Spielzeug!!! :-) :-) :-)
Spielzeug!!! :-) :-) :-)

01.02.2017

 

Man nehme: einen großen Pappkarton (Achtung! - er darf nicht mit Metallkrampen zusammengehalten werden!), befülle ihn mit einer Handvoll Pferdekekse und stelle ihn in den Paddock. Kurti findet das immer suuuuper: 

Anschließend gehe ich mit ihm noch eine kurze Runde ins Gelände, da heute der erste Tag ist, an dem ich mich einigermaßen fit fühle. Mir ist dann allerdings ziemlich zum Heulen: ich bin steif, er ist steif... *frustschieb* Außerdem scheine ich einen Knick im Bobbes zu haben: ich habe dauernd das Gefühl, daß uns seine linke Hinterhand gleich überholt, sie also dauernd am Schwerpunkt vorbeitritt. :-( An der Grünen Hütte im Wald treffen wir uns mit Gerret, der Amor am Strick dabei hat. Gerret gibt allerdings Entwarnung: Kurti spurt auch mit der linken Hinterhand schön gleichmäßig und akkurat vorwärts in die Spur der Vorhand. Bei den Seitengängen sind von hinten drei Hufspuren zu erkennen. Also gut. :-) 

02.02.2017

 

Am Spätnachmittag laden wir den Punkti ins Pferdetaxi und bringen ihn nach Graben-Neudorf. Prima: die Gastpferde sind für diesen Kurs alle zusammen in Panellboxen in einer Nebenhalle untergebracht; so muß keiner alleine stehen. Kurti hat als Nachbarn einen netten Lusitano-Selle Francais-Wallach, mit dem er sich nach erstem Quietschen gleich gut versteht. 

03.02.2017

 

Erster Kurstag vom Dressurlehrgang mit Desmond O'Brien. In der ersten Einheit bin ich ziemlich unglücklich: es ist unser erster Besuch in einer Reithalle seit dem Beritt auf dem Quellberghof. Dort fand er die letzten drei Wochen mit Beritt in der Reithalle ziemlich doof und fing erneut an, den Schenkel zwecks Trab und Vorwärts nicht akzeptieren zu wollen (wobei er sich da teilweise seinen Schneid recht schnell erkauft hat). Tja, und nun habe ich wieder den Salat: Kurti + Halle = plöt. Außerdem will Desmond wieder am Rechtsgalopp arbeiten. Nachdem ich mein Riesenross ja aber nicht mal für eine Zirkelrunde ordentlich auf Trab halten kann, bin ich nicht gerade begeistert, mache aber mit. Naja, Ergebnis: mäßig. Ich komme zu sehr ins Drücken und Schieben. Wie soll Kurti da laufen? :-/

 

In der zweiten Einheit am Spätnachmittag habe ich dann allerdings einen motivierteren Kurti unter mir. Das Traben geht leichter/besser, er gibt sich vor allem auch wirklich Mühe, wenn ich Galopp von ihm verlange. :-) Und hat anschließend nicht einmal großartig geschwitzt. 

 

Amor wird derweil von Melissa versorgt und geht mit ihr eine Stunde spazieren. 

04.02.2017

 

Zweiter Kurstag vom Dressurlehrgang mit Desmond O'Brien. Ich muß mich am Vormittag immens beherrschen. Teilweise platzt mir aber doch die Hutschnur: Kurti ist zäh und zäher. Das merke ich schon im Schritt. Gut, er ist sicherlich auch etwas geschlaucht von gestern. Aber diese Verweigerungshaltung geht halt auch gar nicht. Schenkelgehorsam: Fehlanzeige. Die lange Seite entlang gehts ja noch, aber sobald eine Kurve kommt, ist der Sprit alle. Ich könnte heulen - und überlege, mittags gar nicht mehr zu reiten. So ein Schei**. :-( Außerdem verstehe ich die Anforderung nicht. Wenn Trab schon schwer ist und Kurti nicht am Schenkel zünden kann - wie soll ich ihn da zum Galopp animieren? Sollte man dann nicht erst an anderen Dingen arbeiten? Ich halte nichts davon, mein Pferd in den Galopp zu scheuchen! Ich selbst werde dadurch immer fest und fester. So kann mein Bub doch gar nicht galoppieren. 

 

Auch der Anfang der Mittagseinheit ist nicht gerade vielversprechend. Ich sage Desmond klipp und klar, daß ich eigentlich gar keine Lust mehr habe, weil sowieso nix klappt und mein einziges Ziel für heute Nachmittag ist, einfach mal zwei Runden auf dem Zirkel zu traben, ohne daß Kurti ausfällt oder irgendwohin ausweicht. Zuerst fragen wir ein wenig Schultervor und Schulterherein ab, was ganz, ganz leicht funktioniert. Desmond findet, daß Kurti sehr, sehr fein geritten ist. Toll: das stimmt schon. Aber genauso nutzt er auch jede kleine Unregelmäßigkeit von mir aus, um durchzuparieren. Desmond meint auf Nachfrage, daß es nicht an meinem Sitz liegen kann, denn weder treibe ich zu viel noch klemme ich - was ich in Frage stelle. Ich merke ja selbst, wie ich während des ganzen Kurses innerlich immer fester werde. Da kann ich noch so sehr an eine riesige Wildpferdeherde denken, die im vollen Speed vorwärtsgaloppiert... Das kann nicht funktionieren, wenn ich selbst überhaupt nicht davon überzeugt bin, daß Galopp nun richtig und ein Thema ist. 

 

Als Desmond uns die Aufgabe gibt, lediglich zehn Trabtritte zu reiten, bei Trabtritt Nr. 8 aber schon wieder mit zehn Neuen zu beginnen, gelingt es endlich: ich kann zwei Runden auf dem Zirkel traben. Tolles Ergebnis --- für ein fast siebenjähriges Pferd, das nun schon seit drei Jahren unter dem Sattel ist und einen Kurs, der mich neben jeder Menge Orga auch noch Geld kostet. 

 

Ich bin total frustriert. Ja, wir kommen gerade aus der Winterpause. Ja, ich war jetzt erst krank und habe mit Kurti nicht arbeiten können. Ja, wir haben keine Halle und keinen Platz und der Beritt war da auch nicht so gewinnbringend wie ursprünglich erhofft, und ich muß nun wieder nacharbeiten. Trotzdem. Ich habe das Gefühl, nicht nur bei 0, sondern bei -10 wieder anfangen zu müssen, wurde  nicht dort abgeholt, wo wir stehen und derzeit Unterstützung nötig hätten. 

 

Zu Hause wartet ein fröhlicher Amor, der mittags von Melissa mit ein wenig Schritt an der Longe und einem Spaziergang bespaßt wurde. 

Claudia auf Galifao, Carina, Sandra, Desmond, Leonie, Maureen, Diana und ich auf Kurti
Claudia auf Galifao, Carina, Sandra, Desmond, Leonie, Maureen, Diana und ich auf Kurti

05.02.2017

 

Mir hängt der so miserabel verlaufene Kurs nach. Eigentlich würde ich ja gerne was mit den Pferden machen, bade aber lieber zu Hause auf dem Sofa in Selbstmitleid. Mittags raffe ich mich dann doch auf und gehe mit Gerret und den Jungs eine Stunde lang im Wald spazieren. Zunächst habe ich das Mörchen am Strick. Letzterer hängt ständig durch, Amor achtet wunderbar auf meine Körpersprache: anhalten, rückwärts, antreten, antraben, Schenkelweichen auf beiden Händen, Schultererhein rechts: echt toll! :-) 

 

Daneben versuche ich immer wieder, Gerret mit Kurti zu helfen. Gerret hält den Strick immer sehr kurz mit ständigem Kontakt, zieht oder drückt gerne. Schließlich übernehme ich den Punkti, um ihm das ein wenig besser verdeutlichen zu können: auch Kurti kann am wirklich durchhängenden Strick neben mir herlaufen, anhalten, rückwärts, etc. Das versöhnt mich dann doch etwas mit gestern, da er auch ganz problemlos nur auf Körpersprache antrabt. 

 

Im Wald laufen weit vor uns zwei Personen, die ständig Knallböller werfen - manche Leute sind echt nur assi. *augenroll* Amor stört das gar nicht, Kurti ist aufmerksam, aber nicht unruhig. Beide Pferde schnuffeln nur ausgiebig am Weg entlang, wo der Geruch von Silvesterböllern deutlich zu riechen ist. 

Amor
Amor

06.02.2017

 

Ich habe nachgedacht. Und mich unheimlich über mich selbst geärgert. Wieso habe ich beim Kurs nicht einfach deutlich gesagt, daß ich nicht galoppieren will, weil ich das für den falschen Zeitpunkt halte, wir doch auch so viele andere Baustellen haben, an denen man ruhig arbeiten kann und Kurt vor allem erst einmal loslassen sollte? Bis Kurti dann der Galopp eben leicht(er) fällt? Jetzt bin ich selbst total gefrustet und habe das teilweise am Kurs auch noch an Kurti ausgelassen - und das geht ja nun mal gar nicht. :-( 

07.02.2017

 

Schwarz und weiß - Kurti hat eine mentale Wandlungsfähigkeit wie sein Popo... Ich will heute am Spätnachmittag kurz auf unsere Reitwiese. Die ist nicht ganz fest, also wird nicht mehr als Schritt drin sein. Kaum sitze ich auf, sitzt Kurti der Schalk im Nacken. Mit gespitzten Ohren hüpft es mit mir hin und wieder los und buckelt freudig. Ich kann ihm gar nicht böse sein, weil ich merke, daß es ihm gut geht. *lach* Also bleibe ich zunächst ruhig - und Gott sei Dank emotionslos - sitzen. Da wir damit aber schon die ersten Krater auf der Wiese hinterlassen haben, rufe ich Gerret zu, daß ich doch liebe eine Runde ins Gelände gehe. Kurti trägt zwar keine Hufschuhe, aber es wird schon gehen. Auf dem Weg zum Wald, wir haben bereits ein wenig Schenkelweichen und Schlangenlinien geübt, hüpft er wieder los, als gerade ein Auto an uns vorbeigefahren ist. So ein Witzbold. ;-) 

 

Dann, gaaanz sachter Schenkeldruck: Kurti trabt. *augenroll* Wir träbeln eine eeewig lange Strecke. Zweimal möchte er durchparieren, läßt sich aber gleich wieder losschicken. Am Ende vom Weg falle ich ihm um den Hals und lobe und bekekse ihn sehr. Am langen Zügel darf er ausschnaufen. Als ich die Zügel wieder sachte aufnehme, merke ich, wie er Haltung annimmt - er bietet doch tatsächlich Galopp an. Also träbeln wir los, ich lasse den rechten Schenkel zurückfallen: Kurti galoppiert ganz sachte und rund und vor allem schön vorwärts. Von alleine.

 

Ich kanns echt nicht verstehen........... Gefreut habe ich mich heute sehr und habe ihm das auch deutlich gezeigt. Aber wieso klappt das nicht so in der Reithalle? Obwohl, doch, ich kanns schon nachvollziehen. Druck und Streß und eine Aufgabe, die uns beiden nicht geheuer war... Wieder am Stall bekommt Kurti seine Abschwitzdecke auf, mit der er sich dann ausgiebig im Sand wälzt. *soifzt*

 

Ich bespaße derweil das Mörchen auf der Reitwiese mit Freiarbeit. Er soll schön an meiner Schulter bleiben. Antreten, Anhalten, Rückwärts klappt gut. Auch, wenn ich einen Schritt zur Seite mache, macht Amor einen Schritt zur Seite. Beim Antraben guckt er zunächst heftig und legt die Ohren an, hat dann aber so viel Spaß, daß er sogar angaloppiert. :-) Ebenfalls eine seiner bevorzugten Übungen: sich rückwärts wegschicken und im Trab wieder heranholen lassen. Der Spanische Schritt ist heute sehr gut und klappt mit gutem Vorwärts. Freies Seitwärts klappt noch nicht von Anfang an, ich muß ihn zunächst leicht am Halfter halten, kann dann aber loslassen. Jedenfalls merkt man Amor an, wie viel Spaß es ihm macht! :-) 

Blick auf drei unserer Weiden - demnächst steht wieder Weidepflege in Form von Nachsaat und Düngen an
Blick auf drei unserer Weiden - demnächst steht wieder Weidepflege in Form von Nachsaat und Düngen an

08.02.2017

 

Das erste Mal ist die Stallarbeit morgens vor der Arbeit wieder mir überlassen - aber sie geht mir überraschend schnell von der Hand. :-) 

 

Am Nachmittag treffe ich mich mit Melissa am Stall. Eigentlich hatte ich geplant, mit beiden Pferden auf einem Spaziergang ein wenig Bodenarbeit zu machen, aber Kurti ist schon so derartig munter, springt im Paddock umeinander und bockt, daß ich entscheide, das Mörchen lieber am Stall zu lassen, um Melissa besser unterstützen zu können. Es ist aber auch viel los: gutes, trockenes Wetter, Menschen und Kinder mit Kinderwagen und Fahrrädern, Hunde, die Frisbeescheiben nachjagen, Autos, Spaziergänger auf weit entfernten Wiesen,... Ich instruiere Melissa, daß sie zunächst einmal darauf achten soll, daß Kurti mit seiner Aufmerksamkeit eher bei ihr bleibt. Er darf und soll natürlich auch schauen, was um ihn herum geschieht, sich dadurch aber nicht von ihr ablenken lassen. Leichtes Zupfen sollte eigentlich reichen, aber anfangs muß Melissa etwas deutlicher werden. Dann ist wichtig, daß Kurti schön auf Schulterhöhe mitläuft, auf ihr Tempo achtet. Am Waldrand angekommen, nehmen wir Vor- und Hinterhandwendungen hinzu und bummeln dann wieder zurück zum Stall, wobei das Augenmerk darauf liegt, daß Kurti Melissa nicht ständig mit der Schulter wegschiebt - und quasi sie positioniert und bewegt. ;-) 

11./12.02.2017

 

Am Donnerstag muß ich lange arbeiten und am Freitag Spätnachmittag mache ich mich mit der lieben Claudia auf den Weg nach Mannheim. Hier steht am 11./12.02.2017 ein Kurs mit Bent Branderup an. Deshalb sind meine beiden Rösser derzeit etwas unterbeschäftigt. Aber gut, ich schiebe das mal noch in Richtung "Winterpause". Und da ich ja trotzdem im Sinne pferdischer Fortbildung unterwegs bin, werden sie auch davon profitieren. ;-) 

 

Bent Branderup. Ihn und die von ihm entwickelte Akademische Reitkunst (www.bentbranderuptrainer.com/) wollte ich immer schon einmal gerne live erleben. Ich bin gespannt auf einen Menschen, der das Thema Reitkunst durch die Jahrhunderte sehr eingehend studiert hat und versucht, das alte Wissen von Reitmeistern wie Pluvinel und de la Guérinière in die heutige Zeit zu adaptieren und nachzubilden. Sein Buch "Die Reitkunst - Über die Ausbildung des Pferdes" war auch eines der ersten Bücher, die ich überhaupt über Reitkunst gelesen habe. 

 

Der Samstag beginnt mit einer einstündigen Theorieeinheit, in der er viel über die Biomechanik des Pferdes erzählt und auf einem Flipchart malerisch darstellt, die notwendige Verschiebung der Lastaufnahme auf die Hinterhand, um eine freie Vorhand zu erhalten, was durch Diagonalität zu erreichen ist (z. B. Lastaufnahme durch das linke Hinterbein = Freiheit der rechten Schulter). Immer wieder fließen Zitate von Reitmeistern ein oder Anekdoten aus eigenem Erleben und Erklärungen mit vielen Beispielen, die es uns ca. 40 reitenden und zuschauenden Teilnehmern einfach machen, seinen Ausführungen zu folgen.  Ich fühle mich gleich gut aufgehoben und in vielem bestätigt. 

 

Dann gehts in die Reithalle. Puh, kalt! Claudia und ich sind froh, direkt in der Nähe eines Heizpilzes zu sitzen. Es nehmen insgesamt acht Pferd-/Mensch-Paare teil, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: von zwei Isländern über einen Knabstrupper und Pferden mit viel Vollblut bis hin zum Warmblut und Queerbeet-Mix ist alles dabei. Gearbeitet wird in halbstündigen Einheiten. Am Vormittag steht für alle Teilnehmer zunächst Hand- bzw. Bodenarbeit auf dem Plan. Branderup legt viel Wert darauf, daß die Basis am Boden stimmt und dem Pferd hier schon aus verschiedenen Positionen des Menschen vom Boden aus (vor, neben, seitlich, hinter dem Pferd) erklärt wird, was man später im Sattel von ihm erwartet. Das Hauptziel ist das Erreichen einer vollendeten Balance und Geraderichtung. Viel zum Einsatz kommt hierbei die Gerte, die mal den Zügel, mal den Schenkel (je nachdem, wo sie eingesetzt wird) ersetzt, sofern die Körpersprache des Menschen nicht ausreichend ist. Die teilnehmenden Pferde sind meist schon weiter ausgebildet und kennen den Gerteneinsatz, so daß sie meist gar nicht touchiert werden müssen. Es reicht z. B. schon, wenn der Mensch die Gerte über den Rücken in Richtung äußere Hinterhand zeigen läßt, um das Pferd in den Travers zu locken. 

 

Travers ist auch der Seitengang, unter dessen Zuhilfenahme am meisten gearbeitet wird. Schulterherein wird seltener verlangt. Da diese Art der Arbeit für die Pferde sehr anstrengend ist, wird zunächst auch hauptsächlich im Schritt gearbeitet und die halbstündigen Einheiten meist nicht gänzlich ausgenutzt. Die Atmosphäre ist sehr ruhig und hochkonzentriert, manchmal schon fast meditativ - was mir gut gefällt. Angefangen wird auch erst, wenn das Pferd ruhig und zu konzentrierter Mitarbeit bereit ist - eine absolute Voraussetzung für Branderup. Und erst, wenn eine Grundlage erarbeitet ist, wird zum nächsten Schritt übergegangen. Er selbst versteht sich während des Unterrichts als Supervisor. Das setzt voraus, daß man bereits in der Lage sein muß, sehr selbständig zu reiten und zu arbeiten. Er legt allergrößten Wert auf ein aktives Hinterbein und gutes Vorwärts (was nicht mit Tempo gleichgesetzt werden darf!) und immer wieder abzufragende Dehnungsbereitschaft (wenn auch diese nicht so intensiv, wie ich das anderswo kenne - das Pferd darf sich nur soweit dehnen, wie es nicht auf die Schultern kommt). 

 

Nach Mittagessen und einer nochmaligen einstündigen Theorieeinheit stehen dann die gerittenen Einheiten auf dem Programm. Ich bin froh, Claudia neben mir zu haben, die sich mit der Akademischen Reitkunst schon intensiver beschäftigt hat und auch bereits einen Kurs bei Branderup mitgeritten ist, so daß ich ihr während der Einheiten viele Fragen stellen kann. Jedenfalls ist der Kurs schon insoweit ein Highlight, als ich meinen Blick schulen kann - und mich oft bestätigt sehe: da denke ich noch, oh, da müßte man jetzt dieses oder jenes machen, schon kommt die gleiche Anweisung von Branderup oder er erzählt eine genau dieses Thema aufgreifende Geschichte. Das freut mich, zahlen sich mein pferdisch investiertes Geld und die viele Zeit langsam aus. :-) Einzig die "action" kommt mir etwas zu kurz, da hauptsächlich im Schritt gearbeitet wird. Eine Überprüfung, ob das Erarbeitete auch in einer höheren Gangart nachvollziehbar ist, fehlt mir da. 

 

Auch der Sonntag Vormittag beginnt mit einer einstündigen Theorieeinheit, in der Branderup allerdings mehr auf seine Sicht und Einstellung zu Pferden grundsätzlich zu sprechen kommt. In der anschließenden wieder halbstündigen Abschlußeinheit für jeden Teilnehmer darf sich jeder selbst heraussuchen, was er arbeiten möchte. Hier werde ich auch etwas mit mehr "action" entschädigt, weil auch mal Trab und Galopp auf dem Programm stehen. Den Abschluß macht nochmals ein halbstündiges Statement von Bent Branderup. 

 

Fazit: ich würde jederzeit wieder zuschauen wollen, wenn es sich in der Nähe ergibt. Für meine 95,00 EUR für beide Tage inkl. Getränke an beiden Tagen und Mittagessen am ersten Tag habe ich viel Input bekommen. Mitreiten wollte ich eher nicht, weil ich nicht glaube, daß es für mich und Kurti und Amor in dieser doch sehr intensiven Form der Arbeit etwas ist. Aber ich werde sicherlich das ein oder andere einmal ausprobieren, sowohl am Boden, als auch im Sattel. Branderup findet ich toll, sowohl was er an - enormen! - Wissen hat und pädagogisch vermitteln kann, als auch als Mensch. Er war jederzeit fröhlich, locker, unterhaltsam, offen für Fragen, nie überheblich und sehr geerdet. Ich habe mir auch gleich sein neues Buch "Die Logik hinter den Biegungen" gekauft (und signieren lassen *gg*), welches das Thema Biegungen auf der Basis von Steinbrechts Gymnasium thematisiert.  

Zeichnungen von Bent Branderup während der Theorieeinheiten
Zeichnungen von Bent Branderup während der Theorieeinheiten

13.02.2017

 

Unsere Wiese ist leidlich griffig, weshalb ich Amor heute Abend das erste Mal seit längerem wieder an die Longe nehme. Der Senior ist super-gut drauf und sehr munter. Er freut sich richtig, daß wir was machen. Der Schritt gefällt mir gleich sehr gut; Amor siegelt regelmäßig mit der Hinterhand in die Spur der Vorderhufe. Da hat Petra wirklich super-gute Arbeit im November/Dezember geleistet! Ich bringe ein wenig mehr Go ins Pferdchen und erarbeite mir langsam eine festere Verbindung zwischen Longe und Kappzaum. Rechte Hand ist das einfacher als links. Amor fällt es anfangs etwas schwer, im Schritt zu bleiben, aber ich verlange konsequent ein ruhiges Aufwärmen. Der Trab sieht dann auch gleich fein aus: die Hinterhand ist richtig tätig, kein Schlurfen! :-) Einzig den Rücken bekomme ich noch nicht wirklich zum Schwingen. Aber gut: es liegen jetzt mehrere Wochen Nichtstun hinter uns. Zwischendrin versuche ich Amor mittels Handarbeit ein wenig Travers zu entlocken, aber da muß ich erst nochmals nachlesen, wie ich das vom Boden aus erarbeiten kann. Amor weicht immer lieber ins Schenkelweichen aus. Bei den danach wieder an der Longe abgefragten wenigen Galoppsprüngen muß ich mit der Pitsch auch ein wenig mehr Einsatz der Hinterhand fordern, aber ich bin froh, daß das alles im Prinzip wie direkt nach dem Beritt abfragbar ist. Wir müssen nur wieder ein wenig nacharbeiten. Ich hoffe also auf besseres und trockenes Wetter, damit die Reitwiese griffiger wird - die hat durch die Einheit nämlich doch ein wenig gelitten. 

 

Da was dann schon fast dämmert, fällt die anschließende Einheit mit Kurti auf der Wiese ziemlich kurz aus. Auch er trägt den Kappzaum, aber ich habe nur eine ganz kurze Longe von 3 m dabei, frage ein wenig seine Reaktionen auf meine Körpersprache ab und versuche dann einfach mal rechte Hand am Zaung entlang Travers, indem ich mich auf Halshöhe positioniere, meine Hand am Kappzaum habe und versuche, ihn geradegestellt zu lassen und mit der anderen Hand über dem Rücken die äußere Hinterhand zu touchieren. Kurti macht nach wenigen Schritten den ersten Schritt seitwärts, was ich gleich lobe. Danach sind schon zwei, drei Schritte in Folge abfragbar. Wie cool! Ok, auf der anderen Hand siehts dann ganz anders aus: das geht irgendwie gar nicht. Naja, gut. Was mir heute bei Kurti nur wieder gar nicht gefallen hat, ist seine Hapserei nach Hand am Kappzaum oder Strick. Hier muß ich sehr aufpassen, mich selbst zu koordinieren, denn wenn ich mir vorstelle, wie er sich auf die geforderte Lektion konzentriert, klappt es gleich besser. 

Auf gehts zum Geländeritt (öhm, ich sitze nur etwas sehr schepps...)
Auf gehts zum Geländeritt (öhm, ich sitze nur etwas sehr schepps...)

14.02.2017

 

Da meine restliche Woche terminlich ziemlich gut ausgebaut ist, muß ich heute unbedingt mit Kurti ins Gelände. Ich putze nur kurz über, dann gehts schon los. Gerret kümmert sich netterweise alleine um die Stallarbeit. Da es letzte Woche so gut geklappt hat, reite ich Kurti heute nochmals ohne Hufschuhe. Auf dem ebenen Beton stört ihn das allerdings irgendwie. Er schreitet weiter aus, sobald ich ihn auf dem Grasstreifen am Wegrand laufen lasse. Das gibt sich allerdings während des Ausritts. 

 

Jedenfalls ist der Bub heute wieder munter drauf. Mein Fokus liegt daher auf ganz, ganz feinen Hilfen ohne Druck. Das klappt ziemlich gut; zum Antraben brauche ich oftmals nur daran denken, das Brustbein anheben und sachte mit dem Schenkel kommen. Den Galopp muß ich dafür zunächst aus Kurti herausloben, weil er auf die Galopphilfe zunächst klemmig reagiert. Also pariere ich nach drei Galoppsprüngen durch, lobe viel, es gibt einen Keks. Das nächste Angaloppieren klappt schon besser und das dritte ist dann schließlich schön flüssig. 

 

Zweimal ist Herr Punkt heute so gut drauf, daß er sogar alleine beschließt, daß jetzt Zeit für einen weiteren Galopp ist. Huch! ;-) Aber da ich nicht in Platznot komme und - noch viel wichtiger - dabei auch keinerlei Angst habe, ist alles gut. Ich kann ruhig durchparieren und weiterreiten. Insgesamt packt sich Kurti heute gerne vermehrt auf seine rechte Schulter, weshalb ich hin und wieder mal Travers abfrage und gut auf meinen rechten Zügel aufpasse. 

 

Wieder am Stall präsentiert mir Gerret die neue Konstruktion, mit der wir ab sofort unser Wasser bekommen: unser Verpächter hat 30 m vom Stall entfernt einen Hydranten gebaut und stellt einen Schlauch zur Verfügung. Den brauchen wir dann nur anschließen und zu unserem IBC-Container legen. So braucht er ab sofort nicht mehr mit dem Frontlader unseren IBC-Container abholen, befüllen und wieder zurückbringen. Naja, bis 1.000 l dort eingelaufen sind, dauert es mehr als 1,25 Stunden. Aber wir sind ja abends ohnehin meistens länger am Stall. 

 

Anschließend bekommen wir noch Heu geliefert. Der letzte Quaderballen hat nun 14 Tage gereicht. Die Rösser futtern wieder etwas weniger. 

Regen ist angesagt - Gerret rechelt den Paddock eben
Regen ist angesagt - Gerret rechelt den Paddock eben

16.02.2017

 

Nachdem ich heute morgen mit Schal, Mütze und Handschuhen um 06.00 Uhr am Stall herumgewurstelt habe, im Büro dann schon drei Stunden bei offenen Fenster saß, komme ich abends bei der Stallarbeit so in Wallung, daß ich tatsächlich letzten Endes in T-Shirt und Weste schufte. :-) Es wird nun langsam Frühling. So. :-) Ich war auch deshalb etwas in Eile, weil ich am Abend wieder bei einem Facebook-Livestream von Dr. Thomas Ritter zuschauen möchte. Sehr zu empfehlen, man kann die Videos dann auch später nochmals anschauen!

 

https://www.facebook.com/pg/RitterDressage/videos/?ref=page_internal

 

Im Video "Im Augenblick reiten" habe ich auch die Frage gestellt, wie ich mehr Energie in meinen jungen Noriker bekomme, die dann von Dr. Thomas Ritter sehr ausführlich beantwortet wurde. :-) 

Amor
Amor

17.02.2017

 

In der letzten Nacht und heute tagsüber hat es insgesamt 8 l/qm geregnet. Dringend notwendig für die Böden! 

 

 

18.02.2017

 

Am Nachmittag bringen wir den Punkti zum Ittersbacherhof, wo ich morgen zwei Reitstunden von Katharina Möller bekomme. Ich freue mich sehr, daß das endlich mal klappt. :-) Kurti bekommt eine Gitterbox, eingestreut mit Spänen, eine kleine Portion Heu liegt auch schon bereit. Als wir das Heunetz in der Box aufhängen, frißt er sogar lieber aus diesem. Mit dem später neben ihm in seine Box vom Paddock zurückgekehrte Hengst verträgt er sich überraschend gut. Der Hengst quietscht kurz, das wars dann auch schon. Beide benäseln sich immer mal wieder, aber alles bleibt ruhig. 

Wir traben. :-)
Wir traben. :-)

19.02.2017

 

Kurti ist munter, als ich am Morgen in den Stall komme. Er wiehert mir sofort entgegen. Mit dem Hengst hat er sich offenbar sehr gut verstanden. Ich fülle sein Heunetz auf und gehe zunächst auf einen Kaffee in die Reithalle, um beim Unterricht der anderen Reiter zuzuschauen. 

 

Später putze ich den Punkti und laufe eine Runde mit ihm um die Halle, damit er sich schon einmal die Füße vertreten kann. Das Warmreiten absolviere ich mit ihm dann in der großen Reithalle, die wir vollkommen für uns alleine haben. Nach 15 Minuten Schritt mit ein wenig Schenkelweichen und Hinterhandwendungen im Viertel traben wir an - bzw. versuchen es. Kurti macht sich wieder ganz fest und es fühlt sich so an, wie wenn er sich in sich hineinverkriechen will. Ich bleibe mit dem Schenkel sachte dran und lobe sofort, wenn er antrabt. Nach zwei großen Runden gehe ich gleich zu Übergängen über, die Kurti immer schön weich und brav am Schenkel machen. Dann reite ich hinunter zur kleinen Reithalle.

 

Ich berichte Katharina kurz von unserem reiterlichen Werdegang und Kurtis z. Zt. wieder schlimmen Klemmigkeit am Schenkel. Dann gehts los. Zum Anreiten und auch Antraben soll ich zunächst immer einatmen, das Brustbein heben, mir die neue Gangart vorstellen und dann erst den Schenkel einsetzen. Kurti soll irgendwann so fein sein, daß der Gangartenwechsel schon auf die Sitzhilfe hin passiert. Aber wir brauchen heute zunächst einmal noch den Schenkel und wenn der nicht reicht, dann kommt die Gerte hinzu. Außerdem soll ich richtig viel Wind machen, wenn Kurti einfach durchpariert, denn das geht gar nicht. Da muß ich auch mit der Gerte mal deutlicher werden, was er gerne mal mit einem kurzen Hüpfer quittert. Das stellt für mich aber kein Problem dar. Im Laufe der Einheit wird die Schenkelhilfe immer feiner. Katharina lenkt meine Aufmerksam immer wieder auf mein viel zu viel und oft unnötiges Treiben. Kurti kann schließlich nur dann locker laufen,wenn ich ihn auch locker laufen lasse, was am besten funzt, wenn ich eben nur locker im Sattel sitze und ihn seinen Job tun lasse. Eine Einstellung, die mir Couch-Potatoe ja eigentlich sehr entgegenkommt und die ich auch gleich versuche, bestmöglich umzusetzen. Nach 30 Minuten mit letzten Endes vielen, vielen, Übergängen bin ich etwas, Kurti deutlich ins Schwitzen gekommen. Ich führe ihn daher erst nochmals eine Runde um die Ställe, bevor er wieder in seine Box darf und seinen Bademantel übergezogen bekommt. 

 

Am Nachmittag gehe ich wieder mit ihm zum Warmreiten in die große Reithalle. Drunten im Ort ist ziemlich viel Lärm, der deutlich heraufhallt: Faschingsumzug. Kurti horcht nur hin und wieder in diese Richtung, bleibt im Gegensatz zu manch anderem Pferd, das sich auf Paddock oder beim Kurs deutlich deshalb verspannt, bis auf einen Hüpfer ruhig. Der Hüpfer war allerdings mehr einem Pony geschuldet, das sich in der Reithalle kurz wälzen durfte - und er eben nicht. ;-) Nach etwas Handarbeit mit Schritt-Trab-Übergängen sitze ich auf. Das Antraben nach dem ersten Schrittreiten klappt viel besser als am Vormittag. Deshalb belasse ich es denn auch recht schnell dabei und reite wieder zur kleinen Reithalle hinunter. 

 

Heute Nachmittag will sich Katharina einmal die Seitengänge anschauen. Die ersten Ansätze zum Schulterherein sind ein wenig knappsig; Kurti muß sich mit der Schulter viel weiter ins Bahninnere drehen. Mit Katharinas Hilfe, die von unten nachtreibt, gelingt es schließlich und durch ihre Anweisungen, meinen inneren Schenkel doch bittschön nicht ständig am Pferd zu haben und nicht zu knuffen und meinen Oberkörper besser mitzudrehen, bekommen wir schließlich richtig gute Halt-Schritt-Halt-Übergänge komplett im Schulterherein hin. Dann gibts wieder etwas Schritt-Trab-Übergänge ganze Bahn, anschließend Schulterherein. Und letzteres klappt dann plötzlich total leicht und fluffig. Ich brauche Kurti nur einmal die Schenkelhilfe geben und gewähren lassen - er führt die weiteren Schritte komplett selbständig aus! Ich freue mich total! Dazwischen gibts immer mal wieder Stehpausen für Kurti am komplett hingegebenen Zügel, während der sich auch seine Atmung wieder regulieren soll. Er kommt durch diese ruhige Art der Arbeit allerdings auch immer schneller wieder "runter", hängt diese vermehrte Atmung doch meistens einfach mit seiner innerlichen Anspannung zusammen. Noch ein Tipp von Katharina: immer an der Bande anhalten und Pausen einbauen, weil Kurti gerne eigenständig in die Bahnmitte abbiegt und meint, dort pausieren zu können.

 

Der Punkt ist sooo toll! Anfangs zeigte er zwar noch deutliche Verspannungen, und er ist ja ohnehin keiner, der auf die Frage "Bewegung?" gleich "Hier!" schreit. Aber während der zwei Einheiten hat er immer mehr losgelassen (ich wohl ebenfalls) und sich richtig, richtig Mühe gegeben. Es war deutlich zu spüren, daß er es richtig machen möchte und dazu auch selbständig in der Lage ist - wenn man ihn in Ruhe dazu anweist, es ihm leicht macht, Schritt für Schritt vorgeht und nicht Dinge verlangt, die einfach noch nicht anstehen. Ich werde was verändern müssen. Es bringt uns nichts, immer wieder Rückschritte hinnehmen zu müssen, die durch Verspannung entstehen, wodurch ich frustriert bin und dann in eine Abwärtsspirale komme. Daß es anders gehen kann, habe ich ja heute gesehen. Und Kurti wollte sogar das ein oder andere Mal von selbst angaloppieren!

 

Zur Heimfahrt müssen wir heute etwas länger warten, bis der Punkt bereit ist, den Pferdeanhänger zu besteigen, aber nach fünf Minuten steht das Ross drin, und die Heimfahrt verläuft geräuschlos. Zu Hause freut sich das Mörchen auf uns, der heute Nachmittag von Melissa an der Longe gearbeitet wurde. 

20.02.2017

 

Die Entscheidung ist gefallen: ich werde meinen Kursplatz in November bei Desmond abgeben und vorerst nicht mehr mitreiten. Ich bedauere es zwar sehr, finde es total schade und versuche zu verstehen, warum es einfach nicht mehr paßt. Desmond ist so erfahren mit so vielen Pferden, und wenn er Kurti selbst regelmäßig reiten und ausbilden würde, wäre es sicher anders. Aber nach nun einigen Kursen ohne jeden Fortschritt, vielmehr totalen Frust bei mir und anschließend noch größerer Klemmigkeit beim Pferd, das durch Verspannung nur noch immer mehr Stress (dann auch bei Folgekursen) zeigt, werde ich schauen, wie wir anderweitig weiterkommen. Ich muß schließlich die restlichen 363 Tage mit Kurti Spaß haben und mit ihm arbeiten - da brachten mir die letzten Kurse eben gar nichts, woran wir hätten weiterarbeiten können. Vielmehr mußte ich ihn in anderen Kursen erst wieder entspannen, runterkriegen, ihm zeigen, daß wir ruhig arbeiten, er keinen Streß haben braucht. Das erleichtert mich nun doch sehr, so traurig das auch ist.  

 

Mittags am Stall: ich hege die ganz leise Hoffnung *flüster*, daß die Krähen nun endlich verschwunden sind: heute am Spätnachmittag habe ich beim Abäppeln keinen einzigen verzettelten Haufen entdeckt. :-) 

 

Nach der Stallarbeit nehme ich Amor an die Longe und lasse ihn sich auf der Reitwiese zunächst lange warmschritteln. Das findet er mitunter etwas doof. Es ist windig, das Damwild im direkt nebenan liegenden Gehege springen munter umher und zudem tröpfelt es konstant (ok, Regen ist das für mich dann doch noch nicht). Jedenfalls will der Schweif sogar das ein oder andere Mal nach oben und ich muß ihn immer wieder durchparieren. Bei vielen wandernden Zirkeln auf beiden Händen achte ich darauf, daß Amor gut untertritt (was er wiederum sehr zuverlässig tut) und ich eine schön konstante und verbindliche Anlehnung an der Longe bekomme. Erst, als das einigermaßen gesichert ist (ich muß auch im Trab hin und wieder mit der Pitsch an Amors Seite sachte hin- und herwitschen, gehts an den Trab. Der gefällt mir gleich sehr gut vom engagierten Tempo her. Amor läßt recht oft den Hals fallen und ich muß aufpassen, daß er nicht zu tief kommt, was ich mit leichten Aufwärts-Arrets korrigiere. Auch die Handwechsel im Trab (korrektes Wechseln durch den Zirkel, wie wir bei Petra gelernt haben!) klappten toll. :-) 

 

Nach einer kurzen Pause gehts dann an Schritt-Trab- und Trab-Galopp-Übergänge. Ich lasse Amor lediglich immer zwei Galoppsprünge machen, weil mir die Reitwiese nicht geheuer ist. Aber er rutscht nicht. Zum Ausschnaufen üben wir noch ein wenig Führen in Stellung mit Schulterherein. Dabei fällt mir wieder ein, daß ich nachlesen wollte, wie ich den Travers an der Hand erarbeite. 

 

Toll hat ers gemacht! :-) 

Im Paddock
Im Paddock

22.02.2017

 

Es stürmt seit letzter Nacht. Am späten Nachmittag gehen Gerret und ich mit den Jungs eine halbe Stunde spazieren. In den Wald trauen wir uns nicht, weshalb die Runde etwas kleiner ausfällt. Zwischendurch lassen wir die Pferde das erste Mal kurz etwas grasen - viel Gras ist aber ohnehin noch nicht vorhanden. Über Nacht soll der Sturm noch etwas weiter aufdrehen, morgen dann seinen Höhepunkt erreichen. Schaun wir mal... 

 

Als Update gibts mal wieder Bilder vom Kunstrasen. Der tut seinen Dienst: er liegt einfach satt da, verrutscht nicht und wird auch nicht unterspühlt (auf dem einen Bild vom Longierzirkel ist es nur etwas uneben, weil das ein Reststück vom Kunstrasen und der Sand schon ziemlich herausgeschüttelt war; dort ist er etwas zu leicht). Ich bin weiterhin sehr froh, daß das so gut klappt. 

Kurti :-)
Kurti :-)

23.02.2017

 

Schon morgens um 06.15 Uhr ist es unheimlich windig. Tagsüber, währenddessen ich im Büro sitze, stürmt es munter weiter, ist jedoch weitgehend trocken. Trotzdem bin ich etwas unruhig: es ist 19° (!!!) warm und somit wunderbares Kolik-Wetter. 

 

Und klar: als ich dann um 18.00 Uhr meinen Stift hinwerfe, stürmt es noch doller und fängt an zu regnen. *augenroll* 

 

Draußen am Stall ist jedoch alles in Ordnung, die Pferde sind ruhig. Ausgerechnet heute, natürlich verursacht vom Wind, hat es einen Eckpfosten im Longierzirkel umgehauen, den wir austauschen müssen. Zum Glück haben die Rösser das gar nicht bemerkt, denn sonst wären sie sicherlich freudig über die so zugängliche Winterweide gehüpft. 

 

Ich kontrolliere beide mehrere Male, aber beiden geht es gut, sie mampfen genüßlich ihr Heu und futtern auch problemlos ihr Mineralfutter. 

 

Wieder zu Hause werde ich heute Abend einen weiteren Facebook-Livestream von Dr. Thomas Ritter zur Hand- und Langzügelarbeit anschauen. Die sind echt toll!!! :-) 

24.02.2017

 

Sturmtief Thomas ist schadlos an uns vorbeigezogen. Außer einen im Gärtchen umgestürzten Stuhl steht alles an seinem Platz. Die Rösser fanden die Nacht allerdings wohl auch recht ungemütlich. Amor hat sie hauptsächlich im Stall verbracht, Kurti direkt nebenan unterm Dach. Aber beiden gehts gut, alles in Ordnung. 

 

Am Nachmittag schnappe ich mir das Mörchen. Wir gehen zuerst eine Runde um den Stall spazieren, was Kurti zu lautem Geschrei veranlaßt - ich muß dann immer an Jurassic Park und das Gebrüll vom Tyrannusaurus Rex denken... ;-) Auf der Reitwiese wärme ich Amor noch mit etwas Handarbeit auf, verlange Schulterherein und Übertreten. Dann steige ich auf. Das erste Mal seit...? Keine Ahnung. Jedenfalls freue ich mich und auch Amor macht einen sehr aufgeweckten Eindruck. Ich merke ohnehin, daß er mir oft zu verstehen gibt, daß er gerne wieder mehr mit mir machen würde, weil er sich immer sehr freut, wenn ich mit ihm etwas unternehme, egal was es ist. Zwei Pferden ausreichend gerecht zu werden - das fällt mir zeitlich wirklich schwer. 

 

Naja, jedenfalls gibt er gleich im Genick nach, kaut schön, läßt sich gut vorwärtsreiten. Ich würde zu gerne wissen, ob er auch unter dem Reiter mit den Hinterhufen so schön in die Spur der Vorderhufe tritt. Zwischendrin fühlt es sich jedenfalls hin und wieder so an, daß sich der Rücken etwas mehr hebt und mehr Schub von hinten kommt. Ich frage Schenkelweichen zum Lockerwerden ab, trabe dann auch einmal an und zirkle mit einer großen Acht über die komplette Wiese. Amor schnaubt danach zufrieden ab. Bei den Seitengängen klappt das Schulterherein beidseits gut, im Travers rechts tut sich Amor dann doch schwer, sich gut zu biegen. Aus einer Kurzkehrt klappt es besser. Zum Schluß gibts nochmals einen Trab mit Zügel-aus-der-Hand-kauen, was ich ohnehin zwischendurch immer wieder eingebaut habe. 

 

Ich hatte mir im November ja schon vorgenommen, Amor wieder öfter zu reiten. Die heutige knapp 30-minütige Einheit (ohne das Warmlaufen und die Handarbeit) haben mir sehr gut gefallen, und Amor war nach dem Absitzen auch sehr munter. :-) 

Wir gehen hins Gelände :-)
Wir gehen hins Gelände :-)

25.02.2017

 

Am Vormittag gehe ich mit dem Punkti endlich mal wieder ins Gelände. Heute ist Tag der Übergänge - im Wald ist nämlich die Hölle los, überall stehen Autos oder Traktoren mit Anhängern, hämmern Äxte auf Holzklötze ein oder rasseln Motorsägen: es wird Holz gemacht. Als ich einmal spaßeshalber nachfrage, wo sie denn alle im Winter sind, wenn es pissig ist, bekomme ich zur Antwort: "Vor dem warmen Ofen!" und "Jeder ist seines Glückes Schmied." Stimmt, denn das Glück der Erde... ;-) Ein anderer freut sich auch über Kurtis stattliche Figur, denn er könne ja gleich mal hier einen Baumstamm rausschleppen. 

 

Jedenfalls sind wir eben dadurch gezwungen, viele Übergänge zu reiten, immer wieder Schritt-Halt, Schritt-Trab, etc. Kurti hat viel zu schauen und ist neugierig, zuckt jedoch nur einmal zusammen, als er an einer unübersichtlichen Stelle nur die Axt hört, die Menschen aber nicht gleich sehen kann. Alles schon Grund genug, um stolz auf mein Rössli zu sein!

 

Ich achte gleich beim ersten Antraben auf eine ganz leichte Schenkelhilfe (was wunderbar funzt!) und versuche auch einmal den von Dr. Thomas Ritter in seinem ersten Facebook-Livestream ("Wenn Pferde nicht vorwärts wollen") gegebenen Tipp umzusetzen, die Schenkelhilfe auch mal eher weiter oben mit den Knien zu geben, weil ich oft das Gefühl habe, daß Kurti am Bauch eben sehr empfindlich ist. Auch das klappt. Zwischendrin baue ich immer wieder Schenkelweichen oder Schulterherein ein. Gerade beim Schulterherein habe ich das Gefühl, daß das seit dem Kurs mit Katharina wie von alleine geht. :-) Wir galoppieren auch kurz, wobei ich auch hier Trab-Galopp-Übergänge einbaue und in den Trab immer ausschließlich über die Vorstellung des neuen Takts, leichtem Bügeltritt und leichtem Auf- und Hinsetzen hineingleite. So fällt es Kurti auch gleich leichter, weiter vorwärts zu traben. Zum ersten Angaloppieren muß ich allerdings sagen: "Doch, Du mußt!", weil er sich gerne drumherummogeln will. 

 

Trotzdem ich heute mal wieder vorne Hufschuhe aufgezogen habe, pienzt Kurti fast mehr (?) als ohne Hufschuhe und sucht den Grasstreifen entlang der Wege. Einmal tickt er im Trab, ich steige ab und kontrolliere alles, kann aber kein Steinchen finden. So führe ich ihn zunächst einen langen Weg bergab, sitze dann fast zu Hause nochmals auf, aber alles ist in Ordnung. Er hat ziemlich geschwitzt, denn heute ist es schon wieder 10° warm. Ach so, und klar: beim Putzen fliegen die Haare! ;-) 

 

Am Abend setze ich mir an meine derzeit wieder ziemlich schlimm schmerzenden Achillessehnen beidseits Blutegel an. Ich erwähnte das hier, weil ich diese Art der Therapieforum von den Pferden her kenne (bei Laika haben wir damals innerhalb eines Tages eine Lahmheit am Fesselträger erfolgreich behandeln können) und sie seither auch bei mir einsetze. Nachlesen kann mir hier: www.blutegel.de

Amor und Melissa
Amor und Melissa

26.02.2017

 

Am Vormittag bekommt Melissa ihre erste Reitstunde auf Amor. Nachdem beide einen kleinen Spaziergang um den Stall unternommen haben, um sich ein wenig einzulaufen, zeige ich Melissa auf der Reitwiese, wie man Amor auf beiden Händen übertreten lassen kann, was ihn nochmals im Iliosakralgelenk lockert. Dann wird aufgestiegen. Nach einer langen Schrittphase, in der Melissa in sich selbst und in Amor "hineinhorchen" soll, was heute Thema sein könnte, wo Verspannungen vorliegen und man sich etwas sammeln und auch einmal seinen Sitz überprüfen kann, lasse ich langsam die Zügel aufnehmen. Es geht heute nur einmal ums gegenseitige Kennenlernen und Melissas Sitz. Nach vielen Handwechseln und Erklärungen meinerseits zu den Hintergründen von Hufschlagfiguren, der Wirkung und dem Zeitpunkt der Hilfengebung lasse ich beide auch antraben. Amor gefällt mir gut: er tritt nämlich auch unter dem Reiter schön mit den Hinterhufen in die Spur der Vorderhufe. :-) Melissa macht sich gut; am Sitz haben wir noch zu arbeiten, aber die beiden sehen sehr harmonisch aus. 

 

Um Amor etwas flotter zu bekommen (seine Schrittlänge ist gut, aber wie immer könnte er etwas mehr Energie zeigen), lasse ich Melissa in Schritt und Trab an einen - gerade aktuellen ;-) - Faschingsumzug denken, an einem Amor mit roter Nase und Hütchen auf dem Blondschopf, der sich freut, soviel Halli-Galli um sich zu haben: das wirkt, er schreitet und träbelt sofort munterer. :-) 

 

Zwischendrin gibts immer mal ein Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen, wie auch zum Abschluß. Die letzten paar Minuten lasse ich Melissa auf Amor noch etwas Probieren und beide können noch eine Runde um den Stall herumreiten, während Gerret und ich das gerade gelieferte Heu in den Stall schichten. 

 

Danach ist der Punkti dran. Ich will einige von Dr. Thomas Ritter gegebenen Tipps ausprobieren. Auch mit Kurti laufe ich zunächst eine Runde um den Stall, lasse ihn übertreten und steige dann erst auf. Am langen Zügel schreitet er sich warm, ich frage hin und wieder etwas Schenkelweichen, auch mal entlang der Bande, ab. Linke Hand klappt das fast wie von alleine, rechte Hand möchte Kurti mit der Hinterhand mogeln (sein schwächeres linkes Hinterbein....), worauf ich viel lobe, als er denn dann auch gut übertritt. Nach ein wenig Schulterherein gehts dann ans Antraben. Der erste Trab klappt gut, beim zweiten macht sich Kurti kurz steif, läßt sich aber wieder lockern und frei vorwärtstraben. Dann baue ich zwischen zwei Pylonen eine Übung ein: die Hinterhand bleibt stehen, nur die Vorhand tritt nach links und rechts. Nach einigen Wiederholungen hat Kurti verstanden und wechselt schön hin und her. Hieraus trabe ich dann an, was ganz fluffig funktioniert. Und weil der Trab so schön ist, denke ich, auf die Länge der Bahn einbiegend, nur an Galopp und *schwupps* galoppiert Kurti an. :-) So einfach kann das gehen! Auch mit ihm gehe ich eine Abschlußrunde um den Stall zum Abstrecken, bevor ich ihn wieder zu Amor in den Paddock entlasse. 

Kurti im Geschirr
Kurti im Geschirr

27.02.2017

 

Da es morgen wettertechnisch wieder sehr eklig werden soll, mache ich heute im Büro früher Schluß und pflücke mir am Stall gleich mal den Senior vom Paddock. Amor kommt an die Longe. Nach vielen wandernden Zirkeln auf beiden Händen lasse ich ihn antraben. Linke Hand sieht alles gut aus, rechte Hand tut er sich heute mit der Stellung etwas schwer. Nachdem auch kleinere Zirkel zunächst nicht helfen, unterbreche ich und gehe zu Führen in Stellung und Schulterherein über. Zunächst linke, dann rechte Hand. Als das gut klappt, gehe ich wieder auf die linke Hand und lasse Amor dann auch aus der Handarbeit heraus an der Longe antraben und den Zirkel vergrößern. So können wir dann auch die Stellung auf der rechten Hand mitnehmen. Zum Schluß gehe ich zum Galopp über. Hier achte ich zunächst nochmals auf eine gute Verbindung zwischen meiner Hand und Amors Nase und korrekte Stellung. Erst dann lasse ich ihn angaloppieren - was dann auch recht manierlich aussieht. :-) Anschließend laufen wir beide einigen Runden nebeneinander über die Wiese und Amor darf noch aufs Podest klettern, was er ja immer ganz toll findet. ;-) 

 

Danach ist das Punktetier dran. Ich bin ja immer noch etwas verschnupft, daß wir noch keine Kutsche fahren können und Kurtis Ausbildung zum Fahrpferd quasi noch bevorsteht. Heute bekommt er also mal wieder sein Geschirr angezogen und vor allem den neuen Fahrzaum mit Scheuklappen um den großen Kopf gepfriemelt. Da Kurti die Scheuklappen noch nicht kennt, hängen wir erst mals nichts hintendran. Ich zirkle mit ihm über die Reitwiese, lasse ihn auch mal antraben, mal anhalten und wieder antreten. Nur einmal möchte er sich partout nicht rechts wenden lassen, weshalb ich ihn anhalte und dann nochmals die Rechtswendung verlange. Gut. Die Scheuklappen irritieren Kurti gar nicht. Ich kann so auch die Gerte besser einsetzen - mal rechts außen zur Linkswendung, mal links außen zur Rechtswendung. Außerdem hört er prima auf meine Stimmkommandos. Nach 20 Minuten ist dann Schluß, ich lobe viel, viel, viel und bekekse das brave Hoppa. 

28.02.2017

 

Wieder liegt eine äußerst stürmiche Nacht hinter uns. Und es hat viel geregnet: es kamen am Stall 17 l/qm herunter! Im vorderen Paddock stehen zwei größere Pfützen, weshalb ich zwei Gräbelchen anlege, damit das Wasser gut abfließen kann. Ansonsten ist alles in Ordnung und an seinem Platz. 

 

Heute Morgen bin ich auch ziemlich erleichtert, weil ich Fine im Hühnergehege nebenan entdeckt habe. Um sie habe ich mir in den letzten drei Tagen schon Gedanken gemacht, weil das Katzenfutter nur spärlich aufgefuttert und immer nur - äußerst außergewöhnlich - Paula zu sehen war, weshalb ich in der letzten Nacht schon unsere Wildbeobachtungskameras in der Sattelkammer aufgestellt hatte. 

 

Melissa übernimmt am Nachmittag die Stallarbeit. Als ich zum Stall komme, putzen wir kurz die Pferde und wollen eigentlich eine Runde spazieren gehen, brechen dann aber ab, weil ausgerechnet jetzt Wind und Regen wieder absolut eklig werden. Wieder am Stall zeige ich Melissa einige physiotherapeutische Übungen, mit denen wir beide Pferde behandeln. Amor ist zwar etwas quengelig, weil er eigentlich nun sofort und gleich seinen Eimer mit Futter haben will, aber Kurti genießt die Behandlung augenscheinlich: immer wieder fallen die Augen zu. ;-) 

 

Ich hoffe, daß die kommende Nacht nicht allzu schlimm wird; als wir den Stall verlassen, blitzt und donnert es sogar.

Amor hat hin und wieder Ideen... ;-) ;-) ;-)
Amor hat hin und wieder Ideen... ;-) ;-) ;-)