01.03.2021
Der erste Test für die neuen Solar-Lampen: erfolgreich! Als ich um 05.45 Uhr zum Stall komme, geht als erstes die Lampe am Eingang zum Paddock an. Die größere Solar-Lampe im Heulager erhellt dieses komplett und nahezu taghell. In der Sattelkammer haben wir bislang nur eine im hinteren Teil aufgehängt, aber auch diese macht so hell, daß das auch ohne Probleme die Futtertonnen ausleuchtet. Auch im Gärtchen beim Wasser geht eine kleinere Solar-Lampe an, so daß Wasserschöpfen aus den Regenwassertonnen ebenfalls ohne weitere Kopflampe möglich wäre. Ganz ohne Kopflampe wird es nie gehen, weil ja auch der Paddock und der Trailweg abgemistet werden müssen. Dennoch stellt das eine praktische Arbeitserleichterung dar. Die Bilder sind übrigens ohne Kopflampe und ohne Blitz aufgenommen.
Am Nachmittag treffe ich mich mit Sarah am Stall, wir gehen mit Amor und Willi auf die Reitwiese. Juhu, ist das schön, endlich mal wieder ein wenig mit den Pferden arbeiten zu können! :-)
Insgesamt bin ich mal wieder beeindruckt, wie gut so eine Trainingspause im Winter ist: Willi kann alles wiedergeben, ist motiviert und willig. Und: es klappt besser als im Herbst! Nachdem wir uns durch viele große gebogene Linien, geritten am hingegebenen Zügel nur aus dem Sitz heraus, aufgewärmt haben, gehts über ein wenig Schenkelweichen von der Mittellinie zum Hufschlag zum Lockern in den Trab. Da fehlt anfangs etwas die Hinterhand, die der Schwarze dann aber doch recht schnell von alleine (!) anwirft. Ja, sowas! Nach dem Ausschnaufen am hingegebenen Zügel nehme ich diesen wieder vorsichtig auf und entwickle aus einer Volte bei A bzw. C das Schulterherein, gehe mit diesem durch die Ecke noch ein wenig entlang der langen Seite, hieraus wird dann wieder angetrabt. Da kommt dann schon ein wenig Schmackes aus der Hinterhand. Rechte Hand gelingt die Übung zunächst minimal schlechter, dann überrascht mich das Schwarztier: er fängt an, ein gutes Vorwärts im Schulterherein beizubehalten!
Das war bislang immer ein Handicap: im Seitengang wurde Willi immer gerne etwas langsamer. Da ich aber ein Form-vor-Bewegung-Freund bin, weil ich das egal ob für Mensch oder Pferd einfach logischer finde, eine Übung zunächst langsam, dafür in korrekter Form, zu erarbeiten und erst dann mehr Bewegung, im Falle des Pferdes mehr Vorwärts, hinzuzunehmen, trägt die Arbeit nun Früchte. Gerade auf der schlechteren Hand gelingt uns ein Schulterherein mit wesentlich mehr Vorwärts als sonst. Ein kleiner Schritt ist wieder geschafft!
Anschließend möchte ich das, etwas arg übermotiviert, mittels Travers auch gerne mit in den Galopp nehmen, frage also eine Volte vor der langen Seite ab und führe Willi aus dieser ins Travers. Tsss, des wird nix (Form vor Bewegung!); ich haue mir selbst auf die Finger. Also lasse ich die höhere Gangart weg und bleibe im Schritt und erarbeite mir erst einmal ein paar gute, wenige Schritte im Travers. Daran können wir weiter feilen. Zum Abschluß lasse ich mir in einem schönen flotten Trab den Zügel aus der Hand kauen. Prima! :-)
02.03.2021
Als ich am Nachmittag zum Stall komme, erzählt Claudia, daß Willi und Joe schon ausgiebig selbst gesportelt haben: wildes Gerenne und Spielen inkl. Steigen, Bocksprüngen und Lustigsein. ;-) Amor stand wohl etwas pikiert daneben und wußte nicht so recht, was er von solchen Albernheiten halten soll. *grins*
Wir gehen natürlich trotzdem oder gerade deshalb eine starke Stunde mit Willi und Joe ins Gelände. Am Anfang gehen wir schöne Trampelpfade durch den Wald, wo wir auch etwas träbeln, bis wir an die heutige Galoppstrecke kommen. Die führt schnurstracks geradeaus durch den Wald leicht den Berg hinauf. Joe und Claudia gehen voraus, Willi und ich folgen - sehr gesittet! :-) Schön! Willi gibt sich arg Mühe, und ich glaube, daß er nicht so lange galoppiert wäre, wäre Joe nicht voraus gegangen.
Anschließend bummeln wir gemütlich durch den Wald Richtung Heimat, nehmen nochmals einen steil bergab führenden Trampelpfad unter die Hufe, auf welchem die Pferde gut aufpassen müssen, wo sie hintreten.
Da Willi ja gerne nachschwitzt, bekommt er eine halbe Stunde nach dem Absatteln noch die Notfall-Fleece-Decke auf, die er in der Nacht auch abschütteln kann.
03.03.2021
Während Vanessa nach der morgendlichen Stallarbeit mit Willi für ein bißchen Bodenarbeit auf die Reitwiese geht, schnappe ich mir in meiner frühen Homeoffice-Mittagspause das Mörchen und spaziere mit ihm eine Stunde durch den Wald. Von gelegentlichen, typischen Haflinger-Heißhunger-Freßattacken abgesehen, verläuft der Spaziergang ziemlich harmonisch. Wir sind weitgehend alleine im Wald unterwegs, wo die Vögel munter vor sich hinzwitschern.
Ich schicke Amor unterwegs immer mal kurz ins Unterholz um einen Baumstumpf herum, einen kleinen Abhang hinauf und wieder hinunter oder longiere ihn auf beiden Händen über einen Baumstamm.
Auf dem Heimweg entschließe ich mich, einen auf meiner Karte eingezeichneten, aber wohl schon länger nicht mehr benutzten Weg einzuschlagen, der anfangs sehr schön durch den Wald verläuft, auf den letzten 50m aber ziemlich zugewachsen ist, weshalb wir uns ein kurzes Stück direkt durch den Wald zum nächsten Weg durchschlagen. Amor ist trittsicher, folgt mir am durchhängenden Strick und vergißt dabei sogar das Hapsen nach Gras. ;-)
Am späten Nachmittag ist es für Willi dann soweit: er wird das erste Mal vor die Wiesenschleppe gespannt. Gerret hat vorher ja noch selbst versucht, die mal über die Weide zu ziehen: uff... Aber Willi - der zieht einfach an und läuft los, wie wenn das gar nix wäre! Toll!
Gerret läuft anfangs noch mit, bis sich nach einigen Runden etwas Routine ergibt. Gut, an der ganz exakten Linienführung müssen wir noch arbeiten, aber nach 30 Minuten ist unsere Weide Nr. 4 doch schon ziemlich akkurat abgeschleppt. Ich bin voll happy und mega-stolz auf mein tolles Arbeitsross! Willi hat erst jetzt angefangen, ganz leicht zu schwitzen. Gut, das reicht fürs erste Mal auch. Das Pferd soll ja Spaß dabei haben und sich nicht überanstrengen.
Warum die Weide abschleppen bzw. "striegeln"?
Die von mir verwendete Schleppe besteht aus vielen kleinen, sich teilweise mitdrehenden Rädchen mit Zinken. Die Zinken dringen beim Striegeln minimal in den Boden ein, um die oberste Bodenkruste leicht aufzubrechen und zu zerkleinern. Auf diese Weise wird eine bessere Bodenatmung veranlasst und die Kapillarität unterbrochen. Es erfolgt neben dem Einebnen von Maulwurfshügeln auch eine Bekämpfung von Beikräutern. Auf natürliche Art wird also die Grasnarbe etwas angerissen und abgelegt, um zu vertrocknen. Das regt auch die Bestockung des Grases, also seinen Wuchs an.
Anschließend fummeln Gerret und ich noch die letzten beiden Solarlampen in der Sattelkammer hin. Unter strenger Beobachtung vom Senior, der sich wohl den ein oder anderen Keks erhofft. Durch die drei Solarlampen ist es nun in der Sattelkammer prima hell. Einziger Nachteil: die Lampen gehen natürlich auch an, wenn die Katzen ein- und ausgehen, aber zumindest nicht, wenn die Pferde sich nebenan im Stall tummeln.
04.03.2021
Am Abend zieht ein kurzes, aber äußerst knackiges Gewitter mit Wind, Regen, Blitz und Donner über uns hinweg. Sarah und Vanessa haben Glück: sie sind schon vom 1,5-stündigen Ausritt mit Amor und Willi zurück.
Der Schwarze ist heute erstmals mit seinem neuen, auf Maß gefertigten Schnurengurt unterwegs. Der Schnurengurt, eine ja schon äußerst alte, aber bewährte Art des Bauchgurts zum Satteln, hat den Vorteil, daß er sich durch das hier verwendete Baumwoll-Material auch etwas dehnt und dem Pferd so Atmungsfreiheit gibt. Außerdem finde ich es prima, daß natürliche Materialien verarbeitet sind. Den Gurt kann man in verschiedenen Ausführungen bei www.reiten-wie-am-schnuerchen.de bestellen. Ich hatte vorher einen Testgurt bestellt, so daß ich genau schauen konnte, wie der Gurt paßt. Außerdem ist die Farbpallette gewaltig - ich bin aber lieber beim unauffälligen Braun geblieben. ;-)
05.03.2021
Das Gewitter hat immerhin 7 l/qm Regen gebracht.
06.03.2021
Für unseren heutigen Tagesritt haben wir wunderherrliches Wetter erwischt: knallblauer Himmel und recht kalt. Für die Pferde mit ihrem Winterpelz ist das optimal, allein der zwischendurch immer recht frische Wind ist etwas störend.
Während Gerret mit Amor 1,5 Stunden spazieren geht, machen Claudia auf Joe und ich auf Willi uns zur Durchquerung von Söllingen auf, weil wir heute mal auf der anderen Seite des Ortes reiten wollen. Das zieht sich etwas und ist wegen der anfänglichen Betonwege natürlich nicht so schön. Dafür werden wir dann aber mit vielen tollen Wald- und Wiesenwegen und Trampelpfaden entschädigt.
Willi ist im Dorf ein wenig guckig, bleibt aber ruhig. Auch wenn ich es immer sehr schön finde, wie sich die Leute beim Durchritt einer Ortschaft über die Pferde freuen, bin ich froh, als wir endlich raus aus dem Dorf sind. Es geht erst noch einen Betonweg entlang, dann kommen wir auf weicheres Geläuf. Willi trägt heute zur Gewöhnung auch hinten wieder Hufschuhe, tut sich mit denen aber schwer: durch den Regen vorgestern und die Kälte der letzten Nacht sind manche eigentlich schöne Wiesenwege einfach sehr rutschig.
Wir umrunden den Heulenberg, traben dort auch erstmals ein Stück und halten uns dann an Wöschbach entlang in Richtung Trais, einer Siedlung, die zu Königsbach gehört. Da müssen wir im Sommer nochmals lang: da gibt es tolle Galoppstrecken, die wir heute leider weitgehend nur im Schritt entlangreiten können, weil die Pferde sonst zu sehr rutschen.
Da wir oft am Waldrand entlang kommen, genießen wir tolle Ausblicke auf den knallblauen Himmel und die entfernt liegenden Ortschaften, z. B. Singen.
Noch vor unserem ersten Etappenziel machen wir nach rund 2,5 Stunden eine erste Pause und lassen die Pferde ein wenig grasen, während ich mein in den Sattelpacktaschen mitgebrachtes Vesper und eine kleine Thermoskanne Tee auspacke.
Dann gehts über tolle Trampelpfade in Richtung der Ruine Kleinsteinbach. Dorthin führt ein etwas exponierter Weg, der rechts neben uns ziemlich steil abfällt - zuerst hinunter, dann hinauf. Angekommen an der Ruine eines Turms aus dem 11. Jahrhundert, von dem nur noch ein paar Steine übrig sind, machen wir eine kurze Pause und entscheiden uns, diesen Weg nicht wieder zurück zu gehen, sondern lieber außenherum einen Wiesenweg einzuschlagen.
Wieder im Wald auf einem bergab verlaufenden Trampelpfad angekommen bummelt Joe voraus, Willi trottet hinterher. Plötzlich ruft es von hinten "Pferd!". Ich drehe mich um und sehe zwei Mountainbiker. Ich wende Willi, damit er sie besser sehen kann, sie rauschen an uns vorbei. Als ich Willi bereits um 90° wieder gewendet habe, entdeckt der, daß Joe schon fast um die nächste Ecke biegt - - - und spurtet mit mir den Trampelpfad buckelnd hinunter! 😳 Ich halte mich wacker im Sattel, habe noch kurz die Befürchtung, daß wir die Radler umnieten, die wir fast erreicht haben, da biegt Willi um die Ecke in Richtung Joe, hüpft über ein Dreckloch mitten in einige herumliegende Äste, wir segeln an einem Baum vorbei, dann kommen wir zum Stehen. 🙄 Ich muß erst mal verschnaufen, während mein Roß - immerhin schon gute 18 km unterwegs (!) - seelenruhig weiterlaufen möchte. Beim Blick auf die Hufschuhe stelle ich fest, daß wir einen hinteren verloren haben. Bei dem ist leider auch noch ein Seilzug gerissen, weshalb ich Willi auch den anderen ausziehe und beide hinten über den Packtaschen festzurre.
Wir machen uns auf zum Söllinger Naturfreundehaus, wo wir mit Gerret verabredet sind, der uns leckere Berliner mitgebracht hat. Wir trensen die Pferde kurz ab und bieten ihnen jeweils eine Handvoll mitgebrachten Leinsamentrester an, den Joe dankbar futtert. Willi hat derweil nur noch Schabernack im Kopf, guckt in die Ferne, albert mit Gerret herum oder zieht lustig an seinen Gurtstrupfen. Hallo, der sollte eigentlich ein wenig müde sein...??? 😂
Da es vom Naturfreundehaus aus bergab hinunter nach Söllingen geht und hier viele betonierte Wege sind, führen wir die Jungs bis nach Söllingen hinein und steigen erst an einem Bänkchen im Ort wieder auf. Die Durchquerung verläuft reibungslos, trotzdem der Schwarze wieder viel zu schauen hat. Auch den letzten, sehr steilen Anstieg den Flühlosweg hinauf zieht Willi nochmals richtig an. Mann, ist der fit!
Nach 5,5 Stunden, knapp 23 km und 4,75 Stunden reiner Reitzeit kommen wir wieder am Stall an. Willi ist immer noch ziemlich munter. Tja, die Geister die ich rief: das Wintertraining zeigt Erfolge, er ist fit. Bleibt allerdings abzuwarten, wie sich das verhält, wenn wir dann auch mal die höheren Gangarten dazu nehmen. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden. An den Sattelpacktaschen muß ich noch ein paar Veränderungen vornehmen, damit ich diese wesentlich leichter am Sattel mit Karabinern festhaken kann. Auch die Hufschuhe sind ok (wenn der eine dann wieder repariert ist...). Toller Ritt, tolle Pferde! :-)
07.03.2021
Vanessa geht nacheinander mit Willi und Amor ein wenig spazieren und läßt sie grasen.
08.03.2021
Nachdem ich Sarah am späten Nachmittag auf der Reitwiese noch eine Reitstunde auf dem quietschfidelen Haflinger gegeben haben, spannen Gerret und ich den Schwarzen an, der heute nochmals zwei Weidestücke abschleppen darf. Der Schwarze trägt heute erstmals dazu eine Postkandarre, das er willig aufnimmt. Ein Stangengebiß ist fürs Fahren und für die Arbeit einfach besser geeignet.
Artig zieht Willi seine Bahnen, möchte aber gerne hin und wieder am Berg mal abkürzen, wo es für ihn halt einfach anstrengender ist, die Schleppe nach oben zu ziehen. Ich kürze auf dem zweiten Weidestück auch etwas ab, weil Willi dann doch anfängt, leicht müde zu werden. Aber er hat nicht sonderlich geschwitzt. Braver Bub!
09.03.2021
Als wir am späten Nachmittag zum Stall kommen, sehe ich Amor aufgeregt im Viereck auf der Kuppe herumhüpfen. Willi galoppiert aufgeregt den Trailweg runter und wieder hoch. Hä? Ach so: Herr Hafi ist unter dem Zaun auf das abgetrennte Stück Wiese im Viereck geschlüpft und kommt nun nicht mehr heraus. Soso... Fängt das jetzt wieder an... *augenroll*
Nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist, spannen wir den Schwarzen zum dritten Mal an und schleppen mit ihm Weide Nr. 3 ab. Ich bin mal wieder erstaunt und stolz, wie gut Willi mitdenkt: zeigte er gestern noch ein wenig Unverständnis, wieso wie jetzt nicht nach draußen, sondern in Richtung Trailweg laufen, dreht er sich heute auf Kommando um und läuft gemütlich in Richtung Weiden. Er weiß ganz genau, was ansteht und bleibt sogar von alleine vor einem Weideeingang stehen.
Im unteren Bereich von Weide Nr. 3 liegt viel Laub, das wir so auch etwas über die Weide verteilen - das ist nicht schlecht als Dünger. Da diese Weide, wie die gestrigen auch, am Hang liegt, erfolgt die Linienführung so, daß Willi weniger bergauf und bergab, als vielmehr längs zum Hang schleppen muß. Nur der letzte Anstieg zum Eingang zur Weide muß er sich mal voll ins Zeug legen.
Anschließend lege ich Willi noch den Sattel auf und schaue, wie ich die Sattelpacktaschen geschickter mittels kleinen Karabinern am Sattel befestigen kann, damit ich nicht immer so viel herumfummeln muß. Ich werde hierzu noch zwei Schlaufen an die Sattelpacktaschen nähen, aber dann dürfte das taugen.
10.03.2021
Anstatt wie die letzten Tage -4° hat es heute um 05.45 Uhr +4°. Und Herr Hafi ist auch am Morgen schon ziemlich munter: hatte ich das Tor zum Gärtchen den ganzen Morgen, als ich dort rein und raus bin, immer gesichert und es nur kurz beim letzten Betreten ungesichert gelassen, als ich Amors frisch eingeweichte Heucobs in die Sattelkammer stelle, merkt der Senior das sofort und setzt zum zweiten Frühstück an. *mehrmalsaugenroll* Mit großen Augen guckt er micht an, als ich ihm schimpfend das Gartentor aufhalte. Hach jaaaa...
Am späten Nachmittag longiere ich beide Buben jeweils 30 Minuten, da ab Morgen nahezu durchgängig für die nächsten Tage Regen angesagt ist.
Willi wärme ich mit unserem obligatorischem Volten-Gekringel ganze Bahn auf jeder Hand auf. Daran schließt sich die gleiche Übung im Trab an. Zum Verschnaufen nehme ich ihn an die Hand, lasse ihn übertreten, ganzen Travers, Hinterhandwendungen und Schulterherein gehen. So gelockert gehts auf den Zirkel in den Galopp; und der sieht richtig gut aus. Außerdem kann Willi nun schon ganz ordentlich zwei Zirkelrunden auf jeder Hand galoppieren. Im anschließenden Trab zeigt er eine schöne, sich selbst aufnehmende Haltung und dehnt sich auch immer wieder gut nach vorwärts/abwärts.
Mit dem aufs Gras hapsigen Haflinger ist das natürlich schon schwieriger. Ich schaffe es zwar, ihn gleichermaßen aufzuwärmen wie Willi, muß jedoch aufpassen wie ein Luchs, daß er nicht doch plötzlich stehen bleibt. Einmal muß ich deshalb auch mal deutlicher werden. Nach dem Trab darf auch er ein wenig Pferdepilates an der Hand zeigen, bevor es an den Galopp geht. Und der sieht rechte Hand richtig, richtig gut aus. Linke Hand fällt es ihm schwerer, sich hinten etwas besser zu setzen, aber das ist ok.
Anschließend gehen Gerret und ich mit den beiden noch 15 Minuten grasen.
12.03.2021
Gerade vorgestern haben Gerret und ich noch die Weidezaunbatterie überprüft und eine neue angehängt, die allerdings ähnlich wie die alte irgendwie auch nicht wirklich viel "Wumms" hat. Klaro: da muß unser Sicherheitsbeauftragter, der Herr Hafi, natürlich aufzeigen, daß das nix ist. Am Morgen steht er auf Weide Nr. 2, wohl schon seit gut zwei Stunden. Gut, daß Gerret bereits eine andere Weidezaunbatterie geordert hat, die wir heute anschließen. Die hat "Wumms"! Nun hoffe ich, daß Amor das auch erkennt... Es geht ihm jedenfalls gut; er hat eben einen Saumagen...
Nachdem es seit gestern Morgen nur 6 l/qm geregnet hat, nutze ich die trockene und weitgehend unwindige Phase am späten Nachmittag für einen knapp 1,5-stündigen Ausritt mit Willi. Er trägt nur vorne Hufschuhe und ist ziemlich munter. Wir traben insgesamt 8 Minuten und galoppieren insgesamt 2 Minuten - im Galopp eine Steigerung zu sonst. Das sind 6,7 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,2 km/h. Das Schwarztier kommt zwar ob der Temperaturen von gut 10° ins Schwitzen, macht aber super mit und läßt sich jederzeit willig auf höhere Gangarten ein. Das war im letzten Herbst schon noch anders, die Konditionssteigerung ist spürbar. :-)
An der Grünen Hütte treffen wir uns wieder mit Gerret und Amor und bummeln dann am hingegebenen Zügel zurück zum Stall. Willi läßt sich problemlos nur aus dem Sitz heraus lenken - ich kann unsere Linie nahezu cm-genau bestimmen. Toll!
Am Stall kontrollieren wir nochmals alles auf Sturmfestigkeit: ab der kommenden Nacht soll uns bis in den morgigen Nachmittag Sturmtief Luis mit gut 80 km/h überqueren.
13.03.2021
Luis zieht tatsächlich mit 83 km/h über uns hinweg und bringt in 24 Stunden rund 16 l/qm Regen. Am Stall ist alles heil geblieben, den Pferdchen gehts gut und für die Weiden ist der Regen nötig.
Da es bei derartigen Windstärken für Unternehmungen zu gefährlich ist, haben die Jungs heute Pause. Ich widme mich derweil vom Sofa aus dem Umnähen meiner Sattelpacktaschen.
14.03.2021
Die schlimmsten Sturmböen sind vorüber, aber auch heute weht noch ein ziemlich kräftiger Wind. Mit Vanessa und Willi gehen Gerret, Amor und ich eine Stunde spazieren und lassen die Rösser auch gute 15 Minuten grasen.
15.03.2021
Sarah und ich nutzen am späteren Nachmittag eine Regenpause und gehen mit Amor und Willi 1,5 Stunden ins Gelände. Einen Schauer bekommen wir, allerdings erst auf dem Heimweg, noch ab, ansonsten bleibt es weitgehend trocken.
Vor allem Amor ist heute sehr munter und lauffreudig. Wir träbeln zweimal eine längere Strecke, und vor allem auf der Galoppstrecke galöppelt er munter voraus. Was bin ich froh, daß der Senior mit seinen bald 27 Jahren so fit ist! Trotzdem tut ihm das intervallartige Absteigen und Führen während der Ausritte bestimmt gut.
Willi ist heute etwas gemächlicher unterwegs. Er trägt nur vorne Hufschuhe, die ihm auf zwei Trampelpfaden im Wald wegen der weitgehend nur leicht angematschten Oberfläche etwas schwerer fallen. Das ist ohnehin etwas, was man nie bei derartigem Wetter unterschätzen solle: für Pferde ist dieses Laufen mit uns im Sattel auch im Schritt über rutschiges Geläuf anstrengend, weil es eine sehr gute Koordination erfordert. Nach 1,5 Stunden und 6,6 km sind wir wieder am Stall.
Da es jetzt schon bis fast 19 Uhr noch einigermaßen hell ist, ist die Stallarbeit anschließend auch kein Problem. Jetzt könnte nur das Wetter wieder etwas beständiger werden.
16.03.2021
Gerade als Vanessa mit Willi von einem 3/4-stündigen Spaziergang zurückkommt, starte ich mit Amor zu einer Tour am Langen Zügel ins Gelände. Das Mörchen, das zunächst beim Putzen noch etwas müde wirkte, ist gleich viel munterer und zuckelt brav vor mir her. Ich frage ein wenig Anhalten und Rückwärtsrichten, Kurven und Schulterherein ab. Nur das Schenkelweichen in Form von Viereckverkleinern- und wieder vergrößern ist noch deutlich ausbaufähig. Wir träbeln auch zweimal, aber da kommt das Frauchen einfach zu schnell außer Puste... ;-)
Zwischendurch gibts natürlich eine 10-minütige Snackpause auf der Lichtung im Wald. So ein Mittagspausenspaziergang ist einfach herrlich: es ist wunderbar ruhig, nur die Vögel zwitschern.
Am Abend shampooniere ich mal wieder Willis Fesselbeugen und entferne die im Fell festklebenden Hautschuppen. Danach wird alles gründlich ausgespült, abgetrocknet und eingecremt. Die Mauke hält sich deutlich in Grenzen.
17.03.2021
Um 05.45 Uhr bin ich am Stall und werde nur von Willi und Joe begrüßt. Der Haferschlingel wird doch nicht...? Doch, er hat. *grmpf* Über das abgetrennte Wiesenstück im Viereck ist er auf Weide Nr. 3 eingebrochen. Oh, menno! Ich schimpfe, worauf Amor mir während der restlichen Stallarbeit sehr aufmerksam und gleichzeitig schuldbewußt hinterherschaut.
Bei gutem Wetter kann ja jeder... Denke ich dann in der Mittagspause und schwinge mich kurzerhand in den Sattel vom Schwarzen. Amor biete ich derweil den Rest seiner Heucobs vom Morgen an, auf die er nicht mehr genügend Hunger hatte.
Willi und ich sind eine starke Stunde ziemlich flott für unsere Verhältnisse unterwegs, traben vor allem viel: fast 11 Minuten. Das hebt unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf den gerittenen 6,5 km auf 5,9 km/h. Cool!
Auf dem Heimweg frage ich dann noch ein wenig das Zügelaufnehmen und wieder -aus-der-Hand-kauen-lassen ab. Ich muß darauf achten, daß die Hinterhand aktiv bleibt, aber ansonsten ist das in Ordnung. Braver Schwarzer!
Am Abend geht Sarah mit Amor ein wenig spazieren.
18.03.2021
Vanessa geht mit dem Schwarztier am späten Vormittag eine knappe Stunde ins Gelände. Willi ist brav und gechillt, so daß sie auch ein Stückchen traben. Es freut mich, daß das nun schon so toll klappt! :-)
19.03.2021
Amor und ich erwischen in meiner Mittagspause eine regenfreie Stunde und gehen spazieren. Als wir an seinen üblichen Stellen, an denen er sonst auch mal grasen darf, vorbeilaufen, reagiert er äußerst erstaunt. Da stellt es dann auch eine erhöhte Anforderung dar, als ich mal anhalte, um meine Schnürsenkel neu zu binden und er stehenbleiben soll. ;-) Als Belohnung gibts natürlich trotzdem eine Freßpause an anderer Stelle. Gerade, als ich mich wieder auf den Heimweg mache, kommt der nächste starke Graupelschauer. Alles richtig gemacht!
Vanessa mit Willi und Laura mit Joe haben am Nachmittag weniger Glück. Während des 1,5-stündigen Ausritts ist so alles an Wetter dabei, was man nicht brauchen kann: Regen, Graupel und sogar heftiges Schneetreiben. %-)
20.03.2021
Ein weiterer Trainingsritt steht heute an. Ich bekomme Besuch von Doris, die Freiberger Retan mitbringt. Um 10.30 Uhr gehts los. Aufgrund der durch den Regen der letzten Tage wohl ziemlich aufgeweichten Wege entscheide ich mich zu einer ausgedehnten Runde in heimischen Gefilden mit wenigen Trampelpfaden und eher viel befestigten Wegen. Willi tut sich mit seinen Hufschuhen, die er heute gerade wegen des oft rutschigen Geläufs nur vorne trägt, ohnehin schon etwas schwerer.
Bei strahlendem Sonnenschein aber nur max. 5° gehts zunächst in Richtung Hopfenberg, den wir umrunden und dann vorbei am Rittnerthof in Richtung Thomashof, wo wir auf der Kuppe mit schönem Ausblick nach gut 2,5 Stunden eine Pause einlegen. Die Jungs dürfen ein wenig grasen, wie vespern das in den Sattelpacktaschen mitgebrachte Vesper. Hinsichtlich Willis Zäumung muß ich mir für den Wanderritt noch etwas überlegen, weil es einfach sehr unpraktisch ist, unterwegs dem Pferd die Trense ab- und das Stallhalfter anzuziehen.
Dann gehts nochmals rund 1,5 Stunden in Richtung Heimat.
Willi hat mit Retans sehr, sehr zügigem Tempo einigermaßen mitgehalten, mußte aber immer wieder motiviert werden. Außerdem wußte er an nahezu jeeeeder Kreuzung, wo es denn nun eigentlich in Richtung Stall geht... ;-)
Wieder am Stall bezieht Retan den abgezäunten Paddockteil mit dem Weidezelt, Doris und ich entspannen bei Kaffee und Schokokuchen im Gärtchen. Scheeee wars! :-)
21.03.2021
Am Morgen bekomme ich von Claudia die Nachricht, daß Amor die Nacht wohl auf der Weide verbracht hat. Sie hat dort zehn Haufen von ihm eingesammelt... *umfällt* Oh Mann!!! Das gibts doch nicht!!! Seine Heucobs wollte er dann natürlich nicht komplett fressen, aber es geht ihm angabegemäß gut, die Hufe sind nicht sonderlich warm und er hat auch später normal geäppelt. Trotzdem machen Gerret und ich am späten Vormittag einen kurzen Kontrollbesuch. Auch da ist alles ok. Claudia erzählt uns noch, dass er wohl vom Viereck auf der Kuppe aus in die Weide eingebrochen ist; dort waren alle drei E-Seile ausgehängt. Gott sei Dank sind Willi und Joe da von der deutlich zurückhaltenderen Sorte.
Am Abend nehmen wir deshalb nochmals ausgiebig den Zaun in Augenschein. Eine neue Weidezaunbatterie ist ja schon seit letzter Woche in Betrieb. Ich setze im Viereck noch einige Bandverbinder. Außerdem tauschen wir das Anschlußkabel vom Weidezaungerät an den Zaun aus. Ein neues Anschlußkabel für die Erdung werden wir diese Woche noch besorgen. Mit dem Stromprüfer gehe ich den Zaun mehrmals ab; überall ist Strom drauf. Bliebe nur noch, dem Hafischlaukopf vielleicht mal wieder ein E-Band in die Mähne zu flechten, damit es richtig rummst, wenn er versucht, untenherum zu fressen oder durchzuschlupfen.
22.03.2021
Uff, der Hafi ist im Paddock geblieben. ;-)
Die Stallarbeit geht nun besser von der Hand. Wenn ich um 05.45 Uhr zum Stall komme, dämmert es schon ganz sachte und spätestens 30 Minuten später kann ich die Kopflampe eigentlich auch schon abnehmen. Ich freue mich jedenfalls auf die Zeitumstellung am nächsten Wochenende. Dann wird es zwar morgens erst nochmals dunkel sein, aber abends haben wir dann wieder ausreichend Licht für schöne Ausritte.
Am späten Nachmittag unternehmen Sarah auf Amor und ich auf Willi einen einstündigen Ausritt ins Gelände - mit zahlreichen Unterbrechnungen. Zuerst verliere ich mein am Sattel angebrachtes Taschenmesser. Als wir um eine Ecke traben, stehen plötzlich zwei große Warmblüter vor uns, deren sehr junge Reiterinnen uns zuerst erstaunt, dann ratlos und schließlich genervt ansehen. Offensichtlich ist das eine nur mit knöchelfreien, schicken, aber zum Reiten eigentlich relativ untauglichen Stoffturnschuhen ausgestattete Mädel nicht in der Lage, ihren in Nierendeckchen und Gamaschen verhüllten Schwarzen einfach an uns vorbei zu reiten. Sie springt lieber ab und führt. Als sie direkt an uns vorbei kommt, schaut meine Schwarznase interessiert zum ebenso farbigen Kumpel, worauf hin der Reiterin schon ein unentspanntes "Ahhhh...!" entfleucht. Okeeeeeee... Wir warten, bis sie um die Kurve und somit außer Sicht sind, traben dann wieder an und galöppeln schließlich den Weg weiter entlang - - - bis uns das nächste Hindernis in Form eines Autos entgegen kommt. *soifzt* Also gut, bleiben wir halt im Schritt und bummeln gemütlich nach Hause. ;-)
24.03.2021
Vanessa geht am Vormittag mit Willi eine Stunde ins Gelände. Erstmals steht auch Galopp mit auf dem Programm. Alles verläuft prima! :-)
Heute vor drei Jahren ist die süße Schwarznase ja bei uns eingezogen. Ich bin noch immer ganz baff, wie gut er sich gemacht hat: vom Panzer hat er sich sehr schnell zum ganz feinen Pferdchen entwickelt und mit dem Lauf der Zeit, Training und Vertrauen haben wir es auch geschafft, aus Eiern rundgerittene Zirkel zu formen. Dieses Jahr hat er seine Leistungen nochmals getopt und brav als Arbeitspferd die Weiden abgeschleppt und wird demnächst zeigen, wie gut das Konditionstraining über den Winter für die anstehenden Wanderritte war. Ob Longe, Doppellonge, Handarbeit, Bodenarbeit, Reiten, Gelände, Dressur oder Arbeit auf dem Feld: er ist wirklich ein Allrounder!
Ich freue mich sehr, daß er unsere kleine Herde mit seinem ruhigen Wesen perfekt ergänzt und mir immer vollstes Vertrauen schenkt, wenn ich mal wieder auf Ideen komme, die für ein Pferd eigentlich völlig sinnentleert sind.
Am Abend gehen Gerret und ich mit dem Mörchen und Willi nochmals eine halbe Stunde spazieren - bzw. besser: wir lassen sie grasen, enthaaren sie dabei ein wenig und laufen dabei laaaangsam mit. ;-)
25.03.2021
Die Planung für unseren Wanderritt am Wochenende ist gemacht. Die Strecke steht fest, das Dachzelt ist gemietet, die Packliste habe ich heute geschrieben, damit nichts vergessen wird. Eine Powerbank mit 20.000 mAh hab ich mir auch noch zugelegt, womit wir navigier- und fotografierfähig bleiben. Willi ruht sich vorsichtshalber schon mal aus, geht am Nachmittag aber nochmals mit Vanessa und Sarah und Amor eine Runde ins Gelände.
Abends informiere ich mich über die aktuelle Situation zur Herpes-Erkrankung mittels eines Webinars der FN.
26.03.2021
Ich habe frei und treffe die letzten Vorbereitungen für unseren Wanderritt am Wochenende. Dazu gehört auch das Zusammensuchen aller Positionen meiner Packliste:
Das alles wird so systematisch in die Packtaschen verpackt, daß man etwas, was man u. U. schnell benötigt, auch gleich griffbereit hat. Also: Krimskrams und Wasserflasche gerne in die Vorderpacktaschen, 1.-Hilfe-Set auf alle Fälle griffbereit oben in den Hinterpacktaschen. Ich packe außerdem trotz wasserdichter Packtaschen alles nochmals extra in Plastiktüten mit Zip-Verschluß. So bleibt alles geordnet und Kleidung gegebenenfalls auch "müffelfrei".
27.03.2021
Es geht loooooooooos! :-)
Mit Birgit bin ich um 08.30 Uhr bei uns am Stall verabredet. Sie bringt Isländer Artali mit dem Pferdeanhänger. Ich bin schon damit beschäftigt, Willi zu putzen und alles gleichgewichtig (wichtig, damit das Pferd nicht einseitig belastet wird!) in den Packtaschen zu verstauen. Das Wetter ist ziemlich windig und für den Nachmittag sind auch Regenschauer angesagt, weshalb ich den Regenponcho gleich vorne über den Vorderpacktaschen befestige. Willi trägt vorne und hinten Hufschuhe, weil auch der ein oder andere Betonweg zu queren ist. An der Wanderreittrense habe ich den Stirnriemen abmontiert, so daß diese leichter ist und vor allem nicht hinter den Ohren drückt.
Pünktlich um 09.30 Uhr gehts los. Wir reiten zunächst durch Söllingen, weil die Bundesstraße, die Pfinz und die Bahnlinie über- bzw. unterquert werden müssen. Das haben wir ja schon einige Male gemacht, so daß es hier keine Probleme gibt. Leider beschließen Willi und Artali auf den letzten Metern vor dem Ortsende doch noch zu äppeln, weshalb wir absteigen und die Hinterlassenschaften mit mehreren herzhaften Kicks auf die Seite befördern (lt. StVO müssen Straßen sauber gehalten werden). Endlich lassen wir das Dorf hinter uns und traben ein erstes Stück den Heulenberg entlang, steigen dann aber auch mal ab, als es etwas an einer Straße entlang geht.
Kaum an Wöschbach vorbei liegt ein umgestürzter Ast im Weg, weshalb wir über eine Wiese ausweichen. Nachdem wir den nächsten Hügel hinter uns haben, liegt schon Jöhlingen vor uns - die Überquerung der nächsten stark befahrenen Landstraße steht an. Über eine Brücke gehts dann Wiesenwege entlang in Richtung Siedlung Binsheim. Der Wind hat auf offener Fläche ziemlich zugenommen und pfeift uns um die Ohren.
Über einem Weinberg neben einem heute leerstehendem Waldkindergarten machen wir unsere Mittagspause. Den Pferden schnallen wir die Trensen aus, so daß sie gemütlich am Gras zupfen können. Wir stärken uns mit dem mitgebrachten Vesper, ich habe zusätzlich noch heißen Tee dabei - supi bei dem kalten Wind.
Nach einer knappen halben Stunde führen wir die Jungs erst ein Stück und steigen an am Rand liegenden Baumstämmen wieder auf. Mit Willi ist das ja noch nie ein Problem gewesen, er parkt auch auf Fingerzeig mit der Hinterhand schön an die jeweilige Aufstiegshilfe. Aber auch Artali hat sich seit unserem letzten gemeinsamen Ritt toll gemacht und ist sehr artig.
Im Wald traben wir nochmals ein Stück und halten uns dann in Richtung Gondelsheim, kommen am Erdbeerhof und am Bonartshäuser Hof vorbei. Jetzt verlassen wir leider die Waldstrecken - es geht nur noch über freies Feld, was bei dem stark stürmischen Wind oft ziemlich unangenehm ist. Ich ziehe immer öfter mal meine Kapuze vom Sweatshirt über den Kopf. Nachdem wir mal wieder ein Stück geführt haben (so ungefähr jede 1-1,5 Stunden ist das nicht nur fürs Pferd mal ganz angenehm...!) steigen wir an einem schönen langen Grasweg wieder auf, denn den könnten wir ja mal - kontrolliert - im Galopp nehmen. Kaum sind wir angetrabt, zeigt Willi an, daß er tatsächlich gerne galoppieren möchte. Ich gebe die Galopphilfe, aber anstatt einem schönen Galopp buckelt es dreimal herzhaft unter mir dahin. Soviel zum Thema "kontrolliert"... *augenroll* Oben angekommen sehen wir, daß der weitere Weg vom Landwirt offensichtlich untergepflügt und dadurch auf einen 0,5 m breiten Grasstreifen reduziert wurde. Da es steil bergab geht, steigen wir also wieder ab und führen. Unten angekommen klettere ich mit Hilfe eines Hochsitzes wieder auf mein Schwarztier.
Das meiste ist geschafft. Als wir auf Helmsheim zureiten, zeigen sich dunkle Sturmwolken und wir sehen, daß es vor uns schon einigermaßen schüttet. Da wir nun doch ziemlich schnell unterwegs waren, beschließen wir, noch einen Schlenker um ein Feld anzulegen, steigen dann bei Erreichen des Ortsrands von Helmsheim ab, da wir nun ohnehin die Bundesstraße und eine Bahnlinie überqueren müssen.
Das klappt ziemlich zügig. Gleich nach der Bahnlinie liegt dann die Straußenfarm vor uns. Irgendwie habe ich in der so überhaupt kein Problem gesehen. Willi entdeckt die Strauße zwar gleich, bleibt aber zunächst ruhig und guckt. Artali traut sich mit Birgit sogar recht nah an den Zaun vom Gehege heran. Da mein Schwarzer trotz des am Zaun stehenden Gockels Nelson (dessen Name ich später von Doris erfahre) wohl eigentlich - zunächst - auch unbeeindruckt ist, krame ich mal mein Handy für ein paar Fotos hervor. Aber dann ... wird Willi plötzlich von Sekunde zu Sekunde nervöser, der Kopf geht immer weiter in die Höhe. Ich stecke gleich mal das Handy weg und halte die Zügel fest. Da schnaubt das Schwarztier in höchster Alarmbereitschaft, will sich um 180° herumwerfen und über die Bahnlinie stiften gehen. Dabei reißt er mir irgendwie den Fingernagel vom rechten Mittelfinger ein. Uah, autsch! Ich hänge an 850 kg wie ein Fähnchen, rufe Birgit zu, daß wir jetzt mal schnellstens weitergehen sollten und halte mein Pferd irgendwie in Schach. Gerade in dem Moment kommen uns auch noch zwei Fußgänger entgegen, denen ich schon von weitem zurufe, sie sollen bitte so weit als möglich Abstand halten (was sie allerdings nur dazu bringt, sich gerade mal an den Straßenrand zu stellen). Mit einem völlig außer sich über den Beton steppenden Willi passieren wir sie und versuchen, die Jungs auf einer kleinen Wiese fast außer Sichtweite der Strauße grasen zu lassen. Willi braucht allerdings ein paar Sekunden, um wieder runter zu kommen. Uff...
Als wieder Ruhe eingekehrt ist, laufen wir weiter. Willi ist offensichtlich so erschöpft, daß er nicht mehr richtig aufpaßt und mir auch noch auf den Fuß tritt. *mrpf* Ich lasse einen lauten Schrei, dann ist die Aufmerksamkeit wieder da.
Da wir nicht mehr aufsteigen werden, lockern wir schon mal die Sattelgurte. Zu Doris auf den Sonnenberg ist es nicht mehr weit.
Dort - noch im Trockenen! :-) - angekommen, satteln wir die Jungs ab, die gleich ihre kleine Wiese für die Nacht beziehen, auf der schon Wasser und Heu bereit steht. Nach 5 Stunden (4,5 Stunden reine Reitzeit) und 22,6 km, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,5 km/h entspricht, sind wir da. :-)
Auch Gerret ist zwischenzeitlich angereist. Er hat heute noch unser gemietetes Dachzelt abgeholt, das wir nun noch schnell (und zwar wirklich schnell!) aufbauen. Birgit errichtet derweil ihr von Gerret mitgebrachtes Zelt. Der Regen zieht vorbei und läßt nur ein paar wenige Tropfen fallen.
Das Dachzelt ist eine feine Sache. Es bietet im ausgeklappten Zustand eine Liegefläche von 2x 2m und damit maaaaaassig Platz. Es befindet sich eine 6 cm dicke Matraze drin, auf der wir wegen der für die Nacht angesagten nur 4° noch unsere Lammfellunterlagen auflegen. Darauf kommt unsere Bettwäsche, des weiteren habe ich eine Fleece-Decke ins Auto gepackt. Vom Dachzelt aus haben wir nach vorne, links und rechts und sogar durchs Dach auf den Sternenhimmel freie Sicht. Einfach klasse!
Willi und Artali futtern zufrieden ihr Heu und kommen sehr gut miteinander klar, so daß wir sie auch nicht trennen müssen. Wir verbringen den restlichen Abend im Gartenhäuschen mit Doris und Albrecht und futtern die bestellte Pizza.
28.03.2021
Es ist geschafft, die Zeit ist wieder auf Sommerzeit zugestellt! :-)
Unser Tag beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, den wir aus dem Dachzelt heraus bestaunen und mit einem Blick aus dem Seitenfenster auf die Pferde. Die Nacht war ruhig, gefroren haben wir nicht. Nur Willi war hin und wieder pupsenderweise zu hören. *grins*
Nachdem die Pferde getränkt, mit Heu versorgt sind und die Weide abgemistet ist, gibts für uns ein äußerst ausgiebiges Frühstück. Erst um 11.40 Uhr krabbeln wir mal auf unsere Pferde. Es ist eine größere Tour rund um Neibsheim geplant. Da wir viele Wiesenwege gehen werden, trägt Willi nur vorne Hufschuhe. Mit von der Partie ist Doris auf Freiberger Retan und Gerret auf Doris' Schwarzwälderin Lucy - für Gerret der erste Ritt nach ca. drei reitfreien Jahren! :-)
Wir nehmen heute 18,4 km in vier Stunden unter die Hufe, davon 3,5 Stunden reine Reitzeit, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,6 km/h entspricht. Der Wind hat sich gelegt, die Sonne scheint, es könnte gar nicht herrlicher sein!
Ich bin wegen Gerret völlig von den Socken: da sitzt der seit Jahren das erste Mal wieder im Sattel, aber dafür sowas von akkurat...! Sogar im Trab ist der Sitz völlig im Gleichgewicht, die Beine locker, kein Hochziehen der Fersen o. ä. Und unsereins braucht dafür jahrelangen Reitunterricht... *soifzt* ;-) :-)
Nach 2/3 der Strecke machen wir an einer Wiese eine Pause von ca. 30 Minuten. Hatten wir ja den ganzen Tag über vermutet, daß Lucy vielleicht Willi einmal angehen würde, passiert es dann in der Mittagspause überraschenderweise anders herum: Willi kreischt plötzlich empört los, wirft sein Hinterteil um 45° nach links und schlägt nach Lucy aus, trifft sie am Hinterteil. Zum Glück ist nichts passiert. %-(
Auf dem Heimweg vergessen wir irgendwie, daß es auch mal ganz angenehm sein könnte, ein paar Meter zu laufen, weshalb mir dann irgendwann doch ziemlich die Innenseiten der Oberschenkel und der Allerwerteste weh tun. Ich halte noch ein wenig durch, aber bei der nächsten Strecke abwärts steige ich ab. Welche Wohltat!
Wieder auf dem Sonnenberg angekommen entlassen wir Willi und Artali auf ihr Weidestück, wo sich der Schwarze erst einmal ausgiebig wälzt. Ich bin heute mit seiner Leistung sehr zufrieden, denn er hat vor allem im Schritt zügig mitgehalten und kaum gebummelt. Allerdings ist deutlich zu merken, daß er sofort mehr oder weniger auf "Autopilot" schaltet, wenn er an hinterer Position läuft. Dann wird sein Tempo auch sofort bummeliger. Das müssen wir noch ein wenig üben.
Bevor Gerret und ich wieder in unser Dachzelt krabbeln, verbringen wir einen weiteren schönen Abend bei einem wundervollen Sonnenuntergang mit Würstle und Salat. Und Sekt. Den Sekt sollten wir hier nicht unterschlagen... ;-)
Amor darf derweil zu Hause am Vormittag mit Vanessa und ihrer Tochter Sarah ein wenig spazieren gehen und Kinderreitpony sein. ;-)
29.03.2021
Nach einer kälteren Nacht als der letzten, in der ich dann doch einmal etwas im Dachzelt gefroren habe, steht heute unser Heimritt an. Um 07.00 Uhr sind wir aus den Federn, versorgen die Pferde und packen schon vor dem Frühstück unsere sieben Sachen und auch das Dachzelt zusammen. Letzteres geht fast genauso schnell wie der Aufbau. Das Teil ist einfach suuuper-toll!
Auf unserem Heimweg werden wir heute von Doris auf Lucy und (einer weiteren) Birgit auf ihrem Arravani Tassos, dem kleinen Griechen, begleitet. Um 10.15 Uhr gehts los. Doris übernimmt die erste Hälfte der Streckenführung, ich die zweite.
Wir müssen auch wieder an der Straußenfarm vorbei... Aber alles läuft glatt: alle steigen ab, wir führen die Pferde in einem recht flotten Tempo vorbei und über die Bahnlinie, die sich prompt hinter uns schließt. Willi äugt zwar schon in Richtung der komischen Vögel. Aber da heute kein balztanzender Nelson am Zaun entlang hüpft, ist alles in Ordnung. ;-)
Wir sind insgesamt 21,6 km in 4,5 Stunden (reine Reitzeit 4 Stunden) unterwegs. Es geht über schöne Wald- und Wiesenwege mit tollen Aussichten durchs Kraichtal.
Willi, wieder vierfach behufschuht, hält auch heute wieder ein zügiges Tempo bei, wenn ich ihn dazu ermuntere. Läuft er hinten, bummelt er gerne, weshalb wir meistens die Spitze übernehmen.
Wir genießen weite Aussichten mit einem grandiosen blauen Himmel. Die Sonne brennt dazu schon recht satt herunter, so daß ich froh bin, von meiner Jacke die Ärmel abgenommen zu haben. Die Ärmel sind auch das einzigste, was ich Gerret im Auto mit nach Hause gegeben habe. Ansonsten ist alles wieder ordentlich in den Packtaschen verstaut. Schließlich handelt es sich ja auch um einen Testritt für unseren Ende Mai geplanten Wanderritt nach Baiersbronn - und da kann man unterwegs auch nicht einfach teilweise das Gepäck nach Hause schicken. ;-)
Unsere Mittagspause machen wir kurz vor Wöschbach und damit erst nach gut 2/3 der Strecke auf einer schönen großen Wiese. Die Pferde dürfen wieder grasen, wir vespern. Um den Heulenberg herum träbeln wir eine längere Strecke und ich amüsiere mich über einen die ganze Zeit vor Willi herfliegenden Schmetterling: 1. kann der ganz schön schnell fliegen und kommt sich 2. wohl ziemlich verfolgt vor.
Die Durchquerung von Söllingen erfolgt wieder ohne Probleme. Wir werden zur Attraktion für einige Bauarbeiter, als wir an einer Baustelle vorbeireiten, wobei diese auch extra warten, bevor sie mit dem großen Baukran weiteres Material auf den Rohbau hieven. Auch am steilen Aufstieg den Flühlosweg vorbei am Friedhof entlang legt der Schwarze nochmals richtig zu. Oben angekommen steigen wir alle ab, lockern die Sattelgurte und laufen zur Pfinzgauranch.
Dort angekommen freue ich mich über das Mörchen, das sich sonnend im Paddock liegt. Joe ist gerade unterwegs. Willi darf nach dem Absatteln gleich zu Amor auf den Trailweg, den wir absperren, damit Artali im abgetrennten Paddock beim Weidezelt, Tassos in der Box und Lucy davor Wasser saufen und Heu knabbern können, bis sie sich auf den Heimweg via Pferdetaxi machen. Wir sitzen noch ein wenig gemütlich im Gärtchen zusammen, füllen unsere Wasserspeicher und freuen uns, daß wir so tolle Pferde und so eine schöne Zeit haben.
Fazit: drei tolle Tage liegen hinter uns. Das Packtaschen-Equipment hat sich bewährt, bedarf aber noch einiger kleinerer Nachjustierungen. Willi hat super mitgehalten und war jederzeit fit. Seine Sattellage ist auch nach drei anstrengenden Reittagen mit fast 63 km Strecke komplett unauffällig. Die Hufschuhe haben gehalten und sind somit auch langstreckentauglich.
Sarah geht am Abend mit Amor eine halbe Stunde spazieren.
30.03.2021
Willi geht sich am Vormittag mit Vanessa spazierenderweise etwas die Füße vertreten. Er schaut zwar aus der Wäsche, als könne er darauf auch verzichten, aber ein wenig leichte Bewegung tut sicherlich gut. Das gilt auch für Gerret und mich - wir unternehmen eine 12,5 km lange Wanderung durch den Pfälzer Wald mit einigen Höhenmetern. Ich muß ja auch fit sein für den nächsten Wanderritt. ;-)
31.03.2021
Vaessa geht mit Willi bei schon sehr sommerlichen Temperaturen eine Stunde ins Gelände.