Kurti und ich, 2016
Kurti und ich, 2016

01.04.2019

 

Heute wäre mein Punkti neun Jahre alt geworden. ❤️

 

Buch-Tipp:

 

Nix Aufregendes, nix wirklich reitliterarisch Tiefgründiges, aber leicht zu lesen, realitätsnah und freundlich und mal was anderes. In diesem sehr netten Buch beschreibt die Schriftstellerin, die sie eigentlich gar nicht sein will, und Juristin (sie wurde 2018 zur ehrenamtlichen Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt) Juli Zeh ihre Liebe zu Pferden und die vielen Grautöne zwischen dem Schwarz und Weiß, das Laien und Profis in Pferden, dem Reiten und allem was dazu gehört, sehen. 

 

Ich habe mich in vielem wiedergefunden, und der ein oder andere Gedanke hat mich zum Nachdenken angeregt. Fazit: empfehlenswert! 

 

Am Abend darf mein Schwarzer wieder ins Geschirr. Heute darf er erstmals eine Holzpalette ziehen - was er auch völlig unspektakulär macht. Ich fahre ihn damit auch gleich mehrmals über den Betonweg, wo es laut rattert und scharrt, aber auch davon ist Willi völlig unbeeindruckt. Einzig unsere Linienführung ist noch nicht soooo akkurat. ;-) Einige Maulswurfshügel auf der Wiese neben den Pferdeanhängern verfehlen wir. Aber das wird auch noch. Für das zweite Mal im Zug ist das jedenfalls mehr als klasse. :-)

Modell zur Darstellung verschiedener Zügelhaltungen und diverser Wirkungen bei Zug (links) und Pferdeschädel, an dem die Wirkungen verschiedener Gebißarten nebst Wirkung des Nasenriemens nachvollzogen werden kann (rechts)
Modell zur Darstellung verschiedener Zügelhaltungen und diverser Wirkungen bei Zug (links) und Pferdeschädel, an dem die Wirkungen verschiedener Gebißarten nebst Wirkung des Nasenriemens nachvollzogen werden kann (rechts)

02.04.2019

 

Ich konnte am Sonntag Abend meine Finger nicht vom www lassen - und habe nach Bildern gegoogelt, um mehr über Willis seltsame Strahlfurchen zu erfahren. *schluck* Was ich gefunden habe, ließ mich etwas hyperventilieren - da lese ich Sachen von Strahl- oder Hufkrebs. Wobei "Krebs" nicht wörtlich im Sinne von Wucherungen à la Melanome zu verstehen ist, sondern sich auf eine "aufgequollene" Huflederhaut bezieht. Egal: hört sich schlimm an. 

 

Also habe ich gestern den Tierarzt angerufen, der heute auch gleich am Vormittag vorbeischaut. Nach kurzer Erzählung und Begutachtung stellt er fest, daß es sich wohl um Bakterien handelt, die sich in anaerober Umgebung - also unter Luftabschluß - gerne vermehren und den Strahl von innen vor sich hingammeln lassen. Und das sind eben diese weißen, schwammartigen Stellen, die Hannes freigeschnitten hat. Was auch komplett richtig ist, denn je mehr Luft da hinkommt, umso besser. Ich brauche mir also keine allzu großen Sorgen machen, soll die Hufe weiterhin schön sauber halten und eventuell sich bildende Beläge auf den weißen Stellen runterpuhlen. Außerdem verschreibt er mir eine Creme, die ich mir in der Apotheke anrühren lassen soll. Bei konsequent täglicher Behandlung sollte das dann in ca. acht Wochen erledigt sein. Die anderen Hufe sind insoweit unauffällig. Also: à la hopp. 

 

Während Sarah mittags mit Amor 1,5 Stunden ins Gelände geht, besuche ich einen Vortrag Gebißkunde mit Karl-Friedrich von Holleuffer. Von diesem 73-jährigen, wirklich außergewöhnlichem Mann, dem man während der ganzen drei Stunden anmerkt, wie sehr er für dieses Thema brennt und mit wieviel Energie er dabei ist, hat Desmond schon immer geschwärmt. Mit dabei haben Karl-Friedrich von Holleuffer und seine Frau auch diverse selbst gebaute Modelle, mit denen sie anschaulich die Ein- und Auswirkungen von Gebissen oder Trensen darstellen und verblüffend veranschaulichen können. In den drei Stunden gibts viele - teilweise auch überraschende - Infos und ich habe durchaus über das ein oder andere nachzudenken. So erfahren ich und ca. 30 weitere Teilnehmer, daß ein - richtig verschnallter! - Nasenriemen durchaus positiv für das Pferd und besser ist, als es ohne zu reiten, daß Stangengebisse weicher als einfach gebrochene Gebisse und - was ich schon immer vermutet habe - daß zweifach gebrochene Gebisse wesentlich schärfer als einfach gebrochene Gebisse sind. Wir bekommen erklärt, wie man die Gebißbreite richtig ausmißt und welche Auswirkungen die unterschiedlichen Verschnallungen von Trensen haben, und, und, und. Alles in allem viel, viel Info und sehr zu empfehlen! 

20 kg Nachsaat für die Pferdeweide: Mischung Compense von Freudenberger
20 kg Nachsaat für die Pferdeweide: Mischung Compense von Freudenberger

03.04.2019

 

Weidepflege. Ab heute Abend soll es inklusive Morgen ziemlich regnen. Ein guter Zeitpunkt, um endlich die Weiden nachzusäen. 

 

Wie immer haben wir als Nachsaat eine weidelgras- und somit fruktanarme Mischung besorgt, bestehend aus 10 % Deutschem Weidelgras, 10 % Rohrschwingel, 25 % Wiesenlieschgras, 25 % Wiesenschwingel, 15 % Wiesenrispe, 10 % Rotschwingel und 5 % weißem Straußgras. Eimerweise laufe ich deshalb heute am späten Nachmittag bei schon einsetzendem Regen über die Weiden und säe per Handaussaat die 20 kg Grassamen aus. 

 

Nachdem ich die Creme für Willi heute in der Apotheke abholen kann, wird er auch gleich am Abend am vorderen rechten Strahl damit behandelt. Erfreut stelle ich allerdings fest, daß die beiden Stellen bereits austrocknen und nicht mehr so weich sind. Das Einschmieren muß ich mit Einmal-Handschuhen vornehmen, weil es sonst meine Haut zu sehr reizt. Die beiden Hinterhufe behandle ich nochmals mit der Kevin Bacon-Solution. Nun bin ich gespannt, wie sich das weiter entwickelt.

04.04.2019

 

Es hat weder in der letzten Nacht, noch heute wie vorhergesagt die erhofften insgesamt 20 l/qm geregnet. Es kamen nur 7 l/gm herunter. :-(

 

Sarah geht mit Amor eine knappe Stunde spazieren. 

05.04.2019

 

Ich bespaße beide Jungs mit jeweils einer Einheit Handarbeit auf unserer Reitwiese. Während der eine gearbeitet wird, darf der andere dort Gras fressen - obwohl ich mir nicht so sicher bin, ob das eine gute Idee ist, Freizeit und Arbeit örtlich so zu vermischen. Wir werden sehen...

 

Mit Willi fange ich mit freiem neben mir Herlaufen an, er reagiert gut auf meine Körpersprache. Nach einigen Runden nehme ich die Zügel auf und versuche, ihn wie beim Reiten auch von der Brustwirbelsäule her im Hals etwas höher einzustellen und dann nachgeben zu lassen. Dabei variiere ich zwischen Schritt, Halt und Rückwärts, baue Volten mit ein. Als das einigermaßen klappt, nehme ich ein paar Schritte seitwärts im Schenkelweichen hinzu. Am Anfang walzt mir der Schwarze dabei einfach nach vorne weg. Erst, als ich mich mehr auf mich selbst konzentriere, deutlich mit den Fußballen auftrete, mich dadurch quasi selbst ein wenig mehr aufnehme, reagiert auch Willi und tritt brav vorwärts-seitwärts. Hiermit beende ich die Einheit dann auch, nachdem er diese Lektion nach einer Pause am langen Zügel nochmals sehr schön gezeigt hat. Dann darf er grasen und ich hole mit den Senior. 

 

Mit Amor starte ich ebenso, nehme dann die Zügel auf und übe Schritt-Halt-Übergänge. Bei ihm nehme ich dann ziemlich schnell den Trab hinzu, den er mit schon fast selbst anbietet. Na gut, eigentlich bietet er mir Galopp an. Aber, immer schön langsam! ;-) Wir üben zwischendurch erst ein wenig Schulterherein im Schritt, dann nehme ich den Trab hinzu. Das Schulterherein klappt auch im Trab auf einer Volte so gut, daß ich Amor versuchsweise so sehr aufnehme, daß er sodann auf der Geraden die ersten diagonalen Tritte zeigt. :-) Supi! Nachdem wir das zweimal wiederholt haben, darf auch er nochmals grasen. 

Beim Reitsimulator in Zürich
Beim Reitsimulator in Zürich

06.04.2019

 

Was haben ein Seepferdchen, ein Kuckuck und ein Reitsimulator mit Alexander Technik und dem Reitersitz zu tun? ;-) 

 

Früh am Morgen treffe ich mich um 07.00 Uhr am Park & Ride an der A5 mit Tina, Else, Katja und Marion. Wir fahren zusammen nach Zürich zu Jenny, wo wir einen Workshop mit Alexander Technik auf dem Reitsimulator gebucht haben. 

 

Der Workshop beginnt um 10 Uhr nach einer kurzen Vorstellung aller Teilnehmer mit der Theorie. Jenny zeigt uns anhand eines Skeletts und dreidimensional auf dem Tablett dargestellter Knochen- und Muskelmodelle das menschliche Iliosakralgelenk. Dieses ist das Zentrum des Reitersitzes. Im Becken ist die Wirbelsäule wie ein Schlußstein einer Brücke eingelassen, das Becken trägt die Wirbelsäule, die frei und beweglich sein soll. Wichtig für uns Reiter kann aber auch genau der Teil der Wirbelsäule sein, der über das Becken hinausgeht: das Steißbein. 

 

Hier kommt das Seepferdchen ins Spiel: stellt man sich die Wirbelsäule wie ein Seepferdchen vor, ist das Steißbein der Schwanz des Seepferdchens. Mit diesem Schwanz richtet sich das Seepferdchen im Wasser aus. Wir können dieses "Bild" nun nutzen, um unseren Sitz zu verbessern. Das Seepferdchen kann seinen Schwanz einerseits nach vorne beugen, so daß eine konkave Haltung entsteht, aber auch ebenso nach hinten, was eine konvexe Haltung darstellt. Das nennt man primäre bzw. sekundäre Haltung. Beim Reiten bevorzugen wir meistens die primäre Haltung. Um das besser zu erfühlen, dürfen wir auf großen Gymnastikbällen Platz nehmen. Schwingen wir unser Steißbein nach vorne (primäre Haltung), bewegen wir auch den Ball unter uns nach vorne. Andersherum (in der sekundären Haltung ähnlich einer Ente) rollt er nach hinten. Das sind ziemlich interessante Übungen, die nach dem Erfühlen zum Nachdenken anregen. Mir fällt zum Beispiel gleich ein, daß ich beim Durchparieren von einer höheren in einer niedrigere Gangart gerne eine sekundäre Haltung (eher Hohlkreuz) einnehme.

 

Als weitere "Eselsbrücke" für eine bessere Haltung gibt uns Jenny den "Kuckuck" mit. Unsere Wirbelsäule ist ja nicht wirklich gerade, sie verläuft in zwei Bögen. Wir sollen uns nun vorstellen, daß genau am Übergang unserer Wirbelsäule vom unteren zum oberen Bogen eine Kuckucksuhr sitzt. Kommt der Kuckuck hervor und nehmen wir dadurch diesen Teil der Wirbelsäule etwas nach vorne, richten wir uns gleichzeitig besser auf, ohne jedoch in der Brustwirbelsäule steif zu werden (was gerne passiert, wenn es heißt, man solle das "Brustbein anheben").  

 

Nach der zweistündigen Theorie und einem gemütlichen Mittagessen darf dann jeder für 45 Minuten auf den Reitsimulator. Jenny überprüft zunächst meinen Sitz am stehenden Simulator, gibt mir nochmals zu bedenken, daß meine Wirbelsäule der Schlußstein in meinem Becken ist und die Beine einfach locker herunterhängen können. Durch muskuläre Verbindungen fangen meine Beine ja quasi schon unterhalb der Rippen an, so daß ich diese aus diesem Punkt heraus locker fallen lassen soll. Tatsächlich längen sich meine Beine nach dieser Einführung deutlich. 

 

Für mich steht heute mal wieder der Galopp im Fokus und hierbei auch das Angaloppieren, da Willi nicht am Bein zündet und ich ja immer ziemlich unsicher in dieser Gangart bin (weshalb ja alle meine Pferde nicht so wirklich galoppieren können, wollen, sollen, dürfen *soifzt*). Hier gibt mir Jenny zunächst den Tipp, Willi durch Übergänge aus und auch in den niedrigen Gangarten vorzubereiten, um es ihm leichter zu machen. Zum Angaloppieren soll ich dann meinen Kuckuck herausschauen lassen und das Steißbein nach vorne links (für Linksgalopp) schwingen (also den Galopp über den Sitz vorbereiten) und dann die Galopphilfe geben. Das wiederholen wir auf Reitsimulator Sir Humphrey einige Male, bis mir das einigermaßen flüssig gelingt. Da wir dazwischen auch immer wieder in den Trab durchparieren, kann ich auch gleich die Übergänge hierbei mittels "Kuckuck" und "Seepferdchen" überprüfen und verbessern. 

 

Das hört sich nun sicher erst einmal komisch an - und wir haben heute auch jede Menge darüber gelacht. Aber wenn man es sich einmal vorstellt und versucht, das nachzufühlen, ist es wirklich eindrücklich. Ich bin schon sehr gespannt, es auf Willi auszuprobieren. :-) 

 

Amor geht derweil am Nachmittag mit Anne eine Stunde ins Gelände. 

Mein persönliches "Aus" vom Alltag. :-)
Mein persönliches "Aus" vom Alltag. :-)

07.04.2019

 

Ein gemütlicher Sonntag. Nachdem wir die Stallarbeit erledigt und noch einen Weidepfosten festgeklopft haben, putzen wir die Jungs. Ich will schauen, ob Willi auf der Reitwiese unter dem Reiter mit dem Nasenriemen anders läuft. Außerdem will ich die Übungen von gestern ausprobieren. Amor darf derweil wieder Gras fressen. 

 

Ich nehme auf Willi Platz und erinnere mich an die Details, auf die uns Jenny gestern hingewiesen hat: satt und breit im Sattel Platz nehmen, die Wirbelsäule wird durch das Becken frei beweglich getragen, die Beine fallen aus den unteren Rippenbögen locker nach unten. Der Kuckuck hebt etwas meine Haltung. Ich finde es spannend, wie lang sich meine Beine allein durch diese Vorstellung anfühlen. ;-) 

 

Zum Aufwärmen lasse ich das Schwarztier im Schritt über den ganzen Platz laufen, nehme dann Zirkel hinzu und frage ein wenig Schenkelweichen ab. Da ich das zunächst von der Bande weg abfrage, tut sich Willi etwas schwer, sich von dieser zu lösen - vor allem, wenn es darum geht, seine starke rechte Schulter zu bewegen. In den Wendungen denke ich an das Seepferdchen und berücksichtige auch Jennys Tipp, in diesen nicht so sehr auf das Mitnehmen der Schultern zu achten, sondern vielmehr auf meinen Rippenkäfig. 

 

Dann traben wir an, Willi ist wieder etwas gemütlich unterwegs und ich nehme mir als Thema für Heikes Kurs in drei Wochen das Thema "Reaktivität" vor - sicherlich muß sich Willi erst ein wenig dehnen und strecken und manchmal hat er keine Lust. Aber wenn es heißt: Trab! - dann darf er zwar gerne kurz seine Beine sortieren, aber dann wird angetrabt! Wir träbeln über die Wiese und ich schaue, wie ich Seepferdchen und Kuckuck und meine laaaangen Beine nutzen kann. Vor allem letztere fühlen sich wirklich, wirklich locker an! :-) Ich bemühe mich ebenso, immer die primäre Haltung einzunehmen und meinen imaginären Gymnastikball unter mir gefühlt nur nach vorne und nie nach hinten rollen zu lassen.

 

Das klappt ganz gut, aber mit den Wendungen bin ich immer noch nicht so zufrieden. Es gibt zwei Stellen, an denen sich Willi nur schwer abwenden und auf dem Zirkel halten läßt, und zwar befinden die sich beide am unteren Zirkel, wenn man in Richtung X abwenden möchte. Da ist es auch egal, ob linke oder rechte Hand. Naja, ich bin trotzdem leidlich zufrieden und gebe Willi eine Pause am langen Zügel. Danach teste ich das Schulterherein an, aber auch da tut sich der Schwarze heute linke Hand schwer, wenn er seine rechte Schulter bewegen soll. Als ich zwei korrekte Schritte erspüren kann, beende ich diese Lektion und lobe. 

 

So, und dann will ich heute auch noch den Galopp ausprobieren. Ich galoppiere Willi aus der unteren zweiten Ecke an, bin auch energisch, als er nicht gleich anspringen möchte und siehe da: wir galoppieren. Ich muß ihn allerdings mehrmals auffordern, auch bittschön im Galopp zu bleiben, und so kommen wir zumindest 2/3 der ganzen Bahn weit. Für mich ist das schon ein riesiger Fortschritt, zumal ich mich getraut habe, die andere lange Seite "bergab" zu galoppieren. Da gehts nicht wirklich bergab, aber für mich fühlt sich das immer so an. Kopfkino eben... Das probieren wir auch noch auf der rechten Hand, auf der Willi zunächst im Linksgalopp anspringt. Ich pariere durch, wende auf dem oberen Zirkel in Richtung X ab und galoppiere ihn wieder an mit dem festen Vorsatz, auf dem Zirkel zu bleiben. Willi galoppiert links und bleibt auf dem Zirkel! :-) Dafür gibts viel, viel, viel Lob, ich steige gleich ab, nehme ihm Sattel und Trense ab und er darf neben Amor noch ein wenig grasen.

 

Mit Amor mache ich, nachdem Willis Hufe versorgt sind, noch ein wenig Arbeit am Podest. 

Amor, 2016
Amor, 2016

08.04.2019

 

HAPPY BIRTHDAY AMOR!!!

 

Heute wird Amor sage und schreibe 25 Jahre alt!!! Ich bin unsagbar glücklich, daß er bei mir und auch in diesem Alter noch so fit und munter ist. Altersbedingt muß man mit der Fütterung und bezüglich der Ruhezeiten mehr Rücksicht auf ihn nehmen. Aber ansonsten gibt es keine Zipperlein. Toi toi toi!!!

 

In all den Jahren, die er nun seit seinem sechsten Lebensjahr bei mir ist, haben wir so vieles erlebt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie toll alles in den ersten drei, vier Wochen nach seinem Kauf geklappt hat, wie sich aber dann der messerscharfe und sehr exponierte Hafi-Charakter Bahn brach und ich mehrmals unsanft auf dem Boden der Tatsachen ankam. ;-) Dann kamen unsere ersten Wanderritte, und wir sind zusammen gewachsen, bis ich nach Ausflügen ins Westernreiten mit Trail- und Working Cowhorse-Kursen dann - ziemlich verpeilt - beschloß, mit Amor die höheren Weihen der Dressur zu erklimmen. Was er aber gar nicht witzig fand, dieses Kringelreiten auf dem Reitplatz oder in der Halle - schließlich kommt man ja nirgends an... Nach einem schweren Tiefpunkt in 2010/11 hat er mir gezeigt, was das Wesen eines Pferdes eigentlich ausmacht, wie der Umgang mit diesen wundervollen Tieren pferdegerecht ablaufen muß und daß man eigene Ziele nicht ungestraft aufs Tier projezieren darf. Seither ist unsere Beziehung eine komplett andere, tiefer, inniger. Amor ist das Pferd in meinem Leben, von dem ich bislang am meisten lernen durfte. Und das war manchmal nicht immer angenehm, weder für ihn, noch für mich. Deshalb bin ich heute umso glücklicher, daß wir all das gemeistert haben und keiner von uns dabei auf der Strecke geblieben ist. 

 

Danke!

Danke für Deine Ausdauer, Deinen Willen,

Deine Bereitschaft, mir immer wieder zu verzeihen und nie nachtragend zu sein.

Danke für Deine Treue und das Verständnis, daß Du mir immer wieder entgegen bringst. 

 

Eigentlich war heute geplant, daß Sarah und ich mit dem Geburtstagskind und Willi eine Runde ins Gelände bummeln, aber heute eröffnete sich überraschend die Möglichkeit, endlich ein neues Trainingsgerät für Willi anzuschaffen. Deshalb gab Amor heute mal wieder sein Bestes unter Sarah auf der Reitwiese im Kringelreiten, während wir mit Willi nur eine halbe Stunde spazieren gegangen sind. Der muß sich nun langsam darauf einstellen, daß die Weiden zukünftig von ihm mit einer Netzegge bearbeitet werden können. ;-) 

09.04.2019

 

Mit Gerret und Amor unternehmen Willi und ich einen kleinen Abendspaziergang zum Waldrand. Dort dürfen die Pferde grasen, während wir sie gemütlich enthaaren. Jetzt haben die Vögel dort erst einmal genügend Material zum Nestbau. ;-) 

 

Wieder am Stall verarzte ich, wie jeden Abend, Willis Hufe. Der Hufe vorne links ist vollständig in Ordnung und hat keine Strahlfäule. Der Huf vorne rechts hat sich etwas verbessert. Die kleinere der beiden Stellen, an denen die aufgequollene Huflederhaut herausgetreten ist, hat sich schon etwas geschlossen und verhornt. Die größere der beiden Stellen ist aber noch immer weich. Ich rubble vorsichtig daran herum, um etwaige Beläge zu entfernen, damit Luft hinkommen kann. Dann trage ich wieder die vom Tierarzt verordnete Salbe auf. Die beiden Hinterhufe behandle ich nur noch alle drei Tage mit der Kevin-Bacon-Solution, die ich nun mit einem schmalen Pinsel auftrage. Dadurch geht nicht soviel verloren und ich kann die Flüssigkeit besser in die tiefen mittleren Strahlfurchen einbringen.

 

Die Jungs können nun seit einer Woche auch wieder nachts auf den Trailweg, den wir die letzten Wochen beim Noch-Winter-fast-Frühlingswetter nachts geschlossen hatten. Die Heutonnen werden nun auch wieder besser angenommen. 

Joe und Laura, Willi und ich, Amor und Sarah
Joe und Laura, Willi und ich, Amor und Sarah

10.04.2019

 

Laura, Sarah und ich gehen mit den Jungs für 1,5 Stunden ins Gelände. Ich habe Willi heute vorne die neuen Hufschuhe angezogen, die nun mit den längeren Seilzügen besser passen. Aber sie sitzen schon sehr stramm. Ich habe vorher auch gleich Willis Huf behandelt - so kann die Salbe schön einziehen, die ich heute mittels Wattestäbchen auch gut in die tieferen Spalten einführen kann.

 

Wir träbeln anfangs eine längere Strecke, und ich bin happy, daß ich Jennys Tipps so gut umsetzen kann. Meine Beine fühlen sich immer gleich viel lockerer und länger an, wenn ich mir vorstelle, daß diese locker aus einer muskulären Verbindung unter meinen Rippen herabhängen. Das Schwarztier tut sich heute dafür etwas schwer mit einem nachgiebigen Genick. Ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht doch am verwendeten Nasenriemen liegt. So übe ich heute während des Ausritts einfach immer mal wieder das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen und frage nur hin und wieder ein wenig Schenkelweichen ab. Beim zweiten Trab galoppiert Willi munter an und buckelt auch ein-, zweimal, Amor, der unter Sarah munter und flott daherschreitet, spurtet hinterher. Nur Joe läßt sich davon abhalten und folgt uns brav im Schritt. ;-) Schade, daß sich hiernach keine Galoppstrecke mehr anbietet.

 

Wieder am Stall klopfen Gerret und ich noch einen neuen Holzpfosten ins Viereck auf der Kuppe, da dort ein in Beton gegossener Holzpfosten zwischenzeitlich - aber erst nach immerhin gut zehn Jahren - den Geist aufgegeben hat und abgebrochen ist.

11.04.2019

 

Der Senior hat ein neues Projekt: "Wie weide ich mich selbst an?" *soifzt* Als Laura abends zum Stall kommt, steht er auf Weide Nr. 5, der Winterweide. Er ist offensichtlich vom Viereck auf der Kuppe aus dort eingebrochen. Gerret tauscht deshalb zu Bruch gegangene Isolatoren aus und verbindet die einzelnen E-Seile bzw. E-Bänder mit Klemmen, damit der Strom besser geleitet wird.

12.04.2019

 

Als ich um 05.45 Uhr zum Stall komme, steht nur Joe im Paddock. Willi kommt mir auf dem Trailweg entgegen. Und der Hafi-Schlaukopf...??? Der steht wieder auf Weide Nr. 5. Ich brauche aber nur zum Eingang gehen und die Seile öffnen, er kommt gleich von selbst wie selbstverständlich her und dackelt in Erwartung seines Frühstücks in Richtung Stall. *augenroll* Also repariere ich neben der Stallarbeit auch nochmals den Zaun, wieder im Viereck, tausche Isolatoren aus und straffe die Bänder. Strom ist drauf. *grübel* Ich muß wohl mal wieder ne Kamera aufhängen.

 

Heu hat er ja eigentlich genug - da kann man richtig drin abtauchen: 

13.04.2019

 

Mein eigentlich für heute Nachmittag geplantes Gereit fällt zum einen dem Wetter zum Opfer, zum anderen einem Arbeitseinsatz. Amor stand heute Morgen erneut auf Weide Nr. 5. 25 Jahre und sowas von übermütig! Man könnte es aber sich auch unter Altersstarrsinn verbuchen...

 

Wir klopfen zunächst am Abend mal einen neuen Eckpfosten am Viereck hinein. Dann überprüfe ich den Strom. Der ist eigentlich vorhanden. Als ich allerdings den Zaun entlang laufe und mal schaue, wo Amor vermutlich immer durchgeschlüpft ist (denn der Zaun war intakt!) entdecke ich eine Stelle mit vielen weißen Schweifhaaren. Und genau dort ist das E-Seil auch ziemlich verfasert und ausgefranst. Also ziehen wir auch gleich ein neues E-Seil auf. So. Nun bin ich gespannt. 

 

Nachdem wir die Jungs deutlich enthaart haben, gehen wir zumindest noch eine halbe Stunde spazieren und lassen sie dabei ausgiebig grasen. 

14.04.2019

 

*Strike*! Der Zaun hat gehalten, der Senior steht ordnungsgemäß und brav am Morgen bei Willi und Joe im Paddock und wartet dort auf sein Frühstück. Nach der Stallarbeit nehmen wir Willi und Amor mit auf die Reitwiese, ich will mal wieder longieren. Ich beginne mit Willi, während Amor grasen darf.

 

Willi ist sehr artig. Nachdem wir auf jeder Hand einmal ganze Bahn mit vielen, vielen Volten im Schritt entlang gegangen sind, lasse ich ihn in der Ecke neben dem Flatterbandtor antraben. Er schaut immer wieder mit aufgerichtetem Hals ins Gebüsch, wo ich aber nichts erkennen kann. Also steht zunächst einmal Takt und Losgelassenheit auf dem Programm. Immer, wenn er sich dehnt, lobe ich das. Einmal raschelt es dann aber doch, Willi macht einen Satz und startet durch, ich muß die Longe loslassen, obwohl ich Handschuhe trage. Danach dauert es wieder einige Runden, bis er sich wirklich losläßt, abschnaubt und diese Haltung auch in der Grusel-Ecke beibehält. Erst dann frage ich mal nach Galopp, zuerst linke Hand, was ihm immer etwas schwer fällt. Im ersten Angaloppieren muß er sich hinten noch sortieren und in den richtigen Handgalopp umspringen, dann paßt es. Ich verlange eine knappe Runde, in der ich aber wirklich dranbleiben und oftmals weitertreiben muß, dann gibts viel Lob. Nach einer Pause im Stand und einigen Runden im Schritt rechte Hand springt er mir nach dem Antraben dann auch wirklich schön in den Rechtsgalopp. Auch hier muß ich nachtreiben für eine knappe Runde. Dafür gibts aber viele Kekse und wir machen Schluß, jetzt darf er grasen. 

 

Bei Amor rächt sich nun doch, was ich schon klammheimlich vermutet habe: Arbeits- und Futterplatz zu vermischen, ist bei so einem dauerhungrigen Hafi eben schwierig. Aber ich schaffe es, da gar nicht erst auf seine Diskussionsversuche einzugehen, bleibe ruhig und beharrlich dran und verlange, daß er sich nun auf mich konzentriert. Denn: trotzdem kann der Schlaukopf sehr gut unterscheiden, wann Frei- oder Arbeitszeit ist. Punkt. Da braucht er sich nicht mit wilden Galoppaden, Verrenkungen und Bucklern beschweren. ;-) Gerret, der mich begleitet, und ich staunen, was mein 25-jähriges Herzenspferd für Einlagen draufhat. Auch bei ihm liegt also heute der Hauptfokus auf Takt und Losgelassenheit, dazu kommt Motivation. Nachdem Amor, von vielen echauffierten Blicken und immer wieder unterbrochen von empörtem Antraben endlich mal im ruhigen Schritt angekommen und er aufgewärmt ist, lasse ich ihn auch richtig antraben. Mit der Peitsche touchiere ich immer seine Schenkellage (das ist gar nicht so einfach, und der "Schnips" aus dem Handgelenk muß bei Amor ganz anders ausfallen, als bei Willi) und fordere ihn zu Stellung und Biegung auf. Naja, das klappt heute maximal leidlich. Ich nehme deshalb etwas Arbeit an der Hand mit Übertreten hinzu. Dafür sieht der Galopp, den ich immer erst dann verlange, wenn er einen sehr ruhigen und konzentrieren Trab geht, ganz annehmbar aus. 

 

Wieder am Stall wird Willis Huf verarztet, und weil er ja dann immer kurz warten muß, bis die Salbe ein wenig eingezogen ist, massiere ich ihn ein wenig mit Tellington-Touches (insbesondere die "Leckende Kuhzunge") und mache Schweifarbeit. Mit Amor kann ich das freistehend im Paddock ebenfalls machen. Beide genießen das sehr. 

Willi und ich bei Doris auf dem Sonnenberg in Heidelsheim
Willi und ich bei Doris auf dem Sonnenberg in Heidelsheim

15.04.2019

 

HAPPY BIRTHDAY WILLI!!!

 

Heute wird das Schwarztier schon sieben Jahre alt! :-)

 

Zur Feier des Tages machen wir einen Ausflug zu Doris nach Heidelsheim auf den Sonnenberg und reiten dort starke zwei Stunden über Wiesen und Felder. Zwischendurch gibts eine Pause neben ein paar sehr neugierigen Galloway-Rindern. Willi ist munter und hält mit seinen beiden wanderritterprobten Begleitern Retan (Freiberger) und Lucy (Schwarzwälder) gut mit. Zur Schonung seines Strahls habe ich ihm Hufschuhe angezogen - und die halten auch bei einem härteren Test gut am Huf, als Willi beschließt schon auf dem Heimweg zum Stall mal kurz motzig zu werden, weil ich ihm nicht erlaube, während des Ritts nach Gras zu hapsen und deshalb zweimal mit mir holder-dipolter losfetzt. Aber ansonsten war er sehr artig und hat sich viel Mühe gegeben. Immerhin waren wir ja mal wieder in fremden Gelände mit fast fremden Pferden (Lucy kennt er ja schon von unserem Tagesritt im letzten Oktober) unterwegs. 

 

Anschließend darf er am Sonnenberg auf eine Wiese und endlich, endlich sein Gras knabbern, während wir mit einer Flasche Sekt auf seinen Geburtstag anstoßen. 

16.04.2019

 

Gerret und ich sind gerade aufgrund unseres pferdefreien Tages auf der Autobahn unterwegs in Richtung Palmen-Sauna, da erreichen uns folgende Bilder: 

Man faßt es nicht... *augenroll*. Nun haben wir ja erst Weide Nr. 5 dingfest gemacht, jetzt hat sich der Hafi-Schlaukopf die direkt nebenan liegende Weide Nr. 4 herausgesucht. Zielgerichtet hat er natürlich offengelegt, daß auf den Seilen am Eingang kein Strom geleitet wird (das hatten wir - bislang!  - absichtlich so) und hat sich dort hindurchgeschlängelt. Zum Glück hat er sich nicht weh getan und Sarah kann alles einfach wieder aufbauen. Vorsorglich setzt sie das unterste Seil unter Strom. 

 

Wir machen derweil einen Schlenker und fahren beim Pferdesportversandhaus vorbei. Die aktuelle Batterie ist zwar noch gut, aber wir nehmen einen Ersatz mit. Außerdem neue Zaunverbinder und 500 m neues E-Seil. 

 

Sarah bespaßt Amor mit 30 Minuten Handarbeit. 

Die einzige, die sich in letzter Zeit auf dem Softbett ablegt - die Pferde liegen lieber im Sand.
Die einzige, die sich in letzter Zeit auf dem Softbett ablegt - die Pferde liegen lieber im Sand.

17.04.2019

 

Am Morgen fahren wir gespannt zum Stall. Aber, Entwarnung: Amor ist brav bei Joe und Willi geblieben. Nach der Stallarbeit gehen wir erst mit Willi und Amor eine halbe Stunde grasen, währenddessen wir sie zünftig enthaaren. 

 

Dann gehts an die Kontrolle des kompletten Weidezauns. Wir prüfen den Trailweg und das Viereck, laufen dann auch noch den um die Weiden außenherum führenden Zaun ab und tauschen einige Zaunverbinder und ein Stück altes E-Band aus. Ebenso setzen wir jeweils das unterste Seil von allen Weidezugängen unter Strom. So. Drei Stunden Arbeit, von denen man mal wieder auf den ersten Blick nix sieht... ;-)

 

Am späten Nachmittag spannen wir Willi dann das erste Mal vor die neue Netzegge, nachdem ich zunächst ein wenig mit ihm fahrenderweise über die Wiese gekringelt bin. Eigentlich hatte ich erwartet, daß er auch die Netzegge ohne Probleme zieht, wenngleich diese deutlich schwerer als alles bisherige ist. Willi nimmt auch immer wieder "Anlauf", stellt dann aber für sich fest, daß ihm das zu schwer ist. Erst, als Gerret, der die Leinen hält, währenddessen ich vorne an Willis Kopf stehe, das Ortscheid anhebt und mitzieht, trottet Willi los. Nach einigen Metern läßt Gerret das Ortscheid dann auch los und Willi läuft weiter seines Weges. Bis zur ersten Kurve, die ich wohlweislich eigentlich ziemlich groß angelegt habe. Aber sie endet etwas im Kuddelmuddel: Willi bleibt in den Strängen hängen, läuft rückwärts, so daß wir die Splinte der Notfallschlegel öffnen müssen, um ihn zu befreien. Zur Beruhigung laufe ich erst wieder ein wenig mit ihm über die Wiese, Gerret ordnet derweil die Egge. Dann spannen wir ihn nochmals an und lassen ihn die Egge wieder zurück zum Pferdeanhänger ziehen. Dort nehmen wir die Egge wieder ab und ich kringle erneut noch einige Runden mit ihm über die Wiese und feile etwas an unserer Linienführung, indem ich auch einen Pylonen mit einbeziehe. ;-) Leider hat er sich etwas in der Fesselbeuge hinten links verletzt, was sich aber mit etwas Salbe gut behandeln läßt. Wir werden die Netzegge wohl etwas verkürzen und somit leichter machen und das ganze erst so ein wenig üben, bis sich Willi an das größere Gewicht gewöhnt hat. 

Paula auf dem Dach unserer Pergola
Paula auf dem Dach unserer Pergola

18.04.2019

 

Am Morgen kommt Hannes zur Nachkontrolle von Willis Hufen. Die offenen Stellen am linken Vorderhuf haben sich nun geschlossen und seit einigen Tagen verhornen sie auch zusehends. Hannes legt nochmals alles frei, es blutet auch wieder ein wenig, aber es hält sich mit wenigen Tropfen in Grenzen. Auch die beiden Hinterhufe werden nochmals ausgeschnitten. 

 

Die Situation hat sich verbessert. Zumindest kann Hannes nun auch so tief gehen, daß er wirklich an jede evtl. vor sich hinschmoddernde "Tasche" gelangt und diese säubern kann. Jetzt kommt es wie bisher auf penible Hufhygiene an. Aber wir sind auf einem guten Weg. Das Schwarztier läßt die Prozedur gelassen über sich ergehen, ich behandle ihn währenddessen an Kopf und Hals mit TTouches, was ihm sichtlich gefällt: er schließt immer wieder genüßlich die Augen. 

 

Anschließend bekommt Willi in die Strahlfurche des linken Vorderhufs ein sog. Horn-Pad (ein mit einer Tinktur getränktes Zellstofftuch), ich pinsle die Stellen wieder mit der Salbe ein, darüber kommen Hufschuhe. Gemeinsam mit Sarah und Amor gehen wir 1,5 Stunden ins Gelände. 

 

Der Frühling ist einfach traumhaft. Im Wald ist es zwar ruhig, aber alle Vögel sind am zwitschern, die Sonne leuchtet strahlend durch das helle Grün. Wir gehen einige Trampelpfade, müssen beim ersten auch viele querliegende, wenn auch dünne Bäume passieren. Heimwärts galoppieren wir ein Stück. Willi hat heute lange nicht so sehr geschwitzt wie am Montag, obwohl wir ähnlich hügelig unterwegs sind. Ich überlege, ob es vielleicht auch ein Stück weit Aufregung (Hänger, fremdes Gelände, fremde Pferde) gewesen sein kann, daß er mehr geschwitzt hat? Auf alle Fälle ist es heute wunderherrlich. :-) Amor hat unter Sarah sehr gut mitgehalten, wenngleich er eben einen etwas kürzeren und daher langsameren Schritt hat. Zu Hause am Stall wälzt sich der Senior dann im Viereck auf dem dort seit gestern freigegebenen Stück Gras. Willi bekommt noch in die Hinterhufe Horn-Pads. Die werde ich in drei Tagen austauschen. Die linke Fesselbeuge behandle ich mit Propolissalbe.  

Das erste Mal Kopflüften auf der Weide. :-)
Das erste Mal Kopflüften auf der Weide. :-)

19.04.2019

 

Mein Schwarzer hat einen dicken Fuß. :-( Also ist die Verletzung doch etwas schlimmer, als befürchtet. Ich wasche die Wunde nochmals gründlich mit Wasser aus und trage mehrmals eine Rivanoltinktur auf. Nachdem das etwas getrocknet ist, kommt Betaisadona drauf und Willi schleckt mir die angebotenen Arnica-Globuli direkt von der Hand. 

 

Am Abend lassen wir die drei das erste Mal für 45 Minuten auf die Weide. Wie immer: alles sehr gechillt und ruhig, es gibt kein übermütiges Herumgerenne oder Bocksprünge. Das bestätigt mich immer wieder in der von uns gewählten Haltung und der Gruppenzusammensetzung. :-) Allerdings muß ich schon persönlich kommen und die Herren wieder nach drinnen bitten - auf Eimergeklapper reagiert nicht mal niemand. ;-) 

Unterwegs auf dem Trailweg
Unterwegs auf dem Trailweg

20.04.2019

 

Willis rechter Hinterfuß ist immer noch dick. Die Wunde ist allerdings sauber und sieht normal aus, nichts ist eitrig. Da er nicht lahmt, beschließe ich, daß Bewegung nur gut sein kann und wir gehen auf die Reitwiese. Amor ist mit von der Partie und darf zunächst grasen. 

 

Nach dem Warmreiten mit Guckenlassen in der Gruselecke, weil draußen auf dem Weg gerade ein großer Bagger herumfährt und polternderweise Steine aufläd, traben wir an. Willi zieht immer wieder deutlich in Richtung Amor und übt sich im Über-die-Schulter-Ausbrechen. Also zirkeln wir um Amor herum. Das findet Willi zwar zunächst auch nicht so prickelnd, aber er gibt sich Mühe und macht mit. Anfangs frage ich auch mal wieder ein paar Zirkel in Außenstellung ab, indem ich Willi erst schön auf Innenstellung einspure und diese Stellung dann in einen Konterzirkel mitnehme. Mein Hauptaugenmerk liegt auf Takt und Losgelassenheit, dann schaue ich nach der Anlehnung und frage immer wieder an, ob Willi im Genick nachgeben möchte. Das hält er heute auch im Trab schon ein wenig. Komisch, daß mir das auf der Wiese wesentlich besser gelingt, als im Gelände. Aber dort gehts halt doch immer meist nur geradeaus, während ich auf der Reitwiese halt viele Wendungen einbauen kann. Bahnfiguren sind eben doch das A und O! :-) Nach 30 Minuten sattle ich den Schwarzen ab. Er darf grasen. Das Bein ist dünn. Gut! 

 

Das Mörchen hole ich zur Handarbeit und lasse ihn erst ein wenig frei neben mir herlaufen, frage Anhalten, Rückwärts und Antraben ab. Das klappt dann auch mit aufgenommenen Zügeln, so daß ich recht schnell Schulterherein und Schenkelweichen anteste. Amor ist einfach ein Schatz und wir sind so toll eingespielt, daß das gut klappt. Im Trab wird er wieder schnell übermütig und bietet Galopp an, was ich aber heute nicht annehme. Nach 20 Mninuten entlasse ich ihn nochmals zum Grasen. Er kanns ja gebrauchen. 

 

Auf dem Weg zum Stall machen wir kurz Station am Brunnen und ich spritze Willis rechtes Hinterbein mit kaltem Wasser ab. Wieder am Stall verarzte ich zunächst seine Hufe. Die Hornpads halten leider nicht allzu gut beim Reiten, so daß ich zwei Stück erneuern muß. Hannes hat die mittleren Strahlfurchen aber auch schön breit geöffnet. Die offenen Stellen am linken Vorderhuf sind komplett verhornt und ich frage mich, ob die vom Tierarzt verschriebene Salbe da überhaupt noch durchkommt? Ich werde ihn nächste Woche mal anrufen. Den rechten Hinterhuf wasche ich nochmals mit Rivanol und trage wieder Betaisadona auf. 

 

Am frühen Abend fahre ich nochmals zum Stall, um Willis Bein zu kontrollieren und um ihn gegebenenfalls nochmals zu bewegen. Das Bein ist wieder etwas dick, also nehme ich das Schwarztier kurzerhand am Kappzaum an die Longe und wir gehen auf die Reitwiese, die nach einem heute fast schon hochsommerlichen Tag schön im Schatten liegt. Ich lasse Willi ganze Bahn in vielen sehr großen Volten um mich herumkreiseln. Nachdem er das auf beiden Händen einmal absolviert hat, lasse ich ihn antraben und die gleiche Übung in der höheren Gangart wiederholen. 

 

Ich bin überrascht, wie locker-flockig er da vor sich hinträbelt - meistens auch sehr, sehr leise. Das ist ja immer ein sehr gutes Zeichen, daß er dann schön durchschwingt. Ich schnippe nur hin und wieder mal mit der Gerte in Richtung Schenkellage, um ihn zu ein wenig mehr Biegung aufzufordern oder ihn draußen auf der Linie zu halten. Insgesamt hat er aber einen sehr schönen Zug auf der Longe. Als ich ihn nach einer Pause nochmals im Schritt angehen lasse, trabt er an und bietet Galopp. Ich freue mich, stimme zu und: Willi galoppiert! Ganz locker-flockig, wie schon vorher im Trab, einen ganzen Zirkel, ohne daß sich der Zug an der Longe verändert! Ich bin baff, pariere ihn durch und hole ihn gleich zu mir her. Überschwänglich lobe ich. Das ist ja wirklich unfaßbar! :-) :-) :-) Fast stehen mir schon Tränen in den Augen. Nach einer kurzen Pause, in der Willi sehr, sehr zufrieden dreinschaut, schicke ich ihn linke Hand. Da tut er sich im Galopp ohnehin immer schwerer. Aber auch hier bietet er nach wenigen Tritten den Galopp von alleine an, fällt dann zwar nochmals aus, läßt sich wieder angaloppieren, muß kurz umspringen und galoppiert auch dann einen ganzen Zirkel. Wieder pariere ich durch und falle ihm um den Hals!!! Woooow!!!

 

Auf dem Weg zum Stall brause ich ihm nochmals das nun dünne Hinterbein ab, säubere dabei gleich die Wunde und verarzte ihn am Stall nochmals mit Rivanol und Betaisadona und Arnica-Globuli. 

 

Was ist da passiert??? Wieso hat heute so ganz ohne Aufwand etwas geklappt, bei dem wir (ich???) uns seit Wochen so unheimlich schwer tun??? 

 

So ganz klammheimlich glaube ich, daß das an meiner Einstellung liegt: ich bin heute Abend ohne großen Plan mit Willi auf die Wiese, wollte ihn nur ein wenig locker longieren. Heraus kam ein Erfolg, den ich nicht erwartet hätte. Bin ich sonst zu zielstrebig? Zu verkopft? Zu erzwingend? Das geht mir jetzt alles durch den Kopf und ich habe viel nachzudenken. Aber wie immer stelle ich fest: es liegt am Mensch und nicht am Pferd. ;-) Es kann so einfach sein. 

Mit Willi bei der Lymphdrainage ;-)
Mit Willi bei der Lymphdrainage ;-)

21.04.2019

 

Da Willis Bein noch immer angeschwollen ist (wenngleich ich meine, auch nicht mehr so arg wie gestern), kommt er am Morgen wieder an die Longe zum gleichen Programm wie gestern. Wie gehabt: alles sehr fein und ruhig. :-) Danach gibts wieder einen Kneippguss und die Rivanol-Behandlung. 

 

Ich habe mir gestern noch lange Gedanken gemacht und auch ausführlich mit Gerret darüber gesprochen (der wie immer meint, ich sei viel zu perfektionistisch ;-) veranlagt). Mein bisheriges Fazit: Druck gibt es ja nicht nur körperlicherseits (Körpersprache oder -einsatz, Peitsche, etc.), sondern auch hinsichtlich einer jeglichen Einstellung, die man zu einer Sache hat. Vor einer Reiteinheit habe ich immer ein bestimmtes Bild im Kopf, woran ich gerne arbeiten möchte - und vermutlich zu sehr das Ziel im Kopf, das ich durch diese Einheit erwarte. Das ist einerseits zwar notwendig. Aber vielleicht darf ich dieses Ziel als nicht zu sehr in Stein gemeißelt betrachten, sondern schauen, wo uns die jeweilige Einheit hinführt. ;-) Und machmal sind das ja dann ganz überraschende Ergebnisse. :-) 

 

Als ich abends nochmals Willis Bein kontrolliere, ist es schon nicht mehr so angeschwollen.

Meine heutige Lektüre
Meine heutige Lektüre

22.04.2019

 

Der beste aller Ehemänner übernimmt am Morgen trotz Nachtbereitschaft den Stalldienst, weshalb ich ausgiebig ausschlafen kann und mir dann tagsüber auf dem Balkon die Sonne ins Gesicht scheinen lasse, währenddessen ich endlich mal Muße habe, das seit ettlichen Monaten auf meinem Stapel liegende Buch "Francois Baucher - Das neue System vom Reiten und Ausbilden" zu studieren. Es beinhaltet eine deutsche Übersetzung von Bauchers (1796 -1873) zweiter Manier in 13. Auflage. 

 

Am Nachmittag treffe ich mich dann mit Anne am Stall, wir gehen mit Amor und Willi eine starke Stunde ins Gelände. Willis Bein ist wieder normal, allein bei bei Rivanolbehandlung zieht er es noch gerne mal weg. Aber die Wunde verheilt nach wie vor gut. Auch sein Huf macht weiter Fortschritte - alles ist verhornt. 

 

Wir träbeln einige Strecken und mir fällt auf, daß Willi nun doch hin und wieder mal besser den Hals fallen läßt. Trotzdem wird das mein Hauptthema beim am nächsten Wochenende mit Heike anstehenden Kurs sein. Ich bin gespannt, was sie zu unserem weiteren Werdegang sagt; sie hat uns das letzte Mal im Juni 2018 gesehen. 

 

Danach dürfen die drei Buben wieder, wie die letzten drei Tage auch schon, abends für eine Stunde auf die Weide. Ich befürchte, daß wir diesen deutlich eingeschränkten Weidegang vermutlich bis Juni so beibehalten werden müssen - es hat einfach viel zu wenig geregnet, der Boden ist knochentrocken. Wenn ich die Pferde wieder von der Weide hereintreibe, knarzt es deutlich vor fester Erde unter meinen Füßen. Hoffentlich kommt bald mal wieder ausreichend Regen!

23.04.2019

 

Willis Wunde verheilt weiterhin gut, das Bein ist nach wie vor nicht mehr dick.

 

Während Gerret am Abend erstmals den Rasenmäher anschmeißt und den Rasen im Garten mäht, nehme ich Willi am Knotenhalfter mit auf die Reitwiese. Neben Anhalten, Rückwärtsrichten und Antraben auf Körpersprache schaue ich, wie leicht sich seine Hinter- und Vorhand verschieben lassen: supi. Wir üben auch etwas ganzen Travers mit einer halben Hinterhandwendung nach jeweils 20 m. Willi drängelt kaum noch vorne weg, sondern bleibt schön auf seiner Linie und kreuzt brav die Beinchen. Insgesamt ist er ohnehin sehr aufmerksam. Zum Schluß ihn lasse ich ihn als Vorbereitung auf den Galopp auf einem großen Zirkel um mich herumtraben. Hier muß ich aufpassen, daß er nicht immer in der gleichen Ecke abkürzt - es reicht aber schon, daß ich an seine konkrete Linie denke und Energie in seine Richtung sende. Hört sich komisch an, funktioniert aber super. Pferde als Meister im Lesen vom Körpersprache können so fein reagieren! Vor allem auch so ein Großer wie mein Schwarzer. ;-) Als ich ihn dann nach Galopp frage, galoppiert er willig an und ich muß nur dranbleiben, daß er auch durchgaloppiert: zwei Runden auf dem Zirkel! Jippieh! :-) :-) :-) Nach dem Handwechsel will ich ihn eigentlich erst nur antraben lassen, aber Willi springt gleich in den Galopp. Als ich ihn nach ebenfalls zwei Runden hieraus zu mir zum Appell rufe, kommt er mit ganz klaren, großen, offenen Augen, nach vorne gerichteten Ohren und einem sehr munteren Gesichtsausdruck zu mir. Er findet sich selbst richtig toll. Hat er auch recht!

 

Nach 10 Minuten Grasen machen wir auf dem Heimweg zum Stall noch einen Abstecher zum Brunnen, wo ich ihm nochmals die Wunde auswasche, dann hole ich Amor zum gleichen Programm.

 

Bei ihm muß ich zunächst aufpassen, daß er sich auf mich konzentriert und nicht dauernd fressen mag (und das, obwohl er vorher eine Stunde auf die Weide dürfte...!) und ärgere mich über mich selbst, daß ich bei ihm nur das normale Stallhalfter und nicht auf das Knotenhalfter angelegt habe. Mit viel abwechselnden Anfragen halte ich ihn auf mich konzentriert, frage im wesentlichen die gleichen Übungen wie bei Willi ab. Allerdings muß ich hier meine Energie ganz anders einsetzen: ruhiger, geerdeter, damit Amor nicht zu hibbelig wird, gleichzeitig aber motiviert mitarbeitet. Das ist oft ein wenig eine Gradwanderung. Aber auch er schaut mich letzten Endes mit aufmerksamen Augen an.

 

Belohnung für mich: freudige Pferdeaugen. Alles richtig gemacht heute. ;-)

Wir
Wir

24.04.2019

 

In der letzten Nacht haben die Jungs jenen Holzpfosten umgenietet, an dem zuletzt eine Heutonne baumelte. Wir ersetzen ihn abends gegen einen Metallpfosten. Das wird ja nun hoffentlich halten. 

 

Am späten Nachmittag haben Laura und ich jeweils eine Einzelstunde bei Steffi Barth (s. www.stefanie-barth-horsemanship.de), bei der wir ja auch im letzten Jahr an einem Trailkurs teilgenommen haben. Während meiner 45-minütigen Einheit arbeiten wir hauptsächlich an einem lockeren Sitz. Ich darf dafür zunächst auf einer Franklinrolle, einem luftgefüllten Gummiknochen, Platz nehmen. Dadurch sitze ich zwar einerseits sehr hoch oben über dem Sattel und fühle mich etwas wackelig, andererseits sitze ich später nach Entfernen des Gummiknochens umso tiefer im Pferd. Steffi arbeitet viel mit inneren Bildern aus dem Centered Riding. So soll ich mir vorstellen, daß mein Becken eine Schale ist, in der ich eine Kugel hin- und herrollen lassen kann. Da ich auf dem Gummiknochen oft das Gefühl habe, ins Hohlkreuz zu gehen (obwohl das gar nicht der Fall ist, wie ich mit meinem Griff an meinen Rücken feststellen kann), soll ich die Kugel eher nach hinten/unten rollen lassen. 

 

Während der Einheit auf unserer Reitwiese kommt plötzlich heftiger Sturm auf. Da es allerdings nicht regnet, beschließen wir, die Einheit zunächst im Stand fortzusetzen, Steffi bearbeitet dazu meine Beine und insbesondere meine Fußgelenke und Fußsohlen. Sie nimmt hierzu meine Füße aus den Steigbügeln. Ich soll meine Fußsohlen und das ganze Bein an sie abgeben und mir vorstellen, es stünde auf einem Holzbrett. Zusätzlich klopft sie meine Fußsohlen von unten ab, was ein ziemlich angenehmes Gefühl ist. ;-) Tatsächlich fühlt sich dann das zuerst in dieser Art bearbeitete Bein wesentlich länger an als das andere. 

 

Da Willi im Trab ja gerne mal das Genick festhält, schauen wir uns, als der Sturm wieder etwas nachgelassen hat, noch kurz dieses Thema an. Evtl. kommt das auch daher, daß ich selbst im Genick und Unterkiefer fest bin, weshalb ich zunächst mein eigenes Genick lockern soll. Ich trabe dann auch mal, allerdings wegen des Windes etwas in Hab-Acht-Stellung etwas verhalten, an und fühle nach. Willi macht es sich zwar ziemlich bequem, indem er mehr vor sich hinschlappt als trabt, aber es geht heute auch mehr ums Hineinfühlen. Da er mir auf dem Zirkel gerne immer wieder nach innen fällt, gibt mir Steffi noch den Tipp, immer wieder meine innere Schulter anzuheben, nach außen zu führen und dann wieder nach innen/unten an meinen Körper heranfallen zu lassen. Da dadurch auch mein gleichseitiges Bein vermehrt ans Pferd fällt, läßt sich Willi tatsächlich dadurch gut auf Kurs halten. 

 

Die Einheit hat mir gut gefallen, das werden wir bestimmt wiederholen. Vor allem die Anleitung mit dem Franklinball (der seit zwei Jahren in unserer Sattelkammer herumliegt...) war prima. :-) 

25.04.2019

 

Amor wird von Sarah 30 Minuten an der Doppellonge gearbeitet.

26.04.2019

 

Am frühen Nachmittag treffen wir uns mit Laura am Stall und machen Joe und Willi reisefertig. Es geht mal wieder auf Kurs nach Graben-Neudorf. Willi und Joe steigen brav ins Pferdetaxi. Angekommen auf der Hardt-Ranch beziehen sie zwei nebeneinander liegende Panellboxen und futtern ihr Heu.

Üben, üben, üben
Üben, üben, üben

27./28.04.2019

 

Kurs mit Heike Hackenjos in Graben-Neudorf auf der Hardt-Ranch.

 

Laura und ich beschließen, mit Joe und Willi jeweils zusammen in die Reithalle zu gehen. So haben die Jungs gemeinsam mehr Sicherheit und wir können konzentriert arbeiten. Jeder bekommt 2x täglich eine 30-minütige Unterrichtseinheit.

 

Ich möchte gerne einige Anregungen haben, um Willi in einer besseren Anlehnung, vor allem im Trab, reiten zu können. Deshalb arbeiten wir hauptsächlich an der Umwandlung seiner züchterisch gegebenen Schub- in Tragkraft. Das kenne ich noch von Kurtis Unterrichtseinheiten bei Heike und habe das zu Hause auch schon hin und wieder mal eingebaut. Des weiteren geht es für Willi darum, im Genick lockerer und somit auch nachgiebiger zu werden, damit er sich selbst besser tragen kann.

 

Im Trab
Im Trab

Wir fangen mit Übungen im Stand an: Willi soll im Genick nachgeben. Gibt er nach, taucht dabei aber auch gleichzeitig ab, muß ich die Hände tiefer nehmen und die Zügel nachfassen. Letzteres fällt mir gar schön schwer, weil ich immer Angst habe, die Zügel zu kurz zu halten - die Kurx dabei ist aber, daß ich Willi sonst zu sehr gestatte, frei vor sich hinzulömmeln und erst recht keine Anlehnung zustande kommt. Erst, wenn er schön nachgegeben hat, darf er angehen, soll sich dabei aber nicht mit der Brust (wie z. B. beim Zug in der Kutsche) nach vorne werfen, sondern mit einer freien Vorhand antreten. Dazu soll ich ihn auch erst ein wenig nach hinten schaukeln, wobei er bestenfalls aber keinen Schritt zurück macht. Tja, man sollte meinen, daß das recht einfach ist, aber ich beiße mir daran schon die Zähne aus. Es fordert mich unheimlich, zumal ich dabei intensiv in mich und Willi hineinspüren muß, um den richtigen Moment abzupassen und dann auch noch zu erkennen, ob der Bewegungsablauf in Ordnung ist. Vor allem letzteres gelingt mir nicht wirklich. Hin und wieder erhasche ich mal einen Moment, was aber voraussetzt, daß ich wirklich breit und gesetzt im Sattel Platz nehme. Mir hilft immer wieder das Bild vom "stolzen Spanier", der auf seinem Roß zur Feria reitet. ;-)

Willi und ich bei Doris auf dem Sonnenberg in Heidelsheim
Willi und ich bei Doris auf dem Sonnenberg in Heidelsheim

Da es mir außerdem immer hilft, mein Pferd auch mal in entsprechender action zu sehen, bitte ich Heike, Willi in der zweiten Einheit des ersten Tages zu reiten. Dabei kann ich sehr gut erkennen, wie er zwar nachgibt, es beim Antreten aber trotzdem immer wieder schafft, sich nach vorne zu werfen - gut sichtbar an dann leicht hervortretendem Unterhals. Die letzten fünf Minuten steige ich zum Nachfühlen nochmals in den Sattel.

 

In der ersten Einheit des zweiten Tages traben wir auch öfters einmal. Hierbei geht es auch um die Schulterkontrolle, da Willi sich ja gerne durch seine links hohle Seite auf der rechten Schulter abstützt. Ich habe - mal wieder - so meine liebe Not zu begreifen, daß es wesentlich mehr bringt, mit dem rechten Zügel die Schulter zu begrenzen und Willi gerader zu stellen, anstatt ihm vermehrt mit dem linken nach innen weisenden Zügel die Richtung anzusagen. Den Knoten in meinem Kopf bekommen wir erst dann gelöst, indem ich Willi zunächst vermehrt in Außenstellung reite und wir ihn hieraus peu à peu geradestellen. Diese Eselsbrücke läßt mich dann auch wesentlich verbindlicher und konstanter am äußeren Zügel werden.

Es geht wieder nach Hause
Es geht wieder nach Hause

In der vierten und letzten Einheit wiederholen wir alles noch einmal, aber nach gut 20 Minuten ist dann mein Kopf so voll, daß ich zwar mitbekomme, daß Willi und ich irgendwas richtig machen, aber ich nicht mehr wirklich weiß, wie und was und warum überhaupt. ;-) Egal. Wir haben viele neue Ansätze bekommen und um ein Gefühl für den richtigen Bewegungsablauf zu bekommen, dazu reichen vier halbe Stunden ohnehin nicht aus. Als Hausaufgabe bekommen wir auf, Willi in der Vorhand viel zu dehnen, damit diese freier wird. Ich überlege, ob ich das vielleicht zuerst via Handarbeit erarbeite, damit ich besser sehen und kontrollieren kann, ob sein Bewegungsablauf auch richtig ist. Daneben helfen natürlich solche Übungen wie Spanischer Schritt oder - im extremsten Fall - das Plié. Unter dem Reiter soll Willi lernen, mit seinem Gewicht zu spielen, indem er es, ohne einen Schritt zu machen, auch nach hinten verlagert und hieraus dann antritt. Die Anlehnung muß meinerseits konstanter werden und ich darf auch ruhig mal den Zügel aushalten und nicht zu ängstlich sein. Nur dann kann das Schwarztier langsam lernen, sich nicht nicht immer wieder mit all seinem Gewicht auf den Zügel zu hängen oder ihn sich klammheimlich zu holen (worin er sehr geschickt ist!), sondern in eine bessere Balance zu kommen.

 

Am frühen Abend packen Laura und ich dann wieder unsere Siebensachen ins Auto und die Pferde in den Pferdeanhänger und fahren nach Hause. Die Jungs werden von Amor, der heute von Sarah auf der Reitwiese bespaßt wurde, begrüßt und dürfen dann gleich zusammen eine Stunde auf die Weide zum Kopflüften. Dort wird dann immer wieder gerannt und gebuckelt und gespielt. Das haben sie sich auch reichlich verdient. :-)

 

Zum Glück hat es die letzten beiden Tage auch immer wieder mal geregnet, wenngleich auch nur rund 10 l/qm. Das tut den Weiden wirklich gut.

Joe und Laura, Willi und ich. Tina, Heike, Louise mit Valentino, Julia und Filou (nicht mit auf dem Bild: Katja)
Joe und Laura, Willi und ich. Tina, Heike, Louise mit Valentino, Julia und Filou (nicht mit auf dem Bild: Katja)
An der Rundraufe
An der Rundraufe

29.04.2019

 

Der Schwarze hat heute Pause. Während Sarah, ihr Freund Michi und Amor ein wenig spazieren gehen, säubern Gerret und ich mit dem Wasserschlauch und einer Hufbürste penibel Willis Hufe und verarzten nochmals seine Fesselbeuge. Das war mir heute ziemlich wichtig, denn das kam am Wochenende während des Kurses etwas zu kurz. Ich habe Willis Fesselbeuge zwar nach jeder Reiteinheit mit dem Wasserschlauch ausgewaschen, weil natürlich viel Reithallensand dort hängengeblieben ist. Aber eine gründliche Reinigung mit einem 10-minütigen Rivanolbad ist heute sicherlich nicht verkehrt. So kann ich auch nochmals alle Krusten entfernen. Außerdem bringen wir wieder die Salbe in die tiefen mittleren Strahlfurchen ein. 

Uta Gräf im Sattel, kommentiert von Christoph Hess
Uta Gräf im Sattel, kommentiert von Christoph Hess

30.04.2019

 

Am späten Nachmittag fahre ich nach Linkenheim-Hochstetten zum Hubertushof. Dort findet heute ein Seminar der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zum Thema "Von der Basisausbildung zum feinen Reiten" statt mit einer Ausbildungsdemonstration mit Uta Gräf und Christoph Hess. 

 

Es werden vier Pferde vorgestellt, zwei vom Hubertushof unter den dortigen Bereitern und zwei von Uta Gräf, die sie selbst in Ausbildung hat. Das ist prima, um das Auge ein wenig zu schulen. Das Gereit von Uta Gräf gefällt mir sehr gut, sie baut immer wieder Pausen ein, läßt sich den Zügel aus der Hand kauen, die Pferde gehen locker in positiver Spannung mit jederzeitiger Dehnungsbereitschaft. 

 

Besonders gut gefällt mir die letzte Einheit, in der Uta Gräf ein Headset trägt und die ganze Zeit kommentiert, was sie gerade beabsichtigt, warum sie nun jene Lektion reitet, was sie fühlt und was das Pferd unter ihr gerade macht. Hier nehme ich vor allem ihren Satz: "Jetzt gebe ich ihm ein gutes Gefühl!" mit, denn jedesmal, wenn das Pferd einer Anforderung nachgekommen ist, setzt sie sich gemäß ihren Kommentaren bequem hin, gibt also quasi mit dem ganzen Körper nach und teilt dem Pferde auch insoweit mit, daß es etwas richtig gemacht hat.

 

Amor geht heute unter Laura mit Joe und dessen neuer Reitbeteiligung eine Stunde ins Gelände.