitgehend am hingegebenen Zügel laufen und fühle ausgiebig in mich hinein: was macht meine linke Körperhälfte? Nach den beiden Reitstunden ist offensichtlich, daß ich nur allzu gerne in der linken Hüfte einknicke. Also länge ich heute immer wieder meine linke Körperhälfte aus der Hüfte heraus. Wichtig hierbei: Willi muß gerade in der Mitte des Weges laufen und nicht links oder rechts davon, da die Waldwege bei uns zur Seite hin immer leicht abfallend angelegt sind. Das fühlt sich anfangs ziemlich schräg an, weshalb ich das dann auch rechts probiere. Irgendwann habe ich dann das Gefühl, daß es sich langsam angleicht. 

 

Außerdem achte ich auf meine Hände und das "Daumendach" auf dem Zügel. Ich klemme mir auch mal meine Gerte quer unter die Daumen, und als es sich gut und locker anfühlt, lasse ich Willi am noch immer hingegebenen Zügel antraben. Gemächlich und vorsichtig zuckelt er seinen Weg entlang, bleibt brav in der Mitte und wird auch nicht schneller, obwohl es heimwärts geht. So kann ich mich nochmals einige Meter nur auf mich konzentrieren. Anhalten gelingt auf Ausatmen hin. So ein braves Pony! 

11.05.2021

 

Sarah geht mit dem Haferschlinger eine halbe Stunde spazieren.

12.05.2021

 

Während Vanessa mit dem Schwarztier eine Stunde durchs Gelände bummelt, was sehr gut und ruhig klappt, nehme ich in meiner Mittagspause den Senior an der Hand mit auf die Reitwiese, um ein wenig Handarbeit zu machen. Wie immer in letzter Zeit muß das Hauptaugenmerk auf Ruhe, Ruhe, Ruhe liegen. Das nutzt mir aber anfangs nicht viel: völlig hypermotiviert kampfkaut Amor auf seiner Trense herum, schäumt wie wenn er ein riesiges Stück Seife im Maul hätte und schnappt. Das sind Übersprungshandlungen. Also gebe ich den Zügel immer wieder lang hin und lasse ihn ruhig neben mir herlaufen - was dann auch schon wieder schwierig ist, weil er dann auf die Idee kommt, nach dem schönen Gras zu schielen. *sooooifzt* Vielleicht liegts auch daran, daß er in letzter Zeit von Sarah mangels Zeit weniger geritten wurde?

 

Einmal reißt mir dann bei einem Hapser doch der Geduldsfaden und ich raunze Amor deutlich an. So gehts halt wirklich nicht! *Schwupp* verabschiedet sich tatsächlich umgehend einiges an Überdrehtheit, und ich frage mich langsam, ob das nicht auch ein erzieherisches Problem sein könnte. Ich gebe zu: ich habe es in der letzten Zeit deutlich schleifen lassen. Amor und ich sind schon so jahrelang eingespielt, daß ich ihm einiges an Übergriffigkeiten zugestanden habe, die ich bei Willi nie dulden würde... Das ist ein Thema, das ich am kommenden Montag mal mit unserer Bodenarbeits-Trainerin besprechen möchte, bei der Vanessa und Sarah mit beiden Pferden jeweils eine Einheit haben.

Wartend vor dem Weidezugang: Hallo, daaaaaa gehts eigentlich auf die Weide...!
Wartend vor dem Weidezugang: Hallo, daaaaaa gehts eigentlich auf die Weide...!

13.05.2021

 

Trotz Corona scheint heute einiges los zu sein, weshalb ich mich am frühen Abend lieber mit Willi auf die Reitwiese verziehe, um dem spaziergängerischen Gewusel zu entgehen. 

 

Mit dem Übertretenlassen wie Annette es mir bei der Reitstunde gezeigt hat bin ich rechte Hand noch immer nicht ganz zufrieden. Willi drängelt erneut viel zu gerne über die rechte Schulter und möchte sich gerne durch Tempo entziehen. 

 

Nach dem Aufsitzen achte ich beim Aufwärmen am hingegebenen Zügel schon auf meine linke Körperseite und lasse auf jeder Körperseite sehr achtsam immer wieder los. Die Wendungen gelingen sehr gut aus der jeweiligen Körperdrehung heraus. 

 

Nach dem Aufnehmen der Zügel gehen wir noch einige große gebogene Linien und traben dann an. Das klappt, bis auf das Abwenden von der Bande am unteren Zirkel rechte Hand alles sehr gut. Ich vermute, daß es an dieser Stelle einfach daran liegt, daß der Schwarze den ausgetretenen Hufschlag ganze Bahn verlassen soll und sich da zwischen graslosem Hufschlag und restlich bewachsener Wiese einfach schon ein minimaler Absatz gebildet hat (weshalb ich dort schon seit längerem auch auf Lektionen auf mehreren Hufschlägen verzichte). Ich baue heute nur wenige Trab-Galopp-Wechsel ein, weil sich Willi schon gut, locker und energisch anfühlt. 

 

Nach einer Pause am hingegebenen Zügel wiederholen wir unsere Hausaufgaben: Schenkelweichen durch Viereckvergrößern und -verkleinern auf der Mittellinie (ich bekomme Willis rechte Schulter schon besser unter Kontrolle), 1/4-Kurzkehrtwendungen auf dem Zirkel an den Zirkelpunkten und Schulterherein, angelegt auf Volten, zuletzt auch entlang der Mittellinie. Annettes Tipp, hierbei in Willis Blickrichtung zu schauen, ist Gold wert. Außerdem kann ich durch die Achtsamkeit auf meine linke Körperhälfte besser gerade und in der Lektion auch außen zum Sitzen kommen. Sehr auffällig heute: meine linke Hand bleibt ausnahmsweise mal dort, wo sie hingehört: nämlich links. ;-) Zwischendurch träbeln wir zum Auflockern immer ein kurzes Stück, vor allem nach dem Geraderichten aus dem Schulterherein. Fühlt sich prima an. :-) 

 

Die Jungs dürfen ab heute morgens (sofern zeitlich möglich) und abends immer eine Stunde auf die Weide. 

Ein munterer Haflinger
Ein munterer Haflinger

14.05.2021

 

Ich habe kurzfristig am Nachmittag frei und beschließe, die Zeit für ein Experiment zu nutzen. Wie läuft der Senior, wenn ich mich kurz in den Sattel schwinge? 

 

Ich nehme ein erneut sehr motiviertes Pony mit zur Reitwiese. Dort wärme ich ihn zunächst mit 10 Minuten Handarbeit auf, die tatsächlich wesentlich ruhiger als vorgestern absolviert werden: Antreten, Anhalten, Volten, Schenkelweichen. Dann steige ich auf, nehme den Zügel lang auf (ich möchte ihn gleich besser in Balance halten können) und fühle erst einmal: Amor zuckelt sofort zügig vorwärts, schrittelt mir aber zu kurz. Ich stelle mir vor, wie er mehr schreitet, gehe erst einmal große Wendungen. Nach weiteren fünf Minuten nehme ich den Zügel weiter auf, stelle einen verbindlicheren Kontakt zum Maul her und gehe Schenkelweichen in Form von Viereckvergrößern und -verkleinern entlang der Mittellinie. Das klappt gut. Auch schöne Volten gelingen uns. Das erste Antraben fühlt sich noch komisch an - naja, nach drei Jahren Kaltblut-Trab... Aber wir fummeln uns schnell ein. Amor versucht einige wenige Male, sich auf dem Gebiß abzustützen, was ich mit mehr Hinterhandaktivität reguliere. Er gibt immer besser nach und nimmt sich auf. Im Schulterherein auf beiden Händen, entwickelt immer aus einer Volte, fehlt oft die Biegung, Amor schummelt gerne. Also setze ich immer wieder neu an. Das kurze Antraben hiernach fühlt sich aber gleich besser und deutlich leiser an -    ein Zeichen, daß Amor besser schwingt. Der Schritt ist nun auch schreitender. Zum Abschluß frage ich noch einige Tritt Rückwärts ab und gebe mich erst dann damit zufrieden, wenn Amor auch wirklich durchs Genick rückwärts geht. Auch hiernach sind die anschließenden Trabtritte besser. Toll! Nach 20 Minuten steige ich von einem sichtlich mit sich zufriedenen Mörchen ab, der mich in Erwartung eines Kekses anbrummelt, was bei Amor immer ein Zeichen ist, daß er das alles ganz prima fand. Ich habe das Gefühl, daß ich mit einer derart kurz gehaltenen Reiteinheit mehr Gymnastik ins Pferd bekomme als in der Handarbeit. Zumindest fühlt sich das alles wesentlich ruhiger, konzentrierter und durch Amors Reaktion positiver an.

15.05.2021

 

Am Morgen meldet sich Claudia bei mir. Willi hat sich in der letzten Nacht wohl die Kastanie am linken Hinterbein unterhalb des Sprunggelenks abgerissen. Wie hat er das denn geschafft...??? Als ich zum Stall komme, blutet es zwar noch ein wenig (Bild oben links), sieht aber sauber aus. Ich beschließe, erst mal nicht dran rumzufummeln oder was drauf zu schmieren. 

Unterwegs Richtung Stupferich
Unterwegs Richtung Stupferich

Da der Fuß auch nicht dick ist und Willi aufs außen Herumdrücken auch nicht sonderlich reagiert, gehen wir mit Claudia auf Joe starke zwei Stunden ins Gelände. Hui, auch Joe scheint die osteopathische Behandlung von letzter Woche richtig gut getan zu haben: schleicht er sonst mehr als gemächlich hinter uns her, so daß wir immer wieder anhalten und warten müssen, läuft er heute richtig toll flott mit. :-) 

 

Wir gehen wieder einige Trampelpfade im Wald und kommen schließlich an unseren steilsten Berg. Boh!!! Ich bin den noch nie mit soviel Schmackes und Tempo hochgeritten, wie heute mit dem Schwarzen. Wahnsinn! Auch Joe hält mit. Wir müssen oben nicht einmal zum Ausschnaufen anhalten, sondern reiten gleich weiter zur Kreisstraße, die wir überqueren und halten uns mal wieder Richtung Mutschelbach, bevor wir über eine Schleife zurück kommen und auf Stupferich zureiten. 

 

Nach starken zwei Stunden und 12 km sind wir wieder am Stall. Tolles Tempo, tolle Pferde! 

 

Willis Wunde hat aufgehört zu bluten und sieht noch immer sehr sauber aus (Bild oben rechs - es sieht nur so gelb aus, weil ich es mit der Lampe direkt angeleuchtet habe). Auch am Abend reagiert er nicht aufs Abtasten, und auch das Bein ist nach wie vor nicht geschwollen. Also lasse ich das erst einmal in Ruhe und werde es mir morgen nochmals anschauen. 

Mit Vanessa in der Quadratvolte
Mit Vanessa in der Quadratvolte

16.05.2021

 

Willis Wunde ist noch immer sauber und zwischenzeitlich auch einigermaßen abgetrocknet. Deshalb bringe ich nun Betaisadona auf, was desinfiziert, entzündungshemmend wirkt und zur Heilung beiträgt. 

 

Ich begleite Willi und Vanessa mit auf die Reitwiese und zeige ihr, wie man die Pferde in den Feuerwehrschläuchen, unserer Dualgassen-Alternative, arbeiten kann. Obwohl Willi diese Arbeit schon seit gut 1,5 Jahren nicht mehr gemacht hat, macht er das richtig gut. :-) 

Sarah und Amor mit Steffi
Sarah und Amor mit Steffi

17.05.2021

 

So ein Sch**-Wetter... :-( Es regnet immer mal wieder den ganzen Tag über, teilweise auch ziemlich heftig. Ausgerechnet am Nachmittag, als Sarah mit Amor bei Steffi mal wieder eine Bodenarbeitseinheit auf unserer Reitwiese hat, kommt ein wahrer Sturzbach herunter. Zusammengekauert sitzen Claudia, Vanessa und ich unter Schirmen auf dem Cavaletti und beobachten, wie es Sarah peu à peu mit Steffis Hilfe gelingt, Amor mit Körperarbeit zu beruhigen und aufmerksamer zu machen.

 

Steffis Fazit: der Senior ist unausgelastet. Er ist so topfit und munter und WILL einfach was machen. Nur Spazierengehen ist zu wenig, er möchte was leisten, und das sollten wir auch abfragen. Ok. Soviel dazu, Amor mit seinen 27 Jahren vermehrt in Richtung Rente schicken oder auf ihn Rücksicht nehmen zu wollen. ;-)

 

Vanessa hat wettertechnisch anschließend etwas mehr Glück. Teilweise bleibt es mal trocken, hin und wieder kommen noch ein paar Tropfen herunter. Sie arbeitet mit Willi an der Longe unter Steffis Leitung. Dazu stellen sie auch vier Pylonen zu einem großen Viereck auf, um das herum Vanessa Willi longiert und dabei schön die Wechsel zwischen gerade und gebogen erarbeiten kann. Daran schließt sich die Kleeblatt-Übung an, indem um jede Pylone eine Volte longiert wird.

Ein Regenbogen.
Ein Regenbogen.

19.05.2021

 

Das April-Wetter mag einfach nicht weiterziehen. :-( Es wechselt ständig zwischen Schön-Wetter-Phasen und heftigen Regengüssen...

 

Am Abend erwische ich bei schönstem blauen Himmel eine trockene Stunde und longiere Amor auf der Reitwiese. Es gelingt mir, ihn schön auf mich zu konzentrieren, so daß er während der halben Stunde kein einziges Mal ein Büschel Gras erhapst - wenngleich er hin und wieder darüber nachdenkt. Das Aufwärmen mit vielen wandernden Volten klappt prima. Dafür wird Amor in der anschließenden Trabphase, stationär auf einem kleinen Zirkel, gleich wieder etwas hektisch und schaltet den Tempomat ein. Ich muß, nachdem ich viermal um Schritt gebeten habe, einmal deutlich am Kappzaum parieren. Damit er besser auf mich achtet und sich auf mein gewünschtes Tempo konzentriert, gehe ich kurzerhand zu Bodenarbeit über: Amor soll angedockt an meiner Schulter mit mir mitlaufen. Dabei gibt es hin und wieder Stops und Rückwärtsrichten und auch sehr enge Wendungen und Richtungswechsel.

 

Danach läßt er sich super auf mich ein, trabt ruhig und konzentriert. Ich kann einige schöne Schritt-Trab- und Trab-Galopp-Übergänge abfragen. Außerdem klappt so auch das Abfragen der Stellung viel besser. Das gibt viel, viel Lob und einen zufrieden aus der Wäsche guckenden Senior, der das Gras ganz vergessen hat. :-) 

 

Dann ist Willi an der Reihe. Der stiefelt heute gleich mit einem richtig guten Vorwärts los, hält sich nur zuerst im Trab ein wenig fest, so daß ich zwischendrin immer einige wenige Galoppsprünge abfrage. So gelockert kann er sich dann schön dehnen - mir gefällt die Halsmuskulatur total gut. Auch mit ihm mache ich zwischendurch ein wenig Positionstraining, zum Abschluß spielen wir mit dem Scheibenwischer: Willi steht mir zugewandt entlang der Bande und soll im Halbkreis um mich herumlaufen wieder parallel zur Bande einparken. Nachdem die Übung im Schritt gleich gut funktioniert, frage ich beim Schwarzen durch aufmunterndes Zurufen ein höheres Tempo ab und Willi träbelt munter hin und her. Scheeeee!

20.05.2021

 

Amor wird von Sarah reiterlich auf der Reitwiese bespaßt.

Unser neuer Zweitwohnsitz: das Dachzelt Adventure 160 von OLC
Unser neuer Zweitwohnsitz: das Dachzelt Adventure 160 von OLC

21.05.2021

 

Hallo Uuuuurlaub!!! :-) 

 

Da uns unser Dachzelt-Wochenende Ende März so gut gefallen hat und damit wir auch in Corona-Zeiten etwas unabhängiger sind, haben wir uns einen mobilen Zweitwohnsitz gegönnt: das Dachzelt Adventure 160 von OLC. Unser Auto wurde etwas in Richtung Camping-Fahrzeug umgerüstet. Und um auf unsere Unternehmungen die nächsten zwei Wochen gut vorbereitet zu sein, gibts heute die erste Test-Übernachtung in heimischen Gefilden. Mit Erlaubnis des Eigentümers schlagen wir abends oberhalb des Stalls am Waldrand unser Lager auf. 

 

So verbringen wir unseren ersten Urlaubsabend gemütlich ins Grüne schauend mit einer Flasche Wein und krabbeln um 21.30 Uhr ins Dachzelt. 

Aufräumarbeiten.
Aufräumarbeiten.

22.05.2021

 

Um ca. 1 Uhr legt der am Abend vorher nachgelassene Wind wieder zu, und es fängt an zu regnen. Als ich am Morgen nach dem Aufstehen um 06.30 Uhr meine Wetter-App checke, war das eine saftige Windgeschwindigkeit von ca. 50 km/h, aber nur 2 l/qm Regen. Ich habe dennoch ganz gut geschlafen, weil ich Ohrstöpsel drin hatte - eigentlich mehr Gerrets Schnarchen geschuldet... ;-) 

 

Das Einpacken vom Zelt üben wir gleich am Nachmittag nochmals am Stall, weil wir es zum Trocknen nachmittags nochmals aufgebaut haben. 

 

Am frühen Abend sattle ich dann endlich mal das Schwarztier wieder und nehme das Mörchen als Handpferd mit. Wir drehen eine große Runde und sind in 1,5 Stunden 8,8 km unterwegs, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,5 km/h inkl. Trab und Galopp entspricht. 

Vanessa und Amor
Vanessa und Amor

23.05.2021

 

Am Vormittag instruiere ich Vanessa, die sich die nächsten beiden Wochen wegen Willis Abkömmlichkeit ein wenig mehr mit Amor beschäftigen wird, in dessen Handling ein. ;-) Wir bauen uns vier Pylonen auf der Reitwiese auf, um die herum Vanessa den Senior in Trab und Galopp longiert. Zwischendurch bauen wir ein wenig Positionsarbeit ein. Als ich einmal erklärenderweise zur Longe greife, zeigt Amor zum Handwechsel einen fliegenden Galoppwechsel... *staun* Da habe ich das Talent meines Seniors bislang wohl deutlich verkannt. *grins* 

 

Am Nachmittag habe ich auf Willi wieder eine Reitstunde mit Annette. Wir widmen uns heute wieder den Themen Schenkelweichen und Travers. Ich fühle mich unheimlich schepps: wenn Annette mich durch ihre Anweisungen gerade hinsetzt, fühlt sich das für mich - noch - völlig schief an. Witzig, die leicht der Körper aus der Balance zu bringen ist. So mache ich es dem Schwarzen aber natürlich schwer(er), in den einzelnen Lektionen korrekt zu laufen. Als ich im Travers einen zu großen Knoten im Kopf habe, läßt mich Annette auch absteigen und die Lektion am Boden ablaufen. Das hilft. ;-) Ich nehme heute mit: meine linke Schulter gehört immer etwas mehr angehoben, die rechte einen Ticken tiefer, meine linke Seite muß besser gestreckt sein, das Bein aus der Hüfte fallen gelassen. Bei Willi muß ich darauf achten, daß er im Schenkelweichen auch wirklich mit der Hinterhand kreuzt und nicht schummelt. Vor allem: alles langsam! Der Schwarze versucht, sich gerne über mehr Tempo durch die Lektionen zu mogeln.

Zwischendurch wird auch mal geführt
Zwischendurch wird auch mal geführt

24.05.2021

 

Nachdem Gerret und ich am frühen Morgen die Pferde versorgt haben, packen wir Willis Equipment ins Auto und chauffieren das Schwarztier, das von alleine (!) in den Pferdeanhänger gestiegen ist, nach Langensteinbach. Dort sind wir um 10 Uhr zum Abritt auf unseren dreitägigen Wanderritt mit Birgit und Isländer Artali verabredet. Für Willi fängt der Wanderritt sehr beschaulich an: er darf erst mal grasen. ;-) 

 

Nach und nach sortieren wir uns, satteln gemütlich, die Sattelpacktaschen werden aufs Pferd geschnallt. Pünktlich um 10 Uhr gehts los. Da wir unseren auf ursprünglich fünf Tage angesetzten Wanderritt nach Baiersbronn corona-bedingt auf drei Tage rund um Marxzell-Pfaffenrot eingedampft haben und Gerret abends mit dem Dachzelt zu uns stoßen wird, habe ich nicht alles aufs Pferd gepackt, aber doch einiges: Pferdefutter, Putzzeug, Fleece-Decke und Deckengurt für Willi, Erste-Hilfe-Set, Notfall-Equipment in Form von Lederbändeln, Nähzeug, Multitool, etc., Regenponcho, Regenjacke, Vesper und Tee. Gerret bringt derweil unseren Pferdeanhänger mit unseren Heuvorräten schon mal nach Pfaffenrot zum Übernachtungspunkt. 

Vor der Ruine St. Barbara
Vor der Ruine St. Barbara

Nach ca. 8 km will ich dem Klappern an Willis linken hinteren Hufschuh auf den Grund gehen und steige ab. Na toll, der Seilzug am BOA-Hufschuh ist gerissen. *mrpf* Ich nehme beide hintere Hufschuhe ab und bringe sie an den Sattelpacktaschen an. Zum Glück nehmen wir sehr, sehr viele weiche Wiesen- und Waldwege unter die Hufe, so daß der Schwarze auch ohne Hufschutz hinten gut klar kommt. 

 

Wir umrunden Langensteinbach und Auerbach, kommen an einer Herde Haflinger vom dortigen Haflinger-Züchter vorbei. Zum Glück kommen sie nicht gleich alle neugierig an den Zaun gerannt. ;-) Nach gut 2,5 Stunden kommen wir an unserem ersten Rastplatz, der Ruine St. Barbara an. Dort ist zwar einiges los, aber wir können uns trotzdem auf einem Bänkchen niederlassen, vespern, Tee trinken und die Pferde grasen lassen. Nach 30 Minuten gehts weiter.

 

Die Hälfte der Strecke ist schon geschafft. Wir kommen an einem Denkmal mitten im Wald vorbei, einem Gebetsplatz, den wir uns näher anschauen. Zwischendurch steige ich immer mal ab, um meine eigenen Gräten zu sortieren und um Willi zu entlasten. Der ist allerdings ziemlich munter drauf. Er und Artali haben ihr gemeinsames Tempo gefunden - vor einem Jahr noch gar nicht denkbar!

 

Das Wetter ist traumhaft und gerade richtig für einen Wanderritt: nicht allzu warm, leicht wolkig, aber sonnig.

Willi
Willi

Unterwegs stellen wir erstaunt fest, daß unsere Smartphones, beides Iphones, bei Nutzung der identischen App Outdooractive unterschiedliche Wege anzeigen: mal ist ein Weg auf Birgits App nicht vorhanden, aber auf meiner und umgekehrt...? Trotzdem navigieren wir uns zielsicher durch die Landschaft. Für einen Pfingstmontag ist trotz dem schönen Wetter nicht so viel Fußvolk unterwegs wie eigentlich erwartet. 

 

Wir passieren zwar unterwegs zwei Flüßchen, finden aber jeweils keinen passenden Einstieg, um die Pferde saufen zu lassen. Da es aber nicht allzu warm ist, ist das auch nicht so schlimm. 

 

Nach gut 3/4 der Strecke und weiteren Höhenmetern zeigt Willi an, daß er es langsam passend fände, wenn wir nun auch mal ankommen. Da es ohnehin nicht mehr weit ist und uns Sabine, unsere Übernachtungsgastgeberin informiert, daß sie erst in einer Stunde an ihrem Stall ankommen wird, machen wir am Waldrand kurz vor Pfaffenrot nochmals eine ausgiebige Pause. Die Pferde dürfen grasen und ich bin nach wie vor froh, daß ich mich für die Nutzung eines Wanderreithalfters entschieden habe, an dem man einfach das Trensengebiß aus- und wieder einschnallen kann. 

Im Paddock bei Sabine
Im Paddock bei Sabine

Da es ohnehin nicht mehr weit ist, beschließen wir, nicht mehr aufzusteigen und die Jungs die letzen 2 km zu führen, lockern dabei auch schon mal den Sattelgurt. 

 

Nach ziemlich genau 5,5 Stunden und 23,3 km kommen wir bei Sabine an. Gerret stößt keine 10 Minuten später zu uns. Die Pferde werden abgesattelt, alles im Pferdeanhänger verstaut und die Pferde für die erste Stunde in zwei geräumigen Boxen untergebracht, bis die dortigen Kumpels den Paddock räumen, auf dem unsere beiden die Nacht verbringen werden. Ich bürste Willi den getrockneten Schweiß aus dem Fell und bearbeite dabei auch nicht zimperlich die Rückenpartie: die ist komplett unauffällig. 

 

Wir bauen noch unser Dachzelt auf und harren der Dinge, die da kommen werden: für die kommende Nacht und morgen sind nun doch satte Windböen von über 60 km/h nebst Regen angesagt...

Wir sitzen noch gemütlich zusammen, klönen mit Sabine und deren Einstellerin Claudia und schließen den Tag mit einer Portion Spaghetti und einigen Gläschen Wein ab. Willi und Artali bekommen für die Nacht nochmals ein neues, großes Heunetz. 

 

Gerade, als Gerret und ich ins Dachzelt krabbeln, setzt der erste Regen ein, der Wind rüttelt schon kräftig am Dachzelt...

 

Der zu Hause gebliebene Amor ist derweil heute Kinderreitpony und trägt Vanessas Tochter eine halbe Stunde spazieren. 

Guten Morgen!
Guten Morgen!

25.05.2021

 

Die Nacht war unheimlich stürmisch - noch stürmischer als unsere erste Dachzelt-Nacht demletzt. Zwar hat der Regen irgendwann in der Nacht aufgehört, aber der Sturm war ziemlich heftig. Allerdings hatte ich trotzdem keine Angst oder Bedenken, sondern habe mich in meinem Schlafsack mit dicken Socken und Ohrstöpseln doch recht behaglich gefühlt. ;-) 

 

Um 05.45 Uhr wage ich den ersten Blick aus dem Dachzeltfenster: die Pferde stehen artig im Paddock, auch Birgit ist schon auf. 20 Minuten später krabbeln wir aus dem Dachzelt. Dieses packen wir auch gleich zusammen, da es gerade trocken ist. Die Pferde bekommen zwei neue Heunetze und wir machen uns an ein erstes Frühstück. Lagebesprechung: nachdem der Wind nicht nachläßt und schon wieder heftiger Regen einsetzt, ein Tagesritt durch ständig bewaldetes Gebiet bei Windgeschwindigkeiten von über 60 km/h ziemlich gefährlich und für morgen auch noch Dauerregen angesagt ist, beschließen wir, unseren Wanderritt abzubrechen. Schade, schade, schade. Gerade auf den für heute geplanten Rundritt hatte ich mich ziemlich gefreut. Morgen sollte es hoch über das Kloster Frauenalb nach Gaggenau gehen. Aber das können wir ja immer noch irgendwann nachholen. Sicherheit für Pferd und Reiter geht einfach vor.

 

Nachdem Sabine mit einem zweiten Frühstück kommt und wir nochmals ausgiebig gequasselt haben, packen wir Willi in den Pferdeanhänger. Birgit und Artali werden von Ralf abgeholt. Die Heimfahrt verläuft trotz stürmischem Wind problemlos. In Richtung Karlsruhe läßt der Regen auch wieder nach, und als wir am Stall ankommen, scheint dort sogar die Sonne. 

 

Willi wird mit Amor und Joe auf die Weide entlassen, und wir räumen auf. Tja, schade, daß nun auch noch der ohnehin schon verkürzte Wanderritt mit einem Tagesritt endete. Wir werden das aber irgendwann auf jeden Fall nachholen. 

Gerret bei der Arbeit mit der Motorsense
Gerret bei der Arbeit mit der Motorsense

26.05.2021

 

Trotz angesagter feuchter Witterung geht der beste Ehemann von allen heute seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Rasenmähen und die Weidezäune vom Bewuchs befreien. 

Amor und seine Heucobs ;-)
Amor und seine Heucobs ;-)

27.05.2021

 

Damit der Senior diese Woche nicht wieder zu kurz kommt, nehme ich ihn am frühen Abend mit auf die Reitwiese. Wir wärmen uns mit etwas Handarbeit auf. Dabei rappelts einmal zwischen uns, weil es halt gar nicht geht, daß Amor vor lauter Hypermotiviertheit nach mir schnappt. 

 

Nach dem Aufsitzen nehme ich den Zügel recht schnell auf und achte auf sauber gerittene Wendungen inkl. Stellung und Biegung. Zum weiteren Lockern nehme ich Schenkelweichen in Form von Viereckvergrößern und -verkleinern dazu, was sich gut anfühlt. Nach einigen Runden Trab auf dem Zirkel gehts weiter mit Schulterherein und Travers, gleiches auf der anderen Hand. 

 

Amor tut sich heute ein wenig schwer mit der Nachgiebigkeit im Genick, was vor allem beim Rückwärtsrichten auffällt: er läßt die Parade nicht wirklich durch. Ich bleibe beharrlich dran, bis er zumindest einmal ein schönes Antreten, Anhalten und Rückwärts ohne Herausheben gezeigt hat. 

 

Danach ist er mal wieder so zufrieden mit sich, daß er erneut vergißt, daß da ja überall Gras wächst und er sehr artig stehenbleiben kann, bis ich unsere Aufstiegshilfe aufgeräumt habe. :-) 

Fine und Paula
Fine und Paula
Am Treffpunkt Parkplatz Fischweier
Am Treffpunkt Parkplatz Fischweier

28.05.2021

 

Spontan haben Gerret und ich uns heute mit Doris und Laura für einen Tagesritt verabredet. Als Trostpflaster für meinen ausgefallenen Wanderritt nehmen wir heute die eigentlich demletzt geplantes Tour rund um das Kloster Frauenalb unter die Hufe. Wir treffen uns am Parkplatz in Marxzell-Fischweier. Doris hat neben Freiberger Retan auch ihre Schwarzwälderin Lucy mitgebracht, so daß auch Gerret einen reitbaren Untersatz hat und uns begleiten kann. :-) 

 

Die Tour führt uns rund um den Brückberg und Burbach zum Metzlinschwaderhof, wo wir eine erste Pause einlegen und den tollen Blick über den Schwarzwald genießen. 

Gerret und Lucy
Gerret und Lucy

Die von mir geplante Route geht oft schöne weiche Waldwege entlang, wir müssen jedoch leider auch ebenso oft Schotterwege entlang laufen. Retan und Lucy sind beschlagen, sie haben da keine Probleme. Ich bin froh, daß ich Willi heute auch wieder hinten die BOA Hufschuhe angezogen habe, deren einen mir Gerret gestern noch schnell repariert hat. 

 

Wir reiten am Schneebach entlang, der aber leider kein Wasser führt. Schade, ich hatte gehofft, daß wir die Pferde hier tränken könnten. Nachdem wir den höchsten Punkt unseres Ritts in 493 m Höhe überwunden haben, machen wir unsere Mittagsrast an einem schattigen Plätzchen im Wald, wo die Pferde erneut ausgiebig grasen können. 

 

Dann kommt die große Herausforderung der Tour: der Abstieg über das Bernbacher Steigle, die auch bei Mountainbikern als anspruchsvolle Downhillstrecke bekannt ist, Wir sind heute koomplett für uns. Der Einstieg sieht von oben schon sehr steil aus; außerdem müssen wir gleich um eine Ecke, und der steil bergab führende Weg ist sehr schmal. Ich hoffe mal, daß Willi trittsicher genug ist und nicht ins Rutschen kommt. Tatsächlich reagiert er sehr achtsam auf meine Aufforderungen, schön langsam zu machen. :-) 

Wir acht vor dem Kloster Frauenalb
Wir acht vor dem Kloster Frauenalb

Unten angekommen ist es geschafft: wir sind am Kloster Frauenalb angekommen! :-) 

 

Dort gibt es einen Brunnen, aus dem wir die Pferde ausgiebig tränken können. Wir werden von den dortigen Touristen bestaunt und lassen und ausfragen. 

 

Nach einer kurzen Rast geht es über dem Albtal entlang zurück in Richtung Fischweier. Wir kommen nochmals einige schöne Waldwege entlang, müssen einmal aber auch umkehren, weil der Weg zu verwachsen ist. Der Schwarze möchte sich gerne den Weg freifressen, was ich irgendwann mit einem deutlichen Rüffel ahnde. So trittsicher er ja ist und sich selbständig und völlig zuverlässig im Unterholz seinen Weg sucht: da sollte bittschön ein wenig Konzentration dabei sein - und wenn es nur zur Beruhigung meiner Nerven dient...

 

Wir steigen noch mehrmals ab und führen, vor allem bergab. Noch deutlich vor Fischweier beschließen wir, den Rest zu laufen, damit die Pferde, die heute wirklich absolut flott unterwegs waren, besser ausschnaufen können.

 

Am Parkplatz angekommen satteln wir ab, gönnen uns aber beim dortigen Imbiß noch eine Bratwurst und ein alkoholfreies Weizen. ;-) 

 

Fazit: tolle Tour, tolle Wege, tolles Wetter, tolle Pferde!!! Wir waren starke fünf Stunden unterwegs, reine Reitzeit hiervon 4,5 Stunden und haben dabei rund 23 km und 600 Höhenmeter unter die Hufe genommen. 

 

Auch für die Heimfahrt steigen Willi und Joe von alleine in den Pferdeanhänger. Wieder am Stall gehts gleich zu Amor auf die Weide, der dort offensichtlich einen ebenso schönen Tag verbracht hat. 

Der Schwarze - mal wieder in Baiersbronn
Der Schwarze - mal wieder in Baiersbronn

29.05.2021

 

Am Morgen packen wir den Schwarzen erneut in den Pferdeanhänger. Willi steigt wieder von alleine ein. Die Fahrt nach Baiersbronn verläuft problemlos. Allerdings habe ich schon befürchtet, daß der große Schluck, den Willi noch vor der Hängerfahrt am Stall genommen hat, Konsequenzen nach sich ziehen wird. Und, ja, er pinkelt unterwegs in den Pferdeanhänger. Bei Elke und Tis angekommen bezieht er seine übliche Paddockbox, futtert sein Heu und legt sich auch gleich mal hin. 

 

Als erste Amtshandlung steht für uns ohnehin das alljährliche Hängerputzen auf dem Programm. Das lohnt sich diesmal. ;-) 

 

Anschließend gehts in Richtung Campingplatz, wo wir uns für die kommenden drei Nächte eingemietet haben. Das Dach- nebst Vorzelt ist schnell aufgebaut, und so genießen wir bei schönem Sonnenschein noch Muffins zum Tee. 

 

Am Abend machen wir mit den Rädern nochmals einen Abstecher zum Schwarztier. Dem gehts nach wie vor gut - er futtert gerade begeistert eine riesige Portion Gras. 

Erste Reitstunde bei Elke
Erste Reitstunde bei Elke

30.05.2021

 

Die erste Nacht im Dachzelt in Baiersbronn war ziemlich buschig, es hatte irgendwann wohl nur noch 4°. Wir fallen um 6.45 Uhr kurz aus den Schlafsäcken, und ich bin froh, daß in erreichbarer Nähe eine Toilette ist... Auf dem Campingplatz ist es halt schon anders als zu Hause. Erst um 08.00 Uhr stehen wir auf. Es gibt Müsli und Tee, dann schwingen wir uns auf die Räder und radeln zum 3 km entfernten Blauen Reiter.

 

Willi geht es gut, er ist munter, hat Heu und Gras gefressen und sich nachts auch nochmals hingelegt. Um 10.00 Uhr haben wir unsere erste Reitstunde.

 

1. Reitstunde: 

 

Elke erklärt mir die verschiedenen klassischen Schulen: die Wiener arbeiten gerne mit viel Biegung, die Portugiesen nehmen diese erst später hinzu und arbeiten zunächst mehr an der Geraderichtung. Damit Willi sich besser in den Schultern kontrollieren läßt, ich seinen Widerrist besser zwischen mir behalten kann und er nicht mehr so hin- und herschwankt, gibt uns Elke als erste Aufgabe eine Volte als Vieleck geritten: ich soll den Schwarzen im Hals eher gerade halten, dann die Schultern verschieben, hierauf innen wieder vortreiben und leicht biegen. Willi wird dadurch aufmerksamer, nimmt sich besser auf und rundet sich. Rechte Hand ist das relativ einfach, linke Hand versucht er gerne mit der Hinterhand nach außen wegzudriften. 

Immer wieder gerade, biegen, gerade, biegen.
Immer wieder gerade, biegen, gerade, biegen.

Erst, als das auf jeder Hand gut klappt, nehmen wir auch das Schulterherein hinzu. Durch die Vorarbeit mit dem Verschieben der Schultern über den gut führenden äußeren Zügel gelingt das ganz leicht. Und wenn ich dann auch noch außen sitzen bleibe, können wir sogar die Richtung halten. ;-) 

 

Dann gehts auf den Zirkel. Ich soll Willi in Konterstellung reiten und dabei den Zirkel verkleinern. Dadurch holen wir sein äußeres Hinterbein besser heran und vergrößern den Zirkel wieder. Ich muß aufpassen, daß ich richtig sitze, denn außen ist jetzt innen. ;-) Hieraus können wir dann antraben, wiederholen das Verkleinern und Vergrößern - alles in Konterstellung. Ich soll Willi erst dann wieder nach innen biegen, wenn er sich gut am äußeren Zügel führen läßt. Via Wechsel durch die ganze Bahn in Konterstellung gehts auf die andere Hand. Dort wiederholen wir die Übung. Insgesamt fällt es Willi rechte Hand leichter als links. Diesen Handwechsel soll ich auch immer dann einbauen, wenn Willi droht vorne zu eng zu werden, damit ich ihn wieder ein wenig besser vorwärts in die Dehnung reiten kann. 

 

Zum Abschluß schauen wir uns noch den Galopp an. Wir erarbeiten uns ein sich gut beugendes äußeres Hinterbein auf dem Zirkel mit Konterstellung und dem Vieleck, dann stelle ich in der Ecke um und galoppiere an. Das erste Mal linke Hand vermassle ich, beim zweiten Mal fühlt es sich jedoch schon wesentlich runder als sonst an. Rechte Hand gelingt es sogar noch besser, Willi springt richtig nach oben. Obwohl wir eigentlich noch Zeit hätten, belassen wir es für heute Vormittag dabei, weil der Schwarze toll mitgearbeitet hat. Er hat zwischenzeitlich eine wesentlich bessere Kondition. :-) 

Erste Übungen zum Travers
Erste Übungen zum Travers

Den Nachmittag bis zur nächsten Reitstunde verchillen wir auf dem Campingplatz und genießen das tolle Wetter. 

 

2. Reitstunde: 

 

Bevor Elke kommt, wärme ich den gesattelten Schwarzen mit ein wenig Freiarbeit auf: bei mir an der Schulter mitlaufen, antraben, übertreten, alleine auf dem Zirkel traben. So ein Guter! 

 

Als Elke kommt, wiederholen wir zunächst das Vieleck auf Volte und Zirkel vom Vormittag, was gleich gut funktioniert. Ich bekomme ein wesentlich besseres Gefühl für den äußeren Zügel. Willi ist aufmerksam und arbeitet toll mit. 

 

Dann gehts intensiv an die Seitengänge: aus der Volte Schulterherein, aus einer weiteren Volte Travers. Der mißlingt. Ich meine immer, Willis Kruppe mit dem äußeren Schenkel nach innen schubsen zu müssen. Das ist falsch. Gemeinsam mit Elke erarbeite ich mir die Kontrolle der Hinterhand nur über ein leichtes Zurücknehmen meiner äußeren Schulter. Unterstützend kann ich die äußere Hand etwas nach außen weisend einsetzen. *Schwupp* geht Willi Travers. Und ganz leicht! Krass! *freu* 

 

Das wiederholen wir auf beiden Händen und fragen das dann in verschiedenen Variationen ab: Schulterherein auf der Diagonalen, beim Erreichen der Bande Travers. Oder aus der Ecke Schulterherein rechts linke Hand, bei B umstellen ins Travers links, gleiches auf der anderen Hand. Die Königsübung ist dann Schulterherein aus der Ecke heraus, bei B umstellen ins Renvers. Da kommt es erst recht auf den gut führenden äußeren Zügel an, weil keine Bande mehr da ist, die das Pferd begrenzt. ;-) Uff, das war ganz schöne Kopfarbeit...

 

Zum Abschluß traben wir, was sich durch die viele Vorarbeit richtig, richtig gut anfühlt. Ich soll Willi hierbei energischer werden lassen, das Tempo jedoch halten. Der Schwarze ist super drauf und macht mit. :-) Wir versuchen die Seitengänge im Trab - Schulterherein klappt schon ganz ordentlich, Travers müssen wir noch üben. 

 

Toll, toll, toll! Auch nach der zweiten Einheit ist Willi noch munter und fit.

 

Amor wird derweil zu Hause von Vanessa auf der Reitwiese longiert. 

Konzentrierte Arbeit
Konzentrierte Arbeit

31.05.2021

 

Nach einer weiteren kalten Nacht, dafür mit einem Frühstück in der schon knalligen Morgensonne radeln wir wieder entlang der Murg zu Willi. 

 

3. Reitstunde:

 

Elke läßt uns eine Quadratvolte reiten. Zunächst sollen wir auf diesem kleinen Viereck die Ecken normal ausreiten. Nachdem Willi sein Arbeitsplatz für die nächste halbe Stunde bekannt ist, sollen wir vor den Ecken anhalten, eine 1/4 Hinterhandwendung machen, dann weiterreiten. Ich muß aufpassen, daß ich den Schwarzen mit dem inneren Schenkel früh genug auffange. Nachdem das klappt, machen wir das ganze in Bewegung. Das rahmt Willi nochmals gut zwischen den Zügeln ein und zeigt mir einmal mehr, wie wichtig und richtig das Wenden am äußeren Zügel ist. Hebt sich das Schwarztier heraus, denke ich kurz an Konterstellung und habe ihn wieder eingefangen. 

 

Dann geht es an den verkürzten Schritt und Trab: Willi soll energisch Vorwärtsgehen, dabei aber nicht schneller werden. Ich touchiere hin und wieder mal mit der Gerte. Dadurch nimmt er sich nochmals besser auf, das Antraben wird besser und erfolgt nach vorne/oben. Hieraus erarbeiten wir dann auch wieder den Galopp, zunächst aus dem Trab, dann aus dem Schritt. Willi macht toll mit und ist mega-fleißig! :-) Dafür darf er anschließend ein wenig an der Hand entlang der Murg grasen. 

Wendungen
Wendungen

Unsere Zeit bis zur nächsten Reitstunde verbringen wir auf den Drahteseln und radeln durch Baiersbronn und durch das Sankenbachtal zum Sankenbachsee. Gerret navigiert - und lotst uns das Sankenbachsteigle entlang, einen tollen Wanderpfad. Mit den Rädern ist das allerdings etwas schwierig... ;-) Zur Belohnung gibts dafür wieder zurück in Baiersbronn einen riesigen Eisbecher. 

 

4. Reitstunde: 

 

Ehrlich gesagt bin ich schon etwas platt. Ich wärme den Schwarzen wieder mit etwas Freiarbeit auf. 

 

Als Elke kommt, starten wir nochmals mit dem verkürzten Schritt und nehmen nach einer kurzen Wiederholung der Quadratvolte recht schnell den Trab dazu. Anfangs geht der Schwarze etwas dagegen, was ich mit ein wenig Konterstellung korrigiere. Dann gehts auf die Arbeit auf der Volte: ich soll Willi zunächst mit Kopf in Volta, dann mit Kruppe in Volta reiten. Auch hierbei ist wieder der äußere Zügel wichtig, der sich jeweils ändert. Sobald Willi leicht wird und sich selbst trägt, kann ich ihn antraben. Als das gut funktioniert, wiederholen wir die Übung im Trab (was natürlich längst noch nicht so koordiniert wie im Schritt klappt) und galoppieren hieraus an. Elke ist zufrieden, ich bin schon etwas im Off. ;-) Als sie zum Abschluß nochmals Konterschulterherein und Travers wiederholen möchte, habe ich einen großen Knoten im Kopf - und weiß noch nicht einmal mehr, wohin ich im Travers meine Schulter drehen soll... Zwei Reitstunden und dazwischen auch noch 24 km Radeln bei sattem Sonnenschein ist halt schon etwas viel. Gut, daß zumindest Willi weiß, was Elke will. Und nur deshalb sieht das Travers am Schluß tatsächlich doch noch wie ein Travers aus. *grins* Wir brechen vorzeitig ab. Ich kriege nix mehr gebacken, der Schwarze ist dafür noch voll fit. *staun* Dafür gehe ich dann auch nochmals mit ihm an der Hand grasen. 

 

Das Mörchen wird derweil zu Hause von Sarah auf der Reitwiese longiert.