Hallo Herbst :-)
Hallo Herbst :-)
Der nächste Weidewechsel - die Buben auf Weide Nr. 2
Der nächste Weidewechsel - die Buben auf Weide Nr. 2

01.09.2018

 

Wir müssen den nächsten Weidewechsel vornehmen. Weide Nr. 1 ist schon  heruntergefressen, und ich will die Grasnarbe auf jeden Fall schonen. Also dürfen die Buben ab heute schon auf Weide Nr. 2. Wir werden die Weiden demnächst also schließen müssen. 

 

Am Vormittag habe ich bei Suzana mal wieder eine Reitstunde. Ich möchte an einem sauber gerittenen, runden (!) Zirkel im Trab arbeiten, weil mir Willi bislang noch immer an der offenen Zirkelseite gerne nach außen wegbricht. Ich habe ein wenig meinen Sitz in Verdacht, was Suzana aber nicht bestätigt. Wir legen uns bei X zwei Dualgassen zurecht, damit ich in den Tiefen der Reitplatzes etwas zur Orientierung habe. Ich soll frühzeitig den inneren Steigbügel austreten, die innere Hand etwas höher nehmen, nötigenfalls leicht zupfen, aber keinesfalls nach hinten einwirken und immer meinen Blick schon auf dem nächsten Zirkelviertel haben. Vor allem letztere Anweisung gibt dann den Ausschlag, daß wir tatsächlich einige wenige Male ganz akkurat etwas annähernd Kreisrundes geritten bekommen. :-) Zur Not nehme ich immer mal die Gerte nach außen und lasse diese einfach an der Schulter anliegen; auch das hilft. Gut - dranbleiben. Mit Geduld und Spucke bekommen wir das hin. Was Hufschlagfiguren anbelangt, bin ich einfach 1000 %-ig. Mit deren Hilfe kann man ein Pferd so toll gymnastizieren, wenn man sich an eine wirklich penible Ausführung hält. 

 

Zwischendrin versuchen wir uns mal an einer Hinterhandwendung, aus der Willi aber lieber eine Mittelhandwendung macht. Suzana gibt mir auch hier einige Tipps, und vor allem macht auch wieder die Blickrichtung einiges aus. Außerdem müssen wir wirklich schrittweise vorgehen: ein Schritt zur Seite bzw. kreuzen - loben - und gut.

 

Willi hat, trotzdem er es sich ja viel lieber viel leichter machen möchte, schön mitgearbeitet, gibt immer öfter im Genick nach, kaut und einige Male ist auch der Rücken schön da und wuppt mich durch die Gegend. :-) 

 

Nachdem die anderen ihre Reitstunden beendet haben, gehe ich noch mit dem Senior auf die Wiese und longiere ihn zunächst ganze Bahn mit vielen Volten im Schritt auf beiden Händen. Amor ist gut drauf, ich muß ihn nur hin und wieder an ein bißchen mehr Energie erinnern. Die Dualgassen habe ich jetzt zu zwei Dreiecken hingelegt, über und durch die ich Amor wieder immer mal schicke. Außerdem steht ein Cavaletti auf niedrigster Einstellung da. Das macht den Hafi aufmerksam und locker. Der Galopp (teilweise auch übers Cavaletti) sieht heute rechte Hand sehr gut aus, Amor bleibt schon fast von alleine in schöner Selbsthaltung. Linke Hand fehlt immer ein wenig die Hinterhand, weshalb ich zwischendurch Handarbeit mit Übertreten und ganzen Travers einbaue. Danach springt er wenigstens die verlangten 3, 4 Galoppsprünge schön durch. 

Unsere heutige Runde durch den Wald
Unsere heutige Runde durch den Wald

02.09.2018

 

Schönes Wetter kann ja jeder... ;-) Da verbringe ich den ganzen Sonntag gemütlich auf dem Sofa und ausgerechnet, als ich dann mittags um 16.30 Uhr auf mein Schwarztier steige, um eine Runde durchs Gelände zu tingeln, fängt es an zu dauernieseln und hört auch erst auf, als wir schon wieder auf dem Heimweg sind... 

 

Willi ist brav und sucht sich unbehufschuht seinen Weg. Ich mache zwar immer Vorschläge, weil ich mir vorstellen könnte, daß es sich im grasigen Seitenstreifen besser läuft, aber manchmal läuft er einfach auch am liebsten in der Wegmitte auf dem Schotter. So sind wir in 1:12 Stunden 6,9 km unterwegs. 

 

Auf der zweiten längeren Trabstrecke ist er ziemlich flott unterwegs, läßt sich aber gut einfangen. Allerdings mißfällt mir das Durchparieren nicht so ganz - wir haben einen ziemlich langen Bremsweg. Also verlege ich mich auf Trab-Schritt-Übergänge, und weil die auch noch ziemlich lange ausfallen schließlich auf Schritt-Halt-Übergänge. Insgesamt walzt mir mein Schwarzer da insgesamt noch etwas zu sehr durch die Gegend und könnte in dieser Hinsicht aufmerksamer und durchlässiger sein. Ich bleibe beharrlich dran, verbinde das auch immer wieder mit Nachgebenlassen im Genick und Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen und viel Lob, so daß eine ganze Parade aus dem Schritt dann schließlich doch sehr schnell gelingt. Ich denke, Übergänge sollten insoweit in nächster Zeit mal ein deutlicheres Thema sein. Dafür klappt das Viereckvergrößern und -verkleinern entlang des Weges zwischenzeitlich ziemlich gut. 

 

Wieder am Stall pinsle ich Willis Hufe wieder mit der Kevin-Bacon-Solution ein. Da er deshalb noch ein wenig am Stall angebunden warten muß bis es angetrocknet ist, massiere ich ihn mit der Faszienrolle, die mir heute mal wieder in die Hände fällt. Er entspannt auch sofort. ;-) 

 

Ich habe Amor seit zwei Tagen nicht mehr husten hören. Eigentlich wollte ich morgen mal den Tierarzt deshalb kontaktieren, werde aber nochmals bis Dienstag zuwarten. 

 

In den letzten Tagen habe ich die Rundraufe via Wildbeobachtungskamera überwacht, um deren Frequentation zu prüfen. Wir bieten dort auch tagsüber bereits wieder Heu an, nachdem der Bewuchs auf den Weiden ja nicht mehr so groß ist. Dennoch wird meist nur nachts daran gefressen - entweder einzeln oder zu zweit in verschiedenen Konstellationen, aber leider nie zu dritt: 

Spaziergang am Abend
Spaziergang am Abend

03.09.2018

 

Am späten Nachmittag unternehmen Gerret und ich mit Amor und Willi einen einstündigen Spaziergang. Willi trägt erstmals sein Knotenhalfter. Wir sind am Sonntag für einen Trailkurs (vom Boden aus) bei Steffi Barth angemeldet, und da soll das Pferd eben ein Knotenhalfter tragen. Ich arbeite nur selten damit, weil ich irgendwie immer finde, daß es doch eine ziemlich scharfe Zäumung sein kann. Aber wie bei jeder Trense auch ist es die Hand, die gegebenenfalls falsch einwirkt.

 

Das Bodenarbeits-Webinar noch im Kopf fordere ich von Willi einen schönen Schritt und daß er mit seinem Kopf auf meiner Schulterhöhe bleibt. Wir haben insoweit tatsächlich noch Luft nach oben in der Ausführung hinsichtlich unsichtbarer Hilfengebung. 

 

Am Waldrand angekommen kommt mir in den Sinn, daß ich ja mal wieder anfragen könnte, ob er mit mir gerne über das dortige ca. 1,5 m breite und etwa 1 m tiefe Gräbelchen springen möchte. Das war beim ersten Mal vor ettlichen Wochen ja noch nicht möglich. Gerret setzt mit dem Mörchen in elegantem Sprung über, ich springe nach. Willi guckt nur kurz, wackelt einmal mit seinem netten Popöchen und *schwupp* ist er auch drüber. :-) :-) :-) Soooo ein Toller!

 

Im Wald frage ich dann auch nach, ob er vielleicht ohne mich mal einen kleinen Abhang hinaufklettern möchte. Bitte sehr, kann er. Als ich dann auf ein paar große Baumstämme steige, möchte er mir gerne nachkraxeln. ;-) Er soll aber lieber davor schön einparken. Ich habe keine Gerte dabei und kann nur mit Stimme und dem Ende meines Führstricks über einem Rücken auf der anderen Seite leicht einwirken: Willi, der Streber, parkt mustergültig ein. Ich seh mal wieder rosa Elefanten fliegen und freue mich über diesen braven Bub. 💕 

 

Auf dem Heimweg treffen wir Laura mit Joe und Buddy, lassen die Jungs noch ein wenig grasen, springen nochmals alle über das Gräbelchen und zuckeln dann gen Stall. 

04.09.2018

 

Abends gehen Sarah auf Amor und ich auf Willi eine kurze Runde ins Gelände. Ich zeige Sarah unseren "Standard-Spaziergeh-Weg", wir träbeln auch ein wenig. Amor hält gut mit - gut, der ist ja ohnehin konditionsmäßig irgendwie immer noch fitter als Willi, aber er muß sich ja auch erst wieder ein wenig unter dem Reiter sortieren. Sarah arbeitet schön mit ihm und läßt ihn nicht nur bummeln. Gerade jetzt ist es erst einmal wieder wichtig, daß er zum Muskelaufbau ein wenig gefordert wird, um einen Reiter zu tragen. Auf dem Heimweg lassen wir die beiden noch ein wenig grasen und führen sie dann nach Hause. Länger als 20-30 Minuten am Stück sollte Amor unter dem Reiter noch nicht belastet werden. 

 

Auch Weide Nr. 2 ist schon wieder heruntergefressen, die Jungs haben die Rundraufe tagsüber geleert und stehen abends gleich erwartungsvoll vor Weide Nr. 4, auf der sie nachts ihr Heu bekommen. Wir werden also tagsüber mehr zufüttern müssen. Dünn sind sie ja alle drei nicht, aber vor allem mit Rücksicht auf den Senior müssen wir immer ausreichend Heu anbieten. 

 

Mit Amors Figur bin ich derzeit wirklich zufrieden. Ich habe mal wieder anhand der Stellen, die man zur Überprüfung des Body-Condition-Score anschaut, festgestellt, daß er derzeit genau die richtige Figur hat. Trotzdem wäre es mir eigentlich lieber, er würde mit etwas mehr Speck auf den Rippen in den Winter gehen, aber das werden wir sehen. Ich werde ihn ab nächste Woche im Vorgriff darauf morgens und abends Kraftfutter geben. 

Willi, ich und der Rappelsack
Willi, ich und der Rappelsack

05.09.2018

 

Gerret, Amor, Willi und ich gehen am späten Nachmittag auf unsere Reitwiese. Wir bauen ein paar Hindernisse auf: Plane, Cavaletti, Dualgassen und Rappensack. Während Gerret mit Amor arbeitet, der so etwas ja aus dem Effeff kennt, wandere ich mit Willi zunächst zum Lockerwerden etwas umher, frage Rückwärtsrichten ab und lasse ihn hinten ein wenig übertreten, dann entlang des Zaunes den Schenkelweichen. 

 

Die Plane kennt er ja schon, das ist kein Problem. Beim Überschreiten der Dualgassen findet er nicht, daß sich das Füßeheben lohnt, denn die sind ja weich. Da muß ich Steffi am Sonntag mal fragen, wie wir das besser erarbeiten können. Im Trab lasse ich ihn auf Abstand neben mir hertraben und auch immer mal wieder übers Cavaletti laufen. 

 

Dann gibts was Neues: den Rappelsack. Plötzlich ist der Schwarze hellwach. Booooh! Da klappert was! - und hüpft lieber erst mal zur Seite und beäugt das Teil kritisch. Ich lasse ihn den Sack beschnüffeln und gebe diesen erst mal an Gerret weiter, der ihn hinter sich und Amor herzieht, während wir ihn verfolgen - eine gute Möglichkeit, dem Pferd die Angst zu nehmen. Trotzdem bleibt Willi auch weiterhin vorsichtig. Ich kann ihn aber auch damit sachte abstreichen, und wir laufen dann auch etwas mit dem Rappelsack im Schlepptau umher. Gut, eine neue Aufgabe. :-) Zum Abschluß nehme ich ihm den Strick ab und frage, ob er vielleicht neben mir herlaufen und an meiner Seite bleiben möchte. Jupp: klappt. 

06.09.2018

 

*soifzt* Es wird Winter. Ok, ich will mal nicht ganz so sehr schwarzmalen, aber der Sommer ist zumindest hinsichtlich der zeitlich doch sehr komfortablen Stallarbeit vorbei. Ab heute füttern wir tagsüber auch wieder die normale Portion Heu auf der Winterweide zu, da die Weiden nichts mehr hergeben. Zwar füttern wir wie nachts aus drei lose aufgeschüttelten Haufen und drei Heunetzen auf der Winterweide und sparen uns so zumindest noch etwas das intensivere Fegen und Recheln, aber die Stallarbeit dauert so doch schon ein wenig länger. Die Winterweide ist nun also in nächster Zeit 24 Stunden zugänglich (sie liegt ohnehin schon brach), tagsüber lassen wir die Jungs noch auf das letzte Grün. 

6 qbm, ca. 12 t - Aaaaaarbeit! :-)
6 qbm, ca. 12 t - Aaaaaarbeit! :-)

08.09.2018

 

Um 07.45 Uhr kommt ein großer Lkw: wir bekommen 12 t 0,8er Sand geliefert, um den Paddock vor dem Winter wieder gut aufzufüllen. Wir werden das allerdings nicht von Hand verschippeln, sondern warten, bis unser Verpächter Zeit hat, das mit seinem kleinen Bagger zu verteilen. 

 

Am Nachmittag treffe ich mich mit Sarah; wir gehen mit Amor und Willi 1,5 Stunden ins Gelände. Alle 20-25 Minuten sitzen wir ab und laufen mit Rücksicht auf Amor 10 Minunten, damit dieser sich langsam an sein Wieder-Reitpferde-Dasein gewöhnen kann. Ich bin total happy, daß Amor wieder mit von der Partie ist. Er läuft unter Sarah ein gutes Tempo, wir träbeln und galoppieren auch mal eine kurze Strecke. Auf dem Heimweg genießen wir den End-Sommer in vollen Zügen: blauer Himmel und warme Sonnenstrahlen. 

Am Flatterbandtor
Am Flatterbandtor

09.09.2018

 

Am Morgen klingelt um 06.30 Uhr der Wecker - glaube ich. Ich quäle mich schlaftrunken aus dem Bett, tappe ins Bad und setze meine Kontaktlinsen ein. Irgendwann schaue ich auf die Uhr. *schluck* *umfällt* 05.40 Uhr... *mrpf* Der sonst beste Ehemann von allen hat den Wecker falsch gestellt! So richtig finde ich nicht mehr in den Schlaf und bin so tagsüber immer mal wieder etwas müde. 

 

Um 08.00 Uhr verladen wir dann Joe und Willi. Es geht zum Martinshof nach Jöhlingen, wo heute der Trail-Day mit Steffi Barth stattfindet. Die Jungs beziehen zwei nebeneinander liegende mit Stroh eingestreute Boxen und mampfen gleich ihr Heu. 

 

Der Kurs beginnt mit einer kurzen Vorstellung und Theorie: was sind die Grundbedürfnisse des Pferdes (Sicherheit, Komfort, soziale Bedürfnisse und Nahrung), wie können wir das durch Trail- bzw. Parcoursarbeit unterstützen (kein Druck, kleine Schritte, Annäherung und Rückzug, einen Plan und Focus haben), was sind die Vorteile, was bringt es uns (bessere Beziehung zum Pferd, Vertauen, Timing/Gefühl/Koordination verbessern)? Die praktische Kursarbeit beginnen wir in 2er-Gruppen. Laura und ich sind als dritte Gruppe dran. In der Halle sind viele schöne Hindernisse aufgebaut: Podest, Wippe, Engpaß, Bälle-Bad, Stangen-Mix, Plane, Flatterbandtor, Pool-Nudel-Irrgarten, Tonnen-Sprung, Wassergraben, Schirm, Spielball, Hullahupp-Reifen und Knisterdecke. Die Pferde sollen in der ersten Einheit erst einmal "ankommen", sich alles in Ruhe anschauen, beschnuffeln und erkunden. Es gibt kein Muß, nur Kann. 

 

Willi ist in der ersten Einheit äußerlich zwar - ganz kaltblutmäßig - sehr ruhig, aber ich merke ihm an, die unsicher er innerlich doch ist. Er hat leichte Sorgenfalten um die Augen und die Atmung geht etwas deutlicher. Ausgestattet ist er mit einem gut sitzenden Knotenhalfer, das ich von Steffi überprüfen lasse, ich habe einen Natural-Horseman-Stick dabei. Ich gebe ihm viel Zeit an allen Hindernissen, lasse ihn diese in Ruhe inspizieren, lobe viel, mache Angebote und frage nur immer sachte mit dem Stick nach, ob er sich doch vielleicht entschließen könnte, auf das Podest zu klettern, über die Plane oder durch das Flatterbandtor zu gehen oder den Engpaß zu passieren. In den Wassergraben klettert er jedenfalls sofort hinein. ;-) 

 

In der zweiten Einheit nach dem Mittagessen, die wir sodann zu viert absolvieren, ist er schon deutlich ruhiger. Zwar immer noch entfernt von wirklicher innerem Gleichgewicht, aber auch Steffi merkt an, daß er im Gesicht losgelassener dreinschaut. Ich habe mir Unterstützung bei der Stangenarbeit gewünscht. Ich möchte Willi zeigen, wie er seine Hufe gezielter setzen kann und nicht immer an den Stangen anschlägt. Steffi legt uns hierzu eine lange, massive Sprungstange in den Hallensand. Der Schwarze soll davor stehenbleiben, zuerst nur einen Vorderhuf darüber setzen, stehenbleiben und diesen dann wieder zurücksetzen. Das gleiche folgt dann mit den Hinterbeinen. Tatsächlich kann mein braves Schwarztier nach dieser Übung das Stangen-Mikado sehr viel gezielter durchqueren und schafft es sogar ohne ein "Klong" an den Stangen. :-) 

 

Vor der dritten Einheit macht sich meine Müdigkeit wieder bemerkbar. Aber auch ansonsten fordert mich der Kurs doch ziemlich. So bekomme ich in der dritten Einheit auch kaum etwas von meinen anderen drei Teilnehmern mit, die sich mit uns in der Halle befinden. Willi ist jetzt nochmals ruhiger und hat öfters einen wachen, aufmerksamen und interessierten Blick. Wie schön! Genau das habe ich mir gewünscht. Ich kann ihn sogar über die Tonnen springen lassen, er trabt aufmerksam durchs Bälle-Bad, das Flatterbandtor, den Engpaß oder über die Plane. Nachdem er dann nochmals durch den Wassergraben gestiefelt ist und ich ihn mit der Knisterplane eingedeckt habe, beschließe ich, daß das alles nun so gut war, daß wir aufhören. So stehen wir noch ein wenig in der Reithalle herum und beobachten die anderen. 

 

Mir hat der Kurs sehr, sehr gut gefallen. Er hat mir gezeigt, wie fein Willi zwischenzeitlich ist, wie ich ihn motivieren kann, wie ihm die Sachen auch Spaß machen und woran wir noch arbeiten können. Steffi stand uns immer wieder mit Rat und Tat zur Seite, gab gute Tipps und brachte viele Ideen ein. Fazit: gerne wieder! :-) 

 

Währenddessen hat das Mörchen einen gemütlichen Tag auf der Weide verbracht und geht mit Gerret am Nachmittag zwei Stunden spazieren. 

Abendstimmung
Abendstimmung

10.09.2018

 

Am späten Nachmittag gehen Amor, Sarah und ich auf die Reitwiese. Ich gebe Sarah Tipps zum Sitz und schaue, wie mein Mörchen so läuft. Die beiden machen das sehr schön, Amor läuft - unterstützt von Sarah, denn er ist ja schon mehr das Energiesparmodel ;-) - munter vorwärts, gibt immer mal wieder nach, kaut und nimmt vor allem die Hinterhand mit. Wir üben Zirkelverkleinern und wieder -vergrößern und das Loslassen. 

 

Währenddessen bleibt Willi das erste Mal alleine am Stall zurück, denn Laura geht mit Joe eine Runde spazieren. Willi ruft zwar relativ oft, bleibt aber weitgehend ruhig, setzt auch keine Streßäppel ab. 

 

Anschließend kommt unsere ganze Stallgemeinschaft zusammen: Laura mit Tim und Buddy, eine hochschwangere Anne, die am kommenden Samstag Entbindungstermin hat, mit ihrem Mann Georgi, Sarah, Gerret und ich. Wir grillen am Lagerfeuer, sitzen im Gärtchen und plauschen. Die Rösser schauen immer mal wieder vorbei, was wir denn da so treiben und Paula klaut sich ein Würstchen. Ein ganz, ganz toller Abend! :-) 

Nachwirkungen vom Trail-Day ;-)
Nachwirkungen vom Trail-Day ;-)

11.09.2018

 

Ha! Über wie wenig man sich freuen kann: das Schwarztier und ich können einen schönen runden Zirkel traben. ;-)

 

Am Nachmittag reite ich Willi auf der Reitwiese warm mit vielen großen gebogenen Linien. Ich erwarte etwas erschwerte Bedingungen, weil direkt auf dem Gartengrundstück nebenan Holz mit einer hydraulischen Motorsäge gesägt wird, aber Willi ist da völlig relaxed. Schon nachdem ich den Zügel aufgenommen habe, gibt er immer wieder schön nach und kaut. Ich kann das immer länger halten, indem ich immer wieder ins Maul fühle, was er denn nun gerade braucht. Das ist neu, dafür hatte ich bislang immer viel zu wenig Gefühl. Mir fällt auch schon bei den ersten Zirkeln im Schritt auf, daß ich Willi gut auf Richtung halten kann, wenn ich etwas vermehrt in meine Knie "denke" - driftet er nach außen, schließe ich da sachte die Türe, gleiches nach innen. Das funktioniert auch sehr gut im Trab, und so träbeln wir unsere ersten, richtig schön runden Zirkel. Zumindest linke Hand. ;-) Nach einer kurzen Pause ist Willi nämlich steif und fest der Auffassung, daß jetzt Schluß ist und parkt vehement vor dem Ausgang. Als ich ihn wieder in Gang gebracht habe, fühlt er sich etwas mißmutig an, und plötzlich habe ich den kurzen Gedankenblitz, daß er losbuckeln könnte. Gott sei Dank fällt mir nach drei Sekunden mein Gute-Laune-Lied Let's Dance ein, mit dem im Kopf ich dann nochmals rechte Hand antrabe. Das fühlt sich weitaus weniger "rund" an wie auf der anderen Hand, aber egal. Erst mal wieder sicherfühlen, dann können wir weiterschauen.

 

Zum Abschluß frage ich noch ein paar Hinterhandwendungen ab, aus denen Willi im Übereifer aber immer gleich eine Mittelhandwendung macht. Es fällt ihm schwer, auf meine Anweisungen zu warten, wenn ich nur einen Schritt nach dem anderen abfragen will. Trotzdem bin ich mit der Einheit sehr zufrieden, weil wir endlich mal einen runden Zirkel im Trab hinbekommen haben. :-)

 

Am Abend bekommen wir dann noch Heu und unser großer Sandhaufen wird mit dem Bagger verteilt; wir recheln die letzten Hügelchen nur noch zum Feinschliff gerade. Die Pferde schnuffeln gleich sehr interessiert daran herum. Sie werden heute Nacht bestimmt mal probeliegen. 

Weg isser, der Sandhaufen.
Weg isser, der Sandhaufen.

12.09.2018

 

Gemeinsam mit Sarah bespaße ich Amor und Willi am Abend für jeweils gut 20 Minuten an der Longe. Ich zeige Sarah meine Art des Longierens und wie man die Jungs in der Equikinetic arbeiten kann. Sarah geht es wie mir am Anfang: da gibt es soviel zu beachten, daß man schnell überfordert ist. Am besten ist es anfangs einfach, wenn Mensch nur einmal auf sich und seine Koordination (Füße in Laufrichtung parallel zum Pferd, Schultern ordentlich in Laufrichtung ausgerichtet, die Oberarme fallen lassen, die Ellenbogen wie beim Reiten angewinkelt und locker, steter Kontakt zwischen Hand und Pferdenase, rechter Winkel zwischen Pferd und Longe/Longenführer) achtet. Dann schließt sich das Pferd an und läuft meist schon korrekt. 

 

Amor und Willi machen ihre Sache gut. Amor, der alte Hase, kennt das Programm ohnehin. Willi läuft schon beim Aufwärmen ganze Bahn mit vielen Volten richtig schön (und ich habe auch nicht wie vorher oft das Gefühl, daß er Longentraining völlig doof findet), braucht in der abgekürzten Equikinetic-Einheit zwar viel, viel Hilfestellung, gibt sich aber Mühe. 

13.09.2018

 

In den letzten 20 Stunden hat es endlich einmal wieder 5 l/qm geregnet. Die Pferde sind wieder auf Weide Nr. 1. Wir werden so gut es geht die nächsten Tage noch Weidegang ermöglichen - solange es die Grasnarbe eben mitmacht. Das setzt einen 2-3-tägigen Weidewechsel voraus.  

14.09.2018

 

Während Gerret und Amor eine halbe Stunde spazieren gehen, bummeln Laura auf Joe und ich auf Willi 1,5 Stunden gemütlich durchs Gelände. Das Wetter ist nun einfach traumhaft: warm und sonnig. :-) Willi trägt heute erstmals eine gebißlose Zäumung. Ich hatte für den Punkti ja einmal ein Sidepull maßanfertigen lassen, damit das auch richtig auf die große Norikernase paßt. Und da Kurti und Willi ziemlich genau den gleichen Dickschäden haben, paßt die Zäumung auch Willi sehr gut. Ich merke zwar immer wieder, daß ich ihn damit nicht so akkurat stellen und biegen kann, wie auf Trense - was meinem Sitz zuzuschreiben ist. Aber ich fühle mich sicher (jaaaaa, man "hält" kein Pferd mit dem Gebiß auf, aber im Unterbewußtsein fühlt es sich halt doch irgendwie anders an), Willi läuft prima und läßt sich auch aus einem flotten Trab heimwärts auf Ausatmen hin durchparieren.

 

Wir gehen viele schöne Trampelpfade durch den Wald, durch die Bäume schimmert immer wieder golden die Herbstsonne. Einmal erkunden wir auch einen Pfad, der erst vielversprechend aussieht, sich dann aber im Unterholz verliert und wohl nur als Zugang zum Hochsitz für die Jäger angelegt wurde. Mein kleiner Hasenfuß stutzt einmal und hält erstaunt einige Meter vor einem am Wegrand liegenden großen Baumstamm an. DAAA kann er erst mal nicht vorbei und macht mit gespitzten Ohren einen großen Kragen. Aber Joe geht entspannt voraus, so daß auch wir dann an den Baumstamm heran und ihn beschnuffeln können. ;-) 

 

Auch Willi wirft nun deutlich sein Sommerfell ab. Amor hat damit ja schon im August begonnen, Joe hingegen noch nicht einmal damit angefangen. 

Frühstück am Stall
Frühstück am Stall

15.09.2018

 

Unser Start in den stark zweiwöchigen Urlaub beginnt mit einem Frühstück am Stall - natürlich nach der Stallarbeit. ;-) Das Wetter ist wieder herrlich und soll auch die nächste Woche noch so bleiben. Wir bräuchten diesbezüglich etwas Daumendrücken, damit es während unserer fürs nächste Wochenende geplanten viertägigen Rundwanderung auch gutes Wetter hat. *quetsch*

 

Danach gehts mit dem Senior auf die Reitwiese. Er trägt seine Handarbeitstrense und zunächst noch den normalen Zügel. Wir starten mit Schritt ganze Bahn und vielen Volten an den Bahnpunkten. Linke Hand klappt das wegen seiner Händigkeit prima, ich kann schön auf Abstand zu ihm laufen. Rechte Hand kippt er dagegen gerne mit seiner Schulter zu mir her, was ich immer wieder durch leichtes Touchieren mit dem Gertenknopf an seiner Schulter korrigiere. Schulterherein funktioniert auch einigermaßen. 

 

Dann schnalle ich den normalen Zügel aus und den Langen Zügel an. Zunächst wiederholen wir nochmals das gleiche Programm mit ganzer Bahn und Volten, wobei es Amor linke Hand leichter fällt, auf eine Volte abzubiegen als rechte Hand. Ich achte ganz explizit auf meine Körpersprache und schaue immer in Bewegungsrichtung voraus, um ihm das leichter zu machen. Träbeln können wir auch - *schnauf*. ;-) Nachdem ich Vor- und Hinterhandwendungen abgefragt habe, gehen wir nochmals ans Schulterherein. Das ist am Langen Zügel schon deutlich schwieriger, vor allem rechte Hand. An mir fällt mir auf, daß ich den Zügel oftmals viel zu lang halte, wodurch ich meinen Unterarm oft zu sehr anwinkle und so nach hinten einwirke. Darauf muß ich beim nächsten Mal mehr achten. 

 

Zum Abschluß frage ich, wieder am normalen Zügel, ein paar halbe Tritte entlang der langen Seite ab. Schon beim ersten Mal zeigt Amor zwei Tritte - wow!!! Also, klaro: hier gehts hauptsächlich darum, Amor etwas flinker in der Hinterhand zu bekommen. Eine richtige Piaffe sieht anders aus. Dazu fehlt mir die Erfahrung und Amor müßte das Becken mehr beugen und sich hinten setzen. Aber der Weg ist schließlich das Ziel und wir sollen Spaß dran haben. :-) 

Freedom
Freedom

16.09.2018

 

Nach einem pferdelosen Spaziergang am Nachmittag machen wir Halt am Stall. Ich will mal schauen, ob ich ein paar schöne Bilder von den Jungs in Bewegung auf der Weide machen kann. Die lange Longierpeitsche, mit der Gerret ausgestattet ist, tut ihren Dienst schon nur durch bloße Anwesenheit. Trotzdem passen wir auf, daß daraus kein hektisches Herumrennen wird. Wie mir Laura später erzählt, waren Willi und Joe aber auch am Morgen schon ziemlich hüpfig und sind den Trailweg hinaus und wieder hinunter galöppelt. 

 

Naja, *soifzt*, wenn es um gute Bilder geht, werde ich mir im nächsten Leben einen Schimmel kaufen. Schwarze Pferde in Bewegung zu fotografieren, ist irgendwie s**schwer... :-( Und der Senior versteckt sich am liebsten neben dem Weidezelt zwischen den Bäumen. ;-) 

Am Spätnachmittag probieren wir etwas Neues: 

 

Ich nehme Amor erstmals als Handpferd mit. Das haben wir bislang nur einige wenige Male auf der Reitwiese geübt. Zur Sicherheit begleitet uns Gerret bis zum Waldrand. Dort trennen wir uns - während ich mit den Jungs eine Schleife im Wald drehe, geht Gerret den Weg weiter, den wir später herunterkommen werden. 

 

Amor hält im Schritt einigermaßen gut mit, im Trab läßt er sich allerdings gerne zurückfallen und ordnet sich direkt hinter Willi ein, was ich aber nicht so gerne habe. Er soll immer schön auf der Höhe meines Knies laufen und das Tempo halten. Das liegt etwas höher, als sein "Wohlfühl-Zuckeltab". ;-) Wir träbeln immer wieder an, ich pariere auch mal ganz durch. Willi macht seine Sache prima. Uns fehlt war noch etwas die Routine beim einhändigen Reiten, aber er reagiert gut auf Schenkel und Bügeltritt. 

 

Wehmütig denke ich zurück an 2012/13, als der Punkti immer als Handpferd mit von der Partie war. Jetzt ist es umgekehrt. 

 

Zum Abschluß dürfen die beiden dann noch am Waldrand kurz grasen. 

17.09.2018

 

Beide Buben werden mit Equikinetic trainiert, zuerst Amor mit 12 Einheiten, dann Willi mit acht. Mit Amor arbeite ich vor allem an der Hinterhandaktivität, weil ich bei den letzten Bildern der Hand- und Langzügelarbeit gemerkt habe, daß er allzu gerne vorhandlastig läuft und die Birne zu weit unten ist. Das behebe ich per häufigen Energiewechsel innerhalb des Trabes. Linke Hand arbeite ich öfters mit mehr Energie, wobei ich sehen kann, daß sich das "V" der Vorder- und Hinterbeine gleich besser schließt, rechteHand muß ich aufpassen und eher weniger Energie fordern, weil Amor sonst ins Zentrifugieren kommt - übertrieben gesprochen, aber da schert die Hinterhand eben noch zu gerne nach außen weg, weil er sich auf dieser Hand mit der Biegung schwerer tut. 

 

Willi lasse ich heute das erste Mal vier Einheiten Schritt und vier Einheiten Trab (aber seeeehr langsamen Trab) gehen. Der Trab strengt ihn tatsächlich wirklich an und ich muß ihn schon anfeuern und loben und sagen, daß er es gleich geschafft hat, damit er durchhält. ;-) Das gibt viel, viel Lob und viele, viele Kekse. 

 

Am Stall wechsle ich heute einen Besen aus, der zum Kehren und Fegen nicht mehr allzu sehr taugt, schraube ihn aber im Stall als Schubberbürste an die Stallwand. Außerdem legen wir die Gummimatten in die andere Ecke der Box, weil ich sehen will, was sich da untendrunter so tut. *mrpf* Durch Willis Pinkeleien sind manche Bretter schon ein wenig angegriffen. Das ist nicht weiter tragisch, denn die Holzbohlen sind mehrere cm dick und nur ganz leicht an der Oberfläche weich, aber da müssen wir einfach drauf achten. 

18.09.2018

 

Ein pferdefreier Tag mit einer 43 km langen Radtour von Vaihingen/Enz zurück nach Hause liegt hinter uns. Dabei fällt auch die Entscheidung: ab Freitag ist usseligeres Wetter angesagt - ausgerechnet ab dem Zeitpunkt, ab dem wir mit den Jungs wandern gehen wollen. *augenroll* Wir disponieren kurzerhand um: morgen gehts los! So können wir noch mindestens zwei Tage mit tollem (allerdings auch bis 30° heißem) Wetter ausnutzen und kommen - nach aktueller Wetterprognose - höchstens Freitags nachmittags in ein Gewitter. Was ich eigentlich am Donnerstag in Ruhe alles zusammensammeln wollte, wird heute schon gepackt: unsere Kleidung, Essen für unterwegs, Hygieneartikel, Powerbanks und Ladekabel und diverse Kleinigkeiten. Hoffentlich kann ich heute Nacht schlafen! 

Willi, Gerret, Amor - los gehts!
Willi, Gerret, Amor - los gehts!

19.-22.09.2018

 

Wir wandern vier Tage lang durchs Kraichgauer Hügelland!

 

Erster Tag

 

Gerret und ich schlafen nochmals aus und stehen um 08.00 Uhr auf. Draußen am Stall versorgen wir zunächst die Pferde und ordnen erst einmal die Packtaschen. Bis die Jungs dann geputzt und gesattelt sind und es wirklich losgehen kann, ist es irgendwie plötzlich 11.45 Uhr. Bei strahlendem Sonnenschein und einer für fast Ende September ungewöhnlichen Hitze von knapp 30° laufen wir los: es geht zunächst einmal durchs Söllinger Dorf. Schon die ersten Leute, die wir treffen, sind begeistert und fragen, was wir denn machen und wo es hingeht. Eine nette alte Dame verfolgt uns sogar kurz mit dem Radl, da sie erst aus dem Haus kam, als wir schon vorbeigezogen waren. ;-) Sie wünschen uns alle viel Glück und Spaß. 

 

Das erste kleine Abenteuer erleben wir, als wir im Neubaugebiet Engelfeld in Söllingen über die Baustelle wollen, um zu einem Grasweg zu gelangen. Der Baggerführer, der dort heute Morgen alleine herumbaggert, legt ein kleines Päuschen ein, und so können wir mit den Jungs an dem großen Fahrzeug vorbeiwandern. 

 

Zwischen Wöschbach und Berghausen gehts in den Wald. Dort ist es angenehm kühl. Ich navigiere mit dem Handy und der Outdooractiv-App. Durch das schnelle Umdisponieren und den zwei Tage früheren Start hatte ich keine Möglichkeit mehr, die Touren bequem am Laptop vorzuplanen. Aber da vor allem der heutige Weg großteils durch unsere Probewanderunng bekannt ist, haben wir keine Probleme. Im Wald entscheide ich, einen unbefestigten Forstweg entlang zu gehen, der anfangs noch sehr breit und gut begehbar aussieht - dann allerdings immer dichter und unwegsamer wird, schließlich liegen auch mal Bäume quer, über die wir steigen und wir müssen diverse dicht mit Brennesseln bewachsene Stellen umgehen. So kommen wir schließlich mit Blick auf Jöhlingen aus dem Wald heraus. 

Freiheit
Freiheit

Amors Bepackung müssen wir unterwegs ein wenig modifizieren, da seine Sattelpacktaschen ständig nach rechts rutschen. Alles Gepäck muß gleichmäßig auf dem Pferd verteilt sein und darf vor allem auch nicht über die Satteldecke hinaus am dem blanken Pferdekörper aufliegen. 

 

Außerhalb des Waldes ist es heiß. Bis zu unserer ersten Station geht es nun zwar nur noch über einige Hügel, die aber trotzdem erklommen werden wollen. Willi ist etwas zäh unterwegs. Außerdem ist er nicht multitasking-fähig: entweder laufen oder gucken - beides zusammen geht nicht. ;-) Amor läuft dafür wie ein Weltmeister und ich bin mal wieder froh, daß er so fit und mit von der Partie ist. Mein Herzenspferdchen! Belohnt werden wir auf jedem Hügel mit phantastischen Ausblicken in Richtung Karlsruhe und darüber hinaus zur Pfalz. 

 

Als es auf 15 Uhr zugeht, beschließen wir, uns irgendwo ein Plätzchen für unsere erste richtige Pause zu suchen. Bislang haben wir die Jungs immer nur wieder einmal am Wegrand fressen lassen. 

Angekommen auf dem Quellberghof
Angekommen auf dem Quellberghof

Wir haben uns vorgenommen, die Pferde in der Mittagspause immer komplett abzusatteln, da diese auch mindestens eine Stunde ausruhen sollen. Einen geeigneten Lagerplatz zu finden, ist gar nicht so einfach. Er soll im Schatten liegen, die Pferde sollten sich anbinden lassen. So laufen wir immer weiter und weiter, bis wir endlich schon in der Nähe des Jöhlinger Naturfreundehauses eine geeignete Stelle finden. Die Buben dürfen Äpfel und Birnen futtern, wir machen es uns auf unserer Picknickdecke bequem. 

 

Während Willi das Pferdefutter (Hafer, Leinsamentrester und Mineralfutter), die Picknickdecken und den faltbaren 20l-Wassereimer  schleppen darf, trägt Amor neben dem Putzzeug für die Pferde und einem Beutel Krimskams (Stirnlampen, Wanderbesteck, Powerbanks, Ladekabel, Ersatz-Bändel, etc.) unseren Proviant, alles weitgehend in Tupperdosen verpackt. So gibts zum Mittagslunch frische Brötchen vom Morgen, Salamisticks und Gurke. Zum Trinken haben wir neben unseren 1l- bzw. 0,5l-Trinkflaschen zwei täglich mit frischem Wasser gefüllte 1,5l-PET-Flaschen (da leicht) dabei. Für die Pferde finden wir heute unterwegs keine Tränkemöglichkeit, allerdings ist die Wegstrecke ja  begrenzt. Außerdem trägt jedes Pferd einen Packsack mit unseren Klamotten und jeweils einem Schlafsack. In kleinen Sattelpacktaschen transportieren sie nochmals ein wenig Krimskrams (Feuerzeug, Sonnenbrille, Blinklichter, Erste-Hilfe-Set, Geldbeutel, Taschentücher) und an Willi baumelt in einer wasserdichten Kartentasche unser Kartenmaterial. Unsere BW-Regenponchos sind in einer Bananen-Satteltasche verstaut, ebenso wie einige große, stabile Mülltüten, die wir bei Bedarf aufschneiden und über das Gepäck ziehen könnten, sollte es regnen. 

 

Gegen 16.30 Uhr kommen wir im Weingartener Sallenbusch beim Quellberghof von Petra und Harald Schöner an. Die Jungs beziehen zwei große nebeneinanderliegende Paddockboxen mit Heu satt, wir wohnen direkt schräg darüber im Gästezimmer - ein Luxus mit Dusche und Bett. ;-) Wir haben heute ca. 16 km zurückgelegt - durch einige Aussetzer bei der GPS-Aufzeichnung zeigt die Outdooractive-App deutlich mehr an (s. die Ausreißer). 

 

Den Abend verbringen wir mit Laura im Backhaus, einer zünftigen Wirtschaft. Dem daheimgebliebenen Joe geht es gut; er hat durch den nebenan liegenden Stall Pony-Gesellschaft in Sichtweite. Dann fallen wir ins Bett. Ich plane noch vom Handy aus die morgige Tour nach Eisingen, was mit der Outdooractive-App allerdings etwas mühsam ist, weil sie mir ständig Wegpunkte vorschlägt, die ich aber nicht haben will. 

Wolkenloser Himmel
Wolkenloser Himmel

Zweiter Tag

 

Um 07.00 Uhr stehe ich auf, während Gerret das letzte Mal für die kommenden Tage ein richtiges Bett genießt. Die Jungs haben sich über Nacht beide im Stroh abgelegt. Da sie ohnehin Heu satt haben, bekommen sie gleich ihr Kraftfutter. Amor, als 24-jähriger Senior, bekommt während unserer Wanderung neben dem Leinsamentrester die doppelte Ration Hafer wie sonst. Nachdem ich beide Boxen gemistet habe, frühstücken wir mit Brötchen von gestern, Erdnußbutter und selbstgemachter mitgeschleppter Marmelade und machen uns anschließend abmarschfertig. Um 09.00 Uhr gehts los. Es ist auch für heute wieder strahlender, wolkenloser Sonnenschein und hohe Temperaturen bis zu 30° angesagt. 

 

Willi hat sich eingelaufen - munter läuft er am durchhängenden Strick links oder rechts neben oder hinter mir her. Ich lasse ihn sich seinen Weg immer selbst suchen; mir ist es insoweit egal, wo er gerade läuft, solange er sich an mir orientiert. Auf der Straße muß er natürlich ordentlich neben mir laufen. Er darf auch mal nach einem Grasbüschel oder Ästchen schnappen als Wegzehrung für unterwegs, muß dabei aber weiterlaufen. Das klappt ganz gut. Gerret muß dagegen immer aufpassen, daß der sehr lauffreudige aber gefräßige Hafi nicht immer mal unvermittelt die Bremse reinhaut, um ausgiebig zu grasen. Hauptsächlich gehen wir Graswege, um die Landschaft zu genießen, aber auch um die Pferdegelenke und Hufe zu schonen. Amor trägt zwar vierfach Bereifung in Form von Hufschuhen, Willi nur vorne, hat aber hinten keinerlei Probleme. 

 

Ich habe unsere heutige Strecke so geplant, daß wir zunächst über ettliche Hügel rund um Jöhlingen nach Wössingen wandern. Dort entscheiden wir uns, den Ort direkt zu durchqueren und die eigentliche Umrundung auszulassen, um Zeit zu sparen. Beim Bäcker kauft Gerret  frische Brötchen für das Mittag- und Abendessen, während ich mit den Pferden auf einem kleinen Stück Brachland neben der Bäckerei warte.  Amor und Willi benehmen sich mustergültig. Der ganze Verkehr und recht nah an uns vorbeisausende Autos und Lkws interessieren nicht. Am Dorfbrunnen machen wir eine kurze Pause, damit die Pferde saufen können und laufen erst weiter, als Amor anfängt, seinen Kopf bis zu den Augen im Wasser zu versenken und Willi mit den Vorderhufen in den Brunnen krabbeln will. Diese Spaßvögel. ;-) 

Kurze Pause zum Fressen
Kurze Pause zum Fressen

Nach Wössingen und einer kleineren Pause zur Orientierung, während der wir die Jungs wieder fressen lassen, biegen wir wieder für ein längeres Stück in den schattigen Wald ein - ein Wohltat bei der Hitze. Oftmals bummeln wir schweigend hintereinander her, mal in größerem, mal kleinerem Abstand. Jeder scheint seinen Gedanken nachzuhängen. Als ich Gerret allerdings einmal frage, an was er so denkt, antwortet er: "Nichts, mein Kopf ist ganz leer." Genauso geht es mir. Ich genieße das vielseitige Grün in allen Schattierungen, wie das Licht durch den Wald funkelt, wandere vor mich hin und bin einfach. 

 

Leider ist der Wald viel zu schnell zu Ende und es folgt eine längere Strecke am Waldrand entlang. Zudem laufen wir hierbei auf der Seite des Waldes, an der die Mittagssonne warm niederscheint. Wir klettern einen plötzlich vor uns liegenden kleinen Graben hinab und wieder hinauf und machen uns dann auf die Suche nach einem Rastplatz. Den finden wir auf einer Wiese, neben der gerade ein Kartoffelacker abgeerntet wird. Die Pferde binden wir an zwei Bäumen an und breiten wieder unsere Picknickdecke aus. Es gibt lecker Dosenfisch. ;-) Amor mag heute nicht wirklich stillstehen und spielt Ich-fang-den-Baum: ständig umrundet er den Baum, bis sein Strick ihn bremst, dann dreht er sich wieder um und läuft in die andere Richtung, usw. Willi dagegen schaut interessiert der Kartoffelernte zu. 

Wir vier
Wir vier

Wir passieren den Heimbronner Hof und laufen weiter in Richtung Göbrichen. Dort müssen wir - mal wieder, aber gut, wir befinden uns eben im Kraichgauer Hügelland... - nochmals einige Berge überqueren, bis wir rechts nach Eisingen abbiegen. Vor allem die letzten beiden Steigungen haben es in sich. Willi packt dabei den Turbolader aus und stiefelt an mir vorbei den Weg hinauf. Alles klar, schon kapiert... ;-) 

 

Ich übernehme heute auch mal für eine Stunde Amor. Puh, das ist etwas ganz anderes, als neben dem geruhsam und mit langen Schritten vor sich hinbummelnden Willi zu wandern. Amor läuft zügig, nicht schnell, aber seine deutlich höhere Taktfrequenz streßt mich und ich meine, mich unheimlich beeilen zu müssen. Gerret dagegen glaubt, mit Willi kaum vorwärts zu kommen. Wir haben uns schon am zweiten Tag perfekt auf unseren jeweiligen Laufpartner eingestimmt!

 

Als wir nur noch eine knappe Stunde vom heutigen Endpunkt unserer Tour entfernt sind, melde ich uns telefonisch an. Der Pensionsstall Hauser, etwas außerhalb von Eisingen in einem kleinen Waldstück gelegen, hat für uns einen großen Offenstall reserviert, in dem beide Jungs heute Nacht untergebracht sind. Sie haben wiederum Heu satt und können sich im Stroh ablegen. Die stalleigenen Pferde sind noch 24 Stunden täglich auf den Weiden unterbracht. 

 

Wir vespern am Abend gemütlich mit Blick auf die Pferde und unterhalten uns angeregt mit einigen Einstellern. Netterweise dürfen wir die Pferde abduschen, die gestern und heute ziemlich geschwitzt haben. Als wir gegen 20.00 Uhr dann alleine auf dem Gelände sind, duschen auch wir uns rustikal und so wie der liebe Gott es gemeint hat ;-) hinter der Scheune mit dem Wasserschlauch ab, dessen Wasser zum Glück nicht so kalt ist wie erwartet. Nachdem wir die Pferde gefüttert haben, kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Wir nächtigen in einem Bauwagen auf zwei überraschend bequemen Matrazen auf dem Boden. 

 

Die heutige Strecke war ca. 24 km lang - der Screenshot der Karte zeigt meine ursprüngliche Planung, von der wir um Wössingen herum ja aber etwas abgewichen sind und daher etwas weniger Strecke zurückgelegt haben. 

Wandererfrühstück
Wandererfrühstück

Dritter Tag

 

Um 05.00 Uhr wache ich plötzlich auf. Im Hof leuchtet ein heller Strahler. Im Hühnerstall herrscht Aufregung. Ups - was ist da los? Ich wecke Gerret. Ohne meine Kontaktlinsen bin ich kampfunfähig. Nachdem der beste aller Ehemänner allerdings nicht dazu zu bewegen ist, mal nachzuschauen, ob nicht irgendwelche Eierdiebe am Werk sind, drehe ich mich um und döse bis 06.30 Uhr. Dann stehe ich auf, stelle fest, daß niemand sonst da ist, füttere die Pferde und miste ab. Nur Willi hat sich heute Nacht abgelegt. 

 

Zum Frühstück bringt uns Herr Hauser Kaffee und Milch mit, eine Einstellerin, die um 08.00 Uhr einen Schmiedetermin hat, versorgt uns mit Brötchen. :-) Wir frühstücken und ich bekomme erklärt, daß der Strahler mit Zeitschaltuhr die Hühner so früh wecken soll, damit diese mehr Eier legen. Aha!  

Der Sonne entgegen
Der Sonne entgegen

Heute liegt mit 11 km keine allzu lange Strecke vor uns. Weiter gehts nach Ötisheim. Das Putzen der Pferde und Packen dauert die gewöhnliche eine Stunde, dann machen wir uns auf den Weg. Nachdem ich die letzten beiden Tage ausschließlich mit dem Handy navigiert habe und mein Provider am Morgen per SMS mitteilt, daß 80 % meines Surfvolumens verbraucht sind, plane ich unsere heutige Strecke wie zu unseren ganz, ganz früheren Wanderrittzeiten mit der topografischen Karte 1:25.000.

 

Vorbei an den Pferden des Pensionsstalls Hauser touren wir in Richtung Eisinger Loch, unterhalb von Göbrichen vorbei und überqueren auf unserem Weg zwischen Ölbronn-Dürrn und Kieselbronn auch die B294. Es hat deutlich abgekühlt. Noch immer lugt blauer Himmel überall hervor, aber es ist deutlich wolkig, was allerdings in Anbetracht der letzten beiden heißen Tage wirklich eine Wohltat ist. Außerdem ist die Strecke heute eben, so daß wir flott voran kommen und schwuppdiwupp in gut 2,5 Stunden schon kurz vor Ötisheim sind. 

Unsere letzte Station auf unserer Wanderung ist der Stall meiner Freundin Elli in Ötisheim, die dort ihre beiden Pferde in einer Stallgemeinschaft mit Geli, Micha und Anja stehen hat. 

 

Um Elli, die am Vormittag arbeiten muß, noch etwas Zeit zu verschaffen, lassen wir die Jungs entlang des Weges grasen, während wir auf der anderen Wegseite sitzen und alle paar Minuten ein paar Meter weiterrutschen. 

 

Um 12.30 Uhr können Amor und Willi dann eine große Weide beziehen und bekommen einen großen Ballen Heu auf zwei Haufen aufgeschüttelt. Sie haben heute kaum geschwitzt und auch Gerret und ich sind am dritten Tag unserer Wanderung noch ziemlich munter. Die Sättel und ein Teil unseres Gepäcks verstauen wir in Ellis Pferdeanhänger. Heute werden wir im Heu in der Scheune über den Köpfen von Tonka, Fuxi, Cadero, Leo und Number schlafen. 

 

Gott sei Dank sind wir ziemlich früh in Ötisheim angekommen. Gegen 15.00 Uhr frischt der Wind deutlich auf, es wird stürmisch. Eigentlich ist sogar Regen angesagt, der sich aber auf wenige Tropfen beschränkt. Wir misten um 17.00 Uhr nochmals die Weide ab und kontrollieren die Pferde. Durch den Wind hat es ziemlich viele Pflaumen vom Baum geweht, die wir einsammeln. Ich habe anläßlich der Wanderung, während der die Pferde einer größeren Belastung ausgesetzt sind, nichts gegen vermehrt Obst, aber die Pflaumensteine halte ich für heikel. 

 

Abends gehen wir mit Elli beim Griechen in Corres essen und schlemmen Gyros und Moussaka - und einen Becher Eis. Danach habe ich soviel Bettschwere, daß es mir nicht schwer fällt, relativ schnell einzuschlafen, obwohl der große Walnußbaum durch den Wind noch immer arg am Scheunendach kratzt. Ich finde das ja wildromantisch. :-) Einzig das Heu, das die dumme Angewohnheit hat, sich nach einiger Zeit zu irgendwelchen Klumpen zusammenzuballen, ist etwas unbequem. Sobald man sich aus der ursprünglichen Lage mal umdreht, wirds hubbelig. 

Sonnenaufgang
Sonnenaufgang

Auch weniger romantisch finde ich, daß ich nachts schlaftrunken überlege, wieso Elli soviel wiegt, daß sie eine Plastiktreppe mit derart lautem Getrampel hinaufsteigt. Öhm... Langsam wird mir bewußt, daß es hier in der Scheune keine Plastiktreppe gibt. Und Elli außerdem bestimmt gerade nicht da ist. Als ich gänzlich wach bin, fällt mir ein, daß das eines der Pferde ist, das direkt unter uns auf ein zum Heuspender umgebautes blaues Maischefaß eintritt. Ich zähle hin und wieder mit: elf Mal wird das arme Faß einmal getroffen. Dann fängt auch noch der Nachbarhahn an zu krähen, was mich zu der weiteren Überlegung veranlaßt, wieso das überhaupt "krähen" heißt, obwohl der doch gar keine Krähe ist... Von wegen Kopf frei und so... ;-) Und zu allem Übel muß ich dann auch noch mal raus ins Gebüsch. Also Kopflampe auf und die Leiter runter. Aber: alles net so schlimm. ;-) 

 

Vierter Tag

 

Um 06.30 Uhr werde ich wach, da Elli nun tatsächlich da ist und die Pferde füttert. Ich klettere aus dem Schlafsack, lege unseren beiden Pferden Heu vor, bestaune einen wunderschönen Sonnenaufgang und räume unsere sieben Sachen zusammen. Nachdem auch Kraftfutter gefüttert ist (Willi hat nun wirklich fast nichts mehr zu schleppen), setzen auch wir uns zum Frühstück an die Pferdeweide. 

 

An unserem letzten Tag kommen wir erst gegen 09.45 Uhr los. Heute liegt die längste Strecke vor uns - nach Hause. 

 

Es ist ziemlich frisch, weshalb wir heute die 3/4-Hosen gegen lange Jeans getauscht haben und auch unsere Jacken tragen. Es ist immer noch einigermaßen windig, als wir aufbrechen. Um einmal nicht ständig nach Karte navigieren zu müssen, wandern wir heute am Vormittag nahezu exakt den gleichen Weg wie gestern zurück, biegen nur vor dem Eisinger Loch gleich in Richtung Göbrichen ab, weil wir dort entlang eines Radweges weiter in Richtung Stein laufen. Zur Überquerung der B294 hält ein sehr, sehr netter Busfahrer extra für uns an, damit wir bei all dem Verkehr am Samstag Morgen heil über die Bundesstraße kommen. Da zunächst alles schön eben ist, kommen wir sehr gut voran und machen unsere Pause um 12.45 Uhr kurz vor Stein unter einigen Bäumen. Der Himmel wechselt von grau zu blau. :-) 

Phantastisch!
Phantastisch!

Nach mehr als einer Stunde Pause, während der ich meine kleinen Zehen verarzte, machen wir uns wieder auf den Weg. Es liegt nun die schwerste Strecke vor uns: wir umrunden Königsbach-Stein. Da diese beiden wunderschönen Örtchen von vielen Hügeln umgeben sind (Stichwort: Kraichgauer Hügelland...), die wir ständig hoch und runter krabbeln, hat man das Gefühl, kaum vorwärts zu kommen. :-( Zum Glück entschädigt uns der Himmel immer wieder mit seinem satten Blau zwischen den Wolken und wir genießen die weite Sicht. Da oben pfeift allerdings auch ein wahnsinniger Wind. 

 

Die Jungs haben nun langsam Hunger und Durst. Dennoch zieht es sich bis zur geplanten Tränkestelle im Trais, einer Siedlung außerhalb von Königsbach-Stein, noch Stunden - jedenfalls fühlt es sich so an, obwohl wir das meiste innerhalb von gut zwei Stunden bewältigen. 

Endlich Wasser
Endlich Wasser

Endlich im Trais angekommen, können die Pferde lange saufen. Dann machen wir uns an den letzten steilen Anstieg. Sobald wir im Wald sind, geht es dann nur noch bergab, zurück nach Söllingen. Willi trottet beim letzten Anstieg sehr langsam hinter oder neben mir her, während Amor, der Langstreckenläufer, mit Gerret schnurstracks voraus rollt. Da Amor dabei gerne zu hektisch wird, nehmen wir wieder unsere besseren Positionen ein: Willi und ich voraus, Amor und Gerret hinterher. So läuft Willi etwas flotter, Amor etwas gemächlicher. 

 

Der blaue Himmel hat sich nun wieder zugezogen und es kommen immer mehr dunkle Wolken aus Richtung Karlsruhe in Sicht. Für den Abend ist auch Regen angekündigt und ich hoffe, daß wir nicht doch noch unsere Regenponchos herauskramen müssen. Aber alles bleibt trocken. Durch den Wald zuckeln wir in Richtung Söllingen und kommen auf dem gegenüber dem Stall liegenden hohen Berg heraus. Wir beglückwünschen uns: wir haben es geschafft!!! Unten im Dorf müssen wir vor der Bahnschranke auf einen Zug warten. Auch hier sind die Jungs absolut ruhig und brav. Dann: der letzte kleine Berg, die Rittnertstraße hinauf. Die Jungs sind mir nun fast zu ruhig. Ich weiß nicht so recht, was ich erwartet hätte, vielleicht ein freudiges Wiehern: "Wir sind wieder da!"? 

 

Meine Schritte werden schwerer und schwerer. Die heutige Strecke war wirklich lang und hat sich unheimlich am Nachmittag gezogen. So langsam wird mir die Anstrengung der letzten Tage bewußt. Ich mußte zwischendurch ohnehin immer mal z. B. an die Siedler denken, die die USA von Ost nach West durchquert haben - und keine so bequemen Wege und Wanderschuhe und Funktions-T-Shirts und Kartenmaterial hatten... Alles hat wunderbar geklappt, es gab keinen einzigen Vorfall, der brenzlig gewesen wäre, das Wetter hat mitgemacht, die Jungs waren brav und freudig bei der Sache. Und trotzdem komme ich mit einem ziemlich erledigten Gefühl am Stall an: die Kräfte lassen nach. Allerdings sind wir heute auch 28,8 km gelaufen!

 

Joe ist gerade mit Laura, Tim und Buddy unterwegs und kommt gerade zurück, als wir absatteln. Die drei Jungs beschnuffeln sich und sind sofort im Alltags-Modus. :-) Während die Pferde auf die Weide entlassen werden, räumen wir noch auf und Laura übernimmt lieberweise nochmals unseren eigentlich für heute Abend schon anstehenden Stalldienst. 

Fazit: 

 

Anstrengend, aber toll! Wir haben die besten Pferde der Welt! Um den Kopf frei zu bekommen, gibt es glaube ich keine bessere Möglichkeit. Es fühlt sich einfach komplett natürlich an, den ganzen Tag draußen in der Natur zu sein, zu laufen, zu wandern, zu sein, neben und um sich einen Menschen und ein Tier, das man liebt. 

 

Ich danke meinem Mann, der das mit mir zusammen erleben wollte, Laura für die Betreuung des zu Hause geliebenen Joes und unserer Katzen, Petra und Harald Schöner vom Quellberghof, dem Pensionsstall Hauser und Elli & Co. für die tollen Übernachtungsmöglichkeiten und natürlich meinen Pferden, mit denen wir in diesen vier Tagen nochmals ein gutes Stück mehr zusammengewachsen sind. 

23.09.2018

 

Nach 12,5 Stunden Schlaf wache ich ziemlich gerädert auf. Gott sei Dank versorgt Laura heute Morgen die Jungs, so daß wir in aller Ruhe noch ein wenig liegenbleiben und unsere Kräten sortieren können. Alles tut irgendwie noch ein wenig weh, die Füße fühlen sich seltsam an. Aber es ist toll, mal wieder im Bett zu liegen, eine Dusche und eine Toilette zu haben... ;-) 

 

Nachdem es den ganzen Tag schon unheimlich stürmisch ist und hin und wieder Regentropfen fallen, fahren wir am Spätnachmittag zum Stall. Den Buben gehts gut. Die Beine sind klar, der Rücken ohne Befund. Nur bei Willi entdecke ich in der Gurtlage links ein paar Knubbelchen, die aber nicht schmerzhaft zu sein scheinen. Gerade noch rechtzeitig, bevor es mit einem irren Schwall Wasser von oben sehr ungemütlich wird,    tauschen wir noch drei windschiefe Koppelpfosten aus und fahren wieder nach Hause. Alles richtig gemacht! Gut, daß wir zwei Tage früher los sind!

Ein Sturm zieht auf
Ein Sturm zieht auf
Wunderherrlicher Herbst
Wunderherrlicher Herbst

24.09.2018

 

Die drei haben den Sturm der letzten Nacht gut überstanden. Es hat schon sehr, sehr heftig geregnet und gestürmt. Insgesamt kamen 15 l/qm herunter. Gut, die Weiden können es gebrauchen. ;-) 

 

Heute haben Amor und Willi nochmals Pause. Wir versorgen nur morgens die Pferde, bekommen Heu geliefert und freuen uns ansonsten über das heute wieder schöne, ruhige Herbstwetter mit knallblauem Himmel. 

 

Mir fehlt Fine schon wieder. Seitdem wir wieder da sind, habe ich sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen.

25.09.2018

 

Ich falle um 07.30 Uhr aus dem Bett und mache mich auf zum Stall. Nachdem die Pferde versorgt sind, fülle ich noch unsere Regenwassertonnen auf und hole dann nacheinander Willi und Amor, die nach zwei Tagen Pause heute mit Equikinetic trainiert werden. 

 

Ich lasse Willi sich schön in Ruhe warmschritteln; ganze Bahn mit vielen großen Volten. Dabei lasse ich ihn auch mehrmals über das Cavaletti steigen, wobei er die Beine schöne hebt. Dann gehts für acht Runden in die Quadratvolte, die ersten vier im Schritt, die letzten vier im Trab. Schon im Schritt merke ich, daß sich was getan hat. Stellung und Biegung sind noch nicht ganz kontinuierlich vorhanden, aber wesentlich öfter als früher. :-) Nachdem ich Willi antraben lasse, bin ich ganz hin und weg: schön gemächlich zuckelt er vorwärts (das Tempo soll anfangs schon untertourig sein, damit die Pferde sich besser ausbalancieren können) und läßt sich immer wieder brav stellen, indem ich die Schulter hinaustreibe. In der dritten Runde im Trab hält er das dann sogar schon mal etwas mehr als eine Volte! :-) Voll guuuut!

 

Dann ist das Mörchen dran. Mit ihm arbeite ich heute vermehrt auf Entfernung, muß nur rechte Hand immer wieder etwas näher herankommen, weil er da doch noch mehr Unterstützung braucht. Außerdem geht es heute bei ihm erst einmal darum, das Genick locker und den Hals fallen zu lassen. Linke Hand frage ich zwar ein-, zweimal auch etwas mehr Energie und damit Schwung ab, aber das geht heute recht schnell zu lasten der Losgelassenheit - wobei Amor sich nicht fest macht, vielmehr munter hüpfig ist. ;-) 

Das Pferdetaxi wird geschrubbt
Das Pferdetaxi wird geschrubbt

26.09.2018

 

Jährlicher Pflichttermin: Pferdeanhänger säubern. 

 

Da setzt sich übers Jahr doch immer einiges an Dreck und Grünspan und im inneren ein deutlicher Pferdeäppel-Geruch fest. Also fahren wir heute mit dem Pferdeanhänger zum Cleanpark, wo man auch Lkws schrubben kann und spritzen und schrubben ihn von innen und außen ab. Auch das Auto ist gleich mit dran. 

 

Da wir Türe und Ladeluke dann den ganzen Tag offen gelassen haben, ist alles bis zum Abend wieder schön trocken und kann geschlossen werden. Nicht wie neu, aber wieder sauber. ;-) 

 

Der Reifendruck wird auch gleich geprüft; nun ist der Pferdeanhänger wieder startklar. 

27.09.2018

 

Am Abend nehme ich beim zweiten Webinar mit Dr. Claudia Münch zur Bodenarbeit - weiterführende Lektionen und Gymnastizierung teil. Ich bekomme viele schöne Ideen gezeigt, die ich in unsere Bodenarbeit einbauen kann, und außerdem natürlich vor Augen geführt, wie es nochmals feiner und unsichtbarer in der Hilfengebung ausgeführt werden kann. ;-) 

Ganzer Travers über Stangen auf Fingerzeig
Ganzer Travers über Stangen auf Fingerzeig

28.09.2018

 

Am Morgen gehen Gerret und ich mit Willi und Amor auf die Reitwiese. Willis Knubbelchen in der Sattellage haben sich gebessert, sind nur noch leicht vorhanden. Ich reite zunächst Willi, habe dazu in voller Erwartung hinsichtlich unserer letzten Reiteinheit von vorletzter Woche ganz tolle, runde, geschmeidige Zirkel im Kopf. Aber meine Erwartungshaltung wird jäh gebremst. Der Schwarze ist zwar willig, aber vermutlich ob der Sonne, Wärme und des Winterfellwechsels etwas schlapp. Naja, und ein rechter Schenkel - was ist das? Stellung und Biegung rechte Hand ist mal wieder ganz schwer. Also schraube ich meine Erwartungshaltung deutlich zurück, bin zwar ein wenig enttäuscht, aber versuche, das beste draus zu machen. Jedenfalls im Schritt ist Willi ziemlich willig, kaut schön, weicht brav dem Schenkel und läßt sich mitten in der Bahn überall die Vorhand auf Viertelwendungen schön verschieben. 

 

Dann übergebe ich ihn an Gerret und übernehme den Senior, der solange mitten auf der Wiese grasen dürfte. Naja, eigentlich ist das verboten. Aber wie so oft in den letzten Wochen und Monaten stelle ich fest, daß ich hinsichtlich Amor oder meines Umgangs mit den Pferden deutlich entspannter geworden bin und davon auch etwas zurück bekomme, indem die Rösser trotzdem schön mitmachen, obwohl sie auf diesem Platz auch Gras futtern dürfen.

 

Mit Amor teste ich ein wenig die Übungen von gestern Abend aus dem Webinar an. Wir bleiben über verschiedenen Stangen stehen, ich wechsle die Seite, lasse ihn dann wieder antreten (meistens sogar ohne ein *klong* an den Stangen) klappt. Auch das seitliche Verschieben im ganzen Travers, das Amor schon kennt. Ich frage auch einmal ab, ob er sich nicht nur von mir im ganzen Travers wegschicken läßt, sondern mir auch folgt. Dazu touchiere ich ihn zuerst kurz mit dem Carrot-Stick an der Außenseite; später reicht auch nur noch ein Stimmkommando und ein Wegtreten von ihm: er folgt. :-) Zwischendurch lasse ich ihn auch mal träbeln und übers Cavaletti springen. Zum Schluß gehen wir einen Slalom zwischen Pylonen, die erste Pylone umrunden wir normal, zwischen den nächsten beiden lasse ich Amor gerade gestellt, nehme meine äußere Schulter zurück und treten leicht vorwärts/seitwärts, was Amor gleich nachmacht und dabei schön übertritt. 

Der Senior
Der Senior

Den frühen Nachmittag verbringe ich bei Birgit am Stall. Wir sitzen in der Sonne, klönen über Pferde und genießen den freien Tag bei Kaffee und Muffins. Eigentlich wollte ich mit Willi heute zu ihr reiten, aber mit Rücksicht auf seine wenn auch schon fast verschwundenen Knubbelchen in der Gurtlage verschieben wir das. 

 

Am Spätnachmittag bekommen wir bei uns am Stall dann Besuch von zweien aus meiner Pfinztaler Fotogruppe. Laura und ich stellen unsere Pferde als Fotoobjekte zur Verfügung, putzen diese schön heraus, machen auch Augen und Nüstern sauber und polieren sie auf Hochglanz. 

 

Auch ich versuche mich mal wieder, mit meiner NIKON D7200 ein paar brauchbare Bilder insbesondere vom Schwarztier zu knipsen, aber ich scheitere mal wieder erfolgreich. *soifzt* Ich bin gespannt, was die anderen so hinbekommen haben. Die Buben haben das alle drei sehr gut gemacht, vor allem Joe kann sich wirklich richtig verbiegen... *staun* ;-) 

Petra auf Lord, Alex auf Willi und ich mit "meinem" Willi :-)
Petra auf Lord, Alex auf Willi und ich mit "meinem" Willi :-)

29.09.2018

 

Willi hat deutlich geschwollene Ohrspeicheldrüsen. Ich vermute, das kommt vom kurzen Gras. Ich messe zur Kontrolle Fieber, aber die Temperatur ist mit 37,5° völlig normal. 

 

Um 13.00 Uhr bekommen wir Besuch von meiner Freundin Alex mit Paint Willi und Petra mit Haflinger Lord. Wir gehen gemeinsam mit "meinem" ;-) Willi knappe 3 Stunden ins Gelände. "Mein" Willi ist super-lieb: die fremden Pferde werden interessiert beschnuffelt, dann zuckelt er gemütlich hinter ihnen her. Am langen Zügel streifen wir durch den Wald. Ich habe einen Weg herausgesucht, der nach anfangs zwar einigen Schotterwegen später dafür schön auf Trampelpfaden durch den Wald führt. Auch als  Tête macht Willi sich  super, läßt sich auf einem Trampelpfad, der bekanntermaßen vier bis fünf Matschlöcher alle paar Meter hat, immer wieder schön vom Trab in den Schritt durchparieren. Danach halten wir kurz über einem Baumstamm an (Willi steht mit zwei Vorderfüßen davor, mit zweien dahinter *gg*), damit ich gut ab- und aufsteigen kann, nachdem ich seinen Hufschuh wieder geschlossen habe. Später überqueren wir auch die Straße zwischen Stupferich und Durlach und reiten über den Thomashof, wo eine ewig lange Graswiese zum Galopp einlädt. Dort müssen wir nach 2/3 zwar kurz duchparieren, weil Willis einer Hufschuh sich nochmals selbständig gemacht hat, aber auch das ist überhaupt kein Problem. Mensch! Fremde Pferde, teilweise fremdes Gelände, Galopp - und mein Schwarzer ist einfach nur brav. *Herzchenaugenhab* 💕 

 

Wieder am Stall dürfen Lord und sein Kumpel Willi auf eine Weide und werden von Joe, Willi und Amor nochmals interessiert über den Zaun beäugt. Willi hat gut durchgehalten, wenngleich die Kondition natürlich noch ausbaufähig ist. Wir sitzen im Gärtchen, trinken Kaffee, futtern Kuchen, den Gerret uns mitgebracht hat, und genießen einfach den wunderschönen Samstag. 

30.09.2018

 

Der September verabschiedet sich mit erneut wunderherrlichem Herbstwetter: Sonne satt, moderate knappe 20°. Am Morgen zäunen wir nach der Stallarbeit auf der Baumweide die zwei großen Äpfel- und den einen Birnbaum ein, damit die Pferde nicht an das viele Fallobst herankommen, die Weide aber ab Morgen nochmals abgrasen können. 

 

Schwarztiers Ohrspeicheldrüsen sind wieder abgeschwollen. Der hat heute auch Pause, nachdem er gestern so toll marschiert ist. Dafür kommt das Mörchen an die Longe. Wir schritteln uns ganze Bahn mit vielen Volten warm. Im Trab lasse ich ihn auch immer wieder über das auf niedrigster Einstellung hingestellte Cavaletti laufen. Außerdem habe ich drei Trabstangen hingelegt. Die kann Amor allerdings erst dann ohne "Klong" überwinden, als ich den Abstand dazwischen von vier Fußlängen auf drei verkürze. Hat er sehr artig gemacht. 

 

Das Finchen ist auch da - was bin ich erleichtert! Ich habe die Wildbeobachtungskamera in der Sattelkammer aufgestellt, nachdem ich sie nun seit einer Woche nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte: