01.06.2021
Die letzte Nacht war nicht mehr so kalt wie die beiden vorher. Trotzdem überlege ich, mir einen neuen Schlafsack zuzulegen. Einen mit Ärmeln. ;-) Am Morgen frühstücken wir zuerst in der schon knalligen Morgensonne und brechen dann unsere Zelte ab.
Um 13.00 Uhr habe ich meine letzte Reitstunde bei Elke.
5. Reitstunde:
Wir wiederholen die Übung in der Quadratvolte mit bekanntem Aufbau: zuerst zeige ich Willi seinen "Arbeitsplatz", reite die Ecken rund aus, dann halte ich vor den Ecken und lasse ihn eine 1/4 Wendung um die Hinterhand machen, bevor wir das im Schritt in der Bewegung absolvieren. Ich lasse den Schwarzen wie bisher in den Wendungen eher gerade, verlange etwas Konterstellung, wenn er sich heraushebt. So führe ich besser am äußeren Zügel und Willi nimmt sich besser auf und rundet sich mehr.
So vorbereitet gehen wir die Kombinationen aus Seitengängen an: Schulterherein/Travers, dann Schulterherein/Renvers. Letzteres ist knifflig; ih muß Willi nicht nur umstellen, sondern selbst auch umsitzen. Kopfarbeit. Zur Überprüfung läßt uns Elke auch beide Kombinationen auf der Mittellinie reiten. Da die Bande fehlt, die das Pferd begrenzt, ist der führende äußere Zügel mal wieder umso wichtiger. Elke gibt mir zudem den Tipp, mich auch immer auf den in der Spur bleibenden führenden Fuß des Pferdes zu konzentrieren: im Schulterherein hinten außen, im Travers vorne außen, im Renvers hinten innen.
Dann gehts nochmals an die Trabarbeit. Damit der Schwarze mit angehobener Vorhand antrabt, erarbeiten wir uns das auf dem Zirkel oder einer Volte mittels Schulterherein. Das klappt recht schnell ganz gut, so daß wir zum Angaloppieren übergehen. Hier soll Willi als Vorübung zunächst eine Traverswendung gehen: entgegen der nur auf dem Platz mitlaufenden Hinterhand muß die Hinterhand hier ebenfalls kreuzen. Ich hab zunächst mal wieder einen Knoten im Kopf... %-) Dann klappt es und wir könnten angaloppieren - allerdings fehlt Willi dazu heute etwas der Esprit. Kein Wunder aber nach so vielen Übungen, Anstrengungen und toll geleisteter Arbeit. Macht nix, ich bin auch so unheimlich happy.
Elke bestätigt, daß wir uns im letzten Jahr sehr gut weiterentwickelt haben und Willi wesentlich mehr Kondition hat, die für ihn oft noch schwer zu haltende Balance aber schon deutlich länger aufrecht erhalten kann. Wir sind auf einem guten Weg.
Wichtig für uns: kurze, konzentrierte Einheiten, Leichtigkeit, gut führender äußerer Zügel, den Widerrist gut zwischen den Zügeln halten, bewegliche Finger meinerseits.
Fazit: mal wieder toller, toller Reitunterricht!
Anschließend darf Willi nochmals kurz an der Hand grasen, bevor wir alles zusammenpacken und uns wieder auf den Heimweg machen. Dort wird er von Amor und Joe freudig begrüßt und darf gleich auf die Weide entschwinden. Das hat er sich absolut verdient! Als Snack gibts am Abend dann auch noch einige Zweige vom Mirabellenbaum.
02.06.2021
Zum Kopflüften geht Willi am Vormittag mit Vanessa eine Stunde gemütlich ins Gelände.
Gerret und ich packen derweil schon wieder unsere Sachen: am Nachmittag gehts für die nächsten vier Tage nach Heidelsheim zum Fahrkurs. Zwar haben wir ja noch gar keine Kutsche. Aber da Doris, die den Kurs organisiert, uns ihre für die ersten Schritte von Willi vor der Kutsche leiht, paßt das. So können wir in Ruhe schauen, wie der Schwarze das findet und uns beraten lassen, wie ein auf seine und unsere Bedürfnisse zugeschnittenes Gefährt aussehen sollte. Als Trainer hat Doris wieder Harald Schardelmann eingeladen, bei dem wir im letzten Jahr schon am Lehrgang Ackerarbeit mit Pferd teilgenommen haben.
Wir kommen am Nachmittag auf dem Sonnenberg in Heidelsheim bei Doris an. Willi bezieht einen großen Graspaddock. Nachdem er gleich wieder sehr verspielt seinen Wasserbottich durch die Gegend schleudert, werde ich ihn über die nächsten Tage nur eimerweise tränken. Zunächst parken wir unseren Pferdeanhänger am Heidelsheimer Reitverein und bauen dort Willis Tagespaddock auf, wobei erstmals unsere Neuerwerbung in Form eines Turnierpaddocks (vier Eckpfähle aus Eisen mit bereits angebrachten Isolatoren, vier Elastikseile und Torgriffe mit Tragetasche) zum Einsatz kommt. Der ist mega-praktisch und läßt sich ruck-zuck auf 7x7 m aufbauen. Dann gehts wieder zurück auf den Sonnenberg, und wir bauen unser Dachzelt mit Vorzelt auf. Der Ausblick übers Kraichtal ist traumhaft! Doris hat uns sogar eine Campings-Toilette organisiert, so daß wir uns recht autark versorgen können. Als Dusche dienen zwei große Gießkannen. Back to the roots! ;-)
Nach und nach treffen alle Teilnehmer ein. Insgesamt nehmen fünf Gespanne am Kurs teil: drei Erfahrene und zwei Youngsters.
Den Abend lassen wir gemeinsam mit einem ausgiebigen Vesper ausklingen. Die erste Nacht im Dachzelt bei wärmeren Temperaturen ist prima. Umgeben von Vögeln und Grillen schläft es sich supi.
03.06.2021
Willis erste Nacht auf dem Sonnenberg verlief problemlos. Mit dem dreijährigen Hafi-Bub nebenan bubelt er zwar gerne herum und quietscht fröhlich, hat jedoch ebenso gut geschlafen und sich komplett abgelegt.
Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück machen alle ihre Pferde fertig. Ich werde Willi die nächsten Tage morgens und abends zum Gelände des Reitvereins Heidelsheim und wieder zurück zum Sonnenberg reiten. Angespannt wird der Schwarze erst am Reitverein.
Der Weg zum Reitverein verläuft durch ein Neubaugebiet, macht einen schönen Schlenker durch die hügelige Landschaft des Kraichgaus und führt dann durch Heidelsheim zum auf der anderen Seite des Ortes liegenden Vereinsgelände. Unterwegs müssen wir eine Bahnlinie überqueren, und ausgerechnet, als wir uns mitten auf der Brücke befinden, kommt ein Güterzug angerauscht. Willi guckt, macht nur einen kleinen Ausweichschritt, um den Zug besser sehen zu können, bleibt aber ansonsten ruhig, als ettliche Waggons unter uns vorbeirattern. Dafür gibts viel, viel Lob! :-)
Beim Vereinsgelände stehen uns zwei Reitplätze zur Verfügung: der Abreiteplatz und der große Springplatz. Auf dem stehen zwar noch Hindernisse, die wir aber problemlos werden umfahren können.
Bevor Willi angespannt wird, dürfen wir noch ein paar Trockenübungen am Boden machen. ;-) Harald will uns damit verdeutlichen, wie wichtig auch beim Fahren das Aufmerksammachen des Pferdes vor der nächsten Anforderung durch eine halbe Parade ist. Außerdem gehen wir den Platz ab und bekommen die Hufschlagfiguren und die hieraus zu beachtenden Dinge beim Fahren erklärt.
Dann gehts los. Willi bekommt erst nochmals einen großen Treckerreifen angespannt. Der ist ganz schön schwer, aber Willi schafft das auch im Trab.
Nun der große Augenblick: der Schwarze wird das erste Mal vor eine Kutsche gespannt. Bei Doris Kutsche handelt es sich um einen sehr leichten vierrädrigen Doktorwagen von Sawa. Der ist für Willi von der Optik her zwar etwas klein, taugt aber für den Kurs prima.
Mir als zukünftigen Beifahrer kommt als vollwertigen Job die Aufgabe zu, während des Einspannens oder in Pausen vorne beim Pferd zu stehen, dieses zu sichern und gegebenenfalls zu beruhigen. Willi steht wie eine Eins. Harald geht sehr ruhig und in total entspannter Atmosphäre vor und spricht auch während des Anspannens immer wieder mit dem Schwarztier.
Als Gerret und Harald aufgestiegen sind, hake ich Willis Führstrick in den unteren Ring seiner Postkandare ein und gehe auf Kommando zur Seite. Harald gibt das Kommando "Schritt!" - Willi zieht an! :-) Ich laufe nebenher und achte auf Haralds Kommandos, der mir zuruft, wo er entlang fahren wird. Der Schwarze findet das bestimmt ziemlich komisch und aufregend, zeigt sich jedoch völlig gechillt. Nachdem wir ein wenig über den großen Springplatz gekurvt sind, gibt mir Harald das Kommando, den Strick abzunehmen und mich peu à peu immer weiter zurückfallen zu lassen. Dann soll ich hinten auf dem Notsitz Platz nehmen, damit Willi auch was zu tun hat.
Es ist geschafft: Willi zieht eine Kutsche!!!
Nach einigen Runden halten wir an, ich sichere wieder vorne das Pferd und wir schirren ab. Toll!!! Alles ganz ruhig und entspannt. Der Schwarze bekommt viel Lob und darf wieder in seinen Paddock.
Am Nachmittag wiederholen wir völlig problemlos die Aufgaben vom Vormittag: ruhiges Anspannen, ich sichere das Pferd, laufe dann noch ein wenig mit. Da der Schwarze so artig ist, darf Gerret die Leinen übernehmen. Ich stehe dabei ziemlich ergriffen auf dem Springplatz und verdrücke ein paar Tränchen. ;-)
Spätnachmittags zuckelt unsere Parade wieder zurück durchs Dorf in Richtung Sonnenberg. Dort wird heute gegrillt. Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang erleben wir nette Gespräche und kriechen total mit Willi und der Welt zufrieden ins Dachzelt.
04.06.2021
Same procedure as yesterday: aufstehen, Willi mit Heu und Wasser versorgen, abmisten, gemeinsam mit allen frühstücken, Pferd richten, Abritt zum Reitverein.
Am Vormittag dürfen Gerret und ich schon gleich von Anfang an alleine Fahren. Harald hilft uns noch beim Einspannen, dann steige ich gleich mit auf. Wir sollen wie gestern nur große gebogene, abwechslungsreiche Linien fahren und noch keine allzu engen Wendungen. Willi muß immer mal ein wenig angefeuert werden, damit er nicht zu sehr vor sich hinbummelt.
Als wir gerade wieder an der Reithalle vorbei fahren, rennt auf dem nebenan liegenden Abreiteplatz eines der Kurspferde vor seinem Gefährt los und buckelt. Ich lasse Gerret sofort anhalten, steige von der Kutsche, sichere Willi und stelle mich vor ihn. Der guckt zunächst nur etwas entgeistert was da passiert und bleibt noch ruhig. Erst, als sich das andere Pferde dazu entschließt, zu uns auf den Springplatz zu wechseln und uns in einer Kurve umrundet, wird der Schwarze unruhig, möchte flüchten und wirft sich etwas nach rechts. Ich hänge mich vorne schwer ins Halfter und halte ihn. Zum Glück kommt das andere Pferd nicht allzu weit von uns zum Stehen und kann wieder eingesammelt werden. Willi beruhigt sich sofort wieder. Uff.
Fahren empfinde ich zwar irgendwie gefährlicher als Reiten, weil man so weit weg vom Pferd ist. Allerdings hat mir auch diese Situation gezeigt, wie schnell ich rational reagieren kann. So können wir, als alle einmal tief durchgeatmet und wir uns gesammelt haben, wieder weitermachen: Gerret sortiert die Leinen, gibt mir das Kommando, ich steige auf, und wir drehen noch einige Runden.
In der Mittagspause lasse ich mir von Harald an dem von ihm mitgebrachten Fahrlehrgerät die Leinenführung und die verschiedenen Handgriffe erklären. Puh, das ist gar nicht so einfach, zumal ich irgendwie das Gefühl habe, daß meine Finge für die breiten Leinen zu kurz sind und die Peitsche ja auch noch irgendwie Platz haben muß. Ich lerne die Grundhaltung kennen, wo beide Leinen gem. Achenbach'scher Fahrlehre in einer Hand gehalten werden, dann die Gebrauchshaltung, die ein ermüdungsfreieres Fahren ermöglicht. In der Dressurhaltung lerne ich Links- und Rechtswendungen kennen, sowie das Verlängern und Verkürzen der Leinen (Filieren).
Am Nachmittag fahren Gerret und ich erneut alleine mit Willi über den Springplatz, bevor es zurück zum Sonnenberg geht. Nachdem Willi mit Heu und Wasser versorgt ist, sich ausgiebig gewälzt hat und wir uns wieder via Gießkannendusche den Staub abgewaschen haben, gibts lecker Spargel mit Kartoffeln und Schinken.
05.06.2021
Nach dem Frühstück gibt es von Harald heute Infos zum Kopfstück des Pferdes und zu den verschiedenen Gebissen, die verwendet werden können. In der Anwendung abwechslungsreicher ist wohl entgegen der Willi derzeit eingeschnallten Postkandare die Liverpoolkandare, und ich werde mir überlegen, ihm eine solche anzuschaffen.
Am heutigen Vormittag wird es nochmals spannend: da der Schwarze so gut mitmacht, möchte Harald gerne traben.
Bisher haben wir Willi zum Einspannen die Kutsche immer von hinten ans stehende Pferd heran gezogen. Heute soll er zudem selbst rückwärts zwischen die Lannen treten. Das müssen wir noch üben, zumal hier ein sehr gerades Zurücktreten notwendig ist. Als Zwischenlösung halten Harald und Gerret die Lannen auf halber Höhe, während ich das Schwarztier zurücktreten lasse.
Nach einigen Runden im zügigen, aber ruhigen Schritt gibt Harald an den Leinen dann das Kommando zum Antraben. Willi ist zwar etwas irritiert, kommt der Aufforderung aber nach. Ganz wohl fühlt er sich da wohl noch nicht - was aber sicherlich nur der neuen Situation geschuldet ist. So ein Dingens zu ziehen, sich neu auszubalancieren und dann noch zu traben ist ja auch alles nicht so einfach.
Das zweite Antraben sieht dann auch schon harmonischer aus, und Willi zuckelt artig vor der Kutsche dahin. Toll!!! Harald fährt auch im Schritt einige engere Wendungen, was Willi keine Probleme bereitet.
Nachdem es in der Mittagspause nun doch wie schon seit Tagen eigentlich vorhergesagt angefangen hat zu regnen, wird diese etwas verlängert. Danach ist der Platz wengistens nicht mehr so staubig, allerdings auch etwas tiefer.
Als Willi wieder an der Reihe ist, darf ich gleich wieder mit aufsteigen. Nachdem Gerret ihn wie gewohnt mit vielen großen gebogenen Linien und einigen Handwechseln aufgewärmt hat, traben auch wir das erste Mal. Das Schwarztier trabt artig an. Ist das schööööön! :-) Vom Kutschbock aus sieht das nochmals ganz anders aus. Willis Schweif und Popöchen wackeln adrett hin und her. *grins*
Gerret hat sich zwischenzeitlich auch etwas besser auf Willi eingestellt und wird energischer in den Kommandos, die der Schwarze deshalb auch schon bereitwilliger von ihm annimmt. Willi ist auch ansonsten sehr aufmerksam, hat immer ein Ohr beim Fahrer. Vorbeifahrende Autos, Motorsensen oder - wie gestern - volleyballspielende oder streitende Menschen sind für ihn kein Problem. Sie werden zur Kenntnis genommen und gut.
Was wir noch festgestellt haben: Willis Geschirr ist eigentlich ein Geschirr für eine Gig, also einen Einachser. Hierbei sind die Trageriemen am Selett beweglich, um Geländeunwegsamkeiten besser ausgleichen zu können. Während des Kurses haben wir das mittels Festschnallen mit Lederriemen behoben, können uns aber auch einfach einen festen Bauchgurt dazu kaufen.
Wir kommen heute zwar noch gerade so im Trockenen auf dem Sonnenberg an, müssen uns als zum lecker Pizzaessen gleich nach drinnen verziehen, denn nun kommt es deutlich naß vom Himmel...
06.06.2021
Regen, Regen, Regen... Auf das Dachzelt hat es in der letzten Nacht ganz schön heruntergeprasselt. Insgesamt kamen 30 l/qm herunter!
Doris hat die Reitplätze am Reitverein am Morgen einer Überprüfung unterzogen: leider sind sie durch den vielen Regen nicht mehr befahrbar, sie wären viel zu tief. Also beschließen wir, stattdessen eine Ausfahrt ins Gelände zu machen. Hierbei kann Willi natürlich nicht mehr angespannt werden. Aber Gerret und ich sind mit den letzten drei Tagen und meinem Pferdchen so zufrieden, daß das völlig in Ordnung ist. Gerret darf zudem auf Schwarzwälderin Lucy an der Ausfahrt teilnehmen, währenddessen ich den Schwarzen reite, so daß das doch ein schöner Abschluß ist.
Insgesamt sind wir 12,1 km in 2,5 Stunden unterwegs, traben hin und wieder auch mal ein kleines Stück, gehen durch tiefe Pfützen - und ich muß zweimal auch absitzen und etwas führen, weil mir mein Bobbes weh tut... ;-)
Wieder zurück auf dem Sonnenberg, packen wir unsere Sachen, das Vorzelt und das Dachzelt zusammen. Am Reitverein räumen wir noch etwas auf, bauen unseren Paddock ab und holen unseren Pferdeanhänger, in den Willi wieder von alleine einsteigt.
Fazit: Ich hab das beste Pferd der Welt. Sooo eine coole, brave und immer aufnahmefähige Socke! Mit Doris hatten wir eine prima Kurs-Organisatorin an unserer Seite, ebenso mit Harald einen sehr souveränen und immer ruhigen Ausbilder. Und vielen Dank auch an alle anderen Teilnehmer und Mithelfer, die die Tage so rundum gelungen gemacht haben.
Kursimpressionen:
07.06.2021
Was bin ich froh, daß ich heute noch Urlaub habe, ein wenig länger schlafen kann und außer die Pferde am Morgen zu versorgen nichts wirklich anliegt. Aber ich nutze den freien Nachmittag zumindest, um Willis Geschirr, seinen Sattel und seine Trensen zu putzen. So kann alles wieder sauber verstaut werden. Ich glaube ja nicht, daß wir gleich morgen ein passendes Gefährt für uns finden.
Willi jedenfalls hat diese Woche weitgehend Pause. So kann er sich etwas erholen und vor allem alles Gelernte sich besser "setzen".
Während wir unterwegs waren, wurde auch unsere Weide Nr. 4, die Winterweide mit dem noch immer leider vorhandenen Bewuchs an Berufkraut gemulcht. Leider waren die Pferde nicht dazu bereit, das Berufkraut zu verbeißen, so daß das eben der Mulcher übernommen hat. Die Grasnarbe sieht ganz ordentlich aus, es gibt kaum löchrige Stellen. Trotzdem mache ich mich mit 5 kg Saatgut im Eimer auf und säe nochmals über, damit die Gräser gestärkt werden und das Unkraut keinen Platz hat. Die nächsten beiden Tage soll es ja weiterhin immer wieder regnen.
09.06.2021
Es ist ein seltsames Wetter: ständig hängen Gewitter in der feuchten Luft. Es ist drückend schwül, wenngleich auch noch nicht allzu warm.
Am Nachmittag kommt ein wahrer Sturzbach vom Himmel. Naja, meine Nachsaat kann das gut gebrauchen. Gerret und ich gehen anschließend noch mit Amor und Willi eine halbe Stunde spazieren.
Außerdem inspiziere ich Willis Fesseln und versuche, die schon wieder vorhandenen Schuppen mit dem Furminator aus dem Fell zu kämmen. Da werde ich morgen lieber mal wieder mit der Schermaschine anrücken.
10.06.2021
Vanessa geht am Vormittag mit Willi eine Runde spazieren.
Ich schere am Abend seine Fesselbeugen vorne mal wieder frei und entferne anschließend sachte die restlichen Hautschuppen. Soifzt. Irgendwie greift das teure Magnozym von IWEST - noch? - nicht so wie gewünscht. Er hat eine kleine offene Stelle, die ich mit Betaisadona versorge. Ansonsten trage ich mal großzügig Heilerde auf. Wenn wir die Jungs nun nach dem Reiten wieder öfters abduschen, wird sich das auch wieder etwas bessern - wobei es ja aber ohnehin schon deutlich besser als vorletztes Jahr ausschaut.
12.06.2021
Es gibt mal wieder frisch gemähtes Gras für die Jungs. Sowas wird als zusätzliche Leckerei gerne angenommen. Es muß allerdings mit der Sense oder einem Balkenmäher gemäht werden - mit dem Rasenmäher ist das ein No-Go, da damit das Gras zu sehr verhächselt wird und zu schlimmen Koliken führt!
Am späten Nachmittag gehe ich zunächst mit dem Mörchen auf die Reitwiese. Die gleicht einem Grasmeer: das Gras wächst dem Senior bis zum Bauch. Ich muß mich dringend mal drum kümmern, daß dort gemäht wird.
Ansonsten läßt sich das Mörchen aber wider Erwarten dort heute sehr gut longieren. Daß er vorher bereits eine Stunde auf der Weide stand und zwischenzeitlich schon ein kleines Bäuchlein hat, tut wohl sein übriges. Wir schritteln uns ganze Bahn mit vielen Volten warm, dann bleibe ich auf einem etwas niedriger im Bewuchs stehenden Stück und frage den Trab ab. Rechte Hand sieht das ganz gut aus, linke Hand pest Amor lieber in Außenstellung um mich herum und wird immer etwas schneller, sobald es vermeindlich bergab in Richtung Stall geht, wird wieder langsamer, wenn es wieder bergauf geht. Die Wiese ist eigentlich weitgehend eben, zeigt aber optisch tatsächlich leichte Bergab-Tendenz. Ich wechsle zunächst zu etwas Übertreten an der Hand, gehe dann wieder auf den Zirkel und laufe rechte nah beim Senior mit, damit ich ihn besser unterstützen kann. Es wird ein wenig besser. Damit ich die Bande zur optischen Begrenzung besser nutzen kann, wechseln wir den Standort. Ich lasse Amor nochmals übertreten und laufe dann wieder in ruhigem Tempo mit. Amor konzentriert sich besser auf mich und meine Körpersprache, so daß er nicht mehr allzu schnell und vor allem nicht mehr in ständiger Außenstellung trabt. Durch leichtes Annehmen und Nachgeben kann ich ihn dazu animieren, sich besser zu stellen. Mehr verlange ich heute nicht, es ist auch schon wieder recht warm. Irgendwie habe ich in der letzten Zeit ohnehin mehr den Eindruck, daß Handarbeit und eine kurze Reitsequenz mehr durchdringen.
Dann kommt der Schwarze dran. Auch mit ihm pflüge ich durch das Meer aus Gras, wärme ihn mit Übertreten an der Hand und der gerittenen Quadratvolte und 1/4-Wendungen um die Hinterhand und Schenkelweichen unter dem Sattel auf. Der anschließende Trab könnte etwas energischer sein. Ich baue auf jeder Hand kurz einige Galoppsprünge ein, dann ist das Schwarztier wach. In Gedanken bei Elke sitze ich stolz im Sattel, halte meine Finger beweglich, Willi nimmt sich auf, die Anlehnung wird leichter, der Trab schwungvoller. Das sich anschließende Schulterherein, erarbeitet über eine Vieleck-Volte. Allerdings gelingt es mir heute nicht so recht, die Schulter gut mit in den Seitengängen zu nehmen, obwohl es sich im Vieleck ganz gut anfühlt. Naja. Man kann ja nicht wochenlang auf einem reiterlichen Hoch dahinfliegen. Dafür fühlt sich das Travers, eingeleitet durch eine Kehrtvolte und meinerseits zurückgenommener äußerer Schulter besser an.
Ich schmiere Willis Fesseln anschließend wieder mit der Heilerdesalbe ein - die er sich genüßlich runterschlotzt... *augenroll* Hoffentlich wirkt sie auch von innen...
13.06.2021
Am frühen Abend gehe ich mit Willi eine starke Stunde ins Gelände. Da Joe mit Laura kurz vorher zu einem Spaziergang in Richtung Wald aufgebrochen ist, nimmt er die Verfolgung mit einem mordsmäßigen Schritt auf. Equilab zeigt mir auf diesem 1 km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,4 km/h an! Ha, geoutet! :-)
Wir können Laura und Joe ohne Probleme passieren und hinter uns lassen, wobei die Geschwindigkeit natürlich sofort gedrosselt wird... Im Wald traben wir eine längere Strecke und galöppeln auch. Leider dreht sich dabei ein Hufschuh, und eine Schnalle bricht ab. *mprf* Ich ziehe ihn dem Schwarzen wieder an, und wir bummeln gemütlich im Schritt weiter. An der Grünen Hütte treffen wir Amor und Gerret und zuckeln mit einem Abstecher bei den Mammutbäumen, wo es immer so eine schöne Stimmung hat, zurück zu Stall. Mit dem Schwarzen war ich in einer starken Stunde 6,6 km unterwegs.
Am Stall bekommt jedes Roß eine Dusche, und Willi werden insbesondere alle vier Fesseln shampooniert. Er juckt und beißt sich in den letzten Tagen leider wieder vermehrt.
14.06.2021
Juhu, der erste richtige Sommertag! Der Himmel ist knallblau, die Temperaturen steigen auf satte 30°. Die Bauern mähen ihre Wiesen. Ich bin froh, daß sie sich so lange Zeit gelassen haben. Derart spät geschnittenes Heu ist wesentlich besser für Pferde.
Mit zwei müdegefressenen Rössern gehen Sarah und ich am Abend nachdem es einigermaßen abgekühlt hat, ins Gelände. Die Jungs waren seit 15 Uhr auf der Weide. Es stimmt, von wegen voller Bauch und so... Der erste Anstieg und die heutige einzige lange Trabstrecke wird noch mit Elan gemeistert. Dann ist der Sprit alle und wir bummeln etwas lustlos durch den wunderbar kühlen Wald. Sarah ist ohnehin schon nach einer halben Stunde abgestiegen, um den Senior zu schonen. Mich dauert der Schwarze irgendwann auch so sehr, daß ich ebenfalls heimwärts führe. ;-) Soooo arme Fäääärdööö.
Dafür gibts am Stall dann wieder eine Dusche und Willis Fesseln werden nochmals ausgiebig shampooniert.
Anschließend bepflanzen Gerret und ich die neue Kräuterkiste für die Pferde. Nachdem die alte schon etwas durchgefault war, hat Gerret mit einen in eine Holzkiste mit offenem Boden eingelassenen Mörtelzuber mit Löchern im Boden zum Ablauflaufen vom Wasser eine etwas größere gebastelt. Die neuen Kräuter sollen nun aber erst einmal gut anwachsen, und außerdem muß erst noch der Deckel mit einem stabilen Maschendraht festgeschraubt werden.
15.06.2021
Morgens um 06.00 Uhr schwinge ich mich in den Sattel von einem deutlich muntereren Schwarzen als gestern Abend. Da unsere Morgenrunde meist über weiche Wald- und Graswege führt, lasse ich die Hufschuhe weg. Willi stapft artig los und träbelt fröhlich im Wald angekommen unter mir dahin. Nach einer kurzen Erholungsphase im Schritt traben wir nochmals lange Wiesenwege entlang und einen Berg hinauf. Willi kommt schon ins Schnaufen, läßt sich aber brav weitertreiben, als er den Vorschlag macht, daß wir jetzt doch auch langsamer gehen könnten. Er läßt sich sogar kurz angaloppieren.
Nach einer starken halben Stunde, 3,3 km und somit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,8km/h kommen wir wieder am Stall an. Amor ist noch nicht mal richtig mit seinen Heucobs fertig.
Dann dürfen die drei gleich für eine Stunde auf die Weide. Der Morgentau tut den Hufen sehr gut, die aufgrund der Trockenheit und Hitze schon wieder total hart sind.
16.06.2021
Unsere Salzlecksteine werden nun wieder ausgiebig frequentiert. Insbesondere Amor hat viel Bedarf und schlotzt sich seine Elektrolyte regelmäßig rein. Das ist bei den jetzt mit über 30° wieder vorherrschenden Temperaturen auch gut so.
Willi geht am Morgen mit Vanessa eine 3/4 Stunde ins Gelände.
Amor wird am Abend von Sarah auf den Balance-Pads bespaßt.
17.06.2021
Ich falle wieder um 05.30 Uhr aus dem Bett und sitze um 05.56 Uhr im Sattel.
Willi ist recht munter. Im Wald wurden ettliche unserer Wege mit feinem Split neu eingefaßt. Das ist zumindest wesentlich besser als grober Schotter, und da trabt es sich doch einigermaßen angenehm, weshalb wir wieder recht flott unterwegs sind und eine mehr als tolle Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen.
Danach nehme ich mir auch noch Zeit, das Schwarztier abzuduschen. Das hat er sich auf alle Fälle nach soviel Einsatz verdient. Dann entschwindet er mit Amor, der während des Ausritts seine Heucobs geschlabbert hat, und Joe auf die Weide. Mit dem bisherigen Konzept, die Jungs diesen Sommer mal nur morgens und abends stundenweise auf die Weide zu lassen, kommen wir alle ganz gut zurecht. Der Heuverbraucht sinkt dennoch, und bei den derzeitigen Temperaturen kommen die Pferde ohnehin gerne von alleine zum Stall.
18.06.2021
Mit Eintritt ins Wochenende beschließen Gerret und ich, kurzfristig zu einem Trip mit dem Dachzelt in die Pfalz aufzubrechen. Schnell ist alles gepackt, ein Platz auf dem Campingplatz reserviert und ab gehts. Nachdem wir gemütlich das Zelt aufgebaut haben, braut sich um 21 Uhr eine sich wie ständig in sich selbst zusammenziehende Gewitterfront auf. Uff... Eine Stunde geht es richtig zur Sache, so daß wir lieber im Auto, einem faradayschen Käfig, Schutz suchen. Im Dachzelt wäre das viel zu gefährlich. Es kommen auch richtige Regenmassen herunter. Ich hoffe, daß es zu Hause glimpflich ausgegangen ist...
19.06.2021
Am Vornittag kontaktiert mich Claudia und berichtet von kleineren Sturm- bzw. Starkregenschäden. Während es in manchen Ortsteilen und Orten um den Stall herum Schlammlawinen in Keller gedrückt hat, sind wir am Stall weitgehend verschont geblieben. Es kamen zwar 35 l/qm Regen herunter. Aber bis auf zwei lose E-Seile und ein wenig weggeschwemmten Sand ist nichts passiert, den Pferden geht es gut.
Gut, daß die Lieferung Sand, die ich zum Auffüllen des Paddocks geordert habe, erst nächste Woche kommt... Den hätte es uns bestimmt weggeschwemmt.
Vanessa gönnt Willi am Abend eine Dusche.
20.06.2021
Die Jungs haben wegen der auch heute erneut wieder schwülen knapp 30° Pause. Ich habe am Abend Stalldienst. Eigentlich waren seit dem Spätnachmittag schon wieder große Regenmengen mit über 50 l/qm Regen angesagt - aber die sind bei uns bislang nicht heruntergekommen.
Ich widme mich nochmals der Weidepflege und rupfe ettliches an Berufkraut und sogar zwei Jakobskreuzkraut-Pflanzen aus. Das Zeug darf sich keinesfalls weiterverbreiten.
Und ich gebe die Kräuterkiste frei. Sie ist größer als die alte, und der Maschendraht ist stabiler und kann von den Pferden nun nicht mehr eingedrückt werden. Die Pflanzen sind gut angewachsen, so daß sie gut halten, als Amor als erster die Kräuterbar inspiziert und abfuttert.
Willis Fesseln sehen gut aus. Das Shampoonieren hat offensichtlich schon geholfen. Ich entferne ein paar größere Hautschuppen und schmiere alles großzügig ein. Außerdem bekommen die Jungs mal wieder Calafea-Öl in die Ohren, was gut gegen Mücken hilft.
21.06.2021
Am Abend starte ich um 18.30 Uhr bei noch immer sehr sommerlichen Temperaturen im Sattel vom Schwarzen in Begleitung von Amor als Handpferd ins Gelände. Der Senior ist ziemlich munter, der Schwarze läuft wie beim Gang nach Canossa...
Bei mir ist seit kurzem auch irgendwie die Luft draußen. Wir haben in der ersten Jahreshälfte so viel trainiert und unternommen. Nun hat der Wanderritt zwar nicht stattfinden können, aber zumindest war der Reitunterricht in Baiersbronn und Willis erster Fahrkurs ein voller Erfolg. So plötzlich ohne konkretes Ziel bin ich derzeit etwas lustlos. Und dazu noch die derzeitigen Temperaturen... Ich kann Willi also voll verstehen.
Wir sind 1 1/4 Stunden unterwegs, nehmen dabei 6,7 km unter die Hufe, traben 1,1 km und galöppeln auch ein wenig. Letzteres scheitert allerdings nach 100 m daran, daß der Senior dann doch keine große Lust mehr hat. Insgesamt haben wir aber dennoch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,2 km/h, und der Verlauf auf der Equilab-App zeigt mir auch im Schritt oftmals eine solche an. Supi!
Wieder am Stall gibts zuerst für den Senior eine Dusche, damit er anschließend gleich seine Heucobs futtern kann. Willi steht mit großen erwartungsvoll blickenden Augen am Tor und zeigt durch etwas Randale mit dem Vorderhuf im Tor an, daß er bittschön auch recht schnell eine Dusche haben möchte. *grins* Die genießt er anschließend sehr. Ich shampooniere wieder eine vorderen Fesseln. Die sehen nach wie vor recht gut aus, aber er beißt sich leider immer noch hin und wieder. Er bekommt ja nun seit ein paar Tagen auch wieder Citirizin-Tabletten. Mal schauen, wann die greifen.
23.06.2021
Als ich heute Morgen um 05.45 Uhr am Stall ankomme, kommt nach einigem Donnergrollen schon wieder heftiges Naß vom Himmel. Zum Glück hört es auch recht schnell wieder auf. Die Pferde dürfen heute den ersten Tag ganztags auf die Weide. Nachdem das Wetter in letzter Zeit so unbeständig und mit relativ viel Regen daherkommt, wollen wir mal schauen, wie unsere Weiden das in Bewuchs umsetzen.
Nach einem Schei* Tag im Büro mache ich früh Schluß und fahre gleich zum Stall. Es ist zwar nicht allzu warm, aber schon wieder recht schwül. Außerdem sind schon wieder Gewitterwolken im Anmarsch.
Trotzdem sattle ich Willi und gehe zügige 1,5 Stunden ins Gelände. Wir sind 8,6 km unterwegs und traben heute mit 2,2 km sehr viel. Auch ein wenig Galopp ist drin, den das Schwarztier selbständig anbietet. Auf dem Heimweg frage ich etwas Seitengänge ab. Willi tut sich anfangs mit der Stellung links etwas schwer. Ich nehme den Zügel nach links weisend vom Hals weg und halte sachte rechts gegen, damit er nicht nur irgendwie im Hals abknickt. Das hilft: er gibt nach und kaut ab. Nach ein paar Wiederholungen kann ich dann ein ganz nettes Schulterherein abfragen, auch Travers rechts fühlt sich gut an. Schulterherein rechts und Travers links sind dagegen etwas verbesserungswürdig.
Wieder am Stall bekommt Willi seine obligatorische Dusche. Am liebsten würde ich mich gleich dazu stellen... ;-)
24.06.2021
Wir haben aufgrund des seit Wochen nun immer wieder sehr regenreichen Wetters die Pferde doch ab sofort ganztags auf die Weide zu lassen. Auf der aktuellen Weide Nr. 2 steht ohnehin nicht mehr so viel. Nächste Woche steht dann ein Weidewechsel an.
Also, und wenn nicht so langsam mal einer den Wasserhahn zudreht...!
Eigentlich sind für heute Abend keine Schauer, Gewitter o.ä. mehr vorhergesagt. Also schwingen Sarah und ich uns bei schönem Sonnenschein auf die Pferde, um eine nette Runde durch den Wald zu drehen. Wir traben eine lange Strecke. Den Galopp müssen wir leider abbrechen, weil sich mal wieder einer von Willis Hufschuhen gedreht hat. *augenroll* Das passiert in letzter Zeit irgendwie dauernd. *grmpf* Ich vermute, daß das mit dem aufgrund der ständigen Regenfälle nicht trocknen könnenden Material der Hufschuhe zu tun hat, die dann einfach nicht fest genug sitzen. Enger schnallen können hätte ich den Hufschuh jedenfalls nicht. Zudem ist auch wieder die Schnalle abgebrochen. Also ziehe ich dem Schwarzen beide Hufschuhe aus. Zum Glück wurden aktuell einige unserer Waldwege schön mit sehr feinem Split geschottert, so daß das Geläuf auch zum Barhuflaufen gut taugt.
Als wir uns schon wieder auf dem Heimweg befinden, macht es plötzlich *platsch*! Kaum fallen die ersten Tropfen, kommt auch schon der Starkregen - innerhalb von nicht mal einer Minute sind wir naß bis auf die Haut. Ich kann zudem fast nichts mehr sehen und muß meine Augen abschirmen. Wir suchen unter einigen dichten Bäumen Schutz, beschließen nach drei Minuten aber einfach weiter zu reiten. Hilft ja alles nix, und naß sind wir sowieso.
Nach gut 15 Minuten hört es wieder auf. Überall steht plötzlich das Wasser, Wege sind überschwemmt, vom Hang kommen Sturzbäche herab. Wahnsinn! Willi findet so manche tiefe Pfütze aber voll gut, schnorchelt darin herum und plantscht munter mit den Hufen. Es donnert noch ein paarmal; die Pferde bleiben ruhig. Als wir nach 1,5 Stunden wieder am Stall ankommen, scheint schon wieder die Sonne. Eine Dusche hat sich heute erübrigt... ;-)
25.06.2021
Boh ey, so langsam aber sicher... 🤬
Um 05.00 Uhr donnert es schon wieder, der Regen plätschert. Als ich um 05.45 Uhr zum Stall komme, regnet es Bindfäden. Ein Blick Richtung Karlsruhe, woher das Wetter kommt, verheißt auch keine Besserung. Also: los gehts. Die Jungs haben nicht mal Lust, auf die Weide zu trotten. Auf dem Trailweg schießt das Wasser talwärts in den Paddock und schwemmt wieder ein wenig den Sand weg. In kaum 15 Minuten kommen 15l/qm herunter. Überall, wo meine Regenjacke, die immerhin einer Wassersäule von 30.000 mm Stand hält, nicht sitzt, bin ich naß bis auf die Haut.
Eigentlich brauche ich anschließend nicht wirklich zu duschen. ;-)
Am Abend fahren wir zu Elli und borgen uns fürs Wochenende ihren großen Pkw-Anhänger. Es geht in Sachen Pferd nach Berlin.
26.06.2021
Nach 8,5 Stunden Fahrt auf knapp 700 km durch Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin kommen wir in Spandau am Campingplatz an. Vorher muß uns noch der ADAC zu Hilfe eilen, weil der Anhänger einen Platten hatte. Zum Glück muß nur das Ventil ausgetauscht werden.
Wir springen noch kurz in die Havel und verbringen einen lauschigen Abend, bevor wir ins Dachzelt krabbeln.
27.06.2021
Tja, und weshalb sind wir nun einmal quer durch die gesamte Bundesrepulik gefahren?
Der Schwarze hat sich ja so toll vor der Kutsche gemacht, daß ich eben mal angefangen habe, mich nach einer Kutsche umzusehen. Am liebsten wäre mir ja wieder eine von SAWA gewesen, gerne mit Verdeck und Stauraum, damit wir vielleicht auch mal ne Wanderfahrt machen können. Gem. Prospekt vom Kutschenbauer liegen wir damit bei deutlich über 6.500,00 EUR. Da stoße ich bei Ebay-Kleinanzeigen auf genau DIE Kutsche: die gleiche SAWA 4W, mit der Willi Anfang des Monats seine ersten Erfahrungen gesammelt hat, mit Verdeck und mit Stauraum! :-) Standort: Berlin-Spandau. :-( Aber nach Klärung von weiteren Details, Rücksprache mit Fahrtrainer Harald, was er zur Kutsche und Größe meint und Organisation drumherum (Stalldienst verschieben, Anhänger organisieren, weil wir in unserem Pferdeanhänger irgendwie die Bruststange nicht abmontieren können und der dann zu kurz für die Kutsche gewesen wäre, Buchung vom Campingplatz, etc.) wagen wir es.
Als wir am Vormittag zum Treffpunkt am Reitstall kommen, weiß ich schon beim ersten Blick auf das Kütsch'schen: die ist es! Schön gepflegt und mit einigen Zusatzdetails für Wanderfahrten ausgestattet ist sie genau das, was wir brauchen. Ja, sie könnte für Willi einen Ticken größer sein, aber durch den Bocksitz, auf dem Gerret höher sitzt als auf Doris' Kutsche beim Fahrkurs und die bereits angebrachte Metallstange für eine erhöhte Leinenführung dürfte das trotzdem kein Problem sein. Den Preis hatten wir vorab bereits verhandelt, weshalb Willis neues Trainingsgerät gleich aufgeladen werden kann. Mit tatkräftiger Hilfe wird die SAWA 4W bombenfest auf dem Anhänger verzurrt.
Auf der Heimfahrt machen wir dreimal Pause und kontrollieren immer wieder Kutsche und die Spanngurte: alles sitzt noch immer so sicher wie beim Aufladen. Um 22.45 Uhr kommen wir ziemlich erschossen am Stall an. Juhu! Manchmal gibt es Zufälle, die muß man einfach ergreifen.
28.06.2021
Wir sind noch etwas geplättet vom Wochenende. Gut, daß zumindest ich heute noch frei habe, zumal morgens und abends der Stalldienst ansteht.
Die Pferde dürfen ab heute ganztags auf Weide Nr. 5, auf der auch einige schattenspendende Obstbäume stehen. Das wird nur zu gerne angenommen.
Am Nachmittag laden wir dann die Kutsche vom Hänger ab, die nun erst einmal im Weidezelt untergestellt wird, bis das für sie bestellte eigene Zelt geliefert und aufgebaut werden kann.
29.06.2021
In der letzten Nacht hat es schon wieder 10 l/qm geregnet...
Am Morgen sattle ich nach der erneut mit über 80 % Luftfeuchtigkeit schweißtreibenden Stallarbeit den Schwarzen. Amor darf als Handpferd mit. Bei wunderschönem blauem Wölkchenhimmel gehen wir 1,5 Stunden ins Gelände und nehmen dabei knapp 8 km unter die Hufe. Amor ist munter und hält gut mit, auch im Galopp. ;-)
Unterwegs biegen wir in einen schönen Trampelpfad ein, und erst als wir schon länger auf diesem unterwegs sind fällt mir ein, daß es an dessen Ende wegen des dauernden Regens vermutlich etwas arg rutschig bergab gehen könnte. Aber: ich hab ja einen Willi. Meine bisherigen Erfahrungen mit ihm im Unterholz oder auf spiegelglattem Geläuf im Winter sind nur bestens. So lasse ich ihm den Zügel lang, und er sucht sich seinen Weg. Es ist tatsächlich rutschig, aber wir kommen ohne Probleme auf dem nächsten Querweg an. :-) Als nächste Herausforderung steht an einem Waldparkplatz ein riesiger Lkw, daneben mit kaum 1,5 m Abstand ein Bagger. Um letzteren müssen wir hinten herum, um auf den nächsten Weg zu kommen. Allerdings liegt direkt neben dem Bagger auch noch ein 4 m hoher Erdhaufen - es hat eigentlich gar keinen Platz, wir müßten halbwegs auf dem Erdhaufen vorbei kraxeln. Ich rufe dem anwesenden Bauarbeiter zu, ob wir da vorbei dürfen? Ja klar, wenn die Pferde keine Angst hätten, es wäre halt sehr, sehr eng. Aber: kein Problem. Willi geht vor, Amor folgt. Poh! Ich bin mal wieder total stolz, wie cool die beiden solche Aufgaben meistern. :-)
Dann gehts Richtung Heimat. Wir träbeln auch nochmals ein wenig, wobei ich Willi den Zügel völlig hingeben kann. Er hält das Tempo und pariert artig auf Stimme durch.
Aber Notiz an mich: während eines Ausritts mit Handpferd sollte man unterwegs keine WhatsApp-Nachrichten lesen. Und schon gar nicht, wenn man gleichzeitig von einer fetten Pferdebremse attackiert wird... So mit Zügel, Leine vom Handpferd, Gerte und Handy in der Hand ist man nicht wirklich multitasking-fähig...
Am Stall gibts für Willi zur Belohnung eine Dusche und ich shampooniere wieder seine Fesseln. Die sehen insgesamt sehr gut aus. Ich spüle auch Willis Schlauchtasche gründlich aus. Die sabbert derzeit dauernd und hinterläßt auf den Innenseiten seiner Hinterbeine ekligen Schmodder. Amor ist schon auf die Weide entfleucht.
Früh am Nachmittag kommt Hannes zur Barhufbearbeitung.
Während Willis Behandlung hält das Wetter noch, bei Amors schlägt es dann um: das bereits angekündigte Unwetter schlägt zu. Nachdem es zunächst heftig windet, prasselt es plötzlich wie irr vom Himmel. Willi und Joe bleiben ebenfalls unter dem Vordach des Stalls, für welches ich bei solchen Anlässen wirklich immer sehr dankbar bin. Innerhalb kürzester Zeit kommen 20 l/qm herunter. Man versteht kaum sein eigenes Wort. Zumindest sind unsere Regenwassertonnen nun wieder gefüllt. Über den Paddock schwabbt das Hangwasser einfach hinweg und sucht sich seinen Weg bergab. Gut, daß ich die Sandlieferung auf nächstes Wochenende verschoben habe - den hätte es uns u. U. weggeschwemmt.
Als ich mich im Wechsel mit Laura dann auf den Heimweg mache, komme ich nicht weit: am Ortseingang ist die Straße unterspült, man weiß nicht, wie tragfähig sie noch ist. Mann, oh, Mann! Dieses wochenlange Unwetter...! Ein Bagger ist schon zur Prüfung geordert, aber ich muß über Schotterpisten anders herum nach Hause fahren. Hoffentlich bekommen sie das schnell in den Griff.
30.06.2021
Der Juni geht ausnahmsweise mal nicht mit wechselndem Sonnenschein und Wolkenbruch zu Ende, sondern mit mehr oder weniger Dauerregen... 🙄 Hoffen wir mal, daß der Juli stabiler wird.
Am Abend machen Sarah mit Amor und ich mit Willi auf der Wiese neben den Pferdeanhängern ein wenig Bodenarbeit und erwischen eine einigermaßen trockene Phase. Willi schaut dabei mal wieder eher gelangweilt aus der Wäsche. *gähn* Das kennt er doch alles schon - so sein Gesichtsausdruck. :-) Trotzdem gibt es einiges zu verbessern, z. B. wenn ich rechts von ihm laufe und er auf Körpersprache hin anhalten soll. Da dreht er gerne sein Hinterteil nach links weg. Wir üben das zuerst entlang der Bande, dann frei, und zwar äußerst kleinschrittig. Es reicht mir anfangs schon, wenn er nur sein Gewicht nach hinten verlagert, ohne sich wegzudrehen, später dann auch nur ein Schritt. Das Übertreten auf dem Kreis fällt ihm links herum leichter als rechts, rechts möchte er vorne immer nur ungern kreuzen und schummelt ein wenig, was ich mit einem größeren Kreis und dadurch vermehrtem Seitwärts korrigiere. Zum Schluß gehen wir dann auch zur Freiarbeit über. Der Schwarze hat den Strick um den Hals, damit ich notfalls eingreifen könnte. Aber er bleibt auch im Trab sehr artig an meiner Schulter.
Da sich die Meldungen über Pferderipper und komische Begebenheiten in Pferdeställen in der letzten Zeit etwas gehäuft haben, habe ich ein günstiges Angebot im Internet genutzt und uns eine Sicherheitskamera, die Reolink Go PT gekauft. Ich wollte eigentlich schon seit längerem einmal wieder unsere Wildbeobachtungskameras nutzen, aber die sind zwischenzeitlich sehr in die Jahre gekommen. Außerdem ist das Auswerten am PC immer sehr zeitaufwendig. Mit der Sicherheitskamera, die über eine SIM-Karte mit dem Internet verbunden ist, können wir jederzeit übers Handy zugreifen und uns Live-Bilder vom Stall anschauen. Außerdem zeichnet sie bei Bewegung Bilder und Videos auf. Da sie schwenkbar ist, deckt sie einen großen Teil vom Stall und den Paddocks links und rechts ab.