Auf Weide Nr. 5 - mit abgesperrten Apfelbäumen wg. zuviel Fallobst
Auf Weide Nr. 5 - mit abgesperrten Apfelbäumen wg. zuviel Fallobst
Unser aktualisierter Stallaushang
Unser aktualisierter Stallaushang

01.10.2018

 

Heute gehts das erste Mal wieder ohne Fliegenmasken für die Pferde auf die Weide. Ich öffne am Morgen Weide Nr. 5, unsere Baumweide, auf der wir uns die Mühe gemacht haben, die großen Obstbäume abzuzäunen. Trotzdem liegen noch genügend Äpfel und Birnen herum, was Amor und Willi ganz toll finden. Nach einer halben Stunde wenden sich aber auch die beiden dem Gras zu. Joe findet Obst insgesamt ohnehin relativ uninteressant. ;-) 

 

Ich beobachte die drei noch eine Weile, rechle derweil auf der Winterweide das herumliegende Heu zusammen, das die Pferde nicht mehr fressen und mache auch die Rundraufe mal wieder sauber. Außerdem ernte ich einige pflückfrische Äpfel vom Baum, weil ich gerne noch Marmelade einkochen möchte und ersetze auch die Schilder in unserem Holzkasten draußen vor dem Stall, mit denen wir die Bewohner der Pfinzgauranch vorstellen und ein paar Hinweide geben. 

 

Letzteres ist mir dann doch ziemlich schwer gefallen, ich habe es seit Monaten vor mir hergeschoben. Es ist ein weiterer kleiner Abschied von Kurti, dessen Bild dort bislang noch immer vorhanden war. Manchmal kommt es vor, daß mir anstatt "Willi" noch ein "Kurti" herausrutscht. Und hin und wieder ist in meinem Kopf plötzlich die Frage da, wie er sich auf diesem und jenen Ausritt und Erlebnis wohl verhalten hätte. Willi ist ein Schatz und ich kann oft kaum glauben, daß ich nochmals dieses Glück haben darf, ein weiteres so tolles Pferd mein Eigen nennen zu dürfen. Trotzdem fehlt mir mein Punkti noch immer sehr oft. 

Joe wartet auf uns im oberen Viereck
Joe wartet auf uns im oberen Viereck

Am Spätnachmittag gehen Gerret und ich mit den Jungs noch für eine halbe Stunde auf den Platz und machen ein wenig Bodenarbeit. 

 

Ich versuche mich weiterhin in die Haltung einzufummeln, die Dr. Claudia Münch in ihrem Webinar befürwortet: eine Hand hält den Haken des Bodenarbeitsseils am Knotenhalfter, und zwar so, daß diese quasi frei ohne Zug unter dem Knotenhalfter schwebt. So spürt man sehr schnell, wann Zug aufs Knotenhalfter kommt. Willi findet das nur ein wenig oll, wenn ich ihn von rechts führe und hapst ein paarmal nach meiner Hand, aber es klappt zwischenzeitlich erstaunlich gut. Wir können sogar ganz gesittet traben. 

 

Ansonsten bauen wir Anhalten und Antreten, Rückwärtsrichten ein, laufen über Stangen und durch Pylonen, zwischen denen ich dann auch wieder Schenkelweichen einbaue. Außerdem lasse ich Willi mehrmals ganzen Travers über die Dualgassen absolvieren und bin ganz stolz, daß er das nun beidhändig fast ohne vorwärts gegen meine Hand zu büffeln kann. 

 

Gerret bespaßt derweil das Mörchen, wobei ich ihn immer wieder zur Ruhe rufen muß, damit er zwischendurch auch mal eine Pause einlegt, damit der Hafi nachdenken kann, was er denn gerade so gemacht hat. Am Schluß übernimmt Gerret dann Willi kurz und trabt mit ihm ganze Bahn. Sieht richtig schön aus! :-) 

Willi mit Blick in Richtung Dobel/Schwanner Warte
Willi mit Blick in Richtung Dobel/Schwanner Warte

02.10.2018

 

Mein letzter Urlaubstag. Eigentlich will ich mit dem Schwarzen auf den Reitplatz, ein wenig üben, merke aber schon beim Satteln, daß ich dazu nicht wirklich Lust habe. Also schlampern wir ein wenig ins Gelände. 

 

Willi ist heute ziemlich guckig. Ich versuche ihn zu beschäftigen und so zu zeigen, daß es wichtigeres gibt. Nachdem Schenkelweichen ganz gut klappt, frage ich Stellung und Biegung mit Schlangenlinien ab, aber da Willi wieder was höchst Spektakuläres - ein weißes Auto auf einem Parkplatz am Waldrand... - entdeckt hat, geht das nicht. Also verlege ich mich auf Schritt-Trab-Übergänge. Endlich paßt er auf. Wir galöppeln auch ein wenig.

 

Als wir schon auf dem Heimweg sind, sehe ich am Ende eines Weges, daß dort ein silberner Golf wendet. Ok, nix Schlimmes. Als wir allerdings um die Kurve biegen und Willi sieht, daß dieser silberne Exodus rückwärts in ein Grundstück einparkt, schreit sein Kleinhirn plötzlich: "Alaaaaaaarm!!!". *Schwupp* legt es unter mir eine 180°-Wendung hin und rennt den Weg zurück, aus dem wir gerade kamen. Huch! Nach 20 m halten wir an, ich wende. Willi ist perplex. Ich warte ein wenig, rede mit ihm, frage immer wieder an, ob er vielleicht doch wieder in Richtung Heimat weiterlaufen will. Öhm, naja, vielleicht... Schrittweise tasten wir uns vorwärts. Nach fünf Minuten steige ich ab und führe ihn Stück für Stück um die Kurve und in Richtung Auto. Das steht da ganz brav und ruhig. Noch immer mißtrauisch machen wir direkt vor dem Auto eine Pause, bis Willi mehrmals den Kopf gesenkt und abgeschnaubt hat. Dann führe ich ihn heim in Richtung Stall, steige vorab aber auch nochmals auf und lasse mich nach Hause tragen. So ein mutiges Roß! 

Mit Willi nach der Equikinetic
Mit Willi nach der Equikinetic

03.10.2018

 

Da ich die nächsten beiden Tage keine Zeit für die Bespaßung der Herren haben werde, nutze ich den Feiertags-Vormittag, um beide in der Equikinetic zu trainieren. 

 

Heute bin ich komplett von Amor fasziniert. Ich meine: klar, der kennt das, der weiß, was ich gerne sehen möchte. Aber heute läuft er so astrein, vor allem auch wesentlich besser auf der linken Hand wie sonst, daß ich kaum aus dem Loben herauskomme. Wir können auch wieder schön am Schwung arbeiten, indem ich meine eigene Energie hochfahre und das so auf ihn übertrage - denn er soll ja die "Tempo"-unterschiede nicht durch mehr Geschwindigkeit, sondern durch mehr Kadenz erarbeiten. Das ist unser nächstes Betätigungsfeld. 

 

Auch Willi, der während Amors Arbeitseinheit ganz aufs Fressen verzichtet hat und uns ständig vom oberen Paddock-Viereck aus der Ferne beobachtet hat, macht seine Sache gut. Nach den ersten vier Einheiten im Schritt können wir nun schon gut vier Einheiten im Trab arbeiten. Aber sie fordern ihn schon! Deshalb werden wir bis auf weiteres auch noch auf diesem Trainingsplateau bleiben, bis er auch die vier Trabeinheiten kräftemäßig gut schafft. Wie ich an den Bildern sehe, die Gerret heute von uns gemacht hat, ist auch noch einiges an Biegung und Stellung zu tun; teilweise verbiegt er halt doch lieber nur ganz einfach seinen Hals. Ganz gut gefällt mir allerdings, daß er schon so aufrecht um die Kurven kommt und sich nicht wie ein Motorradfahrer schieflegt. Deshalb bin ich insgesamt mit dem Schwarztier sehr zufrieden, auch weil er sich so viel Mühe gibt, obwohl es ihn schon anstrengt. 

Am Nachmittag nehme ich an einem Seminar für persönliche Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung "Pferdebeurteilung in Theorie und Praxis" mit Katrin Burger in Gondelsheim auf dem Erdbeerhof teil. Im Theorieteil werden uns die Bewertungsmaßstäbe unter züchterischen Gesichtspunkten, unterlegt mit vielen Videos, erklärt, später auch in der Praxis 3-5-jährige Pferde an der Hand und auch unter dem Sattel vorgestellt. Ja, so ein durchgezüchtetes Warmblut hat schon was, das würde mir auch gefallen. Aber ob ich das reiten könnte? Jedenfalls  ist der Vortrag gut nachvollziehbar, ich nehme ein paar Infos und Eindrücke mit.

05.10.2018

 

Gestern wie heute Morgen muß ich mich erst mal wieder ein wenig in die morgendliche Stallarbeit um 05.45 Uhr einfummeln - aber es geht mir trotzdem flott von der Hand. Trotzdem ist es schon eine Umstellung, wieder so im Dunkeln herumzuwurschteln... Die Jungs sind um diese Uhrzeit jedenfalls schon wach und verlangen nach ihren Futtereimern. Das Mörchen bekommt nun wieder seine volle Ration mit Mineralfutter, Hafer, Maisflakes, Leinsamentrester und Cobs. Er sieht derzeit auch sehr gut aus, es sind keine Rippen zu sehen. Wir müssen ihn ja propper durch den anstehenden Winter bekommen. 

 

Die Weiden werden wir ab dem Wochenende bis auf die Winterweide, die bei trockenem Wetter weiter für 24 Stunden offen bleibt, schließen. Die Grasnarbe braucht Ruhe. 

Kätzchen in der Kiste ;-)
Kätzchen in der Kiste ;-)

06.10.2018

 

Am Vormittag vermeldet Laura, daß das Mörchen die um die Obstbäume gezogenen Absperrungen wohl seit gestern für völlig überflüssig hält. Ein Plastikstickel ist abgebrochen und dauert schlüpft er unter dem Zaun durch. ;-) Typisch. Also dürfen die Pferde heute das letzte Mal auf eine andere Weide. Ab morgen ist dann Schluß mit dem Weidegang - es bleibt nur die Winterweide noch so lange offen, wie das Wetter hält. 

 

Am Nachmittag baut Gerret deshalb auch die Absperrungen ab. Wir tauschen noch einen Weidepfosten aus und ich gehe eine halbe Stunde mit Willi auf die Reitwiese. 

 

Schon beim Warmreiten merke ich, daß heute irgendwie alles viel besser "flutscht" als das letzte Mal. Ich achte in jeder Wendung auf korrekte Stellung und Biegung und gebe dem Schwarztier Zeit, sich loszulassen. Der kaut immer wieder schön ab und gibt im Genick nach. Auch das Antraben gefällt mir gleich sehr gut, allerdings brauchen wir ein paar Wiederholungen, bis die Zirkel so klappen, wie ich sie mir vorstelle - nämlich rund und hierbei genau die Bahnpunkte treffend. Dabei wird mir mal wieder bewußt, wie wichtig es einfach ist, die Bahnfiguren so korrekt wie möglich zu reiten, denn sie unterstützen einen so sehr!

 

Auf einem Rechtszirkel fühle ich mich dann sicher genug und gebe die Galopphilfe. Willi galoppiert an, fällt aber nach zwei Sprüngen wieder aus, weshalb er einen kleinen Klapps mit der Gerte bekommt - und diesen mit einem Kick nach der Gerte quittiert. Also bringe ich erst nochmals Ordnung in alles, vor allem meinen Sitz und wiederhole die Aufforderung. Und dann galoppieren wir zumindest mal einen halben Zirkel. So. :-) Zugegeben: vor dem Galopp auf der Wiese um die Kurven habe ich immer noch Morres, weil ich befürchte, daß wir rutschen könnten.

 

Danach frage ich im Schritt nach einer kleinen Pause nochmals korrekte Stellung und Biegung in Volten ab und erarbeite hieraus auch unser erstes Schulterherein: voll gut! Willi läßt sich auf beiden Händen ganz easy die Schulter verschieben. Wenn ich da so zurückdenke an unsere erste Zeit, als er immer meinte, er könne keinesfalls die Schulter verschieben, weil er sonst umfällt... ;-) Die danach noch abgefragten Schritt-Trab-Übergänge sind dafür deutlich ausbaufähig, da zunächst noch ziemlich holprig. Da werden wir in nächster Zeit mal vermehrt dranbleiben, weil das Willi insgesamt auch etwas flotter machen dürfte. Allerdings finde ich, daß er seit den vielen Unternehmungen im September schon mehr Kondition hat wie noch zu Anfang des Sommers und die 30-minütige Einheit somit viel munterer übersteht, obwohl es heute nochmals relativ warm ist und er schon schwitzt.  

 

Mit Amor gehen wir anschließend noch eine halbe Stunde spazieren, während der er auch viel Gras zupfen darf. Das ist ihm ja immer seeeehr wichtig. *gg*

Sechs Pferde, sechs Reiter - und ein Fotograf aufm Radl
Sechs Pferde, sechs Reiter - und ein Fotograf aufm Radl

07.10.2018

 

Um 07.00 Uhr holt uns der Wecker aus dem Bett, um 08.50 Uhr startet Willis Pferdetaxi gen Ötisheim: wir reiten heute von Ötisheim über den Sengach und über die Enz nahe Mühlacker zum Sternritt der Pferdefreunde Niefern-Öschelbronn und wieder zurück, wobei wir auf dem Rückweg die Enz direkt durchqueren. Mit dabei sind Elli auf Fuxi, Doris auf Lucy, Alex auf Willi, Petra auf Lord, Daniela auf ihrer Stute und ich mit meinem Willi. 

 

Insgesamt nehmen wir gute 25 km unter die Hufe. Willi glänzt in allen Variationen: egal ob hoch oder runter, über Felder, vorbei am Segelflugplatz, wo heute reger Flugverkehr herrscht, neben fremden Pferden auf seinem Paddock am Zielort oder auf dem Heimweg, als wir durch die Enz reiten und auch durch zwei ziemlich enge Unterführungen müssen (bei der zweiten muß ich mich direkt auf seinen Hals legen und der Steigbügel kratzt deutlich an der Betonmauer neben uns, während sich auf der anderen Seite ein Geländer befindet!): er ist absolut brav und gelassen. Und: mit einer besseren Kondition als noch vor einigen Wochen. Zwar hat er wirklich zu tun und schwitzt ob der Temperaturen von über 20° heute auch ziemlich, aber er hält mit den anderen Pferden sehr gut mit. Ganz verliebt ist er in die hübsche Schwarzwälderin Lucy, hinter der er ständig herdackelt und sich weder links noch rechts an ihr vorbeilenken läßt. ;-) 

 

Einzig der Abschluß ist weniger schön: Gerret, der uns mit dem Radl begleitet hat, stürtzt auf dem Heimweg, ist auch kurz bewußtlos und wird mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Er hatte großes Glück und sich "nur" eine heftige Gehirnerschütterung, sieben (!) Rippen gebrochen, sowie Prellungen und Abschürfungen zugezogen. Nachdem schlimmeres ausgeschlossen werden kann, bringe ich alleine den Schwarzen nach Hause, der derweil von den anderen Mädels versorgt und auf einer Weide bei Elli geparkt wurde. Trotzdem er das nächtliche Verladen im Dunkeln um 20.45 Uhr etwas oll findet, ist er in fünf Minuten im Hänger - und ich fahre das zweite Mal in meinem Leben alleine mit einem Pferd durch die Gegend. Alles geht gut, Willi verhält sich auch im Hänger mustergültig und ich komme ohne Probleme gegen 21.30 Uhr am Stall an. 

 

Was für ein Tag! Das hätte böse ausgehen können! Ich bin dankbar, daß wir heute so viele Schutzengel dabei hatten. 

 

Etwas leid tut mir, daß ich Willi direkt nach dem Ritt gar nicht knuddeln und ihm sagen konnte, wie toll er das alles heute gemacht hat. Aber ich denke, das weiß er auch so. 💕 Aber in solchen Momenten, wo man für kurze Zeit meint, daß sich das bisherige Leben nun plötzlich komplett ändert und das Schlimmste befürchtet, hat man für so etwas keine Gedanken. 

Was ist in der Kiste...???
Was ist in der Kiste...???

08.10.2018

 

Dem besten aller Ehemänner gehts den Umständen entsprechend gut. Er muß noch ein wenig im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben.

 

Auch bei Willi ist alles in Ordnung. Am Morgen kontrolliere ich nochmals Rücken und Beine. Nichts ist geschwollen oder druckempfindlich. Einzig in der Gurtlage fallen mir schon wieder so kleine Knubbel auf. Ob das vom vielen Schwitzen kommt? In nächster Zeit sind keine so großen Ritte mehr geplant, so daß ich das nur mal weiter beobachten werde. 

 

Ansonsten treffe ich mich am Abend mit Sarah am Stall. Nach der Stallarbeit putzen wir Amor und Willi und gehen mit ihnen eine halbe Stunde spazieren, lassen sie am Waldrand auch fressen. Willi ist munter, ist aber sicher froh über die heutige Pause. Amor dagegen ist etwas zickig: die Weiden sind geschlossen, es gibt kein Gras mehr. Ständig hapst er nach Gras am Wegrand. Auch Laura erzählt, daß Joe gerade etwas motzig ist. Da die Jungs - wohl aus Protest ;-) - auch das frei auf der Weide aufgeschüttelte Heu verschmähen, dauert die Umstellung wohl noch einige Tage.

 

Zum Spielen stelle ich den Jungs am Abend mal wieder einen großen Pappkarton zur Verfügung. ;-) 

10.10.2018

 

Endlich: am Morgen komme ich in den Stall und sehe das Finchen mal wieder live und in Farbe; das erste Mal seit einigen Wochen. Ich wußte ja, daß alles in Ordnung ist, weil ich sie auf Aufnahmen der Wildbeobachtungskamera gesehen habe. Aber so ist es mir viel lieber. ;-) 

 

Am Nachmittag bekommen alle drei Jungs die Hufe schön. Hannes meint, daß Willis Hufe nun wirklich fast in Ordnung ist. Es gibt noch ein paar Problemfelder wie ein letzter kleiner Rest Strahlfäule und die fehlende Sohlenwölbung, aber grundsätzlich haben sich die Hufe im letzten halben Jahr sehr, sehr gut entwickelt und das Material hat sich deutlich verbessert. Bei Amor gibts ohnehin keine Probleme. 

 

Der mittägliche Besuch um 13.00 Uhr am Stall offenbart auch, daß die Jungs nun entgegen des letzten Wochenendes doch nach mehr Heu verlangen, da alle über das ganze Gelände verteilte Heuportionen fast zu 100 % vertilgt sind. Wir werden also ab sofort auch tagsüber in der Rundraufe etwas anbieten, was bislang nur nachts der Fall war. Insgesamt steigt das Heuangebot damit für drei Pferde in 24 Stunden auf rund 38 kg. 

 

Abends besuche ich mit Elli und Anja im Heimsheimer Barockreitzentrum ein Seminar des VFD zum Thema Stoffwechselerkrankungen beim Pferd mit Conny Röhm. Es ist das dritte Seminar, das ich bei ihr besuche und es ist gewohnt kurzweilig und interessant. Insbesondere werden die Themen EMS, Insulinresistenz, PSSM, EMODS, KPU und Kotwasser behandelt. 

Amor beim Spaziergang mit Sarah
Amor beim Spaziergang mit Sarah

11.10.2018

 

Am Abend ist Sarah das erste Mal alleine für die Stallarbeit verantwortlich, bekommt das auch schon ohne Probleme hin. Wie sie berichtet, ist vom Heu, das wir aktuell in drei Netzen und drei frei aufgeschüttelten Haufen auf der Winterweide, einem weiteren Heunetz in der Rundraufe und zwei kleinen Heunetzen im Weidezelt anbieten, noch ein Rest übrig - also ist die Menge derzeit ausreichend. 

 

Das Mörchen darf dann mit ihr noch Spazierengehen und macht dabei einen gechillten Eindruck, s. Bild. ;-) Bestimmt hat er irgendwo auch Gras fressen dürfen. :-) 

 

Für mich sind diese Zeiten, in der ich keine Stallarbeit machen muß, auch nach fast einem dreiviertel Jahr noch immer etwas ungewohnt. Vor allem am Wochenende sitze ich manchmal da und frage mich: Und nu'? Was mache ich mit meiner Zeit? Das ist wirklich ein Luxus, den ich aber auch sehr zu schätzen weiß. Und letzten Endes genieße ich es natürlich. 

Mit Amor als Handpferd
Mit Amor als Handpferd

12.10.2018

 

Am frühen Abend gehen Laura auf Joe und ich auf Willi in Begleitung von Amor als Handpferd eine knappe Stunde ins Gelände. Amor läuft gleich schön mit, hält auch brav an, wenn wir anhalten. Willi läßt sich supi einhändig reiten und reagiert auch gut auf Gewicht und Schenkel oder Bügeltritt. Den Trab lassen wir heute erst noch weg, ich will sicher sein, daß die Grundlagen stimmen. Willi läuft sehr gemütlich. Trotzdem Amor da eigentlich mithalten können müßte, bummelt er lieber und trabt dann immer wieder an, um den Anschluß zu halten. Das muß noch besser werden. Aber insgesamt bin ich heute für das erste Mal fast alleine schon ziemlich zufrieden. Jedenfalls weiß Amor genau, wo seine Position ist und was von ihm erwartet wird. ;-) 

 

Der beste Ehemann von allen ist das erste Mal wieder dabei am Stall, hält aber brav die Füße still, läuft nur ein wenig spazieren und wartet, bis wir wieder vom Ausritt zurück sind. Es geht ihm gut. ♥️ 

13.10.2018

 

Heute wird zunächst der Senior longiert. Ich gehe mit ihm eine halbe Stunde auf die Wiese, lasse ihn sich lange mit Volten entlang der ganzen Bahn aufwärmen. Dann absolvieren wir das gleiche Programm auf beiden Händen im Trab. Beim Galopp auf dem Zirkel muß ich ziemlich aufpassen. Die Wiese ist an sich ja sehr gerade und nicht wirklich abschüssig. Trotzdem bekommt Amor in Richtung Stall, der tendenziell ja schon ein wenig tiefer liegt, immer etwas zuviel Go. Das könnte er ja eigentlich dadurch kompensieren, daß er sich in der Hinterhand etwas mehr setzt, die Hanken also mehr beugt. ;-) Ich bleibe hartnäckig dran: immer wieder lasse ich ihn angaloppieren, nehme ihn an der Longe auf, sobald die Kurve zum "vermeindlichen" Abwärts kommt und treibe sachte nach. Gar nicht so einfach. Aber: wir bekommen das einmal dann richtig gut hin, worauf hin ich es dann auch gut sein lasse und ihn zum Ausschnaufen nur noch ein wenig an der Hand durch die Quadratvolte übertreten lasse. Fein! :-) 

 

Danach ist Willi dran. Ich lasse ihn erst auf jeder Hand einmal übertreten, sitze auf und lasse ihn sich warmschritteln. Dabei frage ich auch ein wenig Viertel-Hinterhandwendungen in beliebigen Ecken ab, was auch schon ganz gut funktioniert. Nachdem ich die Zügel endgültig aufgenommen habe, absolvieren wir folgende Abfolge: 

  • Ganze Bahn
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Ganze Bahn
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Einfache Schlangenlinie
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Einfache Schlangenlinie
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Zirkel
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Zirkel
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Schlangenlinien in drei Bögen durch die ganze Bahn
  • Durch die ganze Bahn wechseln
  • Schlangenlinien in drei Bögen durch die ganze Bahn

So haben wir immer viele große gebogene Linien im Wechsel mit geraden. Im Schritt klappt das schon sehr gut, Willi fällt kaum nach links oder rechts, in jeder Wendung achte ich ganz explizit auf Stellung und Biegung, führe gut am äußeren Zügel und setze das innere Bein ein. Deshalb bin ich auch ganz frohen Mutes, als wir dann antraben, merke aber schnell, daß das im Trab doch noch eine ganz andere Hausnummer ist. Da fällt Willi schon noch sehr auf die ein oder andere Schulter. Dafür merke ich heute erstmals, daß ich ihn gerade auf dem Zirkel wesentlich besser am äußeren Zügel führen kann, wenn ich den äußeren Zügel eben auch dranlasse. *augenroll* *grins* Tja sowas... ;-) Zwar zeigt Willi deutlich, daß er die Hufschlagfigur "Zirkel" schon ziemlich anstrengend findet, wenn er diesen wirklich akkurat laufen soll, indem er lieber Richtung ganze Bahn drängelt. Aber ich bleibe hartnäckig und freue mich so letzten Endes über zwei schöne runde Zirkel auf jeder Hand. :-) 

 

Beide Jungs haben bei dem heute wieder wunderherrlichem, aber mit fast 25° wieder viel zu warmen Herbstwetter gut geschwitzt.

14.10.2018

 

Am Abend gehen wir mit den Jungs eine kleine Runde bis zum Waldrand und wieder zurück spazieren. Gerret am Willi am Strickle, da der erwartungsgemäß in dieser Hinsicht wesentlich bräver als der Haferschlinger ist, der derzeit ständig nach Gras hapsen will. 

 

Ich weiß gar nicht so recht, wo das Wetter noch hin will. Heute gab es wieder strahlenden Sonnenschein vom wolkenlosen Himmel und mehr als 25°... 

Mit Sarah auf Amor gehts ins Gelände :-)
Mit Sarah auf Amor gehts ins Gelände :-)

16.10.2018

 

Ich treffe mich mit Sarah am frühen Abend am Stall, wir gehen knappe 1,5 Stunden ins Gelände. Schon beim Losreiten merke ich, daß Willi äußerst lauffreudig ist. Was ist da los? Auch Sarah merkt an, daß Amor sehr gut mithält. 

 

Schon auf der ersten Trabstrecke, einem netten Trampelpfad im Wald, galöppelt der Schwarze nach 20 m an, läßt auch einen Buckler und freut sich. Aha. ;-) Wir erklimmen deshalb erst einmal einen steileren Berg. Oben angekommen gibts eine kurze Pause zum Nachgurten, dann galoppieren wir einen schön lang gezogenen Waldweg entlang, der immer leicht bergauf verläuft. Wooow! Heute galoppiere ich erstmals "richtig" mit Willi: der zieht richtig kraftvoll vorwärts - ich sitze drauf und genieße, bin aber gleichzeitig etwas skeptisch: es fühlt sich toll und frei an, aber gleichzeitig habe ich ein wenig Angst, daß ich die Kontrolle verlieren könnte. Diese Gedanken sind zwar unberechtigt, denn sogar, als ich einmal den linken Zügel verliere, galöppelt Willi brav weiter. Etwas weiter oben geht ihm dann doch die Luft aus. Ich treibe noch ein wenig im Galopp weiter, er gibt sich Mühe. Deshalb pariere ich dann in den Trab durch und lasse ihn noch einige Meter weitertraben. Amor ist mit Sarah gleich hinter uns - der kann halt auch schnell galoppieren. ;-) Und vor allem macht auch der Senior einen total munteren Eindruck. 

 

Nachdem wir abgestiegen, ein wenig gelaufen sind und die Pferde auf einer Wiese haben fressen lassen, steigen wir wieder auf und bummeln Richtung Heimat. Ich übe ein wenig Schenkelweichen und Schulterherein. Wir steigen bergab noch ein zweites Mal auch mit Rücksicht auf Amor und seinen noch nicht ganz wieder vorhandenen guten Trainingszustand ab und kommen dann schon in der deutlichen Dämmerung wieder am Stall an. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht: ich muß unbedingt die Warnwesten und Blinklichter rauskramen. 

 

Die Jungs bekommen eine Decke auf, weil sie immer noch leicht verschwitzt sind. Tja, da hat das Schwarztier wohl zwischenzeitlich wirklich richtig gut an Kondition zugelegt. :-) 

17.10.2018

 

Abends nehme ich an der Live-Lehrveranstaltung "Die alten Meister" mit Monica Theodorescu, Bundestrainerin Dressur in Durmersheim teil. Nach zwei Vorträgen über Gebisse und Sättel unterrichtet die Bundestrainerin drei Pferde: einen 7-jährigen Pony-Wallach, eine 9-jährige Stute (S-platziert) und einen 15-Jährigen Wallach (bis Inter). Die ersten beiden Pferde gefallen mir, wenngleich durchaus stramm, turnier- und modern-warmblutmäßig geritten, ganz gut. Es wäre zwar nicht "meine" Art der Reiterei, aber die Pferde zeigen immer wieder Dehnungsbereitschaft, ziehen ans Gebiß und werden vor allem vor der Senkrechten geritten. Das ist beim letzten Wallach leider nicht der Fall; dieser verkriecht sich immer wieder, ist auch sofort unter Strom, wenn der Zügel aufgenommen wird. Frau Theodorescu verlangt insbesondere bei diesem immer wieder einen längeren Zügel und ein reelles Herandehnen ans Gebiß. Am Schluß traut sich der Wallach nach anfänglichem Zögern sogar, sich zu dehnen und läuft gleich lockerer. 

 

Der Unterricht hat mir gut gefallen, es wurde viel Wert auf eine gute Lösungsphase, saubere Lektionen und vor allem Grundlagen gelegt - nur frage ich mich, warum man dann auf den internationalen Turnieren aus dem Bundeskader der Dressurreiter trotzdem teilweise noch ein gänzlich anderes Gereit sieht. *grübel*

18.10.2018

 

Sarah bespaßt den Senior eine halbe Stunde auf dem Reitplatz.

19.10.2018

 

Eigentlich möchte ich Willi am Abend mit Equikinetic bespaßen - aber: auf dem Grundstück direkt neben unserer Reitwiese wird aufgeräumt, Laub gerechelt, Holz gemotorsägt, Laub verbrannt, es stehen ein Tisch und Stühle herum und ein Traktor tuckert vor sich hin. Willi hat dem Treiben schon vom Paddock aus zugesehen und wird Schritt für Schritt mißtrauischer, als wir darauf zulaufen. Ok, das wird wohl eher nix mit Equikinetic. ;-) 

 

Ich gebe ihm Zeit, lasse ihn schauen und frage immer wieder an, ob er vielleicht weiterlaufen möchte. Halbe meterweise tasten wir uns vorwärts. Immer wieder richtet er sich im Hals hoch auf und starrt mit großen Augen zur Wiese, Hals und Mähnenkamm sind bretthart. Als wir endlich auf der Reitwiese ankommen, muß er erst einmal laut schnorcheln, denn das ist ja schon unerhört. *grins* Wieder gebe ich ihm Zeit, gehe langsam mit ihm an den Zaun, damit er sich alles aus der Nähe anschauen kann. Wir stehen teilweise auch direkt in der Windrichtung des Feuers, was ihn aber nicht wirklich erschreckt. Er senkt nun immer auch mal wieder den Kopf - es wächst ja schließlich Gras, und das ist wichtiger als alle Aufregung. Hals und Mähnenkamm lassen sich locker rütteln (etwas, was ich auch gerne immer mal beim Reiten abfrage). 

 

Wir laufen ganze Bahn und Zirkel, ich achte darauf, daß Willi nicht zu sehr durch die Gegend schaut, sondern hole seine Aufmerksamkeit immer wieder zu mir, weil: ich bin wichtiger, ich möchte etwas von ihm, das andere ist jetzt doch wirklich völlig uninteressant. So klappen dann auch Schenkelweichen, Vor- und Hinterhandwendungen, Rückwärtsrichten und letztlich auch das Traben an der Hand auf dem Zirkel auf beiden Händen. Ganz zum Schluß gehe ich mit ihm noch in die Quadratvolte, die sich direkt am Zaun zum Grusel-Nachbargrundstück befindet und lasse ihn ein wenig durch die Gassen laufen. Das findet er zwar immer noch etwas spooky, ist aber artig. 

 

Als ich ihn dann Gerret in die Hand drücke und er fressen darf, während ich kurzerhand beschließe, die Dualgassen winterfest wegzuräumen, weil sie jetzt eben gerade schön trocken sind und es in der nächsten Woche endlich, endlich mal regnen soll, ist des Schwarztiers kleine Welt wieder in Ordnung. 

Amor in seinem Paddock
Amor in seinem Paddock

20.10.2018

 

Ein Tag nur für das Mörchen und mich: wir fahren am Morgen um 08.00 Uhr los gen Sallenbusch nach Weingarten zu Petra und Harry Schöner auf den Quellberghof. Dort nehmen wir heute an einem Kurs hinsichtlich Fahren vom Boden aus und Doppellongenarbeit teil. Ich bin das dritte Mal in meinem Leben alleine mit einem Pferd im Pferdeanhänger unterwegs. Gerret assistiert mir nur kurz am Morgen beim Anhängen und Verladen, aber Amor steigt ohnehin von alleine in den Pferdeanhänger ein. Die Anfahrt verläuft problemlos. Der Senior bezieht eine riesige Box mit Paddock - Kurtis Box, in der er seine letzten Stunden verbracht hat. Ich muß ein wenig schlucken.   Mein rückwärts Einparken ist, zumal am Hang, ausbaufähig. Aber ich klappt leidlich. 

 

Nach einer kurzen Theorie, in der uns Petra ihre Art und Weise der Arbeit mit der Doppellonge und das damit sehr gut kombinierbare Fahren vom Boden aus vorstellt, gehts auch schon in die Reithalle. Wir sind vier Teilnehmerinnen mit ganz unterschiedlichen Pferden: Warmblut, PRE, Mangalarcha Marchador und eben mein Haferschlinger. 

Position beim Fahren vom Boden aus: der Abstand zum Pferd ist größer als bei der Arbeit am langen Zügel
Position beim Fahren vom Boden aus: der Abstand zum Pferd ist größer als bei der Arbeit am langen Zügel

Jeder hat heute eine einzelne Einheit am Vormittag und eine am Nachmittag. Amor und ich sind als Dritte dran. Das gibt mir Gelegenheit, schon mal Petras Anweisungen zu verinnerlichen: 

 

Die Position beim Fahren vom Boden aus ist ein gutes Stück weiter weg als bei der Arbeit am langen Zügel, wo man ja meist sehr nah am Pferd mitläuft. Beim Fahren vom Boden aus geht das Pferd z. B auf den ersten Hufschlag, der Mensch auf dem dritten. Das hat den Vorteil, dass man das ganze Pferd sehr gut im Blick hat und besser korrigieren kann. Die Doppellonge verläuft von den Trensenringen durch Ringe am Longiergurt (bestenfalls sehr hoch angebrachte Ringe, so daß das Pferd keinen Zug auf die Laden, sondern eher auf die Maulwinkel erhält); der äußere Zügel läuft über den Rücken. Die Handhaltung ist wahlweise wie beim Reiten oder man läßt die Zügel über die Zeigefinger laufen. 

 

Beim Durchfahren einer Ecke (was ja eine Viertelvolte ist), Abwenden auf eine Volte oder zum Longieren auf dem Zirkel bringt sich der Longenführer in eine zentrale Position wie beim Longieren auf einfache Longe, so daß der Bauchnabel zur Pferdemitte zeigt. 

 

Da Amor die Arbeit am langen Zügel schon kennt, haben wir damit keine Probleme. Das Abwenden klappt durch die andere Positionierung sogar besser als am langen Zügel. Bestenfalls geht der Longenführer im Takt der Hinterbeine des Pferdes im Gleichschritt. Die Gerte oder Longierpeitsche halte ich beim Fahren vom Boden aus meistens links, Petra hält sie meistens rechts, man kann aber auch (wie beim Longieren dann auf dem Zirkel notwendig) wechseln. In neutraler Position zeigt die Peitsche nach oben, kann dadurch dann auch seitwärts am Pferd verwahrend oder die Schulter dirigierend oder auf der Kruppe treibend eingesetzt werden. Schnell stellt sich heraus, daß meine handelsübliche Doppellonge zu lang ist, ich habe zu viel in der Hand, und damit ziemlich unpraktisch ist. Netterweise dürfen wir alle Jennys Biothane-Doppellonge ausleihen (und ich notiere schon gedanklich die Bestellung einer solchen). 

Wechsel durch die ganze Bahn - und ich gucke mal wieder ziemlich kritisch... ;-)
Wechsel durch die ganze Bahn - und ich gucke mal wieder ziemlich kritisch... ;-)

Die erste Einheit fummeln wir uns erst einmal ruhig ein, üben das Durchfahren der Ecken, das Abwenden auf die Volte und Wechsel durch die ganze Bahn - letzteres ist gar nicht so einfach, weil das Pferd schön geradeaus laufen soll. Petra rät, dazu die Zügel auch mal jeweils seitlich vom Pferd anzulegen und direkt hinter dem Pferd mitzulaufen, um es schön einzurahmen. Etwas fummelig wirds beim Rückwärtsrichten - das ist ausbaufähig. 

 

Da das Mörchen das alles schon ganz gut macht, schauen wir auch recht schnell, wie denn das mit den Seitengängen funktioniert: ich merke, daß ich da gar nicht viel machen muß, weniger ist mehr. Allerdings muß ich Amor dazu vermehrt aufnehmen, wobei mir Petra anrät, selbst mehr in die Knie zu gehen und deutlich mit den Fußballen aufzutreten, tendenziell auch etwas an Rückwärtsrichten zu denken. So klappt das dann tatsächlich ganz gut. 

 

Zur Belohnung, fürs Vorwärts und zum Lockern gehts dann auf einen großen Zirkel, Amor soll um mich herumlaufen. Ich soll hierbei eher auf den inneren Zügel achten und den äußeren eher locker halten. Das widerspricht zwar etwas der Denke vom Reiten, wo man das Pferd ja am äußeren Zügel führt. Petra erklärt in der Mittagspause allerdings dazu, daß durch die langen Zügel ja ohnehin eine Zugwirkung entsteht und man hierbei sehr achtsam sein muß, vor allem, wenn das Pferd, wie unsere, eben noch keine Profis an der Doppellonge sind. Auch junge Pferde müssen den äußeren Zügel erst in jahrelanger Ausbildung kennenlernen. 

Doppellonge
Doppellonge

Ich bin jedenfalls überrascht, wie toll Amor an der Doppellonge läuft. Er sucht immer wieder das Gebiß, gibt nach, läßt sich auch schön treiben, wird locker und dehnt sich immer wieder schön an das Gebiß heran. So gut und vor allem so schnell habe ich das an der einfachen Longe noch nicht geschafft! :-) Die erste Einheit ist insoweit also schon einmal sehr erfolgsversprechend. 

 

In der Mittagspause besprechen wir noch die ein oder andere Frage, dann gehts am Nachmittag auch gleich weiter. 

 

In der zweiten Einheit versuchen wir uns am Travers, was Amor allerdings deutlich schwer fällt. Kein Wunder, denn den habe ich bislang nur sehr, sehr selten auch am langen Zügel probiert. Auch Petra versucht sich einmal daran. 

 

Was wesentlich besser klappt, was mich völlig überrascht und wirklich glücklich macht, ist die Arbeit im Galopp an der Doppellonge auf dem Zirkel. Nachdem Amor immer wieder schön nachgegeben und sich an das Gebiß herangedehnt hat, soll ich leicht außen parieren, nachgeben und ihn in den Galopp schicken. Und mein Senior galoppiert! Und wie schön! :-) Ich bin ganz hin und weg. Auch das habe ich an der normalen, einfachen Longe noch nicht so gut erarbeiten können. :-) 

Das Mörchen im Galopp
Das Mörchen im Galopp

Außerdem üben wir in der zweiten Einheit auch vermehrt Handwechsel an der Doppellonge. Diese werden zunächst durch eine Volte nach außen vollzogen, später geht das dann auch einmal per durch den Zirkel wechseln. 

 

Des weiteren übe ich das Aufnehmen der Longierpeitsche zum Fahren vom Boden aus, indem man die Peitsche senkrecht hält, dreht und so den Schlag um die Peitsche wickelt, diesen dann auch in der Hand hält, so daß er nicht stört und später wieder für die Arbeit auf dem Zirkel abwickelt. Das ist Übungssache. Ich würde ja lieber mit einer Bodenpeitsche arbeiten, da diese leichter und handlicher ist. Aber Amor nimmt diese dann auf dem Zirkel nicht wirklich ernst - der weiß genau, wie lang die ist und daß ich ihn damit nicht wirklich erreichen kann, der Schlaumeier... ;-)

 

Wir bekommen von Petra jedenfalls auch ein tolles Lob: Amor hat sich im letzten halben Jahr toll weiterentwickelt, er ist elastischer geworden, wir konnten die Arbeit seit dem letzten Beritt bzw. Longentraining im Januar sehr gut fortführen. :-)

 

Fazit: toller Kurs mit viel Unterstützung, neuen Ideen und Erkenntnissen. Ich brauche jetzt erst einmal eine andere, handlichere Doppellonge und werde diese Art der Arbeit vermehrt in unser Training einbauen. Da ich mir das auch sehr gut für Willi vorstellen kann, hoffe ich, daß Petra im Januar/Februar nächstes Jahr, wenn Amor ohnehin wieder für fünf Wochen bei ihr zum Wintertraining ist, nochmals so einen Kurs organisiert.

 

Die Heimfahrt verläuft wieder völlilg problemlos. Als Amor am Stall aus dem Hänger steigt, ruft Willi gleich von der Winterweide aus zum Halali. Gemeinsam mit Joe galoppiert er freudig strahlend zum Eingang, um Amor zu begrüßen. Wie süüüß!!! :-) 

Amor mit Angela und Zaira-Luisa
Amor mit Angela und Zaira-Luisa

21.10.2018

 

Es ist wieder ein wunderherrlicher Herbsttag: blauer Himmel, laue Temperaturen. Wir bekommen Besuch von Angela mit ihrer Tochter Zaira-Luisa. Gemeinsam mit Amor, Willi und Gerret machen wir einen einstündigen Spaziergang. 

 

Nicht nur Amor macht sich sehr gut als braves Kinderreit-Pony. Auch Willi trägt das Leichtgewicht in aller Seelenruhe durch die Gegend. :-) 

Sarah auf Amor, ich auf Willi, Laura auf Joe
Sarah auf Amor, ich auf Willi, Laura auf Joe

22.10.2018

 

Brr, morgens um 06.00 Uhr hat es heute gerade mal 1°. *bibber*

 

Am späten Nachmittag gehen Willi und ich mit Sarah auf Amor und Laura auf Joe eine starke Stunde ins Gelände. Es ist unser erster Ausritt zu dritt. Die Jungs haben Spaß, sind gut drauf und sehr brav. 

 

Angekommen im Wald traben wir eine sehr lange Strecke. Willi geht fleißig vorne weg, dann folgt Joe, Amor macht das Schlußlicht. Zwar muß Willi den leichten Berg hinauf dann irgendwann schnaufen, aber er hält brav durch und gibt sich Mühe. Nach einer Verschnaufspause im Schritt galoppieren wir einen schönen weichen Waldweg entlang. Der Schwarze holt kräftig aus, es fühlt sich herrlich an, vertrauensvoll. Als ein Hochsitz in Sicht kommt, guckt er zwar und fällt in den Trab, läßt sich aber problemlos weiterreiten. Naja, der steht ja nun nicht erst seit gestern da... ;-) Dann bummeln wir im Schritt gemütlich wieder in Richtung Stall. Hierbei gehen wir noch einen langen, sehr steilen Grasweg hinunter. Das ist ein gutes Training für die Pferde, die dabei ihre Hinterhand gut einsetzen und untertreten müssen. Willi gibt immer wieder im Genick nach und läßt sich sehr gut auf die Hinterhand setzen. 

 

Amor ist putzmunter und hat laut Sarah im Galopp auch richtig Gas gegeben. Er hat im Gegensatz zu Willi zwar schon ein langsameres Tempo, aber ich gebe Sarah zu bedenken, ihn dennoch nicht zuviel zu treiben, denn für ihn ist dieses Tempo ordentlich, er siegelt in die Spur der Vorderhufe und soll sich durch zuviel Treiben nicht verspannen und dann evtl. zwar einen höheren (und vermeindlich dadurch schnelleren) Takt gehen, der aber nicht losgelassen ist. Das ist eine Gradwanderung: zügig und losgelassen, energisch, aber gleichzeitig nicht zuviel.

23.10.2018

 

Wir gehen abends mit Laura und den drei Buben eine dreiviertel Stunde lang spazieren. Das Wetter ist nun endlich herbstlich: bedeckt und ziemlich windig, aber zumindest noch trocken.

 

Hinsichtlich der Heufütterung haben wir beschlossen, etwas koordinierter zu füttern: es gibt kein loses, auf der Weide aufgeschütteltes Heu mehr. Das würde bei dem Wind ohnehin nur wegfliegen. Und da die Jungs zuletzt in acht Tagen 400 kg Heu vertilgt haben (also: 50 kg/24 Stunden, was durchschnittlich fast 17 kg/Pferd entspricht...!), ziehen wir etwas die Bremse. Amor kann es ja vetragen, aber der frißt ohnehin nicht so viel. Dafür werden Willi und Joe sonst zu dick. Ab sofort gibts also draußen auf der Winterweide nur noch drei Heunetze mit normalen Maschen (4 cm) à 3,5 kg, das große Heunetz in der Rundraufe mit 5 kg und 5 kg aus der Heukiste. Zusätzlich hängen noch zwei kleine Heunetze mit kleinen Maschen (2 cm) mit jeweils 2 kg im Weidezelt, die aber kaum angerührt werden. Ergo kann der Hunger nicht soooo groß sein. Diese örtliche Verteilung über den Paddock ist auch bewußt gewählt, damit vor allem Amor immer Ausweichmöglichkeiten hat - meistens fressen immer Willi und Joe gemeinsam aus der Rundraufe oder der Heukiste, so kann Amor dann an den anderen Freßplatz wechseln.

Abendrot am Stall
Abendrot am Stall

24.10.2018

 

Heute morgen um 05.45 Uhr sehe ich die Jungs das erste Mal gemeinsam im Paddock liegen - alle drei haben sich neben dem Weidezelt abgelegt. Das freut und beruhigt mich vor allem wegen Amor, denn es zeigt, daß der Senior auch in Gesellschaft der beiden Jungspunde die nötige Ruhe und Gelassenheit zum Hinlegen hat. Vermutet habe ich das ja schon lange, aber es ist schön, wenn man das auch mal nachweislich sieht.

 

Am späten Nachmittag kommt dann so komisches nasses Zeug vom Himmel... Es nieselt. ;-) :-) 

 

Als ich zum Stall komme, ist die Stallarbeit schon erledigt und Sarah reitet Amor auf der Reitwiese. Auch Laura macht sich auf den Weg dorthin, und so hole ich schnell das Schwarztier vom Viereck, das von dort interessiert zuschaut, was Amor so macht, putze und sattle ihn und wandere auch mit ihm hinauf, als mir Sarah und Amor schon wieder entgegenkommen. Sarah berichtet, daß alles nun nochmals ein wenig besser klappt; die beiden gewöhnen sich aneinander. 

 

Ich lasse Willi kurz auf jeder Hand übertreten und reite ihn dann lange auf großen gebogenen Linien warm. Wie immer achte ich gleich auf korrekte Wendungen. Zur Überprüfung wiederhole ich einmal die Übung, die uns Suzana im Sommer gegeben hatte: große Volte und dann mit dieser schönen Biegung auf eine andere große Volte in Außenstellung wechseln. Wow! Willi ist ganz leicht und setzt artig und schon ziemlich koordiniert die Hufe. Was für ein Unterschied zu noch vor drei Monaten! Auch beim Antraben merke ich heute, daß er in dieser Gangart zwar immer noch von einer Schulter auf die andere fällt - heute vor allem immer in jene Richtung, wo ich die Gerte gerade NICHT in der Hand halte... *räusper* Aber insgesamt gefällt es mir schon wieder ein wenig besser als beim letzten Mal. Vor allem ist der Rücken heute ziemlich oft schön da, es federt unter mir. :-) Zum Abschluß frage ich dann Schulterherein aus einer Volte auf jeder Hand ab, Gerret schaut, ob das auch gut auf drei Hufschlägen gelingt. Rechte Hand funzt das gleich, linke Hand ist eben unser Handicap. Trotzdem bin ich sehr zufrieden und mache nach 30 Minuten Schluß. 

26.10.2018

 

Schwarzes Pferd vor schwarzem Hintergrund, sprich: morgens im Dunkeln. Heute Morgen laufe ich an der Runderaufe vorbei, an der Joe steht und erwarte, Willi an der Heukiste zu entdecken. Aber: da ist niemand. Mmmh, wo ist er? Als ich mich umdrehe, steht er 5 m neben mir bei Joe an der Rundraufe... :-) Das ist mir diese Woche nun schon zweimal passiert. Wird ein lustiger Winter. ;-) 

Mit Willi im Gelände
Mit Willi im Gelände

27.10.2018

 

Gerret und ich nutzen den letzten, etwas länger hellen Abend und bewegen die Jungs: Amor geht mit Gerret spazieren, ich reite Willi. 

 

Der Schwarze ist heute etwas aufgekratzt, schon am Nachbarstall am Waldrand mag er nicht gleich vorbei, weil dort zwei Pferde auf dem Paddock stehen. Ja, sowas, Pferde... Im Wald trabe ich dann gleich an, da Gerret mit Amor einen anderen Weg laufen wird und wir uns erst später wieder treffen. Willi hat das nach kaum 50 m schon geschnallt und horcht nach hinten, läßt sich aber weitertreiben. 

 

Auf dem Weg, auf dem ich eigentlich ein wenig galoppieren wollte, werden Waldarbeiten durchgeführt. *soifzt* Also gut, drehen wir halt um. Ich fühle mich allerdings ein wenig unsicher, weil Willi auch dauernd nach Amor ruft - und der auch antwortet. Also rufe ich mich selbst zur Ordnung: das Pferd steht an den Hilfe, ich gebe immer wieder halbe Paraden, beschäftige das Schwarztier etwas mit Schenkelweichen oder Schlangenlinien mit korrekter Stellung und Biegung und singe schließlich noch ein wenig "I'm singing in the rain" (obwohl es - noch - gar nicht regnet) vor mich hin. Wir traben der Grünen Hütte entgegen und treffen dort auf Gerret und Amor. Sofort ist Willi wieder wesentlich gechillter. So bummeln wir in Ruhe nach Hause und lassen die Pferde unterwegs am Waldrand nochmals etwas Gras futtern. 

Mit Warnweste, Blinkebändern am Arm und Leuchtgamaschen
Mit Warnweste, Blinkebändern am Arm und Leuchtgamaschen

28.10.2018

 

Zeitumstellung - urgs. Nun wird es abends wieder früher dunkel. Zudem regnet es den ganzen Tag. In der letzten Nacht kamen schon 3 l/qm herunter, tagsüber kommen weitere 9 l/qm bis um 16 Uhr dazu. Da treffen wir uns mit Laura am Stall und gehen mit den Jungs eine Stunde im Regen spazieren. 

 

Ausgestattet sind Gerret und ich jeweils mit Warnwesten und Blinklichtern am Oberarm, haben auch die Kopflampen dabei, die nach vorne weiß, nach hinten rot strahlen, die Pferde tragen Leuchtgamaschen diagonal jeweils an einem Vorder- und Hinterbein. Das ist wichtig, denn wir sind schließlich auch auf den Waldwegen Verkehrsteilnehmer und müssen in der Dämmerung und Dunkelheit sichtbar sein (vgl. §§ 17, 28 StVO!). Auf dem Heimweg dämmert es dann auch schon arg, so daß das Equipment gleich zur Geltung kommt.  

 

Ab heute Abend bleibt die Winterweide nun erst einmal geschlossen. Die Jungs werden ab sofort auf dem Viereck weiteres Heu angeboten bekommen, ansonsten wie gehabt aus Rundraufe und Heukiste und Weidezelt. 

29.10.2018

 

Ich nutze die stalldienstfreie, noch einigermaßen helle Zeit am frühen Abend und longiere beide Jungs auf der Reitwiese. Der Boden ist noch gut griffig. 

 

Ich longiere Willi zunächst ganze Bahn mit vielen Volten auf beiden Händen, absolviere die Übung sodann mit ihm auch im Trab. Das klappt schon echt schön. :-) Nachdem er so aufgewärmt ist, will ich mal schauen, was der Galopp an der Longe so macht. Das fällt ihm nämlich noch sehr, sehr schwer. Aber angehen müssen wir das ja gerade deshalb trotzdem. Also lasse ich Willi an der längeren Longe schön locker traben, gebe eine kurze Parade, gebe nach und fordere mit Stimme und Fahrpeitsche Galopp. Letztere ist dann wohl etwas das falsche Handwerkszeug, weil Willi genau weiß, daß ich so nicht wirklich an ihn herankomme. Nach einigen halbherzigen Versuchen springt er wenigstens einmal kurz an. Da der blätterübersäte Boden für Galopp für ihn dann aber doch schon etwas zu rutschig ist, lasse ich es auf beiden Händen dann auch mit einem Einsprung in den Galopp gut sein und lobe viel. Zum Abschluß soll Willi nochmals schön auf dem Zirkel traben und dehnt sich dabei auch vorbildlich: er streckt nicht nur den Kopf nach vorne-unten, sondern hat eine schöne Spannung in der Oberlinie, was sich vor allem gut an den oberen Halsmuskeln ablesen läßt, der Unterhals ist locker, die Hinterhand greift vor. 

 

Ich übergebe den Schwarzen an Gerret, der mit ihm noch einige Runden läuft und übernehme den Senior. Amor lasse ich die gleiche Übung machen, aber er hat andere Themenschwerpunkte: Stellung und Biegung. Also bleibe ich bei ihm ein wenig öfter auf einer großen Volte und treibe die Schulter nach außen, bis er schön nachgibt. Auch ihn lasse ich ein wenig galoppieren, was wesentlich besser als bei Willi klappt. Amor macht sich im Gegensatz zu Willi nicht steif, sondern federt schön mit, so daß eventuelles Wegrutschen gar kein Thema ist. Zum Abschluß frage ich Übertreten an der Hand, ganzen Travers und Hinterhandwendungen ab, dann gehts wieder zum Stall. 

30.10.2018

 

Um 17.30 Uhr komme ich zum Stall und kann gerade noch so in der Dämmerung abmisten - dann ist das Licht aus und die restliche Stallarbeit wird im Dunkeln erledigt. *soifzt* Wie oll... Es ist ein ziemlich stürmisch-feuchter Nachmittag und Abend, es fegen Windböen von fast 60 km/h ums Eck. Das veranlaßt vor allem Willi und Joe, mehrmals den Trailweg hoch- und wieder runter zu galoppieren. ;-) 

31.10.2018

 

Sarah übernimmt am Morgen den Stalldienst und bespaßt das Mörchen anschließend mit Bodenarbeit und Reiten auf der Reitwiese. 

 

Am Nachmittag mache ich dann zeitig im Büro Schluß und fahre mit Gerret zum Stall, da ich Willi noch reiten möchte. Da die Weide und geschlossen und die unbefestigten 20 qm im Viereck abgesperrt sind, sind die Rösser schön sauber, so daß ich recht schnell aufs Pferd klettern kann. Vor dem Aufsteigen frage ich wieder etwas Übertreten an der Hand ab, was Willi schon fast von alleine macht, weil er weiß, was kommt. Schlaues Kerlchen. ;-) Nach dem Aufsteigen biete ich ihm meine Hände an und frage ganz sachte nach, ob er vielleicht abkauen möchte. Auch das klappt schon prima.

 

Dann wärme ich ihn am langen Zügel wieder auf vielen gebogenen Linien auf und gehe schließlich nach dem Zügelaufnehmen zu Zirkelverkleinern und wieder -vergrößern über. Ich bin heute mit zwei Gerten ausgestattet, so daß ich nicht dauernd wechseln muß und schneller durch Anlegen an der Schulter korrigieren kann, wenn Willi nach links oder rechts fällt. Mmmh, aber irgendwie bin ich damit auch nicht so zufrieden. Ich merke, wie immens anfällig für die vertikale Balance Willi noch ist. Im Prinzip reicht nämlich auch ein Bügeltritt - oder sogar der Gedanken an einen Bügeltritt! - um ihn zu korrigieren. Zumindest im Schritt. Oder ist es eher umgekehrt, daß er eben sehr, sehr, sehr fein ist? Im Trab driftet er immer deutlich in Richtung rechter Schulter. Ich bin froh, wenn Desmond in drei Wochen zum Kurs da ist, um sich das mal anzuschauen. 

 

Jedenfalls träbeln wir dann doch ganz nett über die Wiese, Willi gibt immer wieder schön im Genick nach, kaut, dehnt sich, wenn ich es ihm anbiete und auch der Rücken ist da. Das gibt viel, viel Lob und einen Keks. 

 

Mit der Heufütterung bin ich derzeit nicht sonderlich zufrieden. Wir füttern aktuell 2 kg Heu/100 kg Pferdegewicht, was aber zu wenig ist - denn die Netze sind meistens nun komplett leer bis zur nächsten Fütterung. Unser Verpächter hat uns nämlich schon darauf hingewiesen, dass das Heu diesen Winter knäpplich ist. Deshalb werden wir morgen mal Stroh holen und schauen, ob wir das den Rössern als Alternative gegen zu lange Freßpausen anbieten können.