Wir wünschen eine schöne Adventszeit!
Wir wünschen eine schöne Adventszeit!

01.12.2016

 

Die Pferde werden von Petra von der Longe gearbeitet und von Harry physiotherapeutisch behandelt. 

02.12.2016

 

Meine erste Reitstunde bei Petra auf Kurti. Der ist zwischenzeitlich voll relaxed, wenn er in der offenen Reithalle ist. Auch Geraschel im direkt nebenanliegenden Wald juckt ihn nicht mehr. Außerdem sind die Schlauchgeräusche der ersten Woche weg. 

 

Petra sieht mich keine zwei Minuten auf dem Pferd, schon kommt eine mir allseits bekannte Anweisung: Beine locker! Hach ja, und ich dachte, das Thema wäre endlich gegessen... ;-) Ok. Ich soll mir vorstellen, ich sei ein Para-Olympionike und müßte das Pferd jetzt erst mal ohne Beine reiten. Gar nicht so einfach. Petra kommt es darauf an, daß ich lerne, deutlich mehr aus dem Sitz heraus zu reiten, wozu ich mein Becken besser einsetzen soll, indem ich es vor- oder zurückrolle. Das üben wir auch gleich mal beim Rückwärtsrichten. Da gehe ich zwar noch nicht so einig damit, weil ich Kurti dann auch zunächst noch mit am Zügel auffordern muß, aber der kapiert das relativ schnell. Es geht hierbei für Kurti darum, daß er eine Ahnung davon bekommt, daß auch er sein Becken abkippen kann. 

 

Außerdem ist Kurtis Hauptaufgabe heute: Oberlinie lang machen, dehnen, das Gebiß und die Anlehnung suchen. Dabei offenbart sich wieder meine weitere Baustelle: steter Zügelkontakt. Der äußere Zügel fehlt des öfteren und schlackert. Verflixt! Plöt, daß einem alle Reitlehrer halt irgendwie immer das gleiche erzählen. *gg*

 

Ich soll meine Hände etwas breiter führen, so daß sie mit Kurtis Maul als Spitze ein Dreieck bilden und mir vorstellen, es wären Stangen, mit denen ich Kurtis Kopf in die Dehnung nach vorwärts/abwärts schicke. Hierbei soll er auch auf leichtes Annehmen und Nachgeben außen und dann innen im Genick leichter werden. Dehnt er sich und gibt nach, muß ich von hinten nachtreiben, dann auch überstreichen. Mich für ganz schön schwer, soviel auf einmal zu koordinieren und aufzupassen. 

 

Nach dem Antraben sind wir ziemlich flott unterwegs. Will ich das kontrollieren, interpretiert Kurti das nach seinem Gusto halt gleich mal als Pause, feddisch. *augenroll* Wie immer. ;-) Aber da ich gerade heute in der Mittagspause mal wieder im Steinbrecht'schen Gymnasium gelesen habe, bleibe ich hartnäckig dran und versuche, meine Schenkelhilfen besser zwischen vorwärts und Kontrolle des Ausfallens der Hinterhand in den Ecken besser zu kontrollieren. Auch im Trab wiederholen wir die Dehnungsaufforderung mit breiterer Zügelführung und Kurti gibt den Rücken her und trabt schön vorwärts. :-) :-) :-) Wie schön! 

 

Danach gehts noch etwas ans Schulterherein, bei dem wieder mehr mein Becken gefragt ist. Zum Abschluß soll ich Kurti sich nochmals dehnen lassen, wozu wir aber drei Anläufe brauchen, bevor wir mit einem allerdings nicht mehr ganz so tollen Vorwärts/Abwärts wie zwischendrin aufhören. Aber gut: der Bub hat sich sichtlich Mühe gegeben. So ein Braver!

 

Er bekommt seine Decke drauf und kommt in den Offenstall, während ich mit Amor in die Reithalle gehe - die haben wir wie vorher schon mit Kurti komplett für uns alleine. Nachdem wir uns etwas warmgelaufen haben, sitze ich auf und reite nochmals ausgiebig Schritt. Auf Amor ist das alles viel leichter, der reagiert vor allem sehr gut auf den seitwärtstreibenden Schenkel; ich baue viel Schenkelweichen ein. Ein wenig verzögert reagiert er aufs Antraben, weshalb ich da anfangs etwas mit einem leichten Klaps der Gerte nachhelfen und ihn an seinen Job erinnern muß. Und dann habe ich eine bahnbrechende Erkenntnis: ohne runterschauen zu müssen, weiß ich einfach, daß ich auf dem falschen Fuß leichttrabe. Ein Thema, das Amor und mich schon immer begleitet. Ich gucke runter: tatsächlich! Völlig überrascht halte ich an, trabe nochmals an und weiß: richtig! Ich schaue runter: jepp! Wie coooooool!!! :-) So träbeln wir durch die Reithalle, und ich versuche weiter, Amor locker zu kneten, indem wir viele große gebogene Linien gehen, Zirkel, Schlangenlinien durch die ganze Bahn, Zirkel verkleinern und wieder vergrößern. Der Hafi macht einfach nur Spaß! :-) Linke Hand ist er etwas fester, was ich zunächst auf dem Zirkel, dann beim Schulterherein und Travers merke, als ich diese beiden Seitengänge entlang der langen Seite immer wieder direkt nacheinander abwechsle. Auch den Galopp teste ich etwas an, was Amor willig annimmt. 

 

Das bestärkt mich weiter darin, daß ich den Senior doch wirklich wieder weiter reiten und gymnastizieren sollte. 

 

Als ich anschließend den Punkti aus dem Offenstall holen will, um beide Rösser zu füttern, sind sein Halfter und Strick, die ich an den Zaun gehängt hatte, verschwunden. Ich finde beides im Paddock. Kurti hat die Sachen stibitzt, ist mehrmals darauf herumgetrampelt und hat beides schließlich - ausgerechnet! - in einer Piss-Pfütze liegenlassen. Bäääääääh! Gut, muß er mit leben, ich kanns erst nach dem Füttern in Wasser einweichen und säubern...

Nach dem Ausritt: Hunger!
Nach dem Ausritt: Hunger!

04.12.2016

 

Heute ist allgemeines Kopflüften angesagt: für die Pferde, die nach zwei Wochen Hallenarbeit endlich mal wieder ins Gelände gehen, und bei mir nach einer anstrengenden Arbeitswoche. Begleitet werden Kurti und ich auf Natascha auf Amor. Bei eigentlich absolut erträglichen -1° zuckeln wir los, doch oben auf den Höhen im Sallenbusch weht über die weiten Felder ein bissiger Wind. Ich bin froh, dicke Wollsocken, meine Thermoreithose, die Winterjacke, Handschuhe und Mütze anzuhaben. 

 

Kurti stapft mit enormen Elan los. Schon am ersten Berg möchte er antraben. ;-) Ich muß ich anfangs etwas mit Stellung, Schenkelweichen und Schultervor etwas beschäftigen, damit wir ein gemäßigteres Tempo gehen (allein DAS ist ja schon ein Highlight! *gg*) und Amor und Natascha den Anschluß nicht verlieren. Mir gefällt das Gelände dort sehr gut, es gibt viele, viele Wiesenwege zwischen den Feldern, die wir heute allerdings meistens im Schritt entlangreiten, weil der Boden doch hart gefroren ist. Zweimal träbeln wir aber auch, wobei Kurti immer gerne angaloppieren möchte, und einmal gehts dann doch im Galopp einen Hang hinauf. Auf halber Strecke beschließt Kurti jedoch, daß der oben auf der Kuppe stehende knallorangene, dicke Metallpfosten (der wohl zur Orientierungen dient...? keine Ahnung) zunächst langsam und nicht im Galopp begrüßt werden sollte und pariert von selbst durch. Na, gut.

 

Auf dem Weg zurück kommen wir ein Stück durchs Dorf. Wieder auf dem Quellberghof nach einer guten Stunde angekommen bekommen die Pferde noch ihr Futter und dürfen dann wieder in den Paddock, wo heute Heu satt ganz ohne Heunetz auf sie wartet. :-)

 

Also, ich muß sagen, wenn ich keine Lust mehr auf einen eigenen Stall hätte: dort würde es mir wirklich sehr gut gefallen. 

05.12.2016

 

Die Pferde werden von Petra gearbeitet. 

Mit dem Mörchen in der Reithalle
Mit dem Mörchen in der Reithalle

06.12.2016

 

Kurti wird am Vormittag von Petra geritten und gearbeitet. 

 

Am Abend kommen Gerret und ich nur auf Umwegen zum Stall, weil überall massig Verkehr ist. Endlich angekommen, sattle ich meinen Blondschopf und wir gehen in die Halle. Ich führe Amor zuerst einige Runden, bereite ihn dann mit Handarbeit auf Zirkeln und Volten nebst etwas Schulterherein vor und steige dann auf. Auch dann gibts nochmals lange Schritt mit ein wenig Schenkelweichen, bevor wir erstmals antraben. Amor ist wie immer fest im Maul und gibt erst auf deutlichere Signale hin nach und kaut. Wir zirkeln auf vielen großen gebogenen Linien durch die Halle, bevor ich zwei-, dreimal kurz einige Sprünge Galopp zum Lockern abfrage. Danach gibts den Zügel lang, Amor schnaut zufrieden ab. 

 

Nachdem ich den Zügel wieder aufgenommen habe, probieren wir uns an Übergängen und gehen schließlich zu den Seitengängen über. Linke Hand: alles prima. Rechte Hand: ähm, naja. Da ist Amor deutlich fest. Ich arbeite ein wenig mit der Idee, in zunächst über Arbeit auf der linken Hand außen zu dehnen, bevor ich ihn dann kurz rechte Hand umstelle und dort kurz arbeite, dann wieder zur Belohnung auf die linke Hand entlasse. Naja, ok, wir haben halt viel aufzuholen. Aber ich trauere trotzdem der Beweglichkeit nach, die Amor noch im letzten Jahr hatte. :-( 

 

Danach gibts für ihn Pferdewellness: er bekommt einen feucht-warmen Prießnitzwickel mit Retterspitz auf den Rücken. Damit haben wir im letzten Winter ja schon gute Erfahrungen gemacht. 

 

In Erinnerung an letztes Jahr lasse ich noch einen Nikolausgruß da: 

Viele Grüße von Nikolaus und Engelchen :-)
Viele Grüße von Nikolaus und Engelchen :-)

07.12.2016

 

Ich bekomme Reitunterricht von Petra auf Kurti. Schon beim Warmreiten soll ich wieder eine eher breite Zügelführung einnehmen, schauen, daß der Kopf auf Widerristhöhe bleibt, nachfragen, ob er gerne etwas nachgeben möchte und wenn ja, innen überstreichen und schauen, ob er die Anlehnung am äußeren Zügel sucht und dann hinten nachtreiben. Uff - ich finde das echt schwer. Kurti nicht. Der gibt immer schön nach, dehnt sich und sucht auch den Zügel, aber mit dem Nachtreiben, da haperts als ein bissele. Allerdings Petra ist, vor allem im Trab, während dem wir die gleiche Übung absolvieren, ohnehin der Meinung, daß er fast schon etwas zu eilig ist. 

 

Nachdem wir das einige Male mit Handwechseln und immer wieder Pausen am langen Zügel erarbeitet haben, kommts dann: dieses tolle Gefühl, wenn Kurti "bounct", also: in den Gelenken durchfedert und den Rücken aufmacht. Herrlich! :-) Insgesamt klappt das alles auch schon viel besser als noch vor fünf Tagen bei der letzten Reitstunde. Kurti hat sich offenbar auch gestern bereits bei Petras Beritt sehr, sehr angestrengt. Wir machen also Fortschritte. :-) 

 

Dann gehts noch etwas zum Schulterherein, was ich ausschließlich über den Sitz reiten soll. Kurti soll das Becken abkippen, was ich durch meine Beckenbewegung auslösen bzw. unterstützen soll. Mmmh, da fehlt mir noch ein wenig das Gefühl im Bobbes dafür. Allerdings merke ich an Petras zwischendurch immer begeisterten: "Aha!"-Rufen, daß ihm das offenbar leicht(er) fällt, wenn ich mich locker in der Hüfte mache und meine Beckenbewegung dreidimensional rollen lasse. Der Abschluß der heutigen Einheit gelingt prima durch ein schönes Vorwärs-Abwärts im Trab, und auch Kurti macht einen ziemlich zufriedenen Eindruck mit sich. Da er, wenn auch nur leicht, geschwitzt hat, bekommt er gleich eine Decke auf und darf wieder in den Offenstall. 

 

Für mich steht dafür eine weitere Übungsstunde mit Amor an. Petra unterrichtet uns beide in Dualaktivierung an der Longe. Auf einem kleinen Zirkel stehen sich an den Zirkelpunkten zwei blaue Hütchen gegenüber, damit ich einen punktuellen Anhaltungspunkt habe, auf den anderen beiden Zirkelpunkten liegen einmal zwei Dualgassen, durch die Amor laufen soll, gegenüber ein Dreieck aus Dualgassen, über das drübergelaufen wird. Ich soll Amor außerhalb dieser beiden Hindernisse stellen (die Longe leicht annehmen, gegebenenfalls an der Schulter nach außen treiben), in den Dualgassen-Hindernissen aber dehnen lassen (die Longe nachgeben, ohne den Kontakt zu verlieren) und nachtreiben. Amor soll gut an die Longe "heranziehen", genauso, wie das auch unter dem Reiter an das Gebiß der Fall sein sollte.

 

Ich bin für die blauen Hütchen auch als Zeitmarker dankbar, denn so kann ich mich besser aufs Annehmen und wieder Nachgeben einstellen. Das ganze ist nämlich insbesondere für mich eine ganz schön anstrengende Kopfaufgabe. Petra befeuert mich mit Hinweisen, wo ich hinschauen kann, was ich tun muß. Und da ich ja kein Mensch bin, der mental vielerlei gleichzeitig unter einen Hut bringt und auch schon eine Reitstunde hinter mir habe, bin ich am Schluß, als wir dann noch zum Schulterherein an der Hand übergehen, etwas platt. Auch Amor soll sein Becken hier besser kippen bzw. eine Ahnung davon bekommen. Ich muß immer wieder aufpassen, daß alles ineinander fließt, Amor sich nicht überstellt oder zu sehr an der Bande klebt, das Vorwärts erhalten bleibt oder mir nicht doch gegen die Hand büffelt. Dazwischen fragen wir immer wieder mal kurz an der Longe im Trab ab, ob die Übung denn auch etwas gebracht hat - und tatsächlich fängt das Mörchen mehr und mehr an, im Rücken zu schwingen, seine Tritte werden leiser. Beim Übergang in den Schritt muß ich aufpassen, daß er gleich einen zügigen Schritt weitergeht und nicht umgehend anfängt zu bummeln. Das gleiche probieren wir mit Schenkelweichen an der Hand, dann kommt wieder die Kontrolle an der Longe im Trab. Das müssen wir unbedingt noch ein paarmal wiederholen, damit ich das zu Hause nacharbeiten kann, wenn ich auch heute begriffen habe, wo und wie die Reise hingehen soll. :-)

08.12.2016

 

Die Pferde werden von Petra gearbeitet. 

09.12.2016

 

Vormittags werden beide Pferde von Harry physiotherapeutisch behandelt und dualaktiviert. 

 

Freitag Sptänachmittag - und ich habe die komplette Anlage für mich alleine, kein Mensch ist da. Zunächst bekommt Amor nochmals einen feucht-warmen Retterspitzwickel auf den Rücken und bleibt eingedeckt im Offenstall zurück während ich mit Kurti in die leere Reithalle gehe. Das will ich nutzen, um mal zu schauen, wie das so mit der Freiarbeit ist. 

 

Erst einmal ist Wälzen angesagt, dann entsteht durch seine hiernach aus purer Freude entstandene Buckelei etwas Aufregung, weil im direkt angrenzenden Jungs-Offenstall alle zur Reithalle getrabt kommen, um Kurti zu beäugen. Ich versuche, seine Aufmerksamkeit etwas zu mir zu lenken, bin aber etwas auf der Hut, weil ich nicht zwischen 800 kg aufgeregt in Richtung Kumpels äugendes und mit waageregt aufgestelltem Schweif dastehendes Kaltblut kommen will. Es gelingt mir, die Situation zu besänftigen, indem ich Kurti einfach einlade mitzukommen, was er auch tut.

 

Was mir allerdings komplett im Weg steht, ist meine Erwartungshaltung und das Etwas-tun-Müssen-damit-Pferd-sich-bewegt. Boh, ist das schwer auszuhalten, auf Kurti zu warten, ob er zu mir herkommen oder sonstwas machen möchte außer nur rumzustehen! Das ist so gar nicht meine Welt, obwohl ich mir das eigentlich für heute Abend zu vorgenommen hatte: zu schauen, was möchte Kurti machen, möchte er Kontakt, möchte er bei mir sein oder lieber allein die Halle erkunden? Leider halte ich das nur sehr kurz aus, gehe dann doch wieder zu ihm hin und schaue, ob er an meiner Schulter angedockt bleiben will. Das klappt weitgehend ganz gut, wir können auch mehrere Male anhalten und wieder antreten. Ganz gut finde ich meine Körperposition, weil es mir gelingt, Kurti nur durch Schulterdrehungen, quasi durch Ausrichtung meines Bauchnabels, auf Linie zu halten, auch mal nach außen zu treiben, wenn er mir zu nahe kommt. Trotzdem bin ich für diese Art der Arbeit heute bzw. in meiner derzeitigen Gemütsverfassung viel zu ungeduldig und bin schließlich ziemlich enttäuscht von mir selbst. *augenroll* Kurti lobe ich viel und bringe ihn schließlich zu Amor, damit beide gemeinsam ihr Kraftfutter schlabbern können. 

 

Dann werde ich doch noch sauer auf mich selbst: ich habe Amors Handtuch zu naß gemacht und anstatt einem feuchtem Prießnitzwickel, der langsam auf seinem Rücken trocknet, hat er nun ein nasses Kreuz. Mann! Ich bin heute echt blöd. Also nehme ich ihm die diversen Handtücher ab, rubble das Fell etwas trocken und lasse die Abschwitzdecke über Nacht drauf. Er steht ohnehin viel im Stall und futtert dort sein Heu, zu dem er Zugang ohne Heunetze hat. 

Ein großer, gepunkteter Schatten
Ein großer, gepunkteter Schatten

10.12.2016

 

Amors Abschwitzdecke hat die Nacht nicht überlebt. :-( Als wir am Vormittag zum Stall kommen, hat Harry den auf einer Seite komplett zerrissenen Fetzen bereits abgenommen. 

 

Zunächst bekommen die Rösser heute die Hufe schön. Die Hufe befinden sich tatsächlich in so gutem Zustand, daß man ihnen nicht ansieht, daß die letzte Bearbeitung schon 7,5 Wochen her ist. Es gibt nix zu bemängeln. 

 

Danach sattle ich den Punkti und begebe mich, begleitet von Gerret mit Amor am Strickle, auf einen einstündigen Spazierritt über die Felder. Heute ist wundervolles Wetter, es ist kalt, aber nicht eisig, einfach prima. Ich frage hin und wieder mal ein Nachgeben im Genick mit breiter Zügelführung ab und treibe nach, wie Petra es uns vorgegeben hat, sobald Kurti den Hals ab Widerristhöhe senkt und nachgibt. Das ist im Gelände etwas schwieriger als in der geschützten Halle, weil Kurti viel zu Gucken hat. In der Ferne zuckeln nämlich immer mal wieder Pferdekumpels vorbei. Einmal träbeln wir einen Wiesenweg fort und wieder zurück zu Gerret und Amor, galöppeln auch einmal ganz locker-flockig einen Wiesenweg hinauf. Zurück durch die Sallenbuschsiedlung gibts für Kurti wieder viel zu sehen, aber er ist jederzeit brav. Amor ist ohnehin die Ruhe selbst und kümmert sich lieber um am Wegesrand wachsende, einsame Grashälmchen. ;-) 

 

Wir füttern beide noch und machen uns dann auf, um für Amor zwei neue Abschwitzdecken zu besorgen. 

Im Offenstall
Im Offenstall

11.12.2016

 

Die Jungs haben heute frei. Wir sind trotzdem kurz am Stall, bringen Amors neue Decke, misten und füttern Kraftfutter, da Petra und Harry dieses Wochenende unterwegs sind. Es hat die letzte Nacht leicht geregnet und Amor hat sich draußen gewälzt. Also putze ich ihn auch kurz über. 

 

Auch mal schön; Stallarbeitstrott. ;-) 

 

Als wir gehen, wird der Punkti munter und will mit Amor spielen. Der seinerseits geht ihm aber immer so geschickt aus dem Weg, daß Kurti schließlich richtig motzig wird. Tja, der Senior ist halt doch ziemlich vital für sein Alter. 

12.12.2016

 

Die Pferde werde von Petra gearbeitet: Kurti erhält Beritt, Amor wird dualaktivierend longiert.

13.12.2016

 

Da Kurti von Petra gestern schonmals geritten wurde, ist er heute beim warmlaufen zwar noch recht munter, als ich nach dem 15-minütigem Warmreiten mit vielen großen Kringeln und Schenkelweichen den Trab verlange, streikt er. *soifzt* Das ist auch noch so ein Problemchen, daß ich gerne mal nachhaltig in den Griff bekommen würde: auch das erste Antraben sollte freudig vorwärts gehen und nicht erst, wenn ich Übergänge abfrage. Rechte Hand mag sich Kurti heute auch nur schwer biegen. 

 

Ich lasse den breiter gehaltenen Zügel wieder so lang, daß er sich auf Widerristhöhe dehnen kann und frage seine Stellungs- und Dehnungsbereitschaft ab. Das klappt nach den letzten drei Wochen Training nun schon sehr gut. Die Hinterhand bekomme ich so auch etwas besser motiviert. Zusätzlich frage ich Anhalten, Rückwärts und hieraus antraben ab. Als Ziel setze ich mir heute kleine Tempoübergänge innerhalb des Trabes: lange Seite zulegen, kurze Seite einfangen. Die ersten drei Male pariert Kurti in Erwartung des Schrittes durch. Ich bleibe hartnäckig dran, dann klappts endlich zweimal, so daß ich viel lobe. Nach etwas Bummeln am langen Zügel frage ich zunächst Schulterherein entlang der Bande ab: Kurti zieht, nachdem ich ihn hieraus wieder entlasse, deutlich nach vorne und ans Gebiß! Wow! Was neuerdings ebenfalls sehr, sehr flüssig auf beiden Händen funktioniert ist das Schenkelweichen. Zum Abschluß träbeln wir nochmals in die Länge und Kurti federt einige Tritte schön durch. 

 

Nachdem er seine Decke übergezogen bekommen hat, drücke ich seinen Zügel Gerret in die Hand und übernehme das Mörchen, das sich während der Einheit mit Kurti in der Halle schon warmlaufen konnte. Für ihn steht heute zunächst Langer Zügel auf dem Programm. Auch bei ihm ist das Schenkelweichen an der Bande schön flüssig. Außerdem nehmen wir heute Anhalten, Rückwärtsrichten, wieder Angehen und Antraben dazu. Vor allem das Rückwärts gefällt mir gut, weil es ebenfalls sehr flüssig abfragbar ist. Nach ein wenig Trab bin ich so aus der Puste, daß ich Amor schließlich die Zügel ausschnalle und zur Freiarbeit übergehe, zumal wir zwischenzeitlich nur noch mit Kurti und Gerret in der Halle sind. 

 

Amor bleibt auch in der großen Halle immer schön an meiner Schulter, trabt lässig an, läßt sich auf etwas weitere Entfernung auch mal in den Galopp schicken. :-) Das macht uns beiden voll Spaß. Ich kann Amor jederzeit auch auf Entfernung anhalten und wieder zu mir herrufen. :-) :-) :-) Weil das so funny ist, hole ich auch noch einen großen blauen Ball und wir spielen etwas Fußball. 

 

Danach nehmen wir Kurti den Sattel ab und beide Jungs wälzen sich ausgiebig im Hallensand. 

Dualaktivierendes Longieren
Dualaktivierendes Longieren

14.12.2016

 

Kurti hat heute Pause. Ich möchte nochmals gerne mit Petras Unterstützung Amor an der Longe arbeiten. 

 

Wir sind alleine in der Halle, die wir so insgesamt nutzen können. Zunächst schauen wir uns Amors Rücken an: wo hängt er heute? Durch Mobilisation entlang der Bauchnaht holen wir den Rücken nach oben und merken uns, wie weit er überhaupt nach oben schwingen könnte. 

 

Dann zeigt mir Petra ihre Peitschenhilfen: 

1. Um Amor an die Longe und in eine gute Anlehnung heranzutreiben, soll ich die Peitsche sachte auf Bugglenks- und Kniehöhe hin- und herwedeln. 

2. Damit die Hinterhand besser eingesetzt wird, kann ich den Schlag der Peitsche von hinten am Boden entlang aufs Pferd zufallen lassen - was tatsächlich ausreichend ist; hätte ich gar nicht gedacht. 

3. Um Amor an der Schulter nach außen zu treiben, soll ich die Peitsche auf seine Schulter deutend (und gegebenenfalls wie ein Fechter "zustechend") einsetzen. 

 

Dann soll ich mir merken, daß ich immer wieder hören, fühlen und sehen soll: hören, wie sich Amors Schritte, Tritte, Sprünge hörbar verändern, fühlen, wie der Kontakt an der Longe ist und sehen, ob und wie sich seine Hinterhandaktivität und sein Rücken verändern. 

 

Und los gehts. Wir wärmen Amor zunächst ausgiebig im Schritt auf, wobei ich bereits hier die drei vorgenannten Peitschenhilfen einsetze. Und schon nach kurzer Zeit schreitet Amor schön vorwärts und ich habe eine gute Anlehnung an der Longe. :-) Immer wieder erinnert mich Petra schon jetzt an Hören, Fühlen und Sehen. Noch hat sich nicht viel getan. Im Trab nehmen wir zwei in der Halle herumliegende Dualgassen hinzu. Hier soll ich Amor eine Pferdelänge vor den Dualgassen geraderichten und überstreichen, damit er selbständig über die Dualgassen findet. Die ersten paar Male bleibt er deutlich an ihnen hängen, dann wird es besser - nachdem ich mich besser koordiniert habe. ;-) Im Rücken tut sich langsam was, er schwingt ein wenig. 

 

In diesem Zusammenhang schauen wir uns auch nochmals die Hinterhandaktivität an. Zieht man von Amors Hüftgelenk nach unten ein Lot, sollte die Hinterhand schon deutlich darüber hinaus nach vorne schwingen. Das ist verbesserungsfähig. 

 

Dann fragen wir an der Hand das Schulterherein ab, wobei es Petra auf ein Absenken des Beckens ankommt. Ich soll hierzu vorne am Kappzaum immer wieder leichte Paraden geben, die bestenfalls durchs komplette Pferd entlang der Wirbelsäule im Becken ankommen. Damit tue ich mich jedoch unheimlich schwer, weil Amor hin und wieder mal gegen die Hand büffelt oder bummelt und ich auf so vieles achten muß, daß ich kein so rechtes Gefühl dafür entwickeln kann. Sehen kann ich da auch noch nicht so viel, weil ich ja quasi schräg vor dem Pferd mitlaufe. Das muß ich also noch üben. Immer wieder schicken wir Amor dann aus dem Schulterherein an der Hand wieder an der Longe auf einen größeren Radius und lassen ihn antraben. Erneut: hören, fühlen, schauen, was hat sich im Rücken getan? Und der schwingt nun noch etwas deutlicher. 

 

Zum Schluß nehmen wir den Galopp hinzu. Ich soll Amor auf einen etwas größeren Zirkel entlassen, die Longe aber nicht verlängern, sondern mitlaufen. Die ersten paar Runden werden hektisch. Wieder liegt das wohl hauptsächlich an mir, weil ich zuviel mache. Als ich innerlich etwas ruhiger werde und mir überlege, daß Amor ja ohnehin sicher angaloppiert, mein Körpergefühl etwas besser erde und selbst mehr federnd mitgehe, galöppelt das Hafitier etwas gesetzter und ruhiger. ;-) Vor allem nach einem Handwechsel ist der Knoten dann geplatzt und wir können ruhig im Galopp arbeiten und auch in den Trab wird nicht mehr hineingerannt, sondern ruhig hineinpariert.

 

Als wir dann nochmals den Rücken kontrollieren, ist der tatsächlich wesentlich angehobener und gerader als zu Beginn der Einheit - trotzdem Amor ruhig vor uns steht. Toll!

15.12.2016

 

Die Pferde werden von Petra gearbeitet. 

16.12.2016

 

Die Pferde werden von Petra gearbeitet. 

 

Mein Pferdefrei nutze ich heute pferdisch und besuche abends einen Vortrag über biomechanische Grundlagen für eine gesunde Pferdeausbildung mit Julia Schnatterbeck, organisiert durch die Freunde der akademischen Reitkunst Hagbruch e. V.

Petra auf Kurti und ich
Petra auf Kurti und ich

17.12.2016

 

Als wir heute Morgen zum Stall kommen, hat Petra überraschend Kurti bereits gesattelt: sie möchte nochmals kurz etwas ausprobieren, weil sie meint, mit ihm gestern einen kleinen Durchbruch bei den Seitengängen erzielt zu haben. Also gehen wir mit in die Reithalle und schauen bei einer halbstündigen Beritteinheit zu. Kurti läuft anfangs wieder etwas verhalten, wie mit angezogener Handbremse. Auch Petra bestätigt, daß er gerne auf jedwelchen Druck "zu" macht, man ihn quasi so reiten müsse, daß er nicht das Gefühl hat, geritten zu werden. Sie läßt dazu zwischendurch die Zügel ganz lang, nimmt die Beine etwas weiter weg und versucht, nur blinder Passagier zu sein, solange er in akkuratem Trab bleibt, um Kurti das Gefühl zu vermitteln, daß er auch mit Reiter im Sattel wie auf der Weide locker vorwärtstraben kann. Das hilft, Kurti läßt los, der Rücken ist da und die Hinterhand schwingt richtig gut durch. Gemeinsam mit Petra überlege ich daher, im Gelände öfters mal wieder das Sidepull zu verwenden und diese Strategie weiterzuverfolgen. 

 

Während Kurti mit einer Abschwitzdecke ausgestattet im Offenstall wartet, gehe ich mit Amor auf den "Spielplatz" neben der Reithalle. Ich wärme ihn etwas durch Bodenarbeit auf, nehme dann den Strick ab und schaue, ob er gerne mit mir über die verschiedenen Hindernisse laufen möchte. Naja, in der Halle wird gerade ein Pferd longiert, direkt nebenan kommt die Wallachherde zum Zuschauen herbei. Rechte Hand gehts noch, linke Hand streikt Amor, bleibt lieber stehen. Ich verlege mich aufs seitwärtsschicken, was super nur durch Finger- und Gertenzeig klappt. Zum Schluß darf das Mörchen dann aufs Podest und sich noch im Sand wälzen. Insgesamt merke ich, daß Amor in den letzten vier Wochen deutlich an Raumgewinn in der Hinterhand zugelegt hat: trat er früher kaum einmal in die Spur der Vorderhufe, so siegelt er zwischenzeitlich nahezu immer zuverlässig. :-) 

 

Dann gehen wir mit beiden Jungs noch eine halbe Stunde spazieren. Als wir einen leichten Berg hinablaufen, halten wir immer wieder mal an und lassen die beiden einige Schritte rückwärts treten: gut fürs Becken und die Hinterhand. ;-) 

18.12.2016

 

Mein Plan heute Morgen: erst eine Runde mit Kurti alleine ins Gelände, gemütliche Schrittrunde mit etwas Trab, dann mit dem Mörchen in die Halle und ein wenig Longieren. 

 

Am Ende meines Stallbesuchs heute stelle ich auf der Heimfahrt zufrieden fest, daß ich, auch wenn es überhaupt nicht so läuft, wie ich mir das eigentlich vorgestellt habe, zwischenzeitlich unheimlich flexibel reagieren, aufkeimenden Ärger beiseiteschieben, ruhig bleiben und auf Erfahrungen zurückgreifen kann, womit eine unangenehme Situation positiv abgeschlossen wird.

 

Bis zum ersten Teil meines Planes, mit Kurti alleine ins Gelände gehen zu wollen, komme ich. Ich steige an der Reithalle auf, wir zuckeln los. Nach 20 m hält Kurti das erste Mal an. Ich treibe ihn sachte weiter, wir erklimmen den direkt vor uns durch ein kleines Wäldchen führenden Anstieg, wobei ich ihn auch hier noch zweimal antreiben muß, damit er nicht stehenbleibt. Oben angekommen kommt dann ein deutlicheres "Nein" vom Punkti. In mir regt sich ein wenig Unmut, was das denn nun soll, schließlich will ich "nur" ins Gelände, es steht ja keine Arbeit in der Halle auf dem Programm. Ich setze mich präsenter in den Sattel (Stichwort: stolzer Spanier) und reite weiter. An der nächsten Weggabelung passiert es dann: ich will geradeaus auf einem Wiesenweg bleiben, Kurt will nach rechts abbiegen, weil es da vermutlich heimwärts geht. Er legt böse die Ohren an und giftelt. Ähm, hallo? Mein Unmut steigt etwas an, sowas geht ja gar nicht. Trotzdem bleibe ich ruhig, treibe ihn weiter geradeaus, lasse den Zügel immer wieder lang und lobe, wenn er abschnaut oder nachgibt. Aber geheuer ist dem Punkt das alles nicht: wir reiten in eine Nebelsuppe mit nicht einmal 50 m Sicht hinein und sind für ihn wohl irgendwie von der Außenwelt abgeschnitten. Und ich reiche ihm da als vertrauensvoller Partner wohl nicht. Das Gegiftel unter mir wird immer schlimmer. Dummerweise halte ich irgendwann an - schlechte Idee: Kurti nimmt das zum Anlaß, noch wesentlich deutlicher "Nein!" zu keifen und kaut bösartig auf dem Gebiß herum, die Ohren liegen nah am Kopf. Nach einer Minute wird mir das zu unheimlich und ich steige ab. Da steht dann ein völlig aggressives Kaltblut vor mir, die Ohren sind angelegt, der Kopf tief und gerade nach vorne gestreckt, die Zähne fast schon gefletscht. 

 

Ok, Ruhe bewahren. Ich kenne so eine Situation mit ihm nur aus unseren absoluten Anfängen als junges Pferd, als ich auch einmal alleine mit ihm vom Stall wegwollte zum Spazierengehen. Enorme Unsicherheit äußert sich bei Kurti wohl durch Aggressivität. Mit 800 kg Kaltblut brauche ich mich aber kräftemäßig nicht anzulegen, auch strafen mit der Gerte kommt nicht in Betracht. Ich krame gedanklich in meinem Werkzeugkasten und überlege hektisch, wie ich die Situation für uns beide auflösen kann. Zurückgehen geht gar nicht. Vorwärts kommen wir allerdings auch nur langsam meterweise, weil Kurti sofort anfängt, um mich herumzukreiseln. Also verlege ich mein einige Meter aufs Rückwärtsrichten. Das klappt, allerdings kommt er dadurch nicht wirklich aus seinem Kontra-Modus wieder heraus.

 

Es kommt ein Spaziergänger von hinten und läuft an uns vorbei. Meine Hoffnung, daß Kurti das vielleicht zum Anlaß nimmt, hinter ihm herzulaufen, zerschlägt sich, weil ihn das nicht interessiert. Gut. Wir biegen nach rechts ab, was ich als halbes Zugeständnis an ihn in Richtung Heimat werde. Aber ich will zunächst mal von diesem Wiesenweg herunter auf einen Betonweg, damit ich etwas besseren Grip unter den Sohlen habe. Kurti bekomme ich aus seinem Kreiseln gestoppt, indem ich ihm die Gerte vor die Brust halte und verlange, daß er seitlich leicht hinter mir läuft. Auf dem Betonweg angekommen macht er einen ruhigeren Eindruck, weshalb ich dann doch wieder links abbiege. Sofort sind die Ohren wieder böse angelegt, der Kopf geht nach vorne unten, der kaut heftig auf dem Gebiß. Als er einmal dann sogar nach mir schnappt, bekommt er einen sehr deutlichen Klapps mit der Gerte, garniert mit einem lauten "Nein!" meinerseits. Ansonsten ignoriere ich ihn nun komplett, lasse mich von seinem Herumgifteln nicht beeindrucken und laufe einfach unbeeindruckt weiter. Das scheint zu wirken: Kurti wird ruhiger, die Ohren bleiben vorne. Ich frage etwas Anhalten und Rückwärtsrichten ab, wobei ich bei letzterem schon nur die Gewichtsverlagerung lobe. Kurti wird wieder zugänglich, ruhig und offen. Uff. 

 

Nachdem mich das alles ca. 15 Minuten gekostet hat, steige ich wieder auf. Kurti bleibt brav stehen und läßt sich am langen Zügel heimwärtsreiten. Kurz vor der Sallenbuschsiedlung steige ich allerdings doch nochmals ab, weil auf einen am Ortsrand liegenden Pferdehof immer vier große Doggen im Hof herumrennen. Ich mache den Sattelgurt locker und führe Kurti heim. 

 

Nachdem das für mich ja wohl mindestens genauso aufregend wie fürs Ross war, verzichte ich darauf, noch etwas mit Amor zu machen, damit der Punkt sich nicht nochmals aufregt, wenn ich Amor wegführe. Kurti bekommt seine Decke auf und beide Jungs ihre Futtereimer umgehängt. 

 

Glücklich bin ich zwar nicht, dass mein eigentlicher Plan nun so gar nicht durchführbar war. Andererseits bin ich trotzdem mit mir zufrieden, wie ich die Situation lösen konnte. Ich glaube, noch vor ein oder zwei Jahren wäre ich so richtig, richtig wütend geworden, wodurch das sehr schnell hätte eskalieren können. Jetzt war ich zwar unterschwellig schon verärgert, hatte aber derweil die Gedanken im Kopf wie: "Bleib ruhig und emotionslos. Reagiere so, als ob es gar nicht Dein Pferd wäre. Ignoriere das Unerwünschte, lobe das Positive an der Situation."

 

Als ich Petra später davon berichte, hat sie noch die Idee, ob es evtl. auch hormonelle Ursachen haben könnte, da Kurti sich ja seit seinem Einzug auf dem Quellberghof sehr intensiv mit einer direkt nebendran im Stutenauslauf stehenden ehemaligen Zuchtstute beschäftigt, die sich selbst seither in Dauerrosse befindet. Aber das glaube ich eigentlich nicht. Es war m. E. die große Verunsicherung, mit mir ohne Amor in fremdes Gelände ohne Sicht aufbrechen zu müssen, obwohl wir die gleiche Strecke mit Amor ja schon gelaufen sind. Vermutlich wäre das bei guter Sicht und  Sonnenschein auch gar nicht passiert. Aber so wars nun eben, Schwamm drüber, weiter. 

19.12.2016

 

Die Jungs werden von Petra an der Longe gearbeitet und von Harry nochmals phsiotherapeutisch behandelt. 

Am Putzplatz
Am Putzplatz

20.12.2016

 

Am Abend bekommt Kurti Beritt von Petra. Gerret, Amor und ich schauen zu. Kurti beachtet die Schenkelhilfe zum Antraben nicht mehr. Soweit war ich auch schon mal... :-( 

 

Anschließend habe ich eine Unterrichtsstunde bei Petra mit Amor zwecks dualaktivierendem Longieren. Ich werde darin immer sicherer, sehe zu korrigierende Bewegungen schneller und kann diese dann auch schon selbständig korrigieren. Drängelt Amor z. B. gerne über die äußere Schulter nach außen, verlange ich nochmals kurz etwas mehr (Über-)Stellung, gebe dann nach und treibe ihn vorwärts. So kann ich zwischenzeitlich immer schneller eine wirklich gute und wesentlich stetere und festere Anlehnung aufbauen als bisher.

 

Knifflig wird es, als Petra uns vier Pylonen hinstellt. Auf Höhe jeder Pylone soll ich Amor stellen, dazwischen überstreichen, später dann die Zirkel verkleinern, innerhalb der Pylonen longieren und wieder nach draußen entlassen. Amor und ich kegeln munter vor uns die Pylonen um. :-) ;-) ;-) Naja, ausbaufähig. Aber es macht Spaß.  

 

Zum Schluß lassen wir beide Jungs noch frei in der Halle laufen, damit sie sich wälzen können. Kurti nimmt das auch zum Anlaß, sich und Amor nochmals etwas ausführlicher zu bewegen. 

Das große Lagerfeuer draußen vor der Reithalle
Das große Lagerfeuer draußen vor der Reithalle

21.12.2016

 

Heute ist Wintersonnenwende: der kürzeste Tag, die längste Nacht. Ab morgen werden die Tage wieder länger!!! Yippieh!!! :-) 

 

Auf dem Quellberghof wird die Wintersonnenwende mit einem großen Lagerfeuer direkt neben der offenen Reithalle gefeiert. Um 17.15 Uhr entfacht Harry das Feuer, das dann schon munter in gut 5 m Höhe prasselt, als wir mit den Jungs zur Halle kommen. Wir können mit den beiden ganz nah ans Feuer herangehen - kein Problem. :-) 

 

Gerret hat Amor am Strick, ich reite Kurti, wärme letzteren am langen Zügel auf, lasse ihn dann immer wieder schenkelweichend übertreten, gehe dann auch auf die halbe Bahn und frage dort Viertel-Hinterhandwendungen ab. 

 

Zwischendrin gibt es immer wieder mal Funkenflug vom Lagerfeuer und einmal ziehen heftige Rauchschwaden durch die Reithalle. Auch das nehmen die Jungs gelassen hin. Als wir die Halle dann für uns alleine haben, setzen wir meinen für heute gefaßten Plan um: Gerret holt zwei große Gymnastikbälle in die Bahn und wir spielen Fußball, Gerret mit Amor vom Boden aus, ich mit Kurti unterm Sattel. Der kennt das ja schon vom Boden aus und weiß gleich, was er machen soll. Ich bin zunächst vorsichtig, weil die Bälle für Kurti eigentlich etwas zu klein sind und ich aufpassen muß, damit er nicht darüber stolpert. Kurti setzt jedoch meine Überlegung gut um: flottes und vor allem: freies (!) Vorwärts hinter dem Ball her. 

 

Insgesamt hatte ich mir heute vorgenommen, Kurti nicht reiten zu wollen bzw. ihm nicht das Gefühl zu geben, geritten werden zu müssen. Irgendwie scheint sich das tatsächlich auszuwirken: der Punkt träbelt wesentlich leichter und flüssig vorwärts. Das muß ich mal weiterverfolgen. 

 

Nachdem die Jungs futtertechnisch versorgt sind, setzen wir uns noch ans zwischenzeitlich gut heruntergebrannte Lagerfeuer. Es gibt Glühwein und Würschtle. 

22.12.2016

 

Amor und Kurti werden letztmalig von Petra gearbeitet. Morgen kommen sie wieder nach Hause! :-) 

An der Longe
An der Longe

23.12.2016

 

Aufbruchstimmung: heute bringen wir die Pferde wieder nach Hause. Aber zuvor bekomme ich noch zwei Einheiten Unterricht von Petra. 

 

Zunächst kommt Kurti unter den Sattel. Er gefällt mir heute wie schon am letzten Dienstag, als Petra ihn in Beritt hatte, gar nicht. Alles fühlt sich an wie ein einziger zäher Klumpen unter mir. Kurti macht einen völlig verhaltenen Eindruck und ich fühle mich in meinem Gefühl vom Dienstag bestätigt, daß er nach fünf Wochen Beritt nun einfach "voll" ist. Wir arbeiten ein bißchen während des Aufwärmens am Schulterherein, was immer ganz gut klappt, wenn ich Petras inneres Bild von einer in meinem Becken nach hinten rollenden Kugel umsetze. Wir setzen auch meine Idee um, Kurti mal an die Longe zu nehmen und mich nur als blinden Passagier locker obenauf sitzen zu lassen. Begeistert ist er davon zwar nicht, macht aber mit. Schade, unseren Abschluß hätte ich mir schöner vorgestellt, aber so macht es mir den Abschied von Reithalle und Pferdepension auch sehr leicht.  

 

Amor versucht sich hafi-like zwar aus den Übungen an der Longe zu schummeln, macht dann aber, als ich ihn freundlich-energisch darum bitte, sehr schön mit und gibt sich Mühe. :-) Bei ihm merkt man die Arbeit der letzten fünf Wochen deutlich: die Hinterhand ist aktiver, sie schwingt besser durch, beugt sich auch besser und tritt mehr vor. Ich habe oft eine sehr, sehr gute, stete Anlehnung von Amor an der Longe, er siegelt nahezu jeden Schritt mit der Hinterhand in die Spur der Vorderhufe, der Rücken kommt hoch und bleibt oben. Als wir zwischendrin nach etwas Handarbeit zum Galopp an der Longe übergehen, sehe ich auch hier deutliche Verbesseungen: der Galopp ist etwas gesetzter, er nutzt seinen Hals und Kopf nicht mehr so immens, um sich vorwärts zu wuchten. Das gefällt mir sehr, sehr gut. :-) :-) :-) Diese Arbeit werde ich auf alle Fälle beibehalten. 

 

Während die Jungs im Offenstall noch etwas zur Ruhe kommen können, packen wir alle unsere Pferde-Sieben-Sachen ins Auto und verabschieden uns vom Quellberghof. Beide Pferde steigen sodann mustergültig in den Pferdeanhänger, die Heimfahrt verläuft sehr ruhig. 

 

Wieder auf der Pfinzgauranch angekommen beäugen beide das am Vormittag von Gerret und mir im Stall hergerichtete Spänebett, da Amor auch zu Hause nachts weiterhin separat stehen soll, damit er viel Heu zur freien Verfügung fressen kann und etwas Ruhe vor Kurti hat. Noch kurz bevor wir gehen, wälzt sich das Mörchen im Spänebett. 

 

Wie wenn sie nie fort gewesen wären. :-) 

Das Spänebett im Stall
Das Spänebett im Stall

24.12.2016

 

Am Morgen begrüßt uns ein kleiner Schnee-Haflinger, der munter aus dem Stall um die Ecke blinzelt: Amor genießt seine Separation im Stall für die Nacht offenbar schon. Er hat es sich im Spänebett in der Nacht gemütlich gemacht, der ihm in einer Ecke frei ohne Heunetz angebotene große Heuberg wurde vertilgt, der Heutoy geleert und aus dem Heunetz gefuttert.

 

Kurti lag derweil draußen offenbar im Sand und hat auch von seinen Heuportionen (Heukiste, Rundraufe, Heunetze auf dem Trailweg und im Longierzirkel) genascht. 

 

Um den Buben genügend Ruhe nach dem Beritt und zum erneuten Stallwechsel zu geben, haben sie ohnehin heute und die nächsten Tage Pause. 

 

Tja, und wie ich es erwartet hatte: nachdem das Wetter in den letzten Wochen, als wir mal keine Stallarbeit machen mußten, wirklich gut und weitgehend trocken war schlägt es jetzt um: es wird naß und windig. *augenroll* 

 

Trotzdem: ich bin ganz tief drinnen sehr froh, meine Pferde wieder bei mir zu haben und sie selbst versorgen zu können, so schön eine Reithalle im Winter und eine Stallarbeitspause sind. 

 

Wir wünschen Euch allen fröhliche Weihnachten, ruhige, gemütliche Stunden und vor allem Frieden überall. 

Wir wünschen fröhliche Weihnachten!
Wir wünschen fröhliche Weihnachten!

25.12.2016

 

Ein stürmischer erster Weihnachtsfeiertag. Der Wind pfeift heftig um den Stall. Amor fand es heute Morgen wohl langweilig, so lange separat stehen zu müssen - und ist durch das untere Absperrband hinüber zu Kurti gekrabbelt. *augenroll* Von wegen Senior und etwas ruhiger und geruhsamer... Wir recheln nach der Stallarbeit noch den Trailweg noch ab, weil sich auf diesem während des pferdischen Urlaubs die Krähen getummelt und überall Erdklumpen verteilt haben. 

 

Am Nachmittag sind Natascha und Melissa das erste Mal wieder alleine am Stall und versorgen die Pferde. 

 

Amor hat das frische Grün entdeckt und macht nebenher noch Gymnastik. Der Senior ist da echt geschickt! Ich habe extra den Strom kontrolliert. ;-)  

Gerret bei der Stallarbeit
Gerret bei der Stallarbeit

26.12.2016

 

Alles klar, es hilft wohl nix: Amor findet es doof, von Kurti getrennt zu stehen. Auch in der letzten Nacht hat er sich unterm unteren Absperrband durchgemogelt und damit den Torgriff zerbröselt. Ergo kommt ab nächster Nacht Strom auf die Absperrbänder. 

 

Ansonsten lassen wir die Jungs heute während der morgendlichen Stallarbeit auf die Winterweide, damit sie sich etwas die Beine vertreten und den Kopf lüften können. Vor allem bei Kurti hilft soetwas ja immer sehr gut gegen Stallkoller. Nach einer Stunde holen wir die beiden wieder in den Paddock; länger möchte ich sie nicht draußen lassen, obwohl der Boden einigermaßen trittfest ist. Aber das sehr kurze Gras ist mir hinsichtlich Hufrehe o. ä. nicht ganz geheuer. 

27.12.2016

 

*ächzt* *stöhn* Um 06.00 Uhr klingelt der Wecker, um 06.15 Uhr bin ich am Stall. Die unter Strom gesetzten Absperrbänder haben gehalten - zudem gabs gestern ja auch noch eine neue Batterie mit ordentlich Wumms. Ich muß mich erst mal wieder an die Stallarbeit gewöhnen. 

 

Meine Kätzchen waren auch beide am Stall. Paula hat sich zwar sicherheitshalber gleich nach draußen verkrümelt, sitzt aber ruhig draußen auf dem Weg und schaut, was ich da so treibe. 

 

Am Spätnachmittag bekommt Amor dann mal wieder einen feucht-warmen Retterspitz-Wickel auf den Rücken und gemeinsam mit Natascha, Melissa und Kurti gehen wir eine gute Stunde im Dunkeln im Wald spazieren - natürlich ausgestattet mit allem möglichen Leucht-Blink-Blink-Gedöns, damit man uns auch sieht. ;-) 

28.12.2016

 

Amor kommt am späten Nachmittag an die Longe. Ich bin gespannt - und werde nicht enttäuscht: Amor läuft völlig anders als vor dem Fitness-Senioren-Urlaub! Er siegelt schon im Schritt sehr gut mit der Hinterhand in die Spur der Vorderhufe, tritt hin und wieder sogar schon mal darüber hinaus. Das Tempo ist zügig und vor allem hat er von Anfang an eine ganz tolle Körperspannung! :-) :-) :-) Nachdem wir uns 10 Minuten warmgeschrittelt haben, währenddessen er schon immer gerne antraben wollte, lasse ich ihn dann gewähren und losträbeln. Boh! Toll! :-) Ich erarbeite mir langsam eine bessere Anlehnung, was vor allem rechte Hand ja etwas kniffliger ist. Aber indem ich Amor immer wieder schön stelle, nach vorne schicke und vor allem seine Schulter gut mit der Longierpeitsche kontrolliere, klappt das ziemlich schnell. Der Boden der Reitwiese ist zwar weicher, aber noch griffig genug; Amor rutscht kaum. So kann ich ihn, nachdem wir zwischendrin auch mal kurz für etwas Schulterherein an der Hand unterbrochen haben, an der Longe angaloppieren lassen. 

 

Ich bin totaaaaal happy! :-) 

29.12.2016

 

Nachmittags ist Natascha am Stall und bespaßt das Mörchen mit etwas Bodenarbeit. 

 

Abends lassen wir die Jungs während der Stallarbeit wieder für eine Stunde auf die Winterweide und bekommen noch Wasser geliefert - das letzte Mal dieses Jahr. Ich habe insoweit denn auch unsere Statistik für dieses Jahr komplettiert: 

 

www.pfinzgauranch.de/die-pfinzgauranch-1/f%C3%BCtterung/futterplan-und-statistik/

 

Ich habe unsere Wildbeobachtungskamera mal wieder hervorgekramt und will schauen, ob und wie Amor sich nachts im Stall hinlegt. 

Das Mörchen im Spänebett - dort lag er eine gute Stunde
Das Mörchen im Spänebett - dort lag er eine gute Stunde

30.12.2016

 

Aufgrund der eisigen Temperaturen nachts und heute auch tagsüber nehme ich am Abend das erste Mal seit Ewigkeiten mal wieder unsere Frühbeetheizungen unter dem IBC-Container und dem Zinkbottich in Betrieb. 

 

Ansonsten genießen die Jungs den einstündigen Koppelgang am späten Nachmittag: 

Mit Amor kurz als Handpferd
Mit Amor kurz als Handpferd

31.12.2016

 

Den letzten Tag des Jahres beginne ich vormittags alleine mit der Stallarbeit, weil Gerret in der letzten Nacht arbeiten mußte und sich für Silvester ausschläft. Die Pferde dürfen derweil wieder eine Stunde raus. Ich habe extra wieder meine Kamera mitgenommen - Halli-Galli-Drecks**-Party-Bilder gibts wieder nicht; man schlotzt lieber am gefrorenen Gras herum. 

 

Am Nachmittag gehe ich dann mit dem Punkti eine Runde ins Gelände. Anfangs muß ich ihn etwas zu einem akkuraten Schritt auffordern, doch schon der Trab ist richtig schön, auf leichtesten Schenkeldruck geht Kurti vorwärts. :-) Wir galoppieren auch zweimal, und ich lasse den Zügel jeweils ganz lang, so daß der Punkti sich streckt und frei vorwärts geht. Ich versuche, so wenig als möglich zu stören. Ein schöner Reisegalopp. :-) An der Grünen Hütte treffen wir uns wieder mit Amor und Gerret und wandern durch den schön vereisten Winterwald wieder zum Stall. 

 

Schon um 17.30 Uhr werden Silvesterböller abgefackelt und die ersten Sternenspritzer sind zu sehen. Amor schaut gemütlich in deren Richtung, Kurti interessiert das gar nicht - Heu ist wichtiger. ;-) 

Wir wünschen Euch einen schönen Jahresabschluß und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!